Historischer Materialismus

marxistische Theorie über die Menschheitsgeschichte
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Unter dem Begriff Historischer Materialismus werden Theorien zur Erklärung von Gesellschaft und ihrer Geschichte zusammengefasst, die gemäß der „materialistischen Geschichtsauffassung“ von Karl Marx und Friedrich Engels entwickelt wurden:

„Die materialistische Anschauung der Geschichte geht von dem Satz aus, daß die Produktion, und nächst der Produktion der Austausch ihrer Produkte, die Grundlage aller Gesellschaftsordnung ist; daß in jeder geschichtlich auftretenden Gesellschaft die Verteilung der Produkte, und mit ihr die soziale Gliederung in Klassen oder Stände, sich danach richtet, was und wie produziert und wie das Produzierte ausgetauscht wird. Hiernach sind die letzten Ursachen aller gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Umwälzungen zu suchen nicht in den Köpfen der Menschen, in ihrer zunehmenden Einsicht in die ewige Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern in Veränderungen der Produktions- und Austauschweise; sie sind zu suchen nicht in der Philosophie, sondern in der Ökonomie der betreffenden Epoche.“

Friedrich Engels[1]

Der Historische Materialismus[2] sieht den Ablauf der Geschichte als eine durch ökonomische Prozesse gesetzmäßig bestimmte Entwicklung der menschlichen Gesellschaft. Als materielle Triebkräfte der gesellschaftlichen Entwicklung werden die sozio-ökonomischen Widersprüche aufgefasst, die die Gesellschaftsformationen auf unterscheidbaren Entwicklungsstufen und den „Kampf und die Einheit der Gegensätze“ kennzeichnen (Dialektik bei Marx und Engels).[3] Die Lösung der dem jeweiligen Gesellschaftssystem innewohnenden, antagonistischen Widersprüche führt gesetzmäßig zu gesellschaftlichen Veränderungen und zur Herausbildung einer neuen Gesellschaftsformation. Die materialistische Geschichtsauffassung versteht sich als eine dialektische Überwindung des Idealismus Hegels, für den noch der Geist bzw. die Idee(n) und ihr Denken die Geschichte bewirkte bzw. diese überhaupt ausmachte.

Indem der Mensch seine Umwelt durch seine Arbeit verändert, produziert er sich selbst als gegenständliches und gesellschaftliches Wesen. Zur Reproduktion seines Lebens geht er mit anderen Menschen historisch bestimmte Beziehungen ein; diese gesellschaftlichen Verhältnisse wirken auf ihn zurück, machen letztlich sein geschichtliches Wesen oder seine besondere Natur aus.

Der Historische Materialismus versuchte nicht nur den vergangenen geschichtlichen Prozess zu erklären, sondern entwickelte auch Grundrisse für ein humanistisch geprägtes Gesellschaftssystem, welches aus den antagonistischen Widersprüchen einer Klassengesellschaft resultieren könnte.

Unterschiedliche Gesellschaftsformationen

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„In großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet werden. Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab.“

Karl Marx[4]

Die kapitalistische Produktionsweise weise die Tendenz auf, ihre eigene Grundlage aufzuheben:

  • Erste Phase des Kommunismus, Sozialismus. Anfangsstadium der „klassenlosen Gesellschaft
  • Höhere Phase des Kommunismus, entwickelte klassenlose Gesellschaft, in welcher der Staat und alle Unterdrückungsgewalt abgestorben ist und in der das Prinzip gilt: „jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“[5]

Im Kommunismus ebenso wie in der Urgesellschaft ist die Entfremdung des Menschen vom Produkt seiner Arbeit sowie von sich selbst noch nicht bzw. nicht mehr vorhanden, während sie in den Klassengesellschaften die Verhältnisse entscheidend mitbestimmt.

Stammesgesellschaft

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Die Stammesgesellschaft ist die ursprünglichste Form des menschlichen Zusammenlebens. Sie wird charakterisiert durch eine minimale Arbeitsteilung, archaische Techniken und eine geringe Produktivität. Privatbesitz ist selten oder existiert nur in gemeinschaftlicher Form, d. h.: die Produktionsmittel sowie die Produkte befinden sich im kollektiven Besitz der Gemeinschaft (Kollektiveigentum). Eine solche „klassenlose“ Gesellschaft bezeichnet Marx auch als „Urform des Kommunismus“ bzw. Urkommunismus.

