Herrmann Friedrich Roetschke

deutscher Rittergutbesitzer

Herrmann Friedrich Roetschke[1] (* 16. Oktober 1805[2]; † 20. Februar 1893 auf Bärwalde bei Uhyst, Oberlausitz) war ein deutscher Rittergutsbesitzer und ist der Schöpfer der berühmten Rakotzbrücke mit dem Kromlauer Park im Stil der Romantik des 19. Jahrhunderts.[3] Auch den Park Bärwalde mit seinen Basaltstelen- und Grottenarchitekturen legte Roetschke in den 1870er Jahren an.

Grabstein Herrmann Friedrich Roetschke

Werdegang

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Zu seiner Ausbildung und seinem beruflichen Werdegang ist nichts bekannt. Sein Vermögen erwarb Roetschke durch den Handel und das Bewirtschaften von Rittergütern in der Lausitz.

In den Quellen taucht Herrmann Friedrich Roetschke erstmals mit dem Kauf vom Rittergut Sänitz per 1. April 1838 auf. Der Kauf vom Gut Steinbach ist überliefert per 17. Mai 1841. Der mit dem Käufer Roetschke erhaltene Kaufvertrag zum Rittergut Zschorno datiert auf den 15. September 1842.[4] Zur gleichen Zeit ist der Kauf des Rittergutes Kromlau per 7. September 1842 durch Roetschke überliefert.[5]

Im Jahr 1858 kaufte Roetschke das Holz und die Heide vom Gut Milkel.[4]

Die beiden Güter Merzdorf und Bärwalde erwarb Roetschke zum ersten Mal 1855. Bereits 1864 verkaufte er sie, um beide im gleichen Jahr preiswerter zurückzukaufen. 1869 veräußerte Roetschke die Güter Merzdorf und Bärwalde erneut, um sie ebenso 1871 zurückzukaufen. 1876 verkaufte er die Güter Merzdorf und Bärwalde zum nunmehr dritten Mal. 1877 war Roetschke dann letztendlich für sein Wirken wiederum im Besitz der Güter Merzdorf und Bärwalde und blieb es wohl auch bis zu seinem Tode, da er auf Gut Merzdorf-Bärwalde starb.[6]

Das russische Gut Petrowsky erwarb Roetschke einige Jahre nach Merzdorf-Bärwalde.

Aus dem Grundbucheintrag vom 25. Februar 1893[7] sind auch seine im Testament vom 6. Februar 1889 festgelegten Erben bekannt und überliefert, die einen Teil der Besitzungen Roetschkes – in Kromlau die Muthung „Kromlau“ – noch bis 1907 in Familienbesitz hielten.[8]

Roetschkes Parkgestaltungen

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Gedenkstein für den Schöpfer des Kromlauer Parks

Rittergutsbesitzer Roetschke gilt ausweislich der Quellen der Besitzverhältnisse zum Rittergut Kromlau in der Zeit von 1842 bis 1875 als Initiator der Parkgestaltung der ersten Phase des Kromlauer Parkes, in der auch die Parkarchitekturen des Rakotzensembles mit der berühmten Rakotzbrücke entstanden sind. Gleichwohl ist das Ausrüsten der Rakotzbrücke erst für 1882 überliefert, wie der Gablenzer Chronist Adolf Aisch berichtet: „Am 11. September 1882 wurden die hölzernen Stützbögen, die bis dahin der Sicherheit wegen belassen waren, herausgeschlagen. Dabei stürzte der Zimmermann Traugott Wolsch aus Gablenz in den See und ertrank …“,[9] dem folgend die Errichtung der Parkarchitekturen eher in der letzten Phase des Wirkens von Roetschke in Kromlau vor seinem Übertrag an die Eigentumsnachfolger 1875 zu datieren ist.

Roetschke schuf in seinem letzten Domizil der Güter Merzdorf-Bärwalde in der zweiten Hälfte der 1870er Jahre eine ebenso romantische Parkgestaltung mit Basaltstelengruppen und Grotten wie zuvor in seiner Kromlauer Zeit.

Die Bedeutung der Roetschken Parkarchitekturen im Kontext der romantischen Parkgestaltungen des 19. Jahrhunderts

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Rakotzbrücke im Kontext ihrer Spiegelung auf dem See und der Basaltinsel im Hintergrund

