Der Hirschberg-Algorithmus berechnet das paarweise Sequenzalignment und hat einen zur Eingabe linearen Speicherbedarf. Der in den 1970er Jahren von Dan Hirschberg entwickelte Algorithmus verwendet die Methode der Dynamischen Programmierung und das Divide-and-conquer Prinzip.

Allgemeines

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Der Hirschberg-Algorithmus ist ein allgemein einsetzbarer und optimaler Algorithmus zum Auffinden eines Sequenzalignment. Der bekannte BLAST-Algorithmus und der FASTA-Algorithmus sind nur suboptimale Heuristiken. Vergleicht man den Hirschberg-Algorithmus mit dem Needleman-Wunsch-Algorithmus, so handelt es sich beim Hirschberg-Algorithmus weniger um einen komplett neuen Algorithmus, sondern eher um eine clevere Strategie, die den Needleman-Wunsch-Algorithmus geschickt einsetzt, um den Speicherverbrauch zu linearisieren, was auch das Besondere an diesem Algorithmus ist: Die Berechnungen für ein Sequenzalignment benötigen nur linear viel Speicherplatz, womit die Platzkomplexität des Algorithmus in O(n) liegt. Zur Berechnung eines Alignments zweier Zeichenketten   und   mit   und   besitzt der Algorithmus eine Laufzeit von   und einen Speicherverbrauch von  . O.B.d.A soll im Folgenden   gelten, so dass der Platzbedarf in   liegt.

Anwendung findet der Algorithmus zum Beispiel in der Bioinformatik zum Abgleich verschiedener DNA- oder Proteinsequenzen.

In einer leicht abgewandelten Form wird Hirschbergs Algorithmus auch dazu verwendet, um in einem Graphen parallel Zusammenhangskomponenten mit Aufwand   auf   Prozessoren zu berechnen.

Berechnung der Levenshtein-Distanz auf linearem Speicherplatz

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Zum Verständnis des Hirschberg-Algorithmus ist es zunächst wichtig zu verstehen, dass sich die Levenshtein-Distanz auf linearem Speicherplatz berechnen lässt:

01   := 0
02 for j in 1..n loop
03         :=   +  
04 end loop
05 for i in 1..m loop
06       s :=  
07         :=   +  
08       c :=  
09       for j in 1..n loop
10             c :=  
11             s :=  
12               := c
13       end loop
14 end loop

In den Zeilen 1–4 wird das eindimensionale Feld   mit n Plätzen Speicherbedarf initialisiert. In Zeile 6 wird die Initialisierung des ersten Elements   in   gerettet. Danach wird   und   mit dem Startwert für die nächste Zeile initialisiert. Die nachfolgende Abbildung zeigt eine Momentaufnahme eines Zeilendurchlaufs. In der inneren Schleife zeigt   immer auf das jeweils zuvor berechnete Ergebnis, während   das noch benötigte Ergebnis der letzten Zeile sichert. Nach Zeile 14 steht die Levenshtein-Distanz als Ergebnis in  .

  ε         ...
ε    0  1  2  3  ...
    1
 
...
s = 0
c =   = 1

Es sollte klar sein, dass sich diese Berechnung auch rückwärts durchführen lässt. Dabei wird die gedachte Matrix nicht von links nach rechts und von oben nach unten durchlaufen, sondern von rechts unten nach links oben:

01   := 0
02 for j in n-1..0 loop
03         :=   +  
04 end loop
05 for i in m-1..0 loop
06       s :=  
07         :=   +  
08       c :=  
09       for j in n-1..0 loop
10             c :=  
11             s :=  
12               := c
13       end loop
14 end loop

Berechnung des Alignments auf linearem Speicherplatz

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Der Divide-&-Conquer-Algorithmus von Hirschberg berechnet ein Alignment der Zeichenketten   und  , indem er Vorwärts- und Rückwärtsdurchlauf miteinander kombiniert (Zeilenangaben beziehen sich auf den nachfolgend angegebenen Pseudocode):

1. Wenn   oder   liegt ein triviales Alignment-Problem vor (Zeilen 14 – 22). Ein String bestehend aus nur einem Zeichen muss auf einen anderen String ausgerichtet werden und ein Alignment wird zurückgegeben. Ist   und   geht man über zu Schritt 2.

2. Ein Vorwärtsdurchlauf berechnet ein Alignment von   und der ersten Hälfte von   (Zeilen 27 – 40). Das Ergebnis des Vorwärtsdurchlaufs ist ein Feld  , dessen Elemente die Kosten für einen Durchlauf von   bis   (mit  ) angeben.

