Helmuth Lohner

österreichischer Schauspieler und Regisseur

Helmuth Lohner, auch Helmut Lohner, (* 24. April 1933 in Wien; † 23. Juni 2015 ebenda)[1] war ein österreichischer Schauspieler und Theaterregisseur. Er spielte von 1990 bis 1994 den Jedermann bei den Salzburger Festspielen und war von 1997 bis 2006 Direktor des Theaters in der Josefstadt.

Helmuth Lohner und Gertraud Jesserer (2015)

Ausbildung und Beruf

Bearbeiten
 
Lohner als Jedermann (mit Sunnyi Melles als Buhlschaft), Salzburger Festspiele 1990

Helmuth Lohner absolvierte zunächst eine Lehre als Chemigraf in der Klischeeanstalt Angerer & Göschl im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring und nahm dann privaten Schauspielunterricht. Sein Theaterdebüt gab er 1952 am Stadttheater Baden. Dann agierte er auch als Operetten-Buffo am Klagenfurter Stadttheater.[2] Von 1953 bis 1963 erhielt er ein Engagement am Theater in der Josefstadt. Dann begann eine Karriere, die ihn an die Spitze des deutschsprachigen Theaters führte: An den Münchner Kammerspielen war er der Ferdinand in Fritz Kortners theaterhistorischer Inszenierung von Schillers Kabale und Liebe (mit Christiane Hörbiger als Luise, Hans-Jürgen Syberberg schuf eine Probendokumentation) und der Alfred in Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald (Regie: Otto Schenk). Am Zürcher Schauspielhaus verkörperte er neben Wolfgang Reichmann den Jago in Othello, am Düsseldorfer Schauspielhaus (Direktion: Karl-Heinz Stroux) war er Hamlet, Richard III. und Mephisto. 1967 debütierte er als St. Just in Dantons Tod am Burgtheater (Regie: Otto Schenk). Dort und bei den Salzburger Festspielen war er von da an ständig zu Gast. 1988 wurde er für zwei Schnitzlerrollen von der Zeitschrift Theater heute zum Schauspieler des Jahres gewählt: als Herr von Sala (Der einsame Weg, Salzburg, Regie: Thomas Langhoff) und als Hofreiter (Das weite Land, Zürich, Regie: Hans Hollmann). In Salzburg trat er unter Otto Schenk unter anderem in Nestroys Talisman und Shakespeares Was ihr wollt auf. Er war dort auch in wechselnden Rollen als Tod, als Teufel und als Jedermann in Hofmannsthals Jedermann zu sehen. Sein Filmdebüt gab Lohner 1955 in dem Film Hotel Adlon von Josef von Báky. Ab 1963 war er wiederholt beim Fernsehen tätig. Seine wichtigste Fernsehrolle war wohl die des Carl Joseph Trotta in der Radetzkymarsch-Verfilmung von Michael Kehlmann im Jahr 1965.

Bei den Filmen Mein Opa ist der Beste und Mein Opa und die 13 Stühle (mit Otto Schenk und Tobias Moretti) führte er in den 1990er Jahren erstmals auch im Fernsehen Regie.

Lohner machte sich in der frühen Phase seiner Karriere auch einen Namen als Sänger von Couplets und Moritaten, etwa von Frank Wedekind (zum Beispiel „Ich hab meine Tante geschlachtet, Ilse“).

Zwischen 1997 und 2003 war er Direktor des Theaters in der Josefstadt. 2003 löste ihn Hans Gratzer ab, der allerdings nach einem krisenreichen Jahr abberufen wurde. Daraufhin kehrte Lohner bis 2006 als Direktor zurück. Bis kurz vor seinem Tod spielte er an der Josefstadt die künstlerisch und körperlich fordernde Rolle des Valmont in Heiner Müllers Quartett. Seine letzte Theaterarbeit war die Regie der Altersheim-Tragödie Schon wieder Sonntag von Bob Larbey an den Wiener Kammerspielen. Die Premiere seiner letzten Fernseharbeit, des Kriminaldramas Das Dorf des Schweigens, erlebte er nicht mehr.

