Heidelberger Schicksalsbuch
Das Heidelberger Schicksalsbuch ist eine Pergamenthandschrift, die nach 1491 in Regensburg angefertigt wurde und als Teil der ehemaligen Bibliotheca Palatina in der Heidelberger Universitätsbibliothek aufbewahrt wird (Cod. Pal. germ. 832). Auf 275 Seiten behandelt die bebilderte Handschrift Themen der Astrologie und Magie, basierend auf dem Gedankengut der spätmittelalterlichen, abendländischen Bevölkerung. Auf Blatt 103 sowie auf dem hinteren Deckel findet sich ein drehbares Papierastrolabium.
Die Handschrift ist ein bedeutendes Zeugnis für die damals hochentwickelte Miniaturmalerei, die in zahlreichen Abbildungen durch die Federn von Berthold Furtmeyr und (vermutlich) dem Regensburger Maler Thomas Schilt zum Ausdruck kam.[1] Die reiche Ausstattung des Codex legt nahe, dass es sich um eine Auftragsarbeit aus den Reihen des wohlhabenden Adels handelte. Konkret werden der pfälzische Kurfürst Philipp der Aufrichtige und seine Frau Margarete von Bayern-Landshut als Auftraggeber vermutet.[2]
Inhalt
BearbeitenDas Schicksalsbuch enthält nachstehende Beiträge führender Wissenschaftler damaliger Zeit:[3][4]
f. 1v: Inhaltsverzeichnis
f. 1v-27r: Astrologischer Monatskalender nach Regiomontanus, bebildert durch B. Furtmeyr
f. 28r-33r: Erläuterungen zum Gebrauch des Kalenders sowie für das Astrolabium planum
f. 36r-83v: Johannes Angelus nach Pietro d’Abano (?): Astrolabium planum, illustriert, dt.
f. 84r-92r: Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus[5]
f. 92v-98r: Von den zwölf Tierkreiszeichen
f. 98v-101v: Von den Planeten und ihren Kindern, (Planetenkinder)
f. 102rv: Darstellung zur Bestimmung der Planetenstunden; Anweisung zur Benutzung des nachfolgenden Drehbildes Astrolabium
f. 103r: B. Furtmeyr: Ganzseitiges Astrolabium mit drehbarer Scheibe zur Bestimmung der Planetenstunden
f. 104r-105v: Die vier Complexionen
f. 106r-108r: Die vier Elemente
f. 108v: Ein Windschema mit Erläuterungen
f. 110r-116r: Das Traumbuch
f. 118v-119r: Abbildung zweier Instrumente zur Bestimmung der Temporalstunden aus Regiomontanus, Calendarium deutsch
f. 120r-125v: Sandkunst der 16 Richter
f. 127r-129r: Guido Bonatti, Astrologie, dt. mit Rotae
f. 137r-233v: Johannes Hartlieb, Namenmantik
f. 137r-233v: Geomantie, mit Auszügen von Johannes Hartlieb (?)
f. 244r-248r: Astrologischer Jagdtraktat; Planetenstunden
f. 248r-259r: Mondwahrsagenbuch nach den 28 Mansionen; Beschreibung eines Kalendars[6]
f. 259v-271v: Traktat zur Prognostik
- Rückendeckel Astrolabium mit drehbarer Scheibe und Zeiger
Die nicht genannten Seiten sind leer.
Faksimile
BearbeitenDas Heidelberger Schicksalsbuch – >Astrolabium planum<, Codex Palatinus Germanicus 832 der Universitätsbibliothek Heidelberg. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1981. Im Jahr 2010 brachte Frölich & Kaufmann Verlag und Versand GmbH, Berlin, noch eine Sonderaufbindung des Faksimile-Teils mit den Tierkreiszeichen, Bl. 36–83, einschließlich Kommentar heraus.
Literatur
Bearbeiten- Bernhard D. Haage: Kommentar zum Faksimile (Mit Abschnitten Einführung, Überlieferung, Kulturhistorische Aspekte des <Astrolabium planum>, Textteil, Anhang)
- Matthias Miller, Karin Zimmermann, Pamela Kalning, Universitätsbibliothek Heidelberg: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 671-848), Wiesbaden 2016, S. 552, S. 553, S. 554, S. 555, S. 556, S. 557.
- Edeltraud Jantschke: Stilkritische Beschreibung der Miniaturen des Regensburger Illuministen Berthold Furtmeyr. Erlangen 1951.
- John Michell: Sonne, Mond & Steine. Ein kleiner geschichtlicher Abriss der Astro-Archäologie. In: Werner Pieper’s MedienXperimente (Hrsg.), Löhrbach 1989, ISBN 3-925817-56-5.
- Christoph Wagner, Clemens Unger (Hrsg.): Furtmeyr Meisterwerke der Buchmalerei und die Regensburger Kunst in Spätgotik und Renaissance. Verlag Schnell&Steiner, Regensburg 2010 (= Begleitbuch zur Ausstellung Berthold Furtmeyr. Meisterwerke der Buchmalerei. Aufbruch zur Renaissance in Regensburg. Historisches Museum Regensburg vom 29. November 2010 bis 13. Februar 2011) ISBN 978-3-7954-2313-1.
- A. von Rohr: Bertold Furtmeyr und die Regensburger Buchmalerei des 15. Jahrhunderts. Dissertation, Bonn 1967, S. 92–94, 132, 165f, 205f.
- Bernhard D. Haage: Das >Heidelberger Schicksalsbuch<, CPG 832. In: Zeitschrift für deutsches Altertum, 110 (1981), S. 143–158.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bernhard D. Haage: Kommentar zum Faksimile, S. 32.
- ↑ Pamela Kalnig, Matthias Miller et al.: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 671–848), Wiesbaden 2016, S. 552–557, hier S. 552.
- ↑ Pamela Kalnig, Matthias Miller et al. Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 671–848), Wiesbaden 2016, S. 552–557, hier S. 553–557.
- ↑ Bernhard D. Haage: Kommentar zum Faksimile, S. 35–41.
- ↑ Hans H. Lauer: Michael Scotus. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 986.
- ↑ https://handschriftencensus.de/werke/3412 Mondwahrsagebuch, Johannes Hartlieb, abgerufen am 7. März 2023
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Heidelberger Schicksalsbuch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Handschriften – digital. Heidelberger Schicksalsbuch. In: ‘Heidelberger Schicksalsbuch’ - Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. Germ. 832. Universitätsbibliothek Heidelberg, abgerufen am 27. September 2024.
- Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832. Heidelberger Schicksalsbuch. Bibliotheca Palatina - digital, abgerufen am 27. September 2024.
- Heidelberger Schicksalsbuch. DFGViewr, abgerufen am 27. September 2024.