Mit fortschreitender Entwicklung der Produktivkräfte schaffen es die Menschen ab einem bestimmten Zeitpunkt, mehr zu produzieren, als sie zum unmittelbaren Überleben benötigen. Das zum eigenen Überleben nicht Benötigte ermöglicht die Herstellung eines Mehrprodukts. Dies führt jedoch auch zur Herausbildung von Herrschafts- und Ausbeutungsstrukturen, da das Mehrprodukt dazu dienen konnte, eine herrschende Klasse, die selbst am unmittelbaren Produktionsprozess nicht beteiligt war, zu ernähren. So wurde das Mehrprodukt für Notzeiten in besonderen Speichern aufbewahrt, die dann aber auch bewacht werden mussten, und gerade wenn eine Notzeit ausbrach, waren Leute notwendig, die gegen die unmittelbaren Ängste der Bevölkerung diese Vorräte verteidigten, damit nicht in der ersten Not gleich alles verzehrt wurde. Diese Leute mussten also notfalls auch entscheiden, ob Andere nicht ernährt werden konnten. Sie mussten mächtig sein, mächtiger als die Masse der Bevölkerung. Die herrschende Klasse und die Klassengesellschaft war geboren.

Asiatische Produktionsweise

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Die asiatische Produktionsweise ist nach Marx eine auf Landwirtschaft basierende Gesellschaftsform, in der eine übergeordnete Autorität über die Ländereien verfügt (Despotismus) und sie den Familien zur Bearbeitung überlässt. Das erwirtschaftete Mehrprodukt wird von der übergeordneten Autorität an die Mitglieder der Gemeinschaft verteilt. Diese Gesellschaft kennt schon Klassen in ersten Ansätzen.

Die asiatische Produktionsweise führte Karl A. Wittfogel zur Kritik am verbreiteten unilinearen Entwicklungsschema. Letzteres war von Engels so auf den Punkt gebracht worden:

„Der durchgehende Grundgedanke des ‚Manifestes‘: daß die ökonomische Produktion und die aus ihr mit Notwendigkeit folgende gesellschaftliche Gliederung einer jeden Geschichtsepoche die Grundlage bildet für die politische und intellektuelle Geschichte dieser Epoche; daß demgemäß (seit Auflösung des uralten Gemeinbesitzes an Grund und Boden) die ganze Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen gewesen ist, Kämpfen zwischen ausgebeuteten und ausbeutenden, beherrschten und herrschenden Klassen auf verschiedenen Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung; daß dieser Kampf aber jetzt eine Stufe erreicht hat, wo die ausgebeutete und unterdrückte Klasse (das Proletariat) sich nicht mehr von der sie ausbeutenden und unterdrückenden Klasse (der Bourgeoisie) befreien kann, ohne zugleich die ganze Gesellschaft für immer von Ausbeutung, Unterdrückung und Klassenkämpfen zu befreien – dieser Grundgedanke gehört einzig und ausschließlich Marx an.“

Friedrich Engels[6]

Mit Verweis auf die Marx eigentümliche Methode der geschichtlichen Erklärung, wobei er vor einer alle Nationen umfassenden Geschichtsphilosophie warne, ging Wittfogel zu einer mehrlinigen Geschichtsauffassung über.[7]

Germanische Gesellschaft

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Die germanische Gesellschaft ist eine ländliche Kultur, mit kleinen, weit verstreuten Besitztümern in der Hand bestimmter Familien. Gemeinschaftsbesitz existiert zum Teil noch (Allmenden). Soziale Hierarchien bilden sich zwischen den Familien.

Sklavenhaltergesellschaft

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Sklavenhaltergesellschaft bezeichnet die antiken Gesellschaften auf der Basis ihrer Produktionsweise, die den Reichtum durch die Schaffung und Akkumulation von Mehrwert durch Sklavenarbeit produzierten.

Antike Städtegesellschaft

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In antiken Städtegesellschaften (z. B. römischen und griechischen Städten) konzentrieren sich die Macht und der Reichtum in den Städten und es entstehen militärische Organisationen, um diese zu sichern (z. B. griech. Polis). Die Ländereien befinden sich meist noch in gemeinschaftlichem Besitz, parallel dazu entwickelt sich jedoch langsam, aber sicher der Privatbesitz. Jene Mitglieder der antiken Stadt, die am aktiven Leben der Stadt teilnehmen (Polisbürger), profitieren vom gemeinschaftlichen Besitz. Es entstehen auch die ersten sozialen Klassen: Sklaven und Sklavenbesitzer.

Diese Gesellschaftsform zeichnet sich durch zahlreiche Sklavenaufstände aus (z. B. Spartacus-Aufstand). Diese Phase der sozioökonomischen Entwicklung geht in einem langwierigen und komplizierten Prozess in das frühe Mittelalter (marxistische Terminologie: Früh-Feudalismus) über. Spätrömische Kolonen (kleine Landpächter) bilden ein Übergangsglied in einer Entwicklungskette hin zu den hörigen Bauern des Feudalismus.

Feudale Gesellschaft

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Die feudale Gesellschaft ist gleichzeitig städtisch und ländlich und in hohem Maße hierarchisch bzw. ständisch aufgebaut. Auf dem Land herrschen die großen Grundbesitzer und Lehnsherren, ihre Ländereien werden von Leibeigenen bearbeitet. In den Städten wiederum basiert die Hierarchie auf den Gilden und Zünften.

