Nieswurz

Gattung der Familie Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), Giftpflanze
(Weitergeleitet von Helleborus)

Die Pflanzengattung Nieswurz (Helleborus), auch Christrosen, Schneerosen oder Lenzrosen genannt, gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die 15 bis 25 Arten sind von Europa über Kleinasien bis Zentralasien verbreitet; eine Art kommt in China vor.

Nieswurz

Schneerose, Christrose (Helleborus niger)

Systematik
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Unterfamilie: Ranunculoideae
Tribus: Helleboreae
Gattung: Nieswurz
Wissenschaftlicher Name
Helleborus
L.

Namensherkunft

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Der deutschsprachige Trivialname Nieswurz (von mittelhochdeutsch niesewurzSchwarze Nieswurz“ oder „Weiße Nieswurz[1]) ist auf den Umstand zurückzuführen, dass das geriebene Pulver der unterirdischen Pflanzenteile Niesreiz auslöst. Das gilt auch für manche anderen Pflanzenarten,[2] z. B. aus der Gattung Veratrum (ebenfalls mitunter als „Nieswurz“ bezeichnet).

Der wissenschaftliche Gattungsname Helleborus war schon in der Antike als Pflanzenname bekannt (ursprünglich altgriechisch ἑλλέβορος helléboros). Er erscheint bereits in Theophrasts Historia plantarum.[3] Pedanios Dioskurides führte im vierten Band seiner Arzneimitttellehre De materia medica aus dem 1. Jahrhundert nach Christus zwei Helleborus-Arten auf, eine weiße und eine schwarze. Es wird vermutet, dass die schwarze Art tatsächlich der heutigen Gattung Helleborus zuzuordnen ist, während die weiße Art wahrscheinlich eher mit dem Weißen Germer identisch ist, also in die Gattung Veratrum zu stellen ist.[4] Die Etymologie des Namens Helleborus bzw. ἑλλέβορος ist ungeklärt. Unter anderem ist eine Ableitung aus den griechischen Wörtern ellós für „Hirschkalb“ und borá für „Speise“ vorgeschlagen worden, also etwa „von Hirschkälbern gefressen“, doch gibt es dafür keine Bestätigung.[5] In älterer Literatur kommen auch Versuche vor, den Namen von elein (verdrängen, wegnehmen) herzuleiten, etwa im Sinn von „Speise, um das Leben wegzunehmen“, die jedoch schon im 19. Jahrhundert als unhaltbar kritisiert wurden.[6] Helmut Genaust hält eine Umbildung eines vorgriechischen Fremdworts für möglich.[5] Der abgeleitete Begriff (h)elleborosus = „verrückt“ weist auf die Tatsache hin, dass Nieswurz im Altertum als Mittel für Geisteskranke Verwendung fand.[7] Durch Medikamente ausgelöstes Niesen, Erbrechen und Durchfall war bis in das 18. Jahrhundert ein wichtiges psychiatrisches Therapeutikum.[8]

Beschreibung

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Illustration der Schneerose (Helleborus niger)
 
Nieswurz-Hybride (Helleborus ×hybridus)

Vegetative Merkmale

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Helleborus-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen, die meist Rhizome als Überdauerungsorgane ausbilden.

Die relativ großen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist meist geteilt. Die Arten besitzen laubblattförmige Hochblätter.

Generative Merkmale

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An einem zymösen Blütenstand befinden sich eine bis viele Blüten. Diese sind zwittrig und radiärsymmetrisch. Die Blütenfarben reichen von rot bis violett und weiß bis grün. Die fünf Kelchblätter sind groß und dekorativ in unterschiedlichen Farben und sind meist auch noch während der Fruchtreife vorhanden. Die 5 bis 15 Kronblätter sind klein. In jeder Blüte sind viele (30 bis 60) Staubblätter und zwei bis zehn freie Fruchtblätter vorhanden.

Giftigkeit

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Alle Arten sind giftig.

Analytik der Inhaltsstoffe

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Zur qualitativen und quantitativen Bestimmung einzelner Inhaltsstoffe der Pflanzen kommt nach angemessener Probenvorbereitung die Kopplung der Gaschromatographie oder HPLC mit der Massenspektrometrie zur Anwendung.[9][10][11][12]

Verbreitung

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Helleborus-Arten sind von Europa über Kleinasien bis Zentralasien verbreitet.

