Hans Stoisser

österreichischer Unternehmer und Politiker (ÖVP), Bürgermeister von Leibnitz, Landtagsabgeordneter der Steiermark

Hans Stoisser (* 17. März 1927 in Leibnitz; † 28. Dezember 2022 ebenda) war ein österreichischer Unternehmer und Politiker (ÖVP).

Am 6. April 1970 zog er erstmals in den steirischen Landtag ein und gehörte diesem bis zum 18. Oktober 1991 in fünf aufeinanderfolgenden Gesetzgebungsperioden als Landtagsabgeordneter angehörte.

Leben und Wirken

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Hans Stoisser wurde am 17. März 1927 als Sohn des ledigen Bauernsohns und Tischlers Blasius Stoisser auf der Adresse Hauptplatz 1 in Leibnitz geboren.[1][2] Sein Vater war als lediger Bauernsohn nicht erbberechtigt und hatte nach seiner allgemeinen Schulausbildung als 16-Jähriger beim E-Werk in Lebring als Hilfsarbeiter gearbeitet und danach bei einem Bauerntischler eine Tischlerlehre absolviert.[2] Danach folgten einige Wanderjahre, ehe er in Leibnitz die für damalige Verhältnisse moderne Tischlerei seines Lehrmeisters übernahm.[2] Nach der Volks- und der Hauptschule besuchte Hans Stoisser die BULME für Maschinenbau in Graz, musste seine dortige Ausbildung jedoch unterbrechen, nachdem er mit 16 Jahren zur Luftwaffe und damit zur Wehrmacht in den Kriegsdienst einberufen wurde. Davor gehörte er innerhalb der Hitlerjugend der Flieger-HJ an, da er bereits damals davon träumte Flugzeugbauer zu werden.[2] Bereits mit 16 Jahren war er ein voll ausgebildeter Segelflieger und freiwilliger Offiziersbewerber der deutschen Luftwaffe.[2] Bei der Luftwaffe erhielt eine Ausbildung zum Piloten und geriet noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges in sowjetische Kriegsgefangenschaft, von der er erst nach zweieinhalb Jahren wieder frei kam. Seine Gefangenschaft verbrachte er teilweise in einem Asbest-Steinbruch im Ural,[1] ehe er vom Direktor des Unternehmens von der körperlichen Arbeit befreit und – da er die Kyrillschrift beherrschte – zum Schreiberling umfunktioniert wurde.[2]

Nach seiner Rückkehr nach Österreich konnte er seine zuvor unterbrochene Ausbildung fortsetzen und im Jahre 1948 mit der Matura abschließen. Danach absolvierte er noch eine Lehre in der Tischlerei seines Vaters und erhielt zudem die Standesbezeichnung Ingenieur. Sein Vater, den sein Sohn als autoritärer Erzieher beschreibt, hatte ihn bereits während der Schulzeit gedrängt, eine Tischlerlehre zu beginnen.[1] Dieser hatte jedoch bereits zu damaligen Zeitpunkt großes Interesse an der Fliegerei und dem Flugzeugbau und führte eigenmächtig die Ausbildung an der BULME weiter.[1] Nach drei Jahren wurde Stoisser – laut eigener Aussage seiner Mutter zuliebe – Tischlermeister, führte das Unternehmen seines Vaters nach dessen Tod mit drei, vier Mitarbeitern weiter[1] und verzichtete auf ein vorerst beabsichtigtes Studium der Luftfahrttechnik.[1]