Die feudale Gesellschaft ebnet über den Schutz von handwerklichem Besitz und Kapital den Weg für die Entstehung des Kapitalismus.

Kapitalistische Gesellschaft

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Die kapitalistisch-bürgerliche Gesellschaft zeichnet sich einerseits durch einen hohen technischen Entwicklungsstand und andererseits durch eine ausgeprägte Arbeitsteilung aus. Die sozialen Klassen sind scharf voneinander abgegrenzt, und mit der Entwicklung des Handels und der Industrialisierung entsteht eine neue Klasse: das aus dem städtischen Handwerk heraus entstandene Bürgertum bzw. „Bourgeoisie“.

Neue Märkte, die Entstehung von Manufakturen, die ursprüngliche Akkumulation des Kapitals und vor allem die Industrialisierung führen zu einer massiven Produktivitätssteigerung. Der Aufschwung des Bürgertums geschieht Marx zufolge auf Kosten der Arbeiterklasse, die selbst über keinerlei Produktionsmittel verfügt. Landflucht, Armut, Krankheit und ein Gefühl der Entfremdung zeichnen die Angehörigen des Proletariats aus.

Der Kapitalismus ist vorerst kommerzieller Natur: Das Bürgertum bereichert sich, entwickelt neue Produkte, erschließt neue Märkte und multipliziert seine Ressourcen. Diese Art des Kapitalismus wird mehr und mehr vom industriellen Kapitalismus ersetzt – Produktivitätssteigerung und Verstädterung sind die Folgen.

Basis und Überbau

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„In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“

Karl Marx[8]

Die jedesmalige ökonomische Struktur der Gesellschaft bildet die reale Grundlage, aus welcher der gesamte Überbau der rechtlichen und politischen Einrichtungen sowie der religiösen, philosophischen und sonstigen Vorstellungsweise eines jeden geschichtlichen Zeitabschnittes in letzter Instanz zu erklären sind.[9]

Gerade eine Epoche sozialer Umwälzung kann man nicht beurteilen nach dem Bewusstsein bzw. der Ideologie, das sie selbst von sich hat, vielmehr muss die Gesellschaftstheorie dies Bewusstsein aus den Widersprüchen des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklären.[10]

Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Demnach ist das Modell von Basis und Überbau maßgeblich für die Strukturbeschreibung und zur Bestimmung der Bandbreiten historisch möglicher Entwicklungen („Tendenzen“) von Gesellschaft. Das schließt nicht unbedingt aus, dass Ideen nicht auch auf die Basis zurückwirken, wie etwa Max Weber für in der Gesellschaft verbreitete wirtschaftsethische Auffassungen dies nachzuweisen versucht hat (vgl. Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus), oder dass zu Einzelfragen oder für andere Problemstellungen andere Erklärungen herangezogen werden können.[11]

Die Basis-Überbau-Theorie ist dabei nicht als vollständige und eindimensionale Determination der Kultur durch die Ökonomie gemeint, als welche diese Theorie insbesondere im Marxismus-Leninismus (oft als „Vulgärmarxismus“ und „Ökonomismus“ kritisiert) rezipiert wurde. Bei allen dialektischen Wechselwirkungen zwischen „Ideen“ und „materiellen Interessen“ seien es aber, so Marx, in der Regel die Ideen, welche sich „blamierten“.[12]

Ökonomisches Bewegungsgesetz, Klassenkampf und Revolution

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Der Historische Materialismus fasst „die Entwicklung der ökonomischen Gesellschaftsformation als einen naturgeschichtlichen Prozess auf“,[13] analog zur experimentellen Methode der Naturwissenschaft. Gesucht sind Naturgesetze, und zwar die der Sozialgeschichte, insbesondere die Gesetze des Kapitalismus, die sich je nach historischen Umständen mehr oder weniger rein (der idealen theoretischen Form gemäß), wie zu seiner Zeit in England als der fortgeschrittensten Gesellschaft, oder nur als eine theoretisch bestimmbare Tendenz, die von anderen Tendenzen oder Nebenwirkungen gestört wird, zeigen.[14]

„Eine Nation soll und kann von der andern lernen. Auch wenn eine Gesellschaft dem Naturgesetz ihrer Bewegung auf die Spur gekommen ist – und es ist der letzte Endzweck dieses Werks, das ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enthüllen –, kann sie naturgemäße Entwicklungsphasen weder überspringen noch wegdekretieren. Aber sie kann die Geburtswehen abkürzen und mildern.“

Karl Marx[15]

Mit Ausnahme der Urzustände war alle bisherige Geschichte die Geschichte von Klassenkämpfen. Die gegeneinander kämpfenden Klassen der Gesellschaft entstehen durch die jeweiligen Produktions- und Verkehrsverhältnisse, d. h. die ökonomischen Verhältnisse ihrer jeweiligen Epoche. Der Klassenkampf bestimmt mehr oder minder bewusst die Beziehungen zwischen den Klassen und treibt die gesellschaftliche Entwicklung voran.

„Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um.“[16]

Die Produktionsverhältnisse fördern zunächst die Fortentwicklung der Produktivkräfte, werden dann aber zunehmend zu Fesseln der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Die Verelendung der unteren Schichten führt zur Verschärfung sozialer Widersprüche und zu sozialen Konflikten. Andererseits werden die Produktionsmöglichkeiten, die die geschaffenen Produktivkräfte an sich hergeben, nicht ausgenutzt, weil die gegebenen Eigentumsverhältnisse dem entgegenstehen. Die produktiven Klassen versuchen dann, die Produktionsverhältnisse ihren Interessen gemäß zu ändern. Da die bisher herrschende Klasse Mittel zur Gegenwehr einsetzt, wodurch sie die Unterdrückung verstärkt, kann dann der Klassenkampf in eine kurze, heftige „revolutionäre“ Phase treten. In einer politischen Revolution reißt die bislang unterdrückte Klasse die Macht an sich und es werden die Eigentums- und Verfügungsverhältnisse über die Produktionsmittel rechtlich neu geregelt. Damit bilden sich neue Produktionsverhältnisse mit neuen herrschenden Klassen heraus, und der Klassenkampf beginnt auf neuer Stufe, in einer anderen Gesellschaftsformation.

„Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, daß die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozeß ihres Werdens begriffen sind.“[17]

Prophezeiung und Voraussagen

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„Ohne Prophezeiungen geht es in der Politik einmal nicht. Nur haben diejenigen, die da prophezeien, es werde noch lange alles beim alten bleiben, nicht die Empfindung, dass sie prophezeien.“

Unter der Überschrift Die Prophezeiung der Revolution setzte sich Karl Kautsky ausführlich mit der Polemik auseinander in der Presse, im Reichstag wie auf den Parteitagen, womit die angeblich fehlerhaften Voraussagen oder Fehleinschätzungen der politischen Entwicklung (wie etwa den Ausbruch von Krisen oder Kriegen oder den Revolutionsprozess in Russland betreffend) als „Prophezeiung“ attackiert wurden. Jeder vorausblickende Politiker müsse sich auf Szenarien möglicher Zukünfte stützen.

Die Dialektik von Theorie und Praxis stützt sich mindestens schon seit Kant[19] und Hegels Phänomenologie des Geistes auf die Transzendenz des theoretischen Denkens bzw. des Allgemeinbegriffs: Das menschliche Denkvermögen ist grundsätzlich so gebaut, dass es stets über den konkreten Einzelfall hinausgeht. Der Mensch kann nicht umhin, zu denken und zu handeln, d. h., er steht immer unter dem Zwang, zu verallgemeinern und Gesellschaft und Geschichte auf allgemeine Art zu deuten, d. h., einen Sinn zu geben. Sich hierbei ausschließlich auf das jeweils durch Beweise positiv Abgesicherte stützen zu wollen, wäre wirklichkeitsfremd.

Freilich liegt in der von Hegel und Marx angewandten Dialektik schon insofern eine prinzipielle Beschränktheit, als diese Methode von einer betrachteten Totalität zurückgeht auf deren „Anatomie“, d. h. deren begriffliche und historische Voraussetzungen. Eine „Futurologie“ setzte hingegen die umgekehrte Zeitrichtung voraus, wofür Hegel wie Marx (abgesehen von seiner politischen Programmatik) indes wenig Neigung zeigten. Es überrascht daher kaum, dass noch 1912 Karl Korsch klagte, dass bloß „Vergesellschaftung der Produktionsmittel“ die einzige vom Marxismus angegebene, selten dürftige Formel für die künftige Gesellschaft darstelle.[20]

Laut einem Aufsatz Siegfried Landshuts aus dem Jahr 1956 sind die von Marx entdeckten Entwicklungsgesetze bestätigt worden, insofern mit Ausnahme eines gewaltsamen revolutionären Umschlags alle Aussagen über eine neue Ordnung für die westlichen Gesellschaften zutrafen, während sich die kennzeichnenden Merkmale einer kapitalistischen Gesellschaft gerade in den sozialistischen Gesellschaften wie z. B. der Sowjetunion wiederfanden.[21]

Iring Fetscher listet 1972 dagegen mehrere Prognosen des Historischen Materialismus auf, die sich nicht erfüllt haben, darunter das Verschwinden der mittleren Klassen zwischen Proletariat und Bourgeoisie, die Verelendungsthese und die Unbeherrschbarkeit von Überproduktionskrisen, in deren Folge Marx die Weltrevolution erwartete.[22] Auch das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate gilt in der nicht-marxistischen Volkswirtschaftslehre heute als falsifiziert, ebenso der Zusammenbruch des Kapitalismus, den Marx am Ende des ersten Bands von Das Kapital als kurz bevorstehend prognostizierte.[23] Laut dem Historiker Arnd Hoffmann trug das Scheitern der Voraussagen des Historischen Materialismus zur heute verbreiteten Skepsis gegenüber Voraussagen insgesamt bei.[24]