Eine von den ersten Siedlern als Heilpflanze genutzte Art, die Grüne Nieswurz (Helleborus viridis) hat sich in Nordamerika ausgebreitet. Einige Arten und Sorten werden als Zierpflanzen verwendet und sind in manchen Ländern verwildert. Die am häufigsten als Zierpflanzen verwendeten Arten sind neben der Schneerose/Christrose (Helleborus niger) die Orientalische Nieswurz (Helleborus orientalis), die Purpur-Nieswurz (Helleborus purpurascens), die Korsische Nieswurz (Helleborus argutifolius) sowie die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus). Beliebt sind diese Arten wegen ihrer frühen und auffälligen Blüte im Winter und Frühjahr und der wintergrünen Blätter.

Durch die Verwendung als Heilpflanzen wurden zwei Nieswurz-Arten in Mitteleuropa eingebürgert. Sowohl die Christrose als auch die Grüne Nieswurz wurden über Samen und Gartenabfälle verschleppt und siedelten sich in der freien Natur an. Die Grüne Nieswurz ist besonders im Alpenvorland in lichten Wäldern und an Weinbergrändern zu finden. Der erste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahre 1798.

Einige Arten stehen unter Naturschutz.

Verbreitungskarte von 19 Helleborus-Arten in Eurasien (oben) sowie in Südosteuropa (unten). (Versuch einer Darstellung gemäß der natürlichen Verbreitung.)

Systematik

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Die Gattung Helleborus wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Ein Homonym ist Helleborus Gueldenst.[13]

Die Gattung Helleborus gehört zur Tribus Helleboreae in der Unterfamilie Ranunculoideae innerhalb der Familie Ranunculaceae.[14]

Die folgende Zusammenstellung der Helleborus-Arten nennt jeweils den wissenschaftlichen Namen, ggf. einen Trivialnamen, die deutsche Bedeutung des wissenschaftlichen Namens, das Verbreitungsgebiet sowie die Blütenfarbe und zeigt, wenn vorhanden, eine Abbildung.[15][16][17][18]

