Hieronymus Galler

deutscher Drucker und Verleger, wirkte von 1610 bis 1627 in Oppenheim (Welschdorf) für Oppenheimer und Frankfurter Verlage

Hieronymus Galler (bl. 1610–1627[1]) war ein deutscher Drucker und Verleger schweizerischer Herkunft.

Der aus Basel stammende Galler erhielt im Jahr 1600 das Bürgerrecht in Frankfurt am Main und arbeitete dort vermutlich als angestellter Drucker. Er verließ mit Johann Theodor de Bry 1609 Frankfurt und wechselte nach Oppenheim. Es könnte sein, dass ihn de Bry mit Aussicht auf eine selbständige Stellung nachgezogen hat, was aber dokumentarisch nicht zu belegen ist.[2]

Ein halbes Jahr später verlegte dann die Witwe von Levinus Hulsius den Sitz ihres Verlagsunternehmens ebenfalls nach Oppenheim.

Die Übersiedlung mehrerer leistungsfähiger Frankfurter Verlage wie de Bry, Hulsius und Lucas Jennis garantierte dem Drucker Hieronymus Galler einen erfolgversprechenden Anfang in Oppenheim. Es war für ihn der Aufstieg vom kleinen Druckergesellen zum großen Lohndrucker in Oppenheim. Zahlreiche großformatige und umfangreiche Drucke verdeutlichen das. Galler hatte sich in Frankfurt ausreichend mit Typenmaterial versorgt und konnte so den Ansprüchen der Verleger nachkommen. Vermutlich hat er auch die finanzielle Unterstützung de Brys oder auch anderer genossen. In den zehn Jahren regen geistigen Lebens von 1610 bis 1620[3] in Oppenheim betrieb er eine leistungsfähige Druckerei für Oppenheimer und Frankfurter Verleger sowie auf eigene Rechnung (vor allem ungarische Werke).

Der Wandergelehrte Albert Molnár aus Ungarn hielt sich 1611/12 und 1615 bis 1619 in Oppenheim auf und arbeitete vor seiner Anstellung als Kantor der Lateinschule und Rektor der Stadtschule als Korrektor bei Galler.

Für Hieronymus Galler gab es keinen Grund, nach Frankfurt zurückzukehren, da er sich in Oppenheim eine gesicherte Existenz aufgebaut hatte. Möglicherweise machte die Einnahme Oppenheims durch die Truppen Spinolas im September 1620, wahrscheinlicher aber der Brand Oppenheims 1621 dem Unternehmen Hieronymus Galler ein Ende.[1]

Die Gallersche Druckerwerkstatt und ihre Auftraggeber

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Allein das Projekt VD 17 weist 145 Werke auf.

Frankfurter Verlage
Oppenheimer Verlage
Jacques Perret französischer hugenottischer Architekt der Ideal-Städte
Auf eigene Rechnung
  • Vor allem die ungarischen Werke (mit Molnar als Autor bzw. Korrektor)
Direktaufträge von Autoren (meist Theologen)

Literatur

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  • Josef Benzing: Der Buchdruck zu Oppenheim. In: Hans Licht (Hrsg.): Oppenheim, Geschichte einer alten Reichsstadt. (anlässlich der 750jährigen Wiederkehr der Stadterhebung). Stiftung Dr. Martin Held, Oppenheim 1975, S. 163–167.
  • Josef Benzing: Hulsius, Levin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 30 (Digitalisat). – mit Erwähnung von Hieronymus Galler
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Anmerkungen

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  1. a b Die Quellenlage bezüglich der Geburts- und Sterbedaten von Hieronymus Galler ist dürftig: der renommierte Josef Benzing nennt lediglich als Herkunftsort Basel und nimmt die Schließung der Druckerei mit der Einnahme Oppenheims 1620 oder spätestens dem großen Brand 1621 an, das VD-17-Projekt gibt eine Wirkungszeit des Druckers Galler in Oppenheim von 1610 bis immerhin 1627 an.
  2. Galler erhielt zwei Monate nach (praktisch gleichzeitig mit) Johann Theodor de Bry in Frankfurt seinen Abschied
  3. laut VD 17 bis 1627