Heinrich Lingemann (Jurist)

deutscher Jurist im Staatsdienst

Heinrich ("Heinz") Peter Josef Lingemann (* 23. September 1880 in Leichlingen; † 29. Juni 1962) war ein deutscher Staatsanwalt und Richter.

Werdegang

Bearbeiten

Lingemann studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften. 1917 wurde er Staatsanwalt in Frankfurt am Main, 1926 Oberstaatsanwalt in Breslau und im darauffolgenden Jahr in Essen. Auf Verlangen des Gauleiters Josef Terboven wurde der dem Zentrum nahestehende und mit der aus jüdischer Familie stammenden Maria ("Mira"), geb. Leser (1894–1964; Schwester des Ethnologen Paul Leser[1]) verheiratete Lingemann 1933 als Landgerichtsdirektor nach Köln versetzt. Nach erneuter Intervention des nationalsozialistischen Kölner Oberlandesgerichtspräsidenten Bergmann erfolgte die Versetzung als Amtsgerichtsrat an das Amtsgericht Köln zum 1. November 1937 und schließlich auf eigenen Antrag die Versetzung in den Ruhestand zum 1. März 1938. Während ihr Ehemann in Deutschland blieb, verließ Maria Lingemann offenbar noch im selben Jahr Deutschland[2]; im September 1941 wurde sie offiziell ausgebürgert.[3] Noch vor der Kapitulation, nämlich am 1. Mai 1945 wurde der unbelastete Lingemann von den Amerikanern zum Amtsgerichtspräsidenten von Köln ernannt und im Oktober des gleichen Jahres zum Präsidenten des Oberlandesgerichts Düsseldorf. Im September 1948 ging er in den Ruhestand.

Lingemann war mit Alexander Elster Begründer sowie Mitherausgeber des Handwörterbuchs der Kriminologie.

Ehrungen

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. Arani, Berlin 1955.
  • Wolfgang Heilbronn: Der Aufbau der nordrhein-westfälischen Justiz in der Zeit von 1945 bis 1948/9. In: 50 Jahre Justiz in Nordrhein-Westfalen (= Juristische Zeitgeschichte, Bd. 5), Düsseldorf 1996, S. 1–59.
  • Edith Raim: Justiz zwischen Diktatur und Demokratie. Wiederaufbau und Ahndung von NS-Verbrechen in Westdeutschland 1945 - 1949. Oldenbourg, München 2013, ISBN 978-3-486-70411-2.
  • Heinrich Wiesen: Das Oberlandesgericht von 1945 bis zur Gegenwart. In: Ders. (Hg.), 75 Jahre Oberlandesgericht Düsseldorf. Festschrift. Heymanns, Köln/Berlin/Bonn/München 1981, ISBN 3-452-18965-1, S. 85–116.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Paul Leser Papers.
  2. "... keine Todesfälle von Einwohnern jüdischen Glaubens". Der Mord an den Godesberger Juden 1933-1945.
  3. Michael Hepp: Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933 - 45 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen. Bd. 1, Saur, München 1985, ISBN 3-598-10538-X, S. 573 (Liste 256 Nr. 44).