Heidrun Thaiss
Heidrun Thaiss ist eine deutsche Kinderärztin und Hochschullehrerin. Sie leitete von 2015 bis 2020 die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Thaiss ist Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin und Mitglied des Hochschulrats der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Werdegang
BearbeitenThaiss studierte Medizin und wurde im Jahr 1983 zum Thema „Störungen der Hämostase bei Patienten mit juvenilem Diabetes mellitus (Diabetes mellitus Typ I), neue Aspekte der Microangiopathia diabetica“ an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg promoviert.[1] An der Freiburger Universitätskinderklinik absolvierte sie ihre Facharztausbildung zur Kinderärztin. Begleitend war Thaiss wissenschaftlich tätig und forschte zur Hämostaseologie.[2] Ab 2008 war Thaiss im Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein tätig. Sie leitete dort die Leitstelle Prävention und Gesundheitsförderung des Landes Schleswig-Holstein.[3] Im Jahr 2020 wurde sie Honorarprofessorin für Health Promotion an der Technischen Universität München.[2]
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
BearbeitenIm Jahr 2015 übernahm Thaiss die Leitung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.[1] Im Laufe ihrer Amtszeit stieg die Beschäftigtenzahl dieser Behörde um ein Drittel an. Zudem stand die BZgA mehrfach in der Kritik, sowohl von Expertenseite als auch durch den Wissenschaftsrat. Kritisiert wurde geringe Publikationstätigkeit und unzeitgemäße Kommunikation.[4] Diese Missstände wurden teilweise seit mehreren Jahren von vielen Seiten angemahnt.
Im Jahr 2017 kam vermehrte Kritik von Seiten der Krankenkassen hinzu, die sich auf die Regelungen des im Jahr 2016 in Kraft getretenen Präventionsgesetzes bezog. Dieses sieht vor, dass die Gesetzliche Krankenversicherung der BZgA ein Budget für die Gesundheitsförderung und -prävention in verschiedenen Lebenswelten, also beispielsweise auf die Situation von Langzeitarbeitslosen zugeschnittene Konzepte, bereitstellt. Dem Vorwurf der Krankenkassen, dieses als "Zwangsabgabe" empfundene Budget nicht sachgerecht zu nutzen, widersprach Thaiss und betonte, dass die Gründe für den geringen Abruf der Mittel in einer ungenügenden Mitarbeit der Kostenträger begründet wäre.[5] Im Zuge der COVID-19-Pandemie in Deutschland initiierte Thaiss eine Kampagne der BZgA für eine größere Akzeptanz der Impfung innerhalb der Bevölkerung.[6]
Thaiss initiierte weitgreifende Änderungen in der Arbeitsweise und der personellen Aufstellung der BZgA und sorgte für Fortschritte bei den Aktivitäten zur Präventions- und Gesundheitsförderung.[7] Ihr Einsatz für eine wissenschaftliche Grundlage der Arbeit der BZgA wurde gelobt und die Aufnahme der BZgA in die internationale Dachorganisation International Association of National Public Health Institutes (ANHI) wurde insbesondere Thaiss‘ Engagement zugeschrieben.[8] Neben dem Robert Koch-Institut ist die BZgA seither die einzige deutsche Institution in der ANHI. Im Jahr 2020 gab Thaiss planmäßig die Leitung der BZgA ab.[4]
Engagement
BearbeitenThaiss gehört dem wissenschaftlichen Beirat des Robert Koch-Institutes für die Untersuchung der Prävalenz des Diabetes mellitus (Diabetes Surveillance am RKI) an.[9] Zudem engagiert sie sich im Nationalen Aktionsbündnis Impfen, das sie seit 2021 wissenschaftlich berät.[7] In der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin ist Thaiss seit Langem aktiv und gehörte bereits seit Jahren dem Vorstand an, als sie im Januar 2023 zur Präsidentin gewählt wurde.[10]
Ehrungen
Bearbeiten- 2022 Meinhard von Pfaundler-Preis der Stiftung Kindergesundheit
Weblinks
Bearbeiten- Profil von Heidrun Thaiss auf der Website der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Dr. Heidrun Thaiss ist neue Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Artikel vom 28. Januar 2015 auf der Website jugendhilfeportal.de, der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland, aufgerufen am 9. Februar 2023
- ↑ a b "Top-Gesundheitsexpertin: Was sich ändern muss, damit sich mehr Menschen impfen lassen", Bericht vom 23. Dezember 2021 auf Focus Online, aufgerufen am 10. Februar 2023
- ↑ "Dr. med. Heidrun Thaiss ist neue Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung", Pressemeldung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vom 28. Januar 2015 auf der Website der BZgA, aufgerufen am 10. Februar 2023
- ↑ a b "Kritik von Experten: Spahn plant grundlegende Reform der BZgA", Artikel vom 28. Oktober 2020 auf MedWatch, aufgerufen am 9. Februar 2023
- ↑ "Ein Großteil der Mittel hätte bereits verausgabt werden können", Interview vom 20. Juli 2017 auf gerechte-gesundheit.de, aufgerufen am 11. Februar 2023
- ↑ "BZgA-Chefin Heidrun Thaiss: Die andere Hälfte überzeugen", Bericht vom 18. Dezember 2020 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (online), aufgerufen am 11. Februar 2023
- ↑ a b "Thaiss für Verdienste in der Gesundheitsförderung ausgezeichnet", Bericht vom 8. November 2022 in der Ärztezeitung (online), aufgerufen am 10. Februar 2023
- ↑ „Heidrun Thaiss: Von Kuration zur Prävention“, Meldung im Deutschen Ärzteblatt 2022; 119(48) online, aufgerufen am 9. Februar 2023
- ↑ Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats im Berufungszeitraum 2020 und 2021, Website des Projekts Diabetes Surveillance am Robert Koch-Institut auf der Website des RKI, aufgerufen am 11. Februar 2023
- ↑ "Sozialpädiatrie. Neue Doppelspitze fürs Kindeswohl", Pressemitteilung vom 21. Januar 2023 auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, aufgerufen am 11. Februar 2023
Personendaten | |
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NAME | Thaiss, Heidrun |
ALTERNATIVNAMEN | Thaiss, Heidrun M. |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Kinderärztin und Hochschullehrerin |
GEBURTSDATUM | 20. Jahrhundert |