Herabgebogener Amarant

Art der Gattung Amarant (Amaranthus)

Herabgebogener Amarant[1] (Amaranthus deflexus), auch Niederliegender Amarant oder Niederliegender Fuchsschwanz genannt,[2] ist eine Pflanzenart aus der Gattung Amarant (Amaranthus) innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae).[3][4]

Herabgebogener Amarant

Herabgebogener Amarant (Amaranthus deflexus)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Unterfamilie: Amaranthoideae
Gattung: Amarant (Amaranthus)
Art: Herabgebogener Amarant
Wissenschaftlicher Name
Amaranthus deflexus
L.

Beschreibung

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Blattober- und -unterseite
 
Laubblätter und Blütenstände
 
Frucht
 
Samen
 
Blütenstand im Detail
 
Stängel
 
Illustration

Vegetative Merkmale

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Der Herabgebogene Amarant wächst als einjährige,[1] je nach Standort bis zu kurzlebig ausdauernde[4][5][6][7][8] krautige Pflanze.[3] Der stets niederliegende[1][2] oder selten nur am oberen Ende aufsteigende[2][5] schlanke bis robuste, manchmal mehr oder weniger kantige, mehr oder weniger braune,[7] grüne oder rötliche[5] Stängel ist meist 20 bis 50 (8 bis 80[5]) Zentimeter lang und im oberen Bereich dicht flaumig[1][9][7][8] oder fein kraus behaart[2] und nach einiger Zeit verkahlt er; er ist reichlich verzweigt von seiner Basis an.[3][5] Sie bildet oft große Matten.[6]

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert.[9] Der Blattstiel ist mit einer Länge von 6 bis 25[5] oder 12 bis 30[7] Millimetern halb oder bis zu gleich lang wie die Blattspreite[3] und mehr oder weniger flaumig behaart.[6] Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 1 bis 2 (0,5 bis 5) Zentimetern sowie einer Breite von 0,5 bis 1, selten bis zu 2,5 oder 4[6][7] Zentimetern meist rhombisch-eiförmig oder seltener mehr oder weniger breit eiförmig bis lanzettlich[3][5][7][8] mit sich verjüngender oder + kurz keilförmiger Spreitenbasis[3][5] und meist mehr oder weniger spitzem oder mehr oder weniger stumpfem oberen Ende[2] oder gestutzt und ist nicht[2] oder höchstens schwach ausgerandet oder stachelspitzig.[1][3][5] Der Blattrand ist glatt, flach oder wenig gewellt.[3][7] Der Blattrand und die Blattunterseite sind unterschiedlich dicht behaart.[5]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit reicht je nach Standort von Juni bis Oktober[1] oder November.[8] Der endständige, aufrechte bis flexible,[7] unterteilte 2 bis 10 Zentimeter lange sowie 5 bis 12 Millimeter breite[5] grüne, silbrig-grüne,[3] grau-grüne bis weißliche, manchmal rötlich getöne Blütenstand enthält dicht gedrängt viele grüne Blüten,[3][5][9] im unteren Teil noch blattachselständig, im oberen Teil als Scheinähre. Der Blütenstand ist mindestens im oberen Bereich unbeblättert.[3] Amaranthus deflexus ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch).[7] Die häutigen, grünen, kahlen[6] Trag- und Deckblätter unter den weiblichen Blüten sind mit einer Länge von 0,5 bis 1 Millimetern[7] halb so lang wie die Blütenhüllblätter[8] und deltoid-eiförmig bis eiförmig-lanzettlich[5] oder linealisch.[3] Die meist relativ wenigen[5] männlichen Blüten befinden sich gehäuft im oberen Bereich der Blütenstände.[3]

Die Blüten sind immer eingeschlechtig. In den weiblichen Blüten sind nur zwei oder drei gleiche oder ungleiche Blütenhüllblätter vorhanden, sie sind bei einer Länge von 1,2 bis 2 Millimetern[7] schmal-elliptisch oder verkehrt-lanzettlich, linealisch bis länglich-spatelförmig mit breit-spitzem oberen Ende und nicht genagelt.[3][9] Die aufrechten Griffeläste enden in zwei oder drei aufrechte,[7] schlanken Narben.[3] In den männlichen Blüten sind nur zwei oder drei 1,2 bis 1,4 Millimeter lange Blütenhüllblätter und nur zwei oder drei Staubblätter vorhanden.[3][7]

