Helmut Goldschmidt
Helmut Goldschmidt (* 16. Oktober 1918 in Magdeburg; † 6. August 2005 in Köln) war ein deutscher Architekt und erlangte insbesondere Bekanntheit als Erbauer von Synagogen in Deutschland.
Leben
BearbeitenHelmut Goldschmidt wurde "als Sohn des Kölner Rechtsanwalts Moritz Goldschmidt in Magdeburg geboren. Das Gymnasium muss er 1933 als Jude vorzeitig verlassen, bei dem Berliner Architekten und Kunsthistoriker Dr. Zucker und dem Bautechniker Dr. Hauer lässt er sich zum Architekten ausbilden. Wegen des Berufsverbots für Juden arbeitet er illegal in einem Architekturbüro und hört unter fremden Namen Vorlesungen an der Universität. In seiner Freizeit macht er Musik, vor allem Jazz. Am 1. Dezember 1942 wird Helmut Goldschmidt von der Kölner Gestapo verhaftet und im Frühjahr 1943 nach Auschwitz deportiert. Seinen Vater können Freunde in letzter Minute verstecken. Nach drei Monaten Quarantänelager kommt Helmut Goldschmidt auf Intervention seiner nichtjüdischen Mutter im Juli 1943 als „politischer Häftling und Mischling 1. Grades“ in das Konzentrationslager Buchenwald. Er wird als Zeichner im Baubüro der SS eingesetzt und schreibt Arrangements für die Jazz-Combo der Häftlinge im Hauptlager.
Nach der Befreiung durch die Amerikaner im Mai 1945 eröffnete Goldschmidt in Mayen (Eifel) sein erstes eigenes Architekturbüro. Mit dem Wiederaufbau des Israelitischen Asyls an der Ottostraße in Köln-Neuehrenfeld bekam er 1948 seinen ersten großen Auftrag. Weitere folgen für einen Krankenhausbau in Köln und jüdische Gemeindezentren."[1]
Schließlich siedelte er 1950 nach Köln um, heiratet und gründet eine Familie. Vier Jahre lang arbeitet er mit Oswald Mathias Ungers als Partner zusammen. Gemeinsame Bauten in dieser Zeit sind das Mehrfamilienhaus in der Hültzstrasse (1951–53), die Kleiderfabrik Jobi an der Aachener Straße (1951–53), beide in Köln-Braunsfeld[2] und das „Moulin Rouge“ an der Maastrichter Straße in Köln.
Überregionale Bekanntheit erlangte der Autodidakt Helmut Goldschmidt jedoch als Architekt mehrerer Synagogen und jüdischer Gemeindezentren. Unter seiner Regie entstanden die jüdischen Gemeindezentren in Koblenz (1950), Dortmund (1956) und Bonn. Auf Initiative von Konrad Adenauer rekonstruiert Helmut Goldschmidt von 1957 bis 1959 die Große Kölner Synagoge in der Roonstraße, die Papst Benedikt XVI. im August 2005 besuchte. Später errichtet Goldschmidt weitere Synagogen und jüdische Gemeindezentren in Münster, Wuppertal (1962) und Mönchengladbach (1967). Neben Bauten wie dem Dr.-Ernst-Schwering-Seniorenzentrum in Köln-Sülz entwirft und übernimmt die Bauleitung für Siedlungen, Sozialwohnungen sowie einzelne Geschäfts- und Bürohäuser in Köln. 1998 erhält er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für sein architektonisches Schaffen und seine Initiativen im jüdisch-christlichen Dialog.
Goldschmidt starb 2005 im Alter von 86 Jahren und wurde im Familiengrab auf dem Jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd (Flur 12 Nr. 11) beigesetzt.
Literatur
Bearbeiten- Ruth Mader: „Wir tauschten Pferdemist gegen Steine“. Der jüdische Architekt Helmut Goldschmidt und der Wiederaufbau von Mayen. In: Mayener Beiträge zur Heimatgeschichte. Nr. 10. 2001, S. 63–79
Weblinks
Bearbeiten- Bilddokumentation Synagogen
- Ulrich Knufinke: Helmut Goldschmidt. In: moderneREGIONAL, Online-Magazin für Kulturlandschaften der Nachkriegsmoderne, 1/15. Zugriff am: 8. Januar 2015
- https://www.buchenwald.de/1215/
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Helmut Goldschmidt. In: Gedenkstätte Buchenwald - Biografien. Abgerufen am 28. November 2024.
- ↑ Gerardo Brown-Manrique: O.M. Ungers - Early Buildings in Cologne, 1951-1967. In: Ungers Archive for Architectural Research (UAA). Abgerufen am 28. November 2024 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Goldschmidt, Helmut |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt |
GEBURTSDATUM | 16. Oktober 1918 |
GEBURTSORT | Magdeburg |
STERBEDATUM | 6. August 2005 |
STERBEORT | Köln |