Die Heimattreue Front (HF) war eine 1935 gegründete nationalsozialistische[1] politische Organisation eines einflussreichen Teils der deutschen Bevölkerung in den belgischen Ostkantonen Eupen-Malmedy-St. Vith, die die (Wieder)Eingliederung der Ostkantone in das Deutsche Reich betrieb (diese Gebiete gehörten von 1815 bis 1919 zu Preußen und damit von 1871 bis 1919 zum Deutschen Kaiserreich). Zur Vorgeschichte siehe den:

Historischer Hintergrund

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Durch die Eingliederung der Ostkantone in das belgische Königreich („Provisorische belgische Administration“) im Jahr 1919 nach dem Ersten Weltkrieg waren die deutschen Bewohner zwar zu belgischen Staatsbürgern geworden, allerdings wurden sie erst ab 1925 den übrigen belgischen Staatsbürgern gleichgestellt und ihnen das volle Wahlrecht zugesprochen.

Die – unter umstrittenen Umständen erfolgte – Eingliederung in ein fremdsprachiges Staatsgebiet führte zu erheblichen Spannungen unter der deutschsprachigen Bevölkerung der Ostkantone, und Stimmen zur Wiedereingliederung in das Deutsche Reich wurden laut.

Nach 1933 bekam die Pro-reichsdeutsche-Stimmung in den Ostkantonen durch die Heimattreue Front einen Namen und einen organisatorischen Rahmen. Seine Vereinsmitglieder standen ganz im Zeichen der Propaganda des aufkommenden Nationalsozialismus im Deutschen Reich.

Politischer Aufstieg

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1928/1929[2] wurde von deutschsprachigen Ostbelgiern die Christliche Volkspartei gegründet, die sich aber bald in die HF auflöste.

In den 1930er Jahren wuchsen die politischen Spannung zwischen pro-belgischen und pro-reichsdeutschen Positionen. Dies führte 1935 unter anderem zu der Ausweisung von vier Führungspersonen des Heimatbundes, darunter dem ehemaligen Vorsitzenden der Christlichen Volkspartei Joseph Dehottay (der 1933 von Hitler empfangen wurde[3]), ins benachbarte Deutsche Reich mit gleichzeitiger Aberkennung ihrer belgischen Staatsbürgerschaft.[4] Im Anschluss daran rief die Christliche Volkspartei ihre Wähler zum Beitritt in die Heimattreue Front auf.

Bei den darauffolgenden Parlamentswahlen 1939 bekam die Heimattreue Front 45,1 % aller abgegebenen Wählerstimmen. Die Heimattreue Front wurde somit die mit Abstand stärkste politische Kraft in Eupen-Malmedy.[5] Im Vergleich zum Wahlverhalten der deutschen Bevölkerung in anderen Grenzregionen zum Deutschen Reich, wie dem Sudetenland, in Danzig oder in Memel, wo reichsdeutsch orientierte Parteien mehr als 80 % der Wählerstimmen erhielten, war das Wahlergebnis für die Heimattreue Front jedoch wesentlich niedriger ausgefallen.

Im Eupener Stadtrat hatte die Heimattreue Front nach 1934 bis zum Einmarsch der Wehrmacht 1940 die absolute Mehrheit. Die Soldaten der Wehrmacht wurden bei ihrem Eintreffen von der deutschen Bevölkerungsmehrheit in Ostbelgien als „Befreier“ empfangen, und ihnen wurde zugejubelt; die „Heimkehr ins Reich“ wurde begrüßt. Mit dem Wiederanschluss der Region Eupen-Malmedy-St. Vith an das Reichsgebiet änderten sich allerdings auch die politischen Verhältnisse. Es erfolgte eine Gleichschaltung unter der ideologischen Ausrichtung des Nationalsozialismus.

Finanziell und logistisch wurden die politischen Aktivitäten der Heimattreuen Front aus dem Deutschen Reich u. a. vom Volksbund für das Deutschtum im Ausland (VDA) unterstützt.[6]

Siehe auch

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Literatur

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  • David Mennicken: Die Heimattreue Front. Eine „nationalsozialistische“ Organisation in Belgien 1936–1940. Magisterarbeit. Université catholique de Louvain-la-Neuve, 2010. (235 Seiten)
  • Martin R. Schärer: Deutsche Annexionspolitik im Westen. Die Wiedereingliederung Eupen-Malmedys im Weltkrieg. 1. Auflage. Lang, Bern / Frankfurt am Main / Las Vegas 1975. (2., verbesserte um eine Einleitung und ein Register vermehrte Auflage. 1978)
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  • Andreas Fickers: Gedächtnisopfer. Erinnern und Vergessen in der Vergangenheitspolitik der deutschsprachigen Belgier im 20. Jahrhundert. In: zeitenblicke [ISSN 1619-0459] Jg. 3, 2004, Nr. 1. Gudrun Gersmann u. a., 9. Juni 2004, abgerufen am 31. Januar 2019.