Die Parkgestaltung Roetschkes ist erkennbar im landschaftsgärtnerischen Bereich in Kromlau vom nur 5 km entfernten Bad Muskauer Park von Hermann Fürst von Pückler-Muskau als Vorbild des englischen Landschaftsgartens beeinflusst. Hingegen die Parkarchitekturen mit den romantischen Bildszenerien am Kromlauer Rakotzsee sind geradezu das Gegenteil dessen, was Pückler 1834 in seinem für die Landschaftsparkgestaltung im frühen 19. Jahrhundert so bedeutsamen Standardwerk „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ im Elften Kapitel „Felsen“ referierte: „Es ist zwar eine sehr missliche Aufgabe, Felsen zu machen, und wo nicht wenigstens in der Nähe die Natur wirkliche liefert, die man absprengen und in ihrer alten Form ebenso wieder aufbauen kann, möchte jede Nachahmung ihren Zweck nicht ganz erreichen….“[10] Herrmann Friedrich Roetschke kreierte da mit seinen Parkarchitekturen zwischen 1866 und 1875 des Rakotz-Ensembles im Kromlauer Park ein geradezu diametrales Bild: Die Dramaturgie einer empfindsamen, aber rauen Naturkulisse, die mit ihren reichhaltigen eruptiven Steinbauten – teilweise von weither geholt – auch im Wortsinn bis auf die Spitze getrieben wurden. Dies ist eine bis dahin in dieser ausdrucksstarken Form der landschaftlichen Perzeption nicht bekannte Naturbühnenkulisse der Romantik, wie sie als Solitär in keinem anderen Landschaftspark in dieser fulminanten Bauweise kaum wieder erreicht wurde. Diese außergewöhnliche gestalterische Leistung Roetschkes verwandelt funktional nutzbare Gartenarchitekturen – z. B. der extrem weit spannenden Bogenbrücke aus nur einer Reihe an Basaniten zwischen bis zu 8 m hohen Basaltstelen aus einem Stück der künstlichen Berglandschaften – in ein eigenständiges Bildmedium einer romantischen Dramaturgie folgenden Naturkulisse. Die Rakotzbrücke war weder zum Begehen gedacht noch die Grotte als begehbarer Raum; Roetschkes Gestaltungsabsicht folgte einzig seinem Gedanken einer Inszenierung einer dramatischen Naturkulisse mit eruptiven Elementen, welche bis heute als einzigartiges Artefakt der Gartenkunst des 19. Jahrhunderts mit seiner künstlerischen Kreativität verbunden ist.[11]

Einzelnachweise

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  1. So sein exakt geschriebener Name gem. Grabstein, Grundbuchauszügen und diversen archivalischen Quellen.
  2. Als Geburtsort vermutet wird sein väterliches Rittergut Wohla bei Löbau.
  3. Max Bitterlich: Kromlau. Ein Schatzkästlein im Streusande, in: Schlesische Zeitung 1894, Nr. 402; Franz Hirschfeld: Kromlau. Ein märkisches Idyll, in: Reclams Universum, 20. Jahrgang, Leipzig 1904, S. 1089–1093; Georg Eichler: Der Park zu Kromlau, in: Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung, 24/1908, S. 284–286; Parkplan „Park Cromlaw“ vor 1865, siehe Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Archiv_Signen BLDAM Inv.Nr.10-2014 und 10-2013,
  4. a b zu den vorgenannten Käufen siehe: Thomas Bauer, Jörg Lauterbach: Die Kromlauer Parkarchitekturen am Rakotzsee. Teufelsbrücke, Grotten und Wildwasserszenerien; in: Die Gartenkunst, 33. Jahrgang, Heft 2/2021, S. 297–324, hier S. 305–307
  5. Adolf Aisch: Die Geschichte des evangelischen Kirchspiels in Gablenz. Görlitz 1909, S. 122–144.
  6. Günter Meusel, Dietrich Neuber, Gottfried Schwan: Merzdorf. Aus der Geschichte eines kleinen Heidedorfes. Hoyerswerdaer Geschichtshefte, Hoyerswerda 1979, S. 27
  7. Auszug mit Quellenhinweis wiedergegeben in: Thomas Bauer, Jörg Lauterbach: Die Kromlauer Parkarchitekturen am Rakotzsee. Teufelsbrücke, Grotten und Wildwasserszenerien; in: Die Gartenkunst, 33. Jahrgang, Heft 2/2021, S. 307, Anm. 53
  8. Herrmann Friedrich Roetschkes Erben laut Testament vom 6. Februar 1889 sind: a) Amtsgerichtsrat Dr. Karl Roetschke/Oelsnitz i. Sa., Rentier Alfred Roetschke/Dresden, Ökonom Theodor Roetschke/Petersburg, Rittergutsbesitzerin Dr. jur. Anna Helene Wünsche geb. Roetschke/Nieder-Oertmannsdorf bei Lauban, Dr. Elisa Winkler geb. Roetschke / Freiberg i. Sa., Fräulein Emma Roetschke / Dresden, Fräulein Hilda Roetschke / Dresden, Chemiker Dr. Herrmann Ebert / Uhyst
  9. Adolf Aisch: Die Geschichte des evangelischen Kirchspiels in Gablenz. Görlitz 1909, S. 122–144, hier S. 139
  10. Hermann Fürst von Pückler-Muskau: Andeutungen über Landschaftsgärtnerei. Verbunden mit einer Beschreibung ihrer praktischen Anwendung in Muskau. Mit 44 Ansichten und 4 Grundplänen. Muskau 1834, S. 107–108
  11. Thomas Bauer, Jörg Lauterbach: Die Kromlauer Parkarchitekturen am Rakotzsee. Teufelsbrücke, Grotten und Wildwasserszenerien; in: Die Gartenkunst, 33. Jahrgang, Heft 2/2021; Kilian Jost: Felsenlandschaften – eine Bauaufgabe des 19. Jahrhunderts. Grotten, Wasserfälle und Felsen in landschaftlichen Gartenanlagen, (Diss.) Zürich 2015, hier S. 134 und 226; Kilian Jost: Welche Landschaft sollen wir bauen? Ein Schweizer Motiv schreibt Gartengeschichte, in: Uta Hassler (Hg.): Felsengärten, Gartengrotten, Kunstberge. Motive der Natur in Architektur und Garten. Zürich (ETH Zürich) 2014, S. 80–103