Herger (Dichter)

mittelhochdeutscher Sangspruchdichter

Herger (um 1170) zählt zu den hochmittelalterlichen, mittelhochdeutschen Sangspruchdichtern. Dem mutmaßlich bürgerlichen oder ministerialen Fahrenden Poeten wurden 28 Sprüche zugeschrieben, die zusammen das früheste mittelhochdeutsche Sangspruch-Repertoire bilden. Enthalten sind autobiographische Sprüche, Adressen an adlige Herren, Tierfabeln und religiöse Sprüche.[1]

In der Germanistik und Editionswissenschaft ist es allerdings umstritten, ob es einen Dichter namens Herger jemals gegeben hat.[2] Die drei Namen „Spervogel“/„Herger“/„Der Junge Spervogel“ tauchen häufig nebeneinander auf. Drei Handschriften (Die Kleine Heidelberger Liederhandschrift A, die Große Heidelberger Liederhandschrift C und die Jenaer Liederhandschrift J) überliefern über 90 Sangspruchstrophen, denen die Namen „Spervogel“ bzw. „Junger Spervogel“ zugewiesen sind. Der Name „Herger“ entstammt als literarische Figur einer der Spervogel-Strophen (II, 2), vergleichbar mit dem poetischen Beisatz „von Reuental“ des Liederdichters Neidhart, der lange Zeit als fixer Bestandteil des Dichternamens angesehen wurde.[3] Frenzel widersprach noch 1953 einer Gleichsetzung von Spervogel und Herger, Letzterer habe sich in gesellschaftlich niedrigeren Schichten bewegt und seine Sprüche hätten einen anderen Charakter.[1]

Literatur

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  • Thomas Bein: Herger. In: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon – Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Si – Vi. Band 11. De Gruyter, Berlin, New York 2011.
  • Horst Brunner: Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Überblick (= Reclams Universalbibliothek. Band 9485). Reclam, Stuttgart 2003, S. 129 ff.
  • Volker Honemann: Herger. In: Kurt Ruh, Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz Josef Worstbrock (Hrsg.): Verfasserlexikon – Die deutsche Literatur des Mittelalters. Gert van der Schüren – Hildegard von Bingen. Band 3. De Gruyter, Berlin, New York 1981.
  • Martin Liechtenhan: Die Strophengruppen Hergers im Urteil der Forschung. Eine wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung zu den „Sprüchen“ im älteren „Spervogelton (= Studien zur Germanistik, Anglistik und Komparatistik. Band 95). Bonn 1980, ISBN 3-416-01555-X.
  • Ulrich Müller: "Herger": Ein Sangspruch-Sänger aus "Minnesangs Frühling", aus 'Minnesangs Winter' oder aus 'Minnesangs Zweitem Frühling'? In: Rüdiger Krohn (Hrsg.): "Dâ hoeret ouch geloube zuo": Überlieferungs- und Echtheitsfragen zum Minnesang. Beiträge zum Festkolloquium für Günther Schweikle anläßlich seines 65. Geburtstags. Hirzel, Stuttgart/Leipzig 1995, S. 139–154.
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Einzelnachweise

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  1. a b Herbert A. und Elisabeth Frenzel: Daten deutscher Dichtung. Chronologischer Abriß der deutschen Literaturgeschichte. Kiepenheuer & Witsch, 1953, ISBN 3-423-03003-8, S. 31.
  2. Ulrich Müller: "Herger": Ein Sangspruch-Sänger aus "Minnesangs Frühling", aus 'Minnesangs Winter' oder aus 'Minnesangs Zweitem Frühling'? In: Rüdiger Krohn (Hrsg.): "Dâ hoeret ouch geloube zuo": Überlieferungs- und Echtheitsfragen zum Minnesang. Beiträge zum Festkolloquium für Günther Schweikle anläßlich seines 65. Geburtstags. Hirzel, Stuttgart/Leipzig 1995, S. 139–154.
  3. Thomas Bein: Herger. In: Killy Literaturlexikon – Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Si – Vi. Band 11. De Gruyter, Berlin, New York 2011.