Hirschsprung (Pflanze)
Der Gemeine Hirschsprung (Corrigiola litoralis), auch Gewöhnlicher Hirschsprung oder Ufer-Hirschsprung genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Corrigiola innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae).
Hirschsprung | ||||||||||||
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Hirschsprung (Corrigiola litoralis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Corrigiola litoralis | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenDer Gewöhnliche Hirschsprung wächst als kahle, einjährige krautige Pflanze, die am Grund reich verzweigt ist. Die niederliegenden Stängel erreichen Längen von meist 7 bis 25, selten bis zu 50 Zentimetern. Die Wuchsform ähnelt oft flachen, dem Boden aufliegenden Polstern. Die Pflanze wirkt insgesamt blau- bis graugrün, die wechselständig angeordneten Laubblätter haben einen linealischen bis schmal-lanzettlichen, spateligen Umriss. An ihrer Basis befinden sich sehr kleine Nebenblätter.
Generative Merkmale
BearbeitenDie Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Juli bis September oder Oktober. Die Blüten stehen in dichten, seitenachsel- oder endständigen Knäueln zusammen. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die hautrandigen Kelchblätter sind bei einer Länge von 1 bis 1,5 Millimeter eiförmig. Die weißlichen Kronblätter sind kürzer als die Kelchblätter. Jede Blüte enthält fünf Staubblätter und drei Griffel. Die Frucht ist 1 bis 1,5 Millimeter lang.
Chromosomenzahl
BearbeitenDie Chromosomenzahl beträgt 2n = 16, 18 (32)[1] oder 54[2].
Ökologie
BearbeitenDer Gewöhnliche Hirschsprung ist ein Therophyt. Meist findet man die Blüten kugelig geschlossen vor; beim Gemeinen Hirschsprung liegt Selbstbestäubung vor.
Vorkommen und Gefährdung
BearbeitenBeim Gemeinen Hirschsprung handelt sich um ein subatlantisches bis submediterranes Florenelement, das seinen Arealschwerpunkt in Westeuropa und im westlichen bis zentralen Mitteleuropa hat. Im Norden kommt sie bis nach Mittelschweden und Südwestfinnland vor, im Mittelmeerraum ist sie in Küstengebieten zu finden. In Amerika sowie Südafrika ist der Gemeine Hirschsprung ein Neophyt. Als einzige davon kommt der Gemeine Hirschsprung auch in Mitteleuropa vor.
Der Gewöhnliche Hirschsprung tritt vom Tiefland bis in mittlere Gebirgslage auf, im Schwarzwald etwa bis in Höhenlagen von 820 Metern; in den Alpen fehlt sie.
Der Gewöhnliche Hirschsprung besiedelt feuchte Sandstandorte an Flussufern und in anderen offenen, wechselnassen Pionierfluren. Der Gemeine Hirschsprung ist in großen Flusstälern, beispielsweise an der mittleren Elbe, eine Stromtalpflanze, die am Ufer entlang der Wechselwasserzone vorkommt, ebenso an manchen Stauteichen und Talsperren. Darüber hinaus findet man sie als Sandpflanze (Psammophyt) auch auf krumenfeuchten Äckern, unbefestigten Wegen und ähnlichen offenen Rohbodenstandorten (auch: Truppenübungsplätze, Bahnanlagen, Industriegelände). Sie benötigt vegetationsarme, trockene bis wechselnasse (mitunter zeitweilig überschwemmte), mäßig nährstoffreiche und eher basen- und kalkarme Sand-, Kies- oder Schotterböden. Hirschsprung ist nach den ökologischen Zeigerwerten von Ellenberg eine Lichtpflanze, mäßig wärmeliebend, ozeanisch verbreitet sowie ein Feuchte- und Mäßigsäurezeiger.
Pflanzensoziologisch handelt es sich beim Gemeinen Hirschsprung um die namensgebende Charakterart der sehr seltenen Hirschsprung-Gesellschaft, Chenopodio polyspermi-Corrigioletum littoralis (Malcuit 1929) Hülbusch & R. Tx. in R. Tx. 1979, die zu den Zwergbinsen-Gesellschaften überleitet. Weiterhin tritt der Gemeine Hirschsprung auch in anderen Gesellschaften der Flussmelden-Fluren (Verband Chenopodion rubri) auf.
Der Gewöhnliche Hirschsprung ist eine konkurrenzschwache Pflanze mit spezifischen ökologischen Ansprüchen. In verschiedenen Ländern und Regionen wird ein Rückgang der Art beobachtet; daher steht sie beispielsweise auf der Roten Liste Deutschlands als „gefährdet“.
Taxonomie
BearbeitenDie Erstveröffentlichung von Corrigiola litoralis erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 271.
Trivialnamen
BearbeitenFür den Hirschsprung bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Lingenkraut, Braunes Knotengras, Strändling und Uferlingenkraut.[3]
Quellen
Bearbeiten- Hirschsprung. auf FloraWeb.de
Literatur
Bearbeiten- Heinz Ellenberg: Zeigerwerte der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. Scripta Geobotanica IX, 2. Aufl., Erich Goltze KG, Göttingen 1979.
- Eckhard Garve: Atlas der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. Naturschutz Landschaftspflege Niedersachsen 30, Hannover 1994, ISBN 3-922321-68-2
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
- Richard Pott: Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. UTB, Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8252-8067-5
Weblinks
Bearbeiten- Datenblatt bei Steckbriefe zu den Gefäßpflanzen Bayerns des Botanischen Informationsknoten Bayern.
- Datenblatt bei InfoFlora dem Internetportal des nationalen Daten- und Informationszentrums zur Schweizer Flora.
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 389.
- ↑ Corrigiola litoralis bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 114. (online).