Die häutig aufgeblasenen,[1] glatten, braunen, bei einer Länge von 1,75 bis 3 Millimetern ellipsoiden[5] oder eiförmigen[7] Utrikel besitzen meist zwei, selten drei grüne Linien nach innen gefaltet.[9] Die sich nicht öffnende oder unregelmäßig aufreißende[5] Frucht ist in zwei Hälften oder in Viertel geteilt und bei einer Länge von 2 bis 3 Millimetern deutlich länger als die Blütenhüllblätter und ellipsoid; sie enthält nur im oberen Ende Samen.[3][6] Die glänzenden, fast glatten, stark dunkel-braunen bis schwarzen Samen sind bei einer Länge von 1 bis 1,2 Millimetern[3][9][7] sowie bei einem Durchmesser von 0,7 bis 0,8 Millimetern[8] abgeflacht-ellipsoid,[5] breit-verkehrt-eiförmig,[6] oder gerundet-verkehrt-eiförmig.[9]

Chromosomensatz

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Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 17; es liegt Diploidie mit einer Chromosomenzahl 2n = 34 vor.[1][2][7][8][10][11]

Ökologie

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Beim Herabgebogenen Amarant handelt es sich um einen mesomorphen, annuellen Therophyten.[2][1]

Es liegt Apomixis vor und Amaranthus deflexus ist monözisch und fakultativ autogam. Amaranthus deflexus ist selbstkompatibel.[1] Es erfolgt meist Selbstbestäubung; Windbestäubung ist selten.[1]

Die Diaspore ist eine Nuss, die durch Anemochorie oder Epichorie ausgebreitet wird.[1]

An Amaranthus deflexus wurden beobachtet: Naupactus xanthographus, Spodoptera eridania, Tabakmottenschildlaus (Bemisia tabaci), Chrysodeixis includens.[12]

Vorkommen

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Das natürliche Verbreitungsgebiet von Amaranthus deflexus liegt in Südamerika vermutlich nur im südlichen Chile sowie in Argentinien und vielleicht auch in Bolivien.[13] Er ist Europa sowie im Mittelmeerraum und anderen warmgemäßigten bis tropischen Gebieten ein Neophyt.[3][4] Amaranthus deflexus kommt als Neophyt in Neuseeland,[6] Australien, Südkorea, Marokko, Südafrika, Israel, in der Türkei, in Portugal,[14] Spanien, Dänemark, Schweden, Deutschland, Kroatien, Slowenien, Bulgarien, Rumänien, Albanien, Moldawien, Russland, Nordmazedonien, Griechenland, Ungarn, Italien,[15] Malta,[16] in der Slowakei, in der Ukraine, in der Schweiz, im Vereinigten Königreich, auf den Karischen Inseln, seit 1844 auf den Azoren, seit 1894 auf Madeira, seit 1830 in Österreich, seit 1850 in Belgien, seit 1990 in Zypern nachgewiesen, seit 1905 in Tschechien,[17] seit 1848 in Frankreich, seit 1856 auf Korsika, seit 1850 in Norwegen, seit 1929 in Polen,[18] in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile sowie Peru vor.[12] In Pakistan kommt Amaranthus deflexus nur in einem sehr kleinen Gebiet im mittleren Westen und er kommt auch in Zentralasien sowie Japan vor.[5]

Der Herabgebogene Amarant gedeiht auf stickstoffreichen, frischen Lehm- oder Tonböden, die ziemlich verdichtet sein können. Er wächst in Mitteleuropa in Pflanzengesellschaften des Verbands Polygonion avicularis, auch in denen der Klasse Chenopodietea.[1] Im Mittelmeerraum wächst er in Pflanzengesellschaften des Verbands Polycarpion tetraphylli aus der Ordnung Plantaginetalia.[10]

Er tritt vor allem entlang der Eisenbahnlinien gelegentlich unbeständig auf. Er besiedelt in Mitteleuropa ortsnahes Ödland, das zum Teil reichlich betreten wird, und verfestigte Ufer.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg sind: Lichtzahl 8 = Halblicht- bis Volllichtpflanze; Temperaturzahl 9 = extremer Wärmezeiger; Reaktionszahl 7 = Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger; Feuchtezahl 4 = Trocknis- bis Frischezeiger; Stickstoffzahl 7 = Stickstoffreichtumzeiger; Salzzahl 0 = nicht salzertragend; Schwermetallresistenz = nicht schwermetallresistent.[1]

Taxonomie

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Die Erstveröffentlichung von Amaranthus deflexus erfolgte 1771 durch Carl von Linné in Mantissa Plantarum Altera. Generum Editionis VI et Specierum Editionis II. Stockholm, S. 295.[19][20][3] Das Artepitheton deflexus bedeutet „zurückgeschlagen“. Als Lectotypus wurde durch P. Aellen in K. H. Rechinger: Fl. Iranica 91, Volume 7, 1972 Herb. C. Linnaeus LINN 1117.18 festgelegt.[20] Synonyme für Amaranthus deflexus L. sind: Albersia deflexa (L.) Fourr., Amarantellus argentinus Speg., Euxolus deflexus (L.) Raf., Glomeraria deflexa (L.) Cav.[20][18]

Trivialnamen

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Trivialnamen in vielen Sprachen sind:[21]