Name Trivialname Wortbedeutung des
wissenschaftlichen Namens
Gebiet der Verbreitung Blütenfarbe Abbildung
Subgenus Helleborus Hochblätter laubartig (frondos), sieben- bis dreiteilig, frischgrün; Nieswurz (Heilmittel geg. Wahnsinn u. Epilepsie; Brechmittel)
I. sect. Griphopus Spach em. Schiffner Fuß eines Greifen
Helleborus foetidus L. Stinkende Nieswurz stinkend, übelriechend Südwest- bis Mitteleuropa grün, verbreitet roter Rand  
II. sect. Chenopus Schiffner gewunden
Helleborus lividus Aiton Mallorquinische Nieswurz bleifarbig, bläulich Mallorca grün  
Helleborus argutifolius Viv. Korsische Nieswurz
häufig auch Helleborus lividus subsp. corsicus (Briq.) P.Fourn.
reichblättrig Korsika, Sardinien grün, weißlich  
III. sect. Helleborus
[sect. Chionorhodon Spach]
Schnee, Rose
Helleborus niger L. Schneerose schwarz / scharf Kroatien, Slowenien, Norditalien, Schweiz, Österreich, Süddeutschland weiß, später auch rosa  
Helleborus niger subsp. macranthus (Freyn) Schiffner Helleborus niger major mit großer Blüte weiß, später auch rosa
Helleborus niger L. subsp. niger weiß, später auch rosa  
Subgenus Helleborastrum (Spach) Werner & Ebel Hochblatter schuppenformig (brakteos), ungeteilt, bleichgrüne Deckblätter/ Hüllblätter belaubt,
7-3, Samen ohne Elaiosom
IV. sect. Syncarpus Schiffer ähnlich wie die Handwurzel
Helleborus vesicarius
Aucher ex Boiss.
mit Blasen Südöstliche Türkei, nordwestliches Syrien rot
V. sect. Dicarpon Ulbrich nicht wie die Handwurzel
Helleborus thibetanus Franch. Tibet-Nieswurz tibetanisch China rosa  
VI. sect. Helleborastrum Spach Ähnlichkeit mit Helleborus
Helleborus abruzzicus
M.Thomsen, McLewin & B.Mathew
aus den Abruzzen Mittel-Italien weißlich, grünlich
Helleborus atrorubens
Waldst. & Kit.
dunkel-rot Slowenien, Nord-Kroatien, Bosnien,
früheres Jugoslawien
rötlich, violett  
Helleborus bocconei
Ten.
von Botaniker Paolo Boccone Süditalien, Sizilien weiß  
Helleborus croaticus
Martinis 1973
aus Kroatien Nordöstliches Kroatien rötlich violett  
Helleborus cyclophyllus
(A.Braun) Boiss.
mit kreisrunden Blättern Griechenland, Nordmazedonien Albanien, Bulgarien grün, hellgrün, weißlich  
Helleborus dumetorum
Waldst. & Kit. ex Willd.
Hecken-Nieswurz Slowenien, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Österreich grün bis weiß  
Helleborus liguricus
M.Thomsen, McLewin & B.Mathew
aus Ligurien Italien (Ligurien, Toskana) grün bis weiß
Helleborus multifidus
Vis.
vielgespalten Kroatien, Herzegovina grün
Helleborus multifidus subsp. hercegovinus aus Herzegovina Montenegro, Herzegowina gelb-grün
Helleborus multifidus subsp. istriacus aus Istrien Nordostitalien, Kroatien, Bosnien, Montenegro grün
Helleborus multifidus Vis. subsp. multifidus vielspaltig (gefiedert) Albanien und das frühere Jugoslawien
Helleborus odorus
Waldst. & Kit. ex Willd.
duftend Süd- und Südosteuropa mit
Schwerpunkt auf der Balkanhalbinsel
grün bis gelb-grün  
Helleborus odorus subsp. odorus L. duftend
Helleborus odorus subsp. abchasicus
(A.Braun) Mathew
aus Abchasien Georgien pink, rötlich  
Helleborus odorus subsp. guttatus
(A.Braun & Sauer) Mathew
gepunktet  
Helleborus odorus subsp. orientalis Helleborus caucasicus, Helleborus kochii aus dem Orient gelegentlich verwendet für subsp. guttatus + abchasicus rötlich  
Helleborus orientalis Lam.
1789
Orientalische Nieswurz aus dem Osten Nördliche Türkei, Bulgarien, Ukraine, Georgien, Kaukasus weiß, gelblich, pink  
Helleborus purpurascens
Waldst. & Kit.
Purpur-Nieswurz purpurrot werdend Ungarn, Slowakei, Polen, Rumänien violett, braun  
Helleborus torquatus
Archer-Hind
mit Halskette geschmückt Kroatien, Bosnien, Serbien, Montenegro grün, violett  
Helleborus viridis L. Grüne Nieswurz grün Südwest-, West- und Mitteleuropa grün  
Helleborus viridis subsp. occidentalis aus dem Westen Südwest-, West- und Mitteleuropa grün

Die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gattung Helleborus sind im untenstehenden Kladogramm nach Meiners et al. dargestellt.[16][15]

  Subgenus. Helleborus 

  Sec. Griphopus  

H. foetidus


   
  Sec. Helleborus  

H. niger


  Sec. Chenopus  

H. argutifolius


   

H. lividus






  Subgenus. Helleborastrum 
  Sec. Syncarpus  

H. vesicarius


   
  Sec. Dicarpon  

H. thibetanus


  Sec. Helleboastrum  


H. dumetorum


   

H. purpurascens



   



H. croaticus


   


H. multifidus


   

H. abruzzicus



   

H. hercegovinus


   

H. liguricus





   



H. atrorubens


   

H. viridis



   



H. cyclophyllus


   

H. torquatus



   

H. orientalis



   

H. odorus










Vorlage:Klade/Wartung/Style
Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gattung Helleborus nach Meiners et al. (2011).[16]

Verwendung als Zierpflanze

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Unter den Nieswurz-Arten werden insbesondere die Christrose (Helleborus niger) und ihre Sorten als Zierpflanzen verwendet. Als Art, die am besten auch Sonne und Trockenheit toleriert, gilt die Korsische Nieswurz mit ihren becherförmigen, grünen Blüten.

Es wurden auch eine Reihe von Hybriden gezüchtet. Zu diesen gehört beispielsweise die Sorte Helleborus ‘Queen of the Night’, eine Kreuzung der Orientalischen Nieswurz (Helleborus orientalis) und der Purpur-Nieswurz (Helleborus purpurascens).

Nieswurzen als Gift- und Heilpflanze

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Nieswurz-Arten enthalten einige pharmakologisch relevante und nutzbringende Inhaltsstoffe. Saponine und die Glykoside Helleborein und Hellebrin sind in der ganzen Pflanze zu finden. Helleborein hat Digitaliswirkung. Der Geruch der Inhaltsstoffe führt zu einem starken Niesreiz.