Einzelnachweise

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  1. Siehe:
    • Schärer, Annexionspolitik. S. 32 f. „In Eupen-Malmedy kämpften verschiedene Organisationen für die Rückkehr zu Deutschland: […] und schliesslich [so i.O.] die ‚Heimattreue Front‘ (HF) (1935), die bedeutendste und einflussreichste Organisation: Eine nach dem Muster der NSDAP angelegte Einheitsbewegung aller prodeutschen Kräfte; die HF war […] hauptsächlich aus der ‚Christlichen Volkspartei‘ (CVP) hervorgegangen. Bezirksleiter für Eupen und gleichzeitig Gebietsführer für Ostbelgien war Stefan Gierets, Bezirksleiter für Malmedy war zuerst Matthieu Antoine und nachher Wilhelm Buhrke und für St. Vith Franz Genten. Am 4. März hatte die HF 1'737 [so i.O.] Mitglieder. […]. Neben Gierets, der nach der Annexion Kreisleiter in Eupen wurde, spielte Joseph Dehottay, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Verbandes Malmedy und der CVP vor 1935, ‚der Führer der Deutschen in Eupen-Malmedy‘, eine wesentliche Rolle. Am 15. September wurde er in Berlin zusammen mit dem Führer des Heimatbundes [Eupen-Malmedy-St. Vith], Peter Bohlen, von Hitler während rund 10 Minuten empfangen, […].“
    und
    • Belgien: Zeitgeschichte und Erinnerung an 2 Weltkriege in einem komplizierten Land. Abgerufen am 31. Januar 2019. (mit weiteren Nachweisen in Fußnote 46): „1935 kam es im Wahlkampf zur Gründung einer ‚Heimattreuen Front‘ (H.F.) die aus den militanten Nazis, in der Masse aber aus Mitgliedern und Führern der vormaligen CVP bestand. Einige Sozialisten, die die ablehnende Haltung ihrer Partei gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland nicht mittragen wollten, traten ebenfalls zur ‚Heimattreuen Front‘ über. In der Stadt Eupen, wo die CVP bisher 8 von 13 Stadtverordneten stellte, fanden auch diese zur ‚Heimattreuen Front‘. Die ‚Heimattreue Front‘ war keine eigenständige Partei, sondern vollständig von der NSDAP gleichgeschaltet und von der Gauleitung in Köln kontrolliert. Alle Untergliederungen der Nazi-Partei und die im Reich gleichgeschalteten Organisationen waren auch hier vorhanden, agierten aber unter Tarnnamen.“
    sowie
    • Gedächtnisopfer. Abgerufen am 31. Januar 2019., Absatz <27>: „Die ‚Heimkehr ins Reich‘ war von pro-deutschen und nationalsozialistisch gesinnten Gruppierungen wie der ‚Heimattreuen Front‘ aktiv vorbereitet worden. “
  2. Die Gründung erfolgte jedenfalls vor der Kammerwahlen 1929: „kam es dann 1929 vor den Kammerwahlen doch noch zur Gründung einer ‚Christlichen Volkspartei‘ (CVP)“ (Belgien: Zeitgeschichte und Erinnerung an 2 Weltkriege in einem komplizierten Land. Abgerufen am 31. Januar 2019., nach Fußnote 45).
  3. Siehe noch einmal Schärer, Annexionspolitik. S. 33 wie in Einzelnachweise 1 zitiert.
  4. Schärer: Annexionspolitik. S. 33: „am 24. Juni 1935 entzog ihm [Dehottay] Belgien (zusammen mit seinem Sohn Peter. seinem Bruder Heinrich und ihrem Freund Paul Foxius) aufgrund des am 30. Juli 1934 geschaffenen belgischen Ausbürgerungsgesetzes die belgische Staatsangehörigkeit, was eine sofortige Ausweisung zur Folge hatte.“
  5. Gedächtnisopfer. Abgerufen am 31. Januar 2019., Absatz <27>: „Die ‚Heimattreue Front‘ konnte bei den letzten Parlamentswahlen in Belgien 1939 mit 45,2 % der Stimmen ungefähr die Hälfte aller Wählerstimmen auf sich vereinigen und war somit mit Abstand die stärkste politische Kraft in Eupen-Malmedy.“
  6. Siehe:
    • Schärer: Annexionspolitik. S. 31: „Die wichtigsten Gelder flossen vom ‚Verein für das Deutschtum im Ausland‘ (VDA) und vom Reichsministerium des Innern“.
    und
    • Gedächtnisopfer. Abgerufen am 31. Januar 2019., Absatz <27>: „Finanziell und logistisch wurden die verkappten nationalsozialistischen Aktivitäten der ‚Heimattreuen Front‘ oder anderer Vereine, wie beispielsweise des ‚Segelflugvereins‘ oder der ‚Bogenschützen‘ (beide Vereine waren im Grunde Ableger der Hitlerjugend), vom ‚Verein für das Deutschtum im Ausland‘ (VDA) unterstützt.“
  7. mit „heimattreue-front“ (mit Bindestrich in der neuen URL) – „heimattreue_front“ (mit Tiefstrich in der alten URL).