Heinz Zickler

deutscher Trompeter, Musiker und Komponist

Heinz Zickler (* 25. März 1920 in Naundorf; † 12. November 2023[1] in Kesselbach) war ein deutscher Trompeter, Organist, Kantor, Musikpädagoge und Komponist.

Leben und Wirken

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Kindheit und Ausbildung

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Heinz Zickler war das zweite Kind des gelernten Schlossers Arno Zickler und der Elise, geb. Ottmann. Ab seinem vierten Lebensjahr erhielt er Klavierunterricht bei seinem Vater, der nebenberuflich als Klavierstimmer tätig war und zudem im Gottesdienst Orgel spielte. Heinz Zickler sang außerdem im Chor und erlernte das Flügelhorn.[2] Seit seinem 14. Lebensjahr studierte er bei Alfons Patolla, Solotrompeter der Dresdner Philharmonie.[2] Sein Studium finanzierte er durch musikalische Auftritte bei Tanzveranstaltungen mit dem Klavier und Akkordeon.[3] Er erhielt zudem Orgelunterricht beim Organisten der Dresdner Frauenkirche, Hanns Ander-Donath, den er auch an der Silbermann-Orgel der Frauenkirche vertrat.[2]

Konzerttätigkeit als Trompeter

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1939 wurde Zicklers Ausbildung durch die Verpflichtung zum Reichsarbeitsdienst und Einzug zum Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg unterbrochen.[2] Nach einer Zeit der Kriegsgefangenschaft wurde er Erster Trompeter beim Rundfunk-Tanz-Orchester Dresden unter der Leitung von Rolf Agunte,[2] bis das Orchester kurze Zeit später durch die sowjetische Besatzungsmacht aufgelöst wurde.[2] Von 1947 bis 1951 hatte er zunächst die Stelle des Kantors und Organisten in Kipsdorf und dann an der Emmauskirche Dresden inne.[2] Zusätzlich leitete er aushilfsweise den staatlichen Mozart-Chor in Dresden. Er studierte Kirchenmusik an der Hochschule für Musik Leipzig und war einer der letzten Studenten des ehemaligen Thomaskantors Karl Straube.[2]

Von 1951 bis 1953 spielte Zickler als Solotrompeter an der Staatskapelle Halle; 1953 wechselte er als Erster Trompeter an das Gewandhausorchester in Leipzig.[2] Im Jahr 1956 nutzte er eine Konzertreise nach Westdeutschland, um ein Engagement als Solo-Trompeter im Orchester des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden anzunehmen.[2]

Mit der Piccolotrompete begab sich Zickler auf Konzertreisen ins In- und Ausland. Er absolvierte Konzerte und Tourneen unter Dirigenten wie Günther Ramin, Diethard Hellmann, Karl Richter, Helmuth Rilling, Theodor Egel, Antoine de Baviere, Sigi Stadermann und Wolfgang Gönnenwein mit europäischen und amerikanischen Rundfunk- und Fernsehauftritten.

Zickler war der erste deutsche Trompeter, der ab 1970 in Israel als Bachtrompeter unter anderem bei der Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium im Rahmen des regelmäßig stattfindenden Abu Gosh Musik-Festivals unter der Leitung von Sigi Stadermann auftrat.[4]

Ab 1960 war Zickler zusätzlich nebenberuflich Dozent für Trompete in Mainz an der Hochschule für Musik und am Peter-Cornelius-Konservatorium und gab anschließend bis 2006 Privatunterricht. Unter seinen Schülern sind bekannte Trompeter wie Wolfgang Basch, Heiner Wellnitz, Tobias Blecher, Bernhard Loos und Richard Töngi.[2]

Tätigkeit als Kirchenmusiker

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Eine besondere Zusammenarbeit verband Zickler mit Diethard Hellmann, unter dessen Leitung er regelmäßig als Trompeter mit dem Bach-Orchester und dem Bachchor Mainz konzertierte. Der SWR übertrug 136 Bachkantaten unter Mitwirkung Zicklers im Radio.[2] Von Hellmann wurde er bei der Aufführung von Bachschen Konzerten, eingerichtet für Trompete und Orgel, auch an der Orgel begleitet.[2]

Neben seiner Tätigkeit als Trompeter widmete er sich seit 1973 der Kirchenmusik auch als Organist und Chorleiter in der evangelischen Kirche Wiesbaden-Bierstadt, wo er regelmäßig Bachkantaten aufführte, die auch auf Schallplatte aufgenommen wurden. Nach dem Wechsel 1988 an die Christus-Kirche der selbständigen evangelisch-lutherischen Kirche (SELK) Wiesbaden leitete er dort den Chor und baute eine Kurrende auf.[5] Auch hier führte er regelmäßig Bachkantaten auf, ebenso Oratorien wie das Oster-, das Himmelfahrts- und das Weihnachtsoratorium.[5] Außerdem leitete er den Frauen-Chor in Wehen[6] bei Wiesbaden. Nach altersbedingter Aufgabe seiner Tätigkeit als Kantor und Chorleiter war er bis ins hohe Alter weiterhin aushilfsweise kirchenmusikalisch tätig, zum Beispiel in Wackernheim und Hofheim-Wallau, wo er noch lange Orgel spielte und das Continuo bei Aufführungen von Chor und Orchester übernahm.

