Hermann Rexhausen

deutscher Möbel- und Innenausbauer und Freimaurer in Hannover

Hermann Rexhausen (* 1876; † 1923) war ein deutscher Unternehmer für Möbelbau und Innenausbau in Hannover.[1] Er war Freimaurer und Bauherr des (heutigen) Kulturdenkmals Hermannshof in Völksen.[2]

Gedenkstein mit einem Gedicht frei nach Otto Julius Bierbaum

Herrmann Rexhausen war der Sohn von Heinrich Rexhausen († 1901), der 1886 in Hannover eine Tischlerei gründete.[2] Er war verheiratet mit Hertha, mit der er die Tochter Hanna († um 1929) hatte.[3] Unter der Adresse der späteren Fabrik für Holzbearbeitung wohnte noch Anfang der 1960er-Jahre der Architekt[4] und Weltrekord-Ballonfahrer Gerd Sophus Rexhausen (1906–1971).[5][6][7]

Unternehmen

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Nach dem Tod seines Vaters übernahm Hermann Rexhausen 1901 den Familienbetrieb und baute ihn zur Hermann Rexhausen, Fabrik für Holzbearbeitung am Standort Celler Straße 35/36 kontinuierlich aus.[2]

 
Ausbau des ehemaligen Stadtbauamts in Hannover
Ansichtskarte Nr. 1053, Karl F. Wunder, um 1905
 
Bismarckschule in Hannover
 
Ausgestaltung des Neuen Rathauses in Hannover

Das Unternehmen war am Innenausbau großer Gebäude beteiligt, darunter:[2]

Städtische Gebäude

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Staatliche Hochbauten

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Bauten für den Einzelhandel

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Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs waren Innenausbauten weniger gefragt, stattdessen erhielt Rexhausen überwiegend Aufträge des Deutschen Heeres, vor allem zum Bau von Militärfahrzeugen aller Art.[2]

 
Schreitender Jüngling von Bernhard Hoetger, 1910
(gilt als verschollen, eine Nachbildung der Kulturstiftung Landkreis Osterholz in Worpswede war 2009 als Leihgabe auf dem Hermannshof)
 
Das 1920 bezogene Sommerhaus der Familie Rexhausen, später Mädchenpensionat, gesehen von der Nordseite, heute Gästehaus des Hermannshofs

Die unternehmerischen Gewinne aus der Zeit vor und während des Weltkrieges waren anscheinend so groß, dass Hermann Rexhausen ab 1916 – noch mitten im Krieg – mit den Planungen für einen Sommersitz in Völksen begann. Ungeklärt ist, ob das bis 1920 fertiggestellte Anwesen, dessen Grundstück durch zwei ehemalige Steinbrüche geprägt war, einer der Gründe zur Wahl des Sommersitzes war, denn „der rauhe Stein [galt als] ein zentrales Symbol“ der Freimaurer, denen Rexhausen angehörte. Bis heute konnte auch noch nicht endgültig geklärt werden, ob das Wohngebäude des Landsitzes nach Plänen des Architekten Bernhard Hoetger errichtet wurde. Ein noch heute im Besitz der Familie Rexhausen befindliches, mit „Modell B. Hoetger“ beschriftetes Foto weist auf die persönliche Bekanntschaft mit Hoetger hin. Das dann tatsächlich realisierte Wohngebäude entspricht kaum dem fotografierten „Modell“, weist aber auffällige Parallelen auf mit dem von Hoetger in Worpswede 1914 umgestalteten Diedrichshof und dessen Gartenanlage.[2][17][18]

Darüber hinaus existieren Fotografien mit Abbildungen von Mitgliedern der Familien Rexhausen und Hoetger

  • von 1917 vor dem Tee-Pavillon auf dem Gelände; sowie später beschriftete
  • „17. Juli 1920 zur Hermannshof-Weihe“, das unter anderem auch die 1910 von Hoetger in Paris geschaffene Skulptur Schreitender Jüngling zeigt, sowie
  • „Picknick im Park. B. Hoetger mit Frau Lee. Nach dem Essen ein Tänzchen zum Grammophon. Sommer 1920“.[2]

Das Wohngebäude für den bis 1920 in Völksen für die Familie Rexhausen fertiggestellten Sommersitz bezieht sich mit seinem Zierband auf die drei Säulen der Freimaurerei, „Weisheit, Stärke, Schönheit“:[2]

„Weisheit leite, Stärke schütze, Schönheit ziere unser Haus[2]

Auch der im Parkgelände aufgestellte Gedenkstein[19] für den im Jahr des Höhepunktes der Deutschen Hyperinflation 1923 gestorbenen Unternehmer[1] nimmt mit einer Inschrift, frei nach einem Gedicht von Otto Julius Bierbaum,[2] Bezug auf die Schönheit:

„Und ich gehe mit Euch, die ich lieb hab, in den Schatten unseres Hauses, in den Garten voller Schönheit, in den Frieden.[19]

Nach dem Tode ihres Ehemanns, der im Alter von nur 57 Jahren an Herzinfarkt gestorben war, führte Hertha Rexhausen das Anwesen zunächst als Mädchenpensionat weiter, verkaufte den Grundbesitz aber nach dem frühen Tod ihrer Tochter Hanna 1929 an die Familie Adolf Hofmann in Hannover, wohin die Witwe dann verzog.[3]

Literatur

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  • Paul Siedentopf (Hauptschriftleiter): Hermann Rexhausen, Hannover. Fabrik für Holzverarbeitung. Cellerstraße 35/36, in ders.: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927 (DBdaF 1927), unter Mitwirkung von Karl Friedrich Leonhardt (Zusammenstellung des Bildmaterials), Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig 1927, S. 63
  • Rainer Schomann, Michael Heinrich Schormann: Das Kulturdenkmal. In: Marie Lampert (Red.): Poesie visuell. Das Kulturdenkmal Hermannshof. Fotografien von Horst Schäfer. (herausgegeben anlässlich der Ausstellung Poesie Visuell, Horst Schäfer sieht das Gartendenkmal Hermannshof im Schloss Landestrost vom 19. Juni bis 19. Juli 2009 vom Verein Kunst und Begegnung Hermannshof) zu Klampen, Springe 2009, ISBN 978-3-86674-066-2, S. 49–59 u. ö.
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Commons: Hermann Rexhausen (industrialist) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. a b Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Rainer Schomann, Michael Heinrich Schormann: Das Kulturdenkmal (siehe Literatur)
  3. a b Marie Lampert (Red.): Chronik … (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)
  4. Vergleiche Peter Bruders: Jubiläums-Jahrbuch der Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e. V. 1912–1962. Deutsche Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e. V., Porz-Wahn 1962, S. 386. (eingeschränkte Vorschau bei Google Bücher)
  5. Klaus Mlynek: 1929. In: Hannover Chronik, S. 168. (Vorschau bei Google Bücher)
  6. Wolfgang Leonhardt: Weltrekord-Ballonfahrer Gerd Sophus Rexhausen. In: Karl Jathos erster Motorflug 1903. 100 Jahre Fluggeschichte in Hannover & Langenhagen. Ballon, Zeppelin, Segelflug, Raketen, Flughafen. 1. Auflage, Book-on-Demand, Selbstverlag, Hannover 2002, ISBN 3-8311-3499-5, S. 307 f.
  7. HÖLLENFAHRT IM FREIBALLON: Ein Musikspiel von Gerold Amann. Abgerufen am 16. August 2020.
  8. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Rudolf-Hillebrecht-Platz 1. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 190 f.
  9. Wolfgang Neß: Bismarckschule. In: Hans-Herbert Möller (Hrsg.): Stadt Hannover, Teil 1. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Band 10.1.) ISBN 3-528-06203-7, S. 119.
    sowie Anlage Südstadt. In: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, S. 7 ff.
  10. Helmut Knocke: Neues Rathaus. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 466 f.
  11. Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Schulen. In: Stadt Hannover, Teil 1. S. 99 f.
  12. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Theodor-Heuss-Platz 1. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 203 ff.
  13. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Ernst-August-Platz 1. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 105 f.
  14. Klaus Mlynek: Postwesen. In: Stadtlexikon Hannover, S. 506 f.
  15. Lorenz Knieriem, Christoph Schmidt: Hannover. Eine Stadt verändert ihr Gesicht. Sutton, Erfurt 2013, ISBN 978-3-95400-262-7, S. 71. (Vorschau bei Google Bücher)
  16. N.N.: Wilh. Boetticher. In: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover 1954. Adolf Sponholtz Verlag, Hannover 1954, S. 142 f.
  17. Anmerkung: Abweichend davon unterstellt die Webseite des Ortes Völksen dem „Bremer Architekten, Bildhauer und Gartengestalter Bernhard Hoetger“ eine direkte Urheberschaft für den Sommersitz; vergleiche Uwe Tippmann (Red.): Daten & Fakten über Völksen (Memento des Originals vom 3. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.voelksen.de auf der Seite voelksen.de, abgerufen am 2. November 2013
  18. Anmerkung: Rainer Schomann und Michael Heinrich Schormann (siehe Literatur, S. 53) schrieben wohl versehentlich „Dietrichshof“.
  19. a b Vergleiche die Dokumentation bei Commons (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)