In der Gesellschaft produzierende Individuen

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„In Gesellschaft produzierende Individuen – daher gesellschaftlich bestimmte Produktion der Individuen ist natürlich der Ausgangspunkt.“

Karl Marx[25]

Die Geschichte von Gesellschaften wird durch die Menschen gemacht.[26] Es wäre aber voreilig, daraus zu schließen, dass Marxens Akteurs-Modell das des methodologischen Individualismus sei.[27] Denn wie schon Hegel[28] weist auch Marx die Auffassung des Individuums in der Tradition des Naturrechts oder konstruiert nach Art der Vertragstheorien als abstrakt und ungeschichtlich zurück. Als des Menschen Natur wirkt das „Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse“.

Daher lässt sich auch gesellschaftliche Entwicklung nicht ausschließlich durch die allgemeinsten Gesetze des Individualverhaltens[29] oder der Technologie erklären,[30] sondern es müssen die „sozialen Verhältnisse“ als Wirkmechanismen sowie als historische Vorbedingung derselben zur Erklärung gesellschaftlicher Entwicklung hinzugenommen werden.[31]

Der Historische Materialismus lässt sich somit keinesfalls auf die eine oder andere Seite der falschen Alternative: Individualismus oder Kollektivismus[32] festnageln.

„Erst in dem 18. Jahrhundert, in der »bürgerlichen Gesellschaft«, treten die verschiedenen Formen des gesellschaftlichen Zusammenhangs dem Einzelnen als bloßes Mittel für seine Privatzwecke entgegen, als äußerliche Notwendigkeit. Aber die Epoche, die diesen Standpunkt erzeugt, den des vereinzelten Einzelnen, ist grade die der bisher entwickeltsten gesellschaftlichen (allgemeinen von diesem Standpunkt aus) Verhältnisse. Der Mensch ist im wörtlichsten Sinn ein zôon politikon, nicht nur ein geselliges Tier, sondern ein Tier, das nur in der Gesellschaft sich vereinzeln kann.“[33]

Wer wie etwa Schumpeter für die „reine Ökonomie“ holistische Begriffe grundsätzlich zu verwenden ablehnt, dem kann entgegengehalten werden, dass diese schon als Bestandteile von Ideologien dem Objektbereich der Sozialwissenschaften angehören und somit in deren Objektsprache Eingang finden müssen. Eine dialektische Gesellschaftstheorie, die an bestehendes Erfahrungswissen anknüpfen und es durch immanente Kritik überschreiten will, muss gerade an diesen vorfindbaren dogmatischen („verdinglichten“) Formen ansetzen. So ist die soziologische (bzw. phänomenologische oder auch ideologiekritische) Funktion der hegelschen Ausdrucksweise bei Marx zu begreifen. Die Dialektik von Wesen und Schein[34] setzt an dem „natürlichen Platonismus“ der Warenwelt an und zeigt hinter der ideologisch verdeckten „Astronomie der Güterströme“ („reine Ökonomie“!) als wirkliches Wesen auf das gesetzmäßig verknüpfte Handeln menschlicher Individuen unter nicht frei gewählten geschichtlichen Bedingungen.[35]

Marxens ökonomischer Determinismus kann folgendermaßen expliziert werden: Es gibt Gesetze, die außerökonomische Entwicklungen durch ökonomische Faktoren erklären, wobei die Produktionsweise als geschlossen erklärbares System angenommen wird.[36] Es wird also unterstellt, dass die Systemelemente der gesellschaftlichen Verhältnisse durch Makro-Variablen gebildet werden, die sich als System gegenüber dem Individualverhalten abschließen lassen.[37] Wenn ein nach gewissen Gesetzen ablaufender Makro-Prozess auf der Ebene der Produktionsverhältnisse behauptet wird, schließt dies logisch nicht aus, dass dieser in Merkmalen und Relationen von Individuen formuliert werden kann; darüber entscheidet die Theorie.

Einheit von Theorie und Praxis

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„Einheit von Theorie und Praxis“ heißt nicht, dass Theorie und Praxis dasselbe seien[38] oder dass das Problem der Vermittlung schon ein für alle Mal gelöst wäre. Sondern: Der Historische Materialismus ist die allgemeine soziologische Theorie,[39] welche in einem dialektischen Spannungsverhältnis zu sehen ist zu einer der Theorie entsprechenden politischen Praxis, welche diese praktisch orientierte Theorie in der politischen Wirklichkeit überprüft. Denn nichts ist praktischer als eine gute Theorie.[40]

In der Verbindung von Theorie mit dieser Praxis gründet der Anspruch des „Wissenschaftlichen Sozialismus“. Für ihn ist das „Subjekt der gesellschaftlichen Praxis“ der Tradition zufolge das Proletariat oder die Arbeiterbewegung.