Seine langjährigen Forschungen zu Bachs Canonischen Veränderungen plante Zickler gemeinsam mit einer CD zu veröffentlichen.

Privates

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Zickler war seit 1953 mit Helene Zickler geb. Rüger (†) verheiratet; aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Seit 1967 lebte er in Kesselbach im Taunus unweit von Wiesbaden, wo er 2023 im Alter von 103 Jahren verstarb.[7] Die Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Görsroth.[1]

Kompositionen

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Diskografie (Auswahl)

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Neben Aufnahmen von Solokonzerten für Trompete[8][9][10][11] wirkte Zickler als Trompeter bei zahlreichen Schallplattenproduktionen mit, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Bach-Collegium Stuttgart,[12] dem Heidelberger Kammerorchester,[13] dem Mainzer Kammerorchester, dem Württembergischen Kammerorchester[14] und dem Südwestdeutschen Kammerorchester.[15][16] Das „Servizio di Tavola“ von Karl Georg von Reutter wurde 1960 mit Zickler erstmals aufgenommen.[17] In einer Aufnahme des ZDF aus dem Jahr 1963 spielte er in Bachs Weihnachtsoratorium die Solo-Trompete neben Agnes Giebel, Marga Höffgen, Dietrich Fischer-Dieskau und dem Freiburger Bachchor unter der Leitung von Theodor Egel.

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Einzelnachweise

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  1. a b Friedhofsverwaltung Hünstetten
  2. a b c d e f g h i j k l m Heinz Zickler (Trumpet, Organ, Church Musician). In: Bach Cantatas Website. Abgerufen am 25. März 2020 (englisch).
  3. Wiesbadener Kurier: „Der Junge muss Musiker werden“. 6. November 2017, abgerufen am 24. März 2020.
  4. Original Abu-Gosh Music Festival, Festival Season 1972. In: Bach Cantatas Website. Abgerufen am 25. März 2020 (englisch).
  5. a b Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche SELK: Heinz Zickler wird 100. Abgerufen am 26. März 2020.
  6. Chorjubiläum 40 Jahre Ev. Singkreis Wehen – Taunussteiner Kirchenmusik. Abgerufen am 26. März 2020.
  7. Trompeter Heinz Zickler ist gestorben. In: Wiesbadener Kurier. 20. November 2023, abgerufen am 26. November 2023.
  8. Hertel, Fasch, Stoelzel & Biber - German Baroque Trumpet Concerti. Abgerufen am 26. März 2020.
  9. Heinz Zickler & Herbert Thal - The Baroque Trumpet. Abgerufen am 26. März 2020.
  10. Telemann, Purcell, Vivaldi, Torelli - Orchestre De Chambre De Mayence, Günter Kehr - Concertos Pour Trompette. Abgerufen am 26. März 2020.
  11. Manfredini, Vivaldi, Torelli, Albinoni - Italian Baroque Trumpet Concerti. Abgerufen am 26. März 2020.
  12. Johann Sebastian Bach / Edith Mathis - Ingeborg Russ - Wilfrid Jochims - Peter Schreier - Erich Wenk - Jacob Stampfli - Chorus of the Gedächtniskirche - Bach-Collegium, Stuttgart - Helmuth Rilling - Der Streit zwischen Phoebus und Pan. Abgerufen am 26. März 2020.
  13. J. S. Bach - Das Heidelberger Kammerorchester, Heinz Markus Göttsche, Justus von Websky - Brandenburgische Konzerte 1-3. Abgerufen am 26. März 2020.
  14. Arthur Honegger - Pacific 231, Movimento Sinfonico, Per Orchestra. Abgerufen am 26. März 2020.
  15. Handel - Pütz, Altmeyer, Lisken - Wolfgang Gönnenwein, Südwestdeutsches Kammerorchester & Der Süddeutsche Madrigalchor - Dettingen Te Deum. Abgerufen am 26. März 2020.
  16. J.S. Bach - Dietrich Fischer-Dieskau - Theo Altmeyer - Patricia Johnson - Teresa Żylis-Gara - Süddeutscher Madrigalchor, Südwestdeutsches Kammerorchester, Wolfgang Gonnenwein, Günter Attinger - Osteroratorium. Abgerufen am 26. März 2020.
  17. Various - A Gala Dinner Concert At The Court Of Vienna (Late 18th Century). Abgerufen am 26. März 2020.