Im Jahre 1958 heiratete Hans Stoisser die spätere Unternehmerin Erika Pichler (1939–2019), mit der er vier Kinder und viele Enkelkinder hatte. Zusammen mit seiner Frau baute er das Unternehmen noch in den 1960er Jahren zu einem florierenden Möbelbauunternehmen aus.[1] Das Unternehmen beschäftigte zur Hochzeit über 40 Mitarbeiter und richtete Hotels und Krankenhäuser von Deutschland bis nach Russland ein.[1] Mit seiner Frau verlagerte er den Betrieb in die Leibnitzer Augasse, wo das Unternehmen bis zuletzt seinen Firmensitz hatte.[1] Sein Schwager, der 1969 tödlich verunglückte Karl Altenburger, überredete Stoisser, gemeinsam mit ihm Gemeinderat von Leibnitz zu werden.[1] Dem Gemeinderat seiner Heimatgemeinde gehörte er dann von 1965 bis 1978 an und wurde daraufhin mit großer Mehrheit zum Bürgermeister der Stadt Leibnitz gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis 1983, ehe er durch Wolfried Filek-Wittinghausen abgelöst wurde. In seine Amtszeit fielen etwa der Bau der nach Eduard Staudinger benannten Staudinger-Hauptschule (heute: MS1 Leibnitz), die Sportstätte im Städtischen Bad, bei der von Reinhold Heidinger unterstützt wurde, oder die erstmals flächendeckende Asphaltierung des Leibnitzer Straßennetzes unter Stadtbaudirektor Hubert Mitteregger sowie die Forcierung des Wohnbaus in der Stadt Leibnitz.[1] Außerdem ist er einer der Mitbegründer der Städtepartnerschaft zwischen Leibnitz und Pedra Badejo auf Kap Verde.[2] Eher zufällig schaffte Stoisser im Zuge der Landtagswahl 1970 den Einzug in den steirischen Landtag, nachdem er sich als damaliger ÖVP-Fraktionsführer auf eine – wie er damals selbst annahm – nicht wählbare Stelle auf eine Kandidatenliste hatte schreiben lassen und dann überraschend den Einzug schaffte. Dem Landtag der Steiermark gehörte in weiterer Folge über 21 Jahre lang bis zum 18. Oktober 1991 in fünf verschiedenen Gesetzgebungsperioden (VII., VIII., IX., X. und XI.) als Abgeordneter an. In dieser Zeit saß er unter anderem im Finanzausschuss, im Verkehrsausschuss und im Wirtschaftsausschuss.

Darüber hinaus war er Berufsschullehrer,[1] Bezirksmeister der Tischler sowie Kammerrat der gewerblichen Wirtschaft und später Präsident der Handelskammer Steiermark. Über 20 Jahre lang war der Kommerzialrat aktiv in der Interessenvertretung auf Bundes- und Landesebene für die Wirtschaftskammer Steiermark (insbesondere die Sparte Gewerbe und Handwerk sowie der Landesinnung der Tischler und Holzgestalter) tätig und war ab 1980 Vizepräsident und von 1985 bis 1990 Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark.[3][4] Außerdem war er von 1980 bis 1990 Landesgruppenobmann im Wirtschaftsbund Steiermark[5] und von 1966 bis 1993 Funktionär und innerhalb dieses Zeitraumes Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Leibnitz.[6] Für seine Verdiente wurde er 1987 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark, danach noch mit dem Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern und der Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Leibnitz geehrt.[7] Noch kurz vor seinem Tod wurde Stoisser im September 2022 für seine 70-jährige Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr ausgezeichnet.[2][8]

In der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember 2022[2] starb Stoisser im Alter von 95 Jahren in seiner Geburts- und Heimatstadt Leibnitz und wurde am 3. Jänner 2023 nach einer Verabschiedung in der Stadtpfarrkirche Leibnitz am Friedhof Leibnitz beerdigt.[9][10] Seine Frau war knapp vier Jahre zuvor, am 5. Jänner 2019, nach einer langen Demenzerkrankung[2] im Alter von 79 Jahren gestorben.[11]

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l Leibnitz aktuell, 38. Jahrgang, März 2012, S. 14/15
  2. a b c d e f g h i j Große Trauer um Hans Stoisser, abgerufen am 16. August 2024
  3. Parte der Wirtschaftskammer Steiermark für Hans Stoisser, abgerufen am 16. August 2024
  4. Parte der Steirischen Volkspartei für Hans Stoisser, abgerufen am 16. August 2024
  5. Parte des Wirtschaftsbunds Steiermark für Hans Stoisser, abgerufen am 16. August 2024
  6. Parte der Raiffeisenbank Leibnitz für Hans Stoisser, abgerufen am 16. August 2024
  7. Parte der Stadtgemeinde Leibnitz für Hans Stoisser, abgerufen am 16. August 2024
  8. Ehrung für zwei Mitglieder der Stadtfeuerwehr Leibnitz, abgerufen am 16. August 2024
  9. Parte der Familie für Hans Stoisser (1), abgerufen am 16. August 2024
  10. Parte der Familie für Hans Stoisser (2), abgerufen am 16. August 2024
  11. Traueranzeigen von Erika Stoisser (geb. Pichler), abgerufen am 16. August 2024