Die den Digitalisglykosiden ähnliche Giftwirkung der Nieswurz-Arten, wozu in Antike und Mittelalter auch die Weiße Nieswurz (Veratrum album)[19] gezählt wurde, war schon im Altertum bekannt. So wird berichtet, dass Solon während des Ersten Heiligen Kriegs im Jahre 600 v. Chr. einen Bach mit zerkleinerten Helleborus-Rhizomen (vermutlich Helleborus odorus) vergiftete und damit die Bewohner von Krissa, die aus dem Bach tranken, durch Durchfall kampfunfähig machte. Auf die gleiche Episode bezieht sich auch Frontinus, der in seinen Stratagema von der Vergiftung der Einwohner von Krissa mit elleboro durch den Tyrannen Kleisthenes von Sikyon berichtet.[20] Der von Plinius zitierte Herophilos von Chalkedon bezeichnete „helleborus“, vermutlich das Liliengewächs Weißer Germer (möglicherweise auch die Stinkende Nieswurz[21]), in einer militärischen Metapher als „starken Feldherrn“.[22]

Nieswurzen wurden auch in der Vergangenheit häufig als Heilpflanze verwendet, wie man aus den Erwähnungen bei Hippokrates, Agathinos aus Sparta, Hildegard von Bingen und anderen mittelalterlichen[23] Quellen, Paracelsus, Hieronymus Bock, Pietro Andrea Mattioli und Christoph Wilhelm Hufeland schließen kann. Nach Demokrit half die Nieswurz gegen Torheit, die bei seinen Mitbürgern, den Abderiten weit verbreitet gewesen sei.[24]

Die in Antike und Mittelalter als helleborus niger („Schwarze Nieswurz“) bezeichnete Pflanze kann für das Mittelalter jedoch noch als Christrose (Helleborus niger L.), Stinkende oder Grüne Nieswurz (Helleborus foetidus L. bzw. Helleborus viridis L.) oder Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis L.) gedeutet werden.[25]

Als Heilpflanze wurde die Christrose seit dem 16. Jahrhundert in Gärten gezogen. Der dunkelbraune Wurzelstock wurde pulverisiert als Herzmittel und harntreibendes Medikament eingesetzt. Die Kräuterbücher des 16. und 17. Jahrhunderts wiesen auch auf die Giftigkeit der Pflanze hin und warnten vor Überdosierung. In Der Klosterjäger von Ludwig Ganghofer warnt der Titelheld einen Frater, dem er die Nieswurz bringen soll: „Zwei Tröpflein machen rot, zehn Tropfen machen tot.“[26] Die Verwendung als Niespulver verbietet in Deutschland die Bedarfsgegenständeverordnung.

Nieswurztinktur (Tinctura Veratri) wurde mit verdünntem Ethanol hergestellt und diente bei Wiederkäuern als Ruminatorium (die Pansenperistaltik anregendes Mittel).[27]

Verwendung in Kunst und Kultur

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Die Erwähnung der angeblichen Wirkung von Nieswurz ist von alters her in der Kunst und Literatur zu beobachten. In Ovids Metamorphosen, in der Bibliotheke des Apollodor und bei Vergil wird von der Kur des Melampus berichtet. Der Arzt heilte Iphianassa und Lysippe, Töchter des Königs Proitos von Argos von ihrem Wahnsinn (sie waren überzeugt, Kühe zu sein und verwüsteten das Land), indem er ihnen Milch mit einem Nieswurzaufguss zu trinken gab. In der Komödie Menaechmi von Plautus (250–184 v. Chr.) sagt der Arzt zum Patienten ...du wirst Nieswurz trinken, und das etwa 20 Tage... darauf hin erwidert der Patient ....aber ich bin doch nicht verrückt.[28] Auch Tantalos erhoffte sich durch diese Wurzel eine Heilung seiner quälenden Begierde: Darin hast du recht: Allein das macht eben einen Teil meiner Verdammnis aus, daß ich von der Begierde zu trinken gequält werde, ohne dessen vonnöten zu haben. Menippos reagiert: Du faselst, Tantalos! Du bedarfst in der Tat eines Trankes, aber keines anderen als von der stärksten Nieswurz. Dein Übel ist gerade das Widerspiel dessen, was den von wütenden Hunden Gebissenen widerfährt: Sie scheuen sich vor dem Wasser, du vor dem Durst. Tantalos bezieht sich wiederum auf die Nieswurz: Hätte ich nur gleich einen tüchtigen Schluck Helleborus, ich wollte ihn gewiß nicht verschmähen![29] Hippokrates in Wielands „Geschichte der Abderiten“ will mittels Nieswurz die Krankheit (Dummheit) der Abderiten heilen (II, 7). Fünf Grane Niesewurz werden in Heinrich von Kleists Amphitryon bei Geisteskrankheit empfohlen,[30]; six grains d'ellébore in der Bearbeitung des Amphitryon von Molière.[31]