Eine häufige künstlerische Zusammenarbeit verband Lohner mit dem Schauspieler und Regisseur Otto Schenk, mit dem er auch privat befreundet war.

Privates

Bearbeiten

Helmuth Lohner war ein Nachfahre von Heinrich Lohner, dem Begründer der Wiener Lohner-Werke.

 
Grabstätte auf dem Grinzinger Friedhof

Lohner heiratete zwei Mal (1958) die deutsche Schauspielerin Susanne Cramer, aus der Ehe ging die Tochter Konstanze (geboren 1959, Pädagogin in Deutschland) hervor.[3] Von 1962 bis 1976 oder 1977 war Lohner mit der deutschen Schauspielerin Karin Baal verheiratet, mit der er die Tochter Therese Lohner bekam, die in Wien als Schauspielerin tätig ist. Danach war er bis 1991 mit der österreichischen Journalistin Ricarda Reinisch-Zielinski verheiratet.[4] Nach vielen Jahren des Zusammenlebens ohne Trauschein (ab 1991)[5] war er von 2011 bis zu seinem Tod mit Elisabeth Gürtler-Mauthner verheiratet,[6] die das Wiener Hotel Sacher leitete.

Helmuth Lohner war stets für soziale Belange engagiert. Als Beispiel mögen die Brechtabende 1970 bei der Aschaffenburger Terre-des-hommes-Woche dienen, die er ohne Gage bestritt.

Lohner, der in Ottakring aufwuchs, kam in der ORF-Dokumentation Mein Ottakring (2012) zu Wort.

Er litt ab 2012 an Speiseröhrenkrebs[7], starb am 23. Juni 2015 und wurde in aller Stille und im engsten Familienkreis auf dem Grinzinger Friedhof Abteilung MA Nr. 66 in Wien beigesetzt.

Auszeichnungen

Bearbeiten

Der Künstler erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem:

Künstlerische Arbeiten

Bearbeiten

Operettenregie

Bearbeiten

Opernregie

Bearbeiten

Wichtige Theaterrollen

Bearbeiten
  • Helmut Lohner singt Wedekind: Ich hab meine Tante geschlachtet

Die gezeichnete Hauptfigur des Titus Feuerfuchs in der Graphic Novel Der Talisman von Reinhard Trinkler nach Johann Nestroy, erschienen 2015 in der Edition Steinbauer, ist Helmuth Lohner nachempfunden und stellt eine Hommage an dessen Interpretation der Rolle auf der Theaterbühne dar.[8]

Filmografie (Auswahl)

Bearbeiten

Hörspiele (Auswahl)

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Helmuth Lohner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Schauspieler Helmuth Lohner gestorben. In: Der Standard. 23. Juni 2015, abgerufen am 23. Juni 2015.
  2. Andreas Fasel: Ein ganz anderes Leben. In: DIE WELT. 17. Mai 2003 (welt.de [abgerufen am 6. Mai 2020]).
  3. Ingo Löchel: Susanne Cramer (1936–1969). Bei: zauberspiegel-online.de.
  4. Vgl. Walter Koschatzky: Faszination Kunst: Erinnerungen eines Kunsthistorikers. Böhlau, Wien 2001, ISBN 3-205-99396-9, S. 202: „… Helmut Lohner und seine damalige Frau Ricarda (Reinisch) …“
  5. Eva Maria Klinger: HELMUTH LOHNER. Abgerufen am 13. Mai 2021.
  6. Geheimhochzeit: Gürtler heiratet Lohner. Auf: oe24.at. 23. Dezember 2011, abgerufen am 23. Dezember 2011.
  7. Eva Maria Klinger: HELMUTH LOHNER. Abgerufen am 13. Mai 2021.
  8. Qualtinger und Lohner treten auf. In: Kurier (Tageszeitung). 28. März 2015.