Kritik und Gegenkritik

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Die deutsche Ideologie als zentrales Werk des historischen Materialismus von Marx und Engels hat es in der veröffentlichten Form der Marx-Engels-Werke (MEW) nie gegeben. Besonders das Kapitel „I Feuerbach“ war ursprünglich als eine Kritik an Max Stirner gedacht. Ulrich Pagel, Gerald Hubmann und Christine Weckwerth kommen in ihrer Arbeit zur Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) zu folgendem Ergebnis: „Anstelle der in der späteren Rezeption behaupteten (und durch Textkompilationen suggerierten) Ausformulierung einer Philosophie des historischen Materialismus belegen die Manuskripte gerade die programmatische Abkehr von der Philosophie zugunsten der wirklichen positiven Wissenschaft“. Demnach können Karl Marx und Friedrich Engels nicht als Gründer oder als Vertreter einer deterministischen Geschichtsauffassung betrachtet werden.[41]

Laut Karl Popper hat Marx eine quasi-religiöse Geschichtsphilosophie gestiftet, die sich aufs Orakeln und Prophezeien verlegt und daher in großen Teilen unwissenschaftlich ist bzw. eine Pseudowissenschaft darstellt,[42] die als ein Historizismus geschichtliche Voraussagen großen Stils beinhalte.[43]

Der Historische Materialismus ist eine Hybridbildung aus deutschem Idealismus, französischer Aufklärung und englischer/französischer Nationalökonomie. Dabei hat er bis heute weder alle Probleme seiner Herkunftstheorien noch alle seine eigenen gelöst. Seine theoretischen oder praktischen Vorzüge sind indes nur jeweils im Vergleich zu Alternativen festzustellen. Zum Historischen Materialismus liegen heutzutage vielerlei Alternativen vor, die zur wechselseitigen Kritik im Sinne eines Theorievergleichs eingesetzt werden können: Theorien zur modernen Gesellschaft und ihrer Entwicklung und ihrer Geschichte, die alle in unterschiedlichen Punkten vom Historischen Materialismus divergieren oder mit ihm konvergieren; wie zum Beispiel: Max Weber, Talcott Parsons, die Kritische Theorie, Niklas Luhmann etc.[44]

Häufig wird – aber nicht immer oder allein von Vertretern des Historischen Materialismus – in der geschichtlichen Entwicklung eine einfache Geradlinigkeit in der Geschichte oder eine Konvergenz auf ein dominierendes Entwicklungsmodell hin unterstellt oder explizit behauptet; häufig in der Form, dass eine bestimmte Gesellschaft (etwa die USA) als Modellfall für andere genommen wird. Diese Thesen werden in den neueren Untersuchungen der Pfadabhängigkeit gesellschaftlichen Wandels der Kritik unterzogen. Dabei wird auch die Frage des Einflusses von menschlichen Entscheidungen auf einen Systemwandel neu aufgeworfen.[45]

Marxens „ökonomischer Determinismus“ leugne die bedeutende Rolle von Ideen in der Geschichte von Gesellschaften.[46] So wird manchmal die Erklärungsperspektive Max Webers entweder als Alternative oder doch zumindest als notwendige Ergänzung des Historischen Materialismus aufgefasst. In einer Kritik an „Rudolf Stammlers ‚Überwindung‘ der materialistischen Geschichtsauffassung“ lässt Weber dahingestellt, ob Stammler letztere richtig interpretiert habe; er bemängelt vor allem den Versuch, den Historischen Materialismus durch einen scholastizistischen Apriorismus zu verschlimmbessern.[47]

Positiv wird oft vermerkt, dass mit dem Historischen Materialismus ein interdisziplinärer Ansatz bzw. eine Gesamtvision[48] zur Verfügung stehe, das Funktionieren menschlicher Gesellschaften zu erklären. Gleichwohl werden dann nur die fachspezifischen Bezüge (Ökonomie, Soziologie, Philosophie, Politik, …) ins Blickfeld gerückt und die anderen Aspekte als wissenschaftlich irrelevant abgeschoben. Typisch hierfür ist die Vorgehensweise Joan Robinsons, der nur der 3. Band des Kapital in ihre ökonomische Sichtweise passt, und der die Arbeitswerttheorie des 1. Bandes nur als „hegelian stuff and nonsense“ erscheint.[49]

Aus der Perspektive der westdeutschen Linken, wie z. B. von Autoren der Zeitschrift Das Argument, war die in den 1960er einsetzende Hinwendung zur Strukturgeschichte, Ausdruck des Bemühens den Historismus ganz vorsichtig zu modifizieren, um vor allem um dem Historischen Materialismus etwas entgegenzusetzen.[50]