Um 1205 wird im Parzival des Wolfram von Eschenbach die Nieswurz (möglicherweise bezogen auf die Art Stinkende Nieswurz) in Bezug auf ihren stechenden Schmerz, den sie in der Nase verursacht, erwähnt. In Der parfümierte Garten von „Scheikh Nefzawi“ wird im 15. Jahrhundert Nieswurz als erotisierend wirkender Weinzusatz geschildert.[32]

Angeblich verdanken wir das Lied Es ist ein Ros entsprungen dem Mönch Laurentius, der auf einer Winterwanderung vom Anblick einer Christrose (Schwarze Nieswurz, Helleborus niger) inspiriert wurde.[33]

In Wilhelm Hauffs Märchen Zwerg Nase findet Nieswurz als Kräutlein Niesmitlust Erwähnung.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Jürgen Martin: Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts. (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52). Königshausen & Neumann, Würzburg 1991, ISBN 3-88479-801-4, S. 154. (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990)
  2. Ferdinand Wick: Beiträge zur Geschichte von Helleborus und Veratrum. Phil. Diss. Basel 1939.
  3. Rudolf von Grot: Ueber die in der hippokratischen Schriftensammlung enthaltenen pharmakologischen Erkenntnisse. In: Rudolf Kobert (Hrsg.): Historische Studien aus dem Pharmakologischen Institute der Kaiserlichen Universität Dorpat. Tausch & Grosse, Halle 1889, S. 58–133, hier: S. 89.
  4. Des Pedanios Dioskurides aus Anazarbos Arzneimittellehre in fünf Büchern. Übersetzt und mit Erklärungen versehen von Prof. Dr. J. Berendes. Enke, Stuttgart 1902, S. 444 ff.
  5. a b Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 284 (Nachdruck von 1996).
  6. Beispielsweise bei Antoine Delarbre: Flore d'Auvergne, ou Recueil des plantes de cette ci-devant province, Landriot & Rousset, Clermont und Riom 1800, S. 494; auch bei Georg Christian Wittstein: Etymologisch-botanisches Handwörterbuch. 2. Ausgabe, Palm & Enke, Erlangen 1856, S. 427. Kritik bei Rudolf von Grot: Ueber die in der hippokratischen Schriftensammlung enthaltenen pharmakologischen Erkenntnisse. In: Rudolf Kobert (Hrsg.): Historische Studien aus dem Pharmakologischen Institute der Kaiserlichen Universität Dorpat. Tausch & Grosse, Halle 1889, S. 58–133, hier: S. 89.
  7. Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Auflage. Band 1, Hahn, Hannover 1913, Sp. 2389, (online auf: zeno.org).
  8. Hans Bangen: Geschichte der medikamentösen Therapie der Schizophrenie. Berlin 1992, ISBN 3-927408-82-4, S. 15.
  9. T. Brillatz, M. Jacmin, K. Vougogiannopoulou, E. A. Petrakis, E. Kalpoutzakis, J. Houriet, L. Pellissier, A. Rutz, L. Marcourt, E. F. Queiroz, A. D. Crawford, A. L. Skaltsounis, J. L. Wolfender: Antiseizure potential of the ancient Greek medicinal plant Helleborus odorus subsp. cyclophyllus and identification of its main active principles. In: J Ethnopharmacol. 259, 15. Sep 2020, S. 112954. PMID 32445663.
  10. M. H. Franz, R. Birzoi, C. V. Maftei, E. Maftei, G. Kelter, H. H. Fiebig, I. Neda: Studies on the constituents of Helleborus purpurascens: analysis and biological activity of the aqueous and organic extracts. In: Amino Acids. Band 50, Nr. 1, Jan 2018, S. 163–188. PMID 29027024.
  11. A. E. Segneanu, I. Grozescu, F. Cziple, D. Berki, D. Damian, C. M. Niculite, A. Florea, M. Leabu: Helleborus purpurascens-Amino Acid and Peptide Analysis Linked to the Chemical and Antiproliferative Properties of the Extracted Compounds. In: Molecules. Band 20, Nr. 12, 11. Dez 2015, S. 22170–22187. PMID 26690401.
