Hans Arno Joachim (geboren 3. Mai 1902 in Freiburg im Breisgau; deportiert in das KZ Auschwitz am 27. März 1944) war ein deutscher Schriftsteller.
Leben
BearbeitenHans Arno Joachim wuchs als Sohn des Frauenarztes Hermann Joachimcyk (1865–1940 in Gurs)[1] und der Emilie Roos in Freiburg auf und besuchte das Berthold-Gymnasium. Er studierte ab 1920 Germanistik unter anderem bei Philipp Witkop an der Universität Freiburg im Breisgau und bei Artur Kutscher an der Universität München. Ab 1923 studierte er Philosophie bei Martin Heidegger in Freiburg.
Im Jahr 1923 begann die enge Freundschaft zwischen Joachim, Alfred Kantorowicz und Peter Huchel, später wohnten sie für eine Zeit gemeinsam in einer Kleinwohnung am Bülowplatz in Berlin. 1924 publizierte Joachim in der Frankfurter Zeitung einen ersten Essay, 1929 veröffentlichte er eine erste von mehreren Arbeiten in der Neuen Rundschau. Joachim heiratete 1930 die Grafikerin Gerda Aufrichtig (gestorben 1975). Joachim gilt als Pionier des Hörspiels, 1932 wurde sein Hörspiel Der Philosoph am Fenster gesendet.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 flohen Joachim und seine Frau nach Frankreich. Joachim war 1936 Juror beim Heinrich Heine-Preis des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller im Ausland.
Nach Kriegsausbruch wurde Joachim in einem Internierungslager inhaftiert, aus dem er 1940 entweichen konnte, seine Frau wurde im Lager Gurs inhaftiert. Während ihr nach der Entlassung die Emigration in die USA gelang, wartete Joachim vergebens auf eine Ausreisemöglichkeit und hielt sich in Bormes, dann in Sanary auf. 1941 war Joachim erneut für kurze Zeit in Toulon inhaftiert und tauchte danach unter. Anfang 1944 wurde er im Lager Brignoles inhaftiert, von dort in das Sammellager Drancy überführt und am 27. März 1944 mit dem Konvoi Nummer 70 in das KZ Auschwitz deportiert, wo er an einem unbekannten Datum ermordet wurde.
Joachims Hörspiel Die Stimme Victor Hugos wurde 1952 unter Herwart Grosses Regie für den Berliner Rundfunk produziert.
Werke (Auswahl)
Bearbeiten- Walter Gutkelch: Gedichte 1921–1929. Auswahl von Hans Arno Joachim. Waldemar Hoffmann, Berlin 1930.
- Die Stimme Victor Hugos. Hörspiel. Nachwort Heinrich Mann. Éditions du Phénix, Paris 1935. Ursendung Radio Basel 8. Dezember 1935.
- Der Philosoph am Fenster. Essays, Prosa, Hörspiele. Hrsg. von Wolfgang Menzel. Edition Isele, Eggingen 1990, ISBN 978-3-925016-52-3.
Literatur
Bearbeiten- Alfred Kantorowicz: Deutsche Schicksale. Intellektuelle unter Hitler und Stalin. Europa, Wien 1964, S. 195–213.
- Heinke Wunderlich, Stefanie Menke: Sanary-sur-Mer. Deutsche Literatur im Exil. Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01440-1, S. 119–127.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Hans Arno Joachim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Antonín Dick: Das Dreigestirn. In memoriam Hans Arno Joachim. Der jüdische Schriftsteller starb vor 70 Jahren in Auschwitz, in: Neues Deutschland, 7. Mai 2014, online bei Poetenladen
- Hans Arno Joachim, bei Stolpersteine in Freiburg
- Hans Arno Joachim, bei LEO-BW
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hermann Joachim, bei Stolpersteine in Freiburg
Personendaten | |
---|---|
NAME | Joachim, Hans Arno |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 3. Mai 1902 |
GEBURTSORT | Freiburg im Breisgau |
STERBEDATUM | nach 27. März 1944 |
STERBEORT | KZ Auschwitz |