Im Hinblick auf die „Einheit von Theorie und Praxis“ verteidigt Hans Albert[51] mit der Forderung nach Wertfreiheit das Erkenntnisziel von Wissenschaft als autonom. Bei der Entwicklung von Theorien kann die Wissenschaft weder vorhersehen noch vorherbestimmen, wer später diese zu welchen Zwecken einsetzen werde. Schon aus diesem Grunde sei eine Vermengung von Wissenschaft und politischer Programmatik unzweckmäßig; ein Ableitungsversuch von Wissenschaft aus Erkenntnisinteressen[52] verkenne Stellung und Funktion von Wissenschaft in der Gesellschaft. Freilich ist die Forderung nach Autonomie der Wissenschaft eben eine politische Forderung; sie lässt sich weder aus empirischer Wissenschaft begründen, wie Albert selber sagt; die Frage kann also nur auf politischer Ebene theoretisch gelöst und praktisch ausgetragen werden.

Siehe auch

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Literatur

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Primärliteratur

  • Karl Marx: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. erstmals erschienen in der Zeitung Die Revolution, New York 1852.
  • Karl Marx / Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei. [Marx/Engels: Manifest der kommunistischen Partei, S. 1. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2573 (vgl. MEW Bd. 4, S. 1)]
  • Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigner Anschauung und authentischen Quellen. [Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England, S. 1. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 10258 (vgl. MEW Bd. 2, S. 225)]
  • Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg. [Engels: Der deutsche Bauernkrieg, S. 1. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 8964 (vgl. MEW Bd. 7, S. 531)]
  • Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H. Morgans Forschungen [Engels: Der Ursprung der Familie, S. 1. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 9347 (vgl. MEW Bd. 21, S. 25)]
  • Karl Marx: Die Klassenkämpfe in Frankreich. [Marx: Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850, S. 1. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 11006 (vgl. MEW Bd. 7, S. 9)]
  • Friedrich Engels: Die Rolle der Gewalt in der Geschichte. [Engels: Die Rolle der Gewalt in der Geschichte, S. 1. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 13347 (vgl. MEW Bd. 21, S. 405)]
  • Friedrich Engels. Briefe über den historischen Materialismus (1890–1895). Dietz Verlag, Berlin 1979.
  • Die materialistische Geschichtsauffassung dargelegt von Karl Kautsky. 2 Bände. J. H. W. Dietz, Berlin 1927. (2. Aufl. 1929)
  • Antonio Labriola: Über den historischen Materialismus. Frankfurt: Suhrkamp 1974.
  • Karl A. Wittfogel: Die orientalische Despotie. Frankfurt/M., Berlin, Wien: Ullstein, 1977, Ungekürzte Ausg.

Sekundärliteratur

  • Laird Addis: The Individual and the Marxist Philosophy of History, pp. 328, in: May Brodbeck: Readings in the Philosophy of the Social Sciences, New York London 1968.
  • Hannah Arendt: Über die Revolution. Piper, 2020, ISBN 978-3-492-31692-7.
  • Michael Burawoy: Marxism as Science. Historical Challenges and Theoretical Growth, American Sociological Review, 55, 6, 1990, pp. 775–793.
  • Jon Elster: Making Sense of Marx. Cambridge 1985.
  • Wolfgang Eßbach: Die Bedeutung Max Stirners für die Genese des historischen Materialismus (Diss. 1978). Neu hrsg. u.d.T. Gegenzüge. Frankfurt/M.: Materialis, 1982, ISBN 3-88535-068-8.
  • Helmut Fleischer: Marxismus und Geschichte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1969 (6. Auflage 1977). Übersetzungen ins Spanische, Italienische, Englische, Portugiesische, ISBN 0-7139-0347-3.
  • Hans Joas: Globalisierung und Wertentstehung – oder: Warum Marx und Engels doch nicht recht hatten. Berliner Journal für Soziologie 8, 3, 1998, S. 329.
  • Paul Kägi: Genesis des historischen Materialismus. Wien-Frankfurt-Zürich 1965.
  • Wolfgang Küttler, Alexis Petrioli, Frieder Otto Wolf: historischer Materialismus. In: Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): Historisch-Kritisches Wörterbuch des Marxismus, Bd. 6/1. Hamburg 2004, Sp. 316–334.
  • Andrzej Malewski: Der empirische Gehalt der Theorie des historischen Materialismus. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 11, 1959, S. 281–305.
  • Ekkehard Martens: ‚Das Reich der Notwendigkeit‘ und ‚Das Reich der Freiheit‘. Ein aristotelisches Lehrstück bei Marx. Zeitschrift für philosophische Forschung, 28, 1, 1974, S. 114–119.
  • Robert Michels: Die Verelendungstheorie. Studien und Untersuchungen zur internationalen Dogmengeschichte der Volkswirtschaft. Leipzig 1928.
  • Karl R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. 2: Falsche Propheten – Hegel, Marx und die Folgen, Tübingen 7. Aufl. 1992 (zuerst: 1944)
  • Joseph A. Schumpeter: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. Tübingen 6. Aufl. 1987 (zuerst: 1942)
  • Wolf Wagner: Verelendungstheorie – die hilflose Kapitalismuskritik. Frankfurt 1976.
  • Gustav A. Wetter: Der dialektische Materialismus, 1960.
  • Dieter Wolf: Einheit von Natur- und Gesellschaftswissenschaften. Ein modernes interdisziplinäres Projekt von Marx und Engels. (PDF-Datei; 219 kB) In: Beiträge zur Marx-Engelsforschung. Neue Folge 2006, ISBN 3-88619-666-6, S. 92–133.
  • Ellen Meiksins Wood: Demokratie contra Kapitalismus. Beiträge zur Erneuerung des historischen Materialismus. Neuer ISP-Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-89900-123-5.
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Einzelnachweise