  12. S. M. Duckstein, F. C. Stintzing: Comprehensive study of the phenolics and saponins from Helleborus niger L. Leaves and stems by liquid chromatography/tandem mass spectrometry. In: Chem Biodivers. Band 11, Nr. 2, Feb 2014, S. 276–298. PMID 2455591317.
  13. Helleborus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 1. August 2015.
  14. Helleborus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 1. August 2015.
  15. a b Klaus Werner, Friedrich Ebel: Zur Lebensgeschichte der Gattung Helleborus L. (Ranunculaceae). In: Flora. Band 189, 1994, S. 97–130, doi:10.1016/S0367-2530(17)30578-9.
  16. a b c Julia Meiners, Thomas Debener, Guenther Schweizer, Traud Winkelmann: Analysis of the taxonomic subdivision within the genus Helleborus by nuclear DNA content and genome-wide DNA markers. In: Scientia Horticulturae. Volume 128, 2011, S. 38–47, doi:10.1016/j.scienta.2010.12.011.
  17. Walter K. Rottensteiner: Attempt of a morphological differentia tion of Helleborus species in the Northwestern Balkans. In: Modern Phytomorphology. Volume 9 (Suppl.), 2016, S. 17–33, (online)
  18. Graham Rice: (Internet-Veröffentlichung), Beschreibung aller Hellebores Arten (in Englisch), letzter Zugriff am 20. August 2019.
  19. Ferdinand Peter Moog: Zum Gleichnis vom tapferen Feldherrn bei Herophilos. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 22, 2003, S. 30–39, hier S. 31–36.
  20. Frontinus, Stratagema III, 7.
  21. D. Chabard (Hrsg.): Medizin im gallisch-römischen Altertum. La médecine dans l’antiquité romaine et gauloise. Exposition par le Museum d’histoire naturelle et le Musée Rolin dans le cadre du Bimillénaire de la Ville d’Autun. Musée d’Histoire Nauturelle, Ville d’Autun 1985 / Stadt Ingelheim/Rhein 1986, S. 24.
  22. Ferdinand Peter Moog: Zum Gleichnis vom tapferen Feldherrn bei Herophilos. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 22, 2003, S. 30–39.
  23. Karl Sudhoff: Eine deutsche Anweisung zum arzneilichen Gebrauch der Nieswurz (Helleborus) aus dem 14. Jahrhundert. In: Sudhoffs Archiv. Band 1, 1908, S. 446 f.
  24. Vgl. Ciceros Ausspruch Hic Abdera in Epistulae ad Atticum, 4,16,6 mit der Bedeutung „Hier ist die Dummheit zuhause.“
  25. Ulrich Stoll: De tempore herbarum. Vegetabilische Heilmittel im Spiegel von Kräuter-Sammel-Kalendern des Mittelalters: Eine Bestandsaufnahme. In: Peter Dilg, Gundolf Keil, Dietz-Rüdiger Moser (Hrsg.): Rhythmus und Saisonalität. Kongreßakten des 5. Symposions des Mediävistenverbandes in Göttingen 1993. Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-5404-1, S. 347–375, hier S. 360.
  26. Die sagenumwobene Christrose in historischen Darstellungen. In: André Schüller-Zwierlein, Universitätsbibliothek Regensburg. 2011, abgerufen am 18. November 2019.
  27. Wörterbuch der Veterinärmedizin. 2. Auflage, S. 1219.
  28. Die Zwillinge (Menaechmi) nach Plautus, in den Versmaßen der Urschrift von J. J. C. Donner, Leipzig und Heidelberg, C. F. Winter’sche Verlagshandlung, 1865 unter: Projekt Gutenberg, Abruf: 13. März 2013.
  29. Lukian von Samosata: Totengespräche. Siebzehntes Gespräch im Projekt Gutenberg-DE
  30. Heinrich von Kleist: Amphitryon. (1961), S. 171 (2. Akt, zweite Szene)
  31. Molière: Amphitryon. acte II, scène II, vs. 940
  32. Britta-Juliane Kruse: Nieswurz und Hirschwurz im Parzival Wolframs von Eschenbach. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 14, 1996, S. 279–286.
  33. Eine verrückte Rose. (PDF) In: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, uni-muenster.de. 2010, abgerufen am 18. November 2019.
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