3. Ein Rückwärtsdurchlauf berechnet ein Alignment von   mit der zweiten Hälfte von   (Zeilen 42 – 55). Das Ergebnis ist ein weiteres Feld  , dessen Elemente die Kosten für einen Durchlauf von   zurück zu   angeben.

4. In den Feldelementen   und   stehen die beiden Levenshtein-Distanzen für die globalen Alignments von   und den jeweiligen Hälften von  . In den restlichen Elementen von   stehen die Distanzen von der ersten  -Hälfte zu allen Präfixen von  . Entsprechend enthalten die restlichen Elemente von   die Distanzen von der zweiten  -Hälfte zu allen Suffixen von  .

5. Die Levenshtein-Distanz von   zu   kann nun errechnet werden, indem man entlang der mittleren Zeile der Alignment-Matrix läuft und nach einer kleinsten Summe von korrespondierenden  - und  -Elementen sucht. Ist eine solche minimale Summe gefunden, hat man eine Position in der mittleren Zeile gefunden, in der das optimale Alignment die mittlere Zeile bzw. die Mitte von   schneidet. An dieser Stelle wird   in zwei Teile zerteilt und damit kann auch das Alignment-Problem in zwei kleinere Alignment-Probleme zerteilt werden (Zeilen 59 – 65).

6. Schritt 1 wird rekursiv auf den beiden Teilen von   und   aufgerufen. Die beiden rekursiven Aufrufe geben Teil-Alignments zurück, die zu einem einzigen Alignment verknüpft werden. Das Alignment wird zurückgegeben (Zeilen 68 und 69).

01 --
02 -- Der Divide-&-Conquer-Algorithmus von Hirschberg zur
03 -- Berechnung des globalen Alignments auf linearem Speicher.
04 --
05 -- Bei   besitzt der Algorithmus eine Laufzeit von  
06 -- und einen Speicherverbrauch von  .
07 --
08 function HirschbergAlignment(x,y : string) return A is
09        function SubAlignment( , , ,  : integer) return A is
10                mitte,cut : integer
11                s,c : real
12                  : array( .. ) of real
13        begin
14                if   or   then
15                        -- Konstruiere Matrix T für die Teil-Strings
16                        -- x( .. ) und y( .. )
17                        -- Achtung: Nur linearer Speicherplatz erforderlich!
18                        T := ...
19                        -- Berechne triviales Alignment auf Matrix T
20                        -- in linearer Laufzeit
21                        return Alignment(T,x( .. ),y( .. ))
22                end if
23
24                mitte :=  
25                -- finde ausgehend von   den minimalen Pfad
26                -- mit dem Vorwärtsalgorithmus:
27                  := 0
28                for j in  ..  loop
29                          :=  
30                end loop
31                for i in  ..mitte loop
32                        s :=  
33                        c :=  
34                          := c
35                        for j in  ..  loop
36                                c :=  
37                                s :=  
38                                  := c
39                        end loop
40                end loop
41                -- finde minimalen score-pfad nach  
42                  := 0
43                for j in  ..  loop
44                          :=  
45                end loop
46                for i in  ..mitte loop
47                        s :=  
48                        c :=  
49                          := c;
50                        for j in  ..  loop
51                                c :=  
52                                s :=  
53                                  := c
54                        end loop
55                end loop
56                -- finde den Punkt aus  ..  in dem der Minimale Pfad die
57                -- mittlere Zeile schneidet:
58                --  
59                for j in  ..  loop
60                        if j=  then
61                                cut :=  
62                        elsif   then
63                                cut := j
64                        end if
65                end loop
66                -- Alignment entsteht durch Konkatenation von linkem und
67                -- rechtem Teil-Alignment:
68                return SubAlignment( , ,mitte,cut)
69                                  SubAlignment(mitte,cut, , )
70        end SubAlignment
71        m,n : integer
72 begin
73        m :=  ; n :=  
74        -- Sonderbehandlung:   ist der leere String und lässt keine Zerteilung zu:
75        if m=0 then
76                return  
77        else
78                return SubAlignment(0,0,m,n)
79        end if
80 end HirschbergAlignment

Literatur

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  • D. S. Hirschberg: A linear space algorithm for computing maximal common subsequences. In: Communications of the ACM. Band 18, Nr. 6, 1975, S. 341–343 (englisch, uci.edu [PDF]).
  • Chao, K.M., Hardison, R.C. and Miller, W.: Recent developments in linear-space alignment methods: a survey. In: Journal of Computational Biology. Nr. 4, 1994, S. 271–291 (englisch, edu.tw [PDF]).