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  1. Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, S. 487. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 8118 (vgl. MEW Bd. 20, S. 248–249)
  2. Zum Begriff vgl. Engels: Über historischen Materialismus. S. 19. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 8934 (vgl. MEW Bd. 22, S. 298)
  3. Gerhard Hauck: Von der klassenlosen zur Klassen-Gesellschaft. Pahl-Rugenstein-Verlag Köln 1979, ISBN 3-7609-5009-4. Habilitationsschrift Universität Heidelberg. S. 13
  4. Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie, S. 6f. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2898f (vgl. MEW Bd. 13, S. 9f.)
  5. Marx: Kritik des Gothaer Programms. S. 19. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 13180 (vgl. MEW Bd. 19, S. 21)
  6. Engels: Vorwort zur deutschen Ausgabe von 1883. Zu: Das Kommunistische Manifest. Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 21, S. 3f.
  7. Karl A. Wittfogel: Eine neue Einleitung zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft. (New York, November 1976). In: Karl A. Wittfogel: Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Von ihren Anfängen bis zur Schwelle der großen Revolution. SOAK-Verlag Hannover 1977, ISBN 3-88209-003-0. (Nachdruck der 1924 im Malik-Verlag Wien erschienenen Ausgabe). S. VIII-IX
  8. Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. S. 4f. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2896f (vgl. MEW Bd. 13, S. 8f)
  9. Vgl. Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, S. 39. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 7670 (vgl. MEW Bd. 20, S. 25)
  10. Vgl. Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. S. 6. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2898 (vgl. MEW Bd. 13, S. 9)
  11. Weber unterscheidet zudem in seiner „sozial-ökonomischen Betrachtungsweise“ zweierlei Blickrichtungen: „ökonomisch relevante“ und „ökonomisch bedingte“ Erscheinungen. Vgl. Max Weber: Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis. in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. Tübingen, 7. Aufl., 1988 UTB, S. 162.
  12. „Die 'Idee' blamierte sich immer, soweit sie von dem „Interesse“ unterschieden war.“ (Marx/Engels: Die heilige Familie. MEW 2: 85)
  13. Marx: Das Kapital. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 3318 (vgl. MEW Bd. 23, S. 16)
  14. Marx: Das Kapital. S. 5f. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 3314f (vgl. MEW Bd. 23, S. 12f)
  15. Marx: Das Kapital. S. 8f. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 3317f(vgl. MEW Bd. 23, S. 15f)
  16. Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. S. 5. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2897 (vgl. MEW Bd. 13, S. 9)
  17. Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. S. 6. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2898 (vgl. MEW Bd. 13, S. 9)
  18. Karl Kautsky: Der Weg zur Macht. Anhang: Kautskys Kontroverse mit dem Parteivorstand. Hrsg. und eingeleitet von Georg Fülberth. Europäische Verlagsanstalt Frankfurt am Main 1972, S. 31 ISBN 3-434-45012-2
  19. „Man nennt einen Inbegriff selbst von praktischen Regeln alsdann Theorie, wenn diese Regeln, als Prinzipien, in einer gewissen Allgemeinheit gedacht werden, und dabei von einer Menge Bedingungen abstrahiert wird, die doch auf ihre Ausübung notwendig Einfluss haben. Umgekehrt, heißt nicht jede Hantierung, sondern nur diejenige Bewirkung eines Zwecks Praxis, welche als Befolgung gewisser im Allgemeinen vorgestellten Prinzipien des Verfahrens gedacht wird.“ (Immanuel Kant: Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis. Kant, Werke, Bd. XI, suhrkamp stw 192, S. 127)
  20. Karl Korsch (hrsg. u. eingel. von Erich Gerlach, Jürgen Seifert): Politische Texte. Räteverlag Wiener Neustadt, S. 17.
  21. Siegfried Landshut: Die Gegenwart im Lichte der Marxschen Lehre. In: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts und Gesellschaftspolitik 1 (1956), S. 42–55; dazu C. E. L.: Karl Marx würde staunen. In: Die Zeit