  • Albanisch: nena e përkulur, nenë
  • Bulgarisch: наклонен щир, приповдигащсе щир
  • Deutsch: Herabgebogener Amarant, Herabgebogener Fuchsschwanz, Liegender Amarant, Niederhängender Fuchsschwanz, Niederliegender Amarant, Niederliegender Fuchsschwanz
  • Englisch: Argentina amaranth, large-fruit amaranth, low amaranth, prostrate amaranth, perennial pigweed, spreading amaranth
  • Finnisch: rikkarevonhäntäs
  • Französisch: amarante couchée, amaranthe couchée
  • Hebräisch: natui, יַרְבּוּז נָטוּי
  • Holländisch: liggende majer
  • Italienisch: amaranto prostrato
  • Japanisch: haibiyu, ハイビユ
  • Katalanisch: amarant deflex
  • Koreanisch: nun bi reum, 눈비름
  • Kroatisch: ansvinuti šćir
  • Norwegisch: broddamarant
  • Polnisch: szarłat pochylony
  • Portugiesisch: beldro-perene, bredo-perene, carurú-rasteiro, caruru-rastreiro
  • Russisch: щирица склоненная, щирица согнутая
  • Slowakisch: láskavec ohnutý, láskavec sklonený
  • Slowenisch: polegli ščirovke
  • Spanisch: amaranto rastrero, bledo, bredo rastrero, bledo rastrero, yuyo rastrero
  • Schwedisch: krypamarant
  • Tschechisch: laskavec skloněný
  • Türkisch: sarkıkibik
  • Ukrainisch: щириця зігнута
  • Ungarisch: vöröslő disznóparéj

Literatur

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  • Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Franckh-Kosmos-Verlag, 2. überarbeitete Auflage 1994, 2000, Band 2, ISBN 3-440-08048-X.
  • Sergei L. Mosyakin, Kenneth R. Robertson: Amaranthus Linnaeus. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1, Oxford University Press, New York und Oxford, 2003, ISBN 0-19-517389-9. Amaranthus deflexus Linnaeus. S. 430 – textgleich online wie gedrucktes Werk.
  • Néstor D. Bayón: Identifying the weedy amaranths (Amaranthus, Amaranthaceae) of South America. In: Advances in Weed Science, Volume 40, Mai 2022, S. 1–8. doi:10.51694/AdvWeedSci/2022;40:Amaranthus007

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n Amaranthus deflexus L., Herabgebogener Amarant. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g h Amaranthus deflexus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 24. August 2024.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Sergei L. Mosyakin, Kenneth R. Robertson: Amaranthus Linnaeus. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1, Oxford University Press, New York und Oxford, 2003, ISBN 0-19-517389-9. Amaranthus deflexus Linnaeus. S. 430 – textgleich online wie gedrucktes Werk.
  4. a b c Néstor D. Bayón: Identifying the weedy amaranths (Amaranthus, Amaranthaceae) of South America. In: Advances in Weed Science, Volume 40, Mai 2022, S. 1–8. doi:10.51694/AdvWeedSci/2022;40:Amaranthus007
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Amaranthus deflexus bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  6. a b c d e f g h Datenblatt Amaranthus deflexus mit Fotos bei Biota of New Zealand.
  7. a b c d e f g h i j k l m n o p Mihai Costea, 2012: Datenblatt Amaranthus deflexus mit Fotos und Verbreitung in Kalifornien In: Jepson Flora Project (Hrsg.): Jepson eFlora.
  8. a b c d e f g Datenblatt Amaranthus deflexus mit Fotos und Verbreitung auf der Iberischen Halbinsel bei Flora Vascular.
  9. a b c d e f g Electronic Flora of South Australia species Fact Sheet Amaranthus deflexus.
  10. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 355.
  11. Amaranthus deflexus bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  12. a b Datenblatt bei CABI Compendium - Invasive Species Databases.
  13. Amaranthus deflexus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 24. August 2024.
  14. Datenblatt Amaranthus deflexus mit Fotos und Verbreitung in Portugal des Jardim Botânico da UTAD.
  15. Datenblatt Amaranthus deflexus mit Fotos und Verbreitung in Italien bei Portale della Flora d'Italia - Portal to the Flora of Italy.
  16. Datenblatt Amaranthus deflexus mit Foto bei Malta Wild Plants.
  17. Datenblatt Amaranthus deflexus mit Fotos und Verbreitung in Tschechien bei Pladias – Database of the Czech Flora and Vegetation - PDF.
  18. a b D. Iamonico, 2015+: Amaranthaceae. Datenblatt Amaranthus deflexus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  19. Carl von Linné: Mantissa Plantarum Altera. Generum Editionis VI et Specierum Editionis II. Stockholm, 1771, S. 295. eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  20. a b c Amaranthus deflexus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 23. August 2024.
  21. Datenblatt Amaranthus deflexus bei EPPO Global Database.
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Commons: Herabgebogener Amarant (Amaranthus deflexus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien