Heimann Wolff Berend

deutscher Chirurg und Orthopäde

Heimann Wolff Berend (* 29. November 1809 in Landsberg/Warthe; † 25. Juni 1873 in Berlin) war ein deutscher Chirurg und Orthopäde. Er zählt zu den Wegbereitern der wissenschaftlichen Orthopädie.

 
Grab von Heimann Wolff und Bertha Berend.

Heimann Wolff Berend wurde als Sohn jüdischer Eltern in Landsberg/Warthe geboren. Mit 15 Jahren kam er nach Berlin und besuchte das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster. Nach der Reifeprüfung studierte er von 1828 bis 1832 an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) Medizin und schloss mit der Promotion ab. Zusammen mit Moritz Michael Eulenburg veröffentlichte er 1833 Situs sämmtlicher Eingeweide der Schädel-, Brust und Bauchhöhle.

1834 ließ er sich in Berlin als Chirurg nieder. Daneben arbeitete er von 1837 bis 1840 auch als chirurgischer Assistenzarzt unter Johann Friedrich Dieffenbach an der Charité. 1840 gründete er in Berlin ein gymnastisch-orthopädisches Heilinstitut, das er bis zu seinem Tode leitete. Bereits 1847 konnte er hier mehr als 70 Patienten stationär unterbringen. Seit 1842 verfasste Berend in zweijährigen Abständen Berichte über die Arbeit in seinem Institut. Bis 1870 erschienen so fast 300 Krankengeschichten. Als Orthopäde setzte er sowohl konservative als auch operative Verfahren ein. Er benutzte als erster Berliner Arzt 1847 die Äthernarkose und entwickelte mehrere orthopädische Hilfsapparate. In den 1850er Jahren begann er als einer der ersten Mediziner, eine systematische Sammlung von Patientenfotografien anzulegen. Die ersten Aufnahmen entstanden spätestens im Sommer 1853. Ab 1858 beauftragte er den Fotografen Leopold Haase (1831–1901) mit der Ausführung der Arbeiten. Bis 1865 hatte Berends Sammlung einen Umfang von über 1000 Abbildungen erreicht. Ab 1861 hatte er auch die Position des Leitenden Arztes der Chirurgischen Abteilung am Jüdischen Krankenhaus in der Auguststraße inne.

Berend war seit 1846/47 Mitglied der Königlichen Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt.[1]

Verheiratet war er seit 1838 mit Bertha Hirsch (1817–1897). 1841 wurde sein erster Sohn Emil (1841–1900) geboren, 1843 sein Sohn Albert (1843–1863). Heimann Wolff Berend starb 1873. Sein Grab befindet sich noch heute auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee.

Schriften (Auswahl)

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  • De cancro labiali additis observationibus tribus, Dissertation, 1832
  • Beiträge zur Behandlung der Contracturen mittelst Sehnen- und Muskeldurchschneidung, J. Petsch, Berlin 1840
  • Ueber die Behandlung veralteter Knie-Contracturen, A. W. Schade, Berlin 1841
  • Die bisherigen Ergebnisse der Rückenmuskeldurchschneidung für die Heilung der seitlichen Rückgrathsverkrümmungen, Reimer, Berlin 1843
  • Ueber die Benutzung der Lichtbilder für heilwissenschaftliche Zwecke. In: Wiener medizinische Wochenschrift 5, 1855, S. 291–293
  • Die Weltausstellung zu Paris im Jahre 1855 in chirurgischer und orthopädischer Beziehung, A. W. Schade, Berlin 1856
  • Ueber Necrose im Amputationsstumpfe, nebst Beschreibung eines seltenen derartigen Operationsfalles, C. Nöhring, Berlin 1859
  • Zur Casuistik der Brucheinklemmung, G. Hempel, Berlin 1860
  • Zur casuistischen Darlegung des gegenwärtigen Standpunktes der orthopädischen Chirurgie. In: Berliner klinische Wochenschrift 36, 1864
  • Ein orthopädischer Lehr-Apparat für die Kaiserliche Russische Universität Kiew, Hirschwald, Berlin 1865
  • Zur differentiellen Diagnostik der Kyphosis, Berlin 1868
  • Ueber den Nutzen der Heilgymnastik zur Beseitigung der durch Verletzungen mittelst Kriegswaffen entstandenen Gebrechlichkeiten, Berlin 1871

Literatur

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  • Benjamin A. Marcus: Heimann Wolff Berend (1809–1873) und Moritz Michael Eulenburg (1811–1887). Berliner Orthopäden im 19. Jahrhundert. In: L. Zichner, M. Rauschmann, K.-D. Thomann (Hrsg.): Geschichte Konservativer Verfahren an den Bewegungsorganen. Springer, Berlin 2001, ISBN 978-3-7985-1267-2, S. 227–232 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Eva Brinkschulte: Patienten in Pose – Zu den Patientenbildern aus dem gymnastisch-orthopädischen Institut von Heimann Wolff Berend in Berlin 1840–1870. In: L. Zichner, M. Rauschmann, K.-D. Thomann (Hrsg.): Geschichte Konservativer Verfahren an den Bewegungsorganen. Springer, Berlin 2001, ISBN 978-3-7985-1267-2, S. 17–30 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Eva Brinkschulte, Yara Lemke Muniz de Faria: Patienten im Atelier. Die fotografische Sammlung des Arztes Heimann Wolff Berend 1858 bis 1865. In: Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie 21, 2001, S. 17–26.
  • Axel W. Bauer: Berend, Heimann Wolff. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Band 1. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-015714-4, S. 165 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, Saur, München 1999, ISBN 3-598-23186-5.
  • M. Eppler: Heimann Wolff Berend (1809–1873). Wegbereiter einer wissenschaftlichen Orthopädie im 19. Jahrhundert. Medizinische Dissertation Heidelberg/Mannheim 1991.
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Commons: Heimann Wolff Berend – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Jürgen Kiefer: Bio-bibliographisches Handbuch der Akademie Gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt: 1754 - 2004; aus Anlaß der 250. Jahrfeier; bio-bibliographisches Handbuch der Protektoren und Spezialprotektoren, der Träger von Ehrentiteln und Inhaber von Ehrenämtern, der Preisträger sowie der Ehren-, Ordentlichen und Auswärtigen Mitglieder, einschließlich einer chronologischen Übersicht aller Aufnahmen, der Mitglieder der Erziehungswissenschaftlichen Gesellschaft an der Akademie (eröffnet 1927) und einer Auswahl von Vortragenden, die nicht Mitglieder der Akademie waren; [Festgabe im Jubiläumsjahr]. 2005, ISBN 978-3-932295-61-4, S. 84 (db-thueringen.de [abgerufen am 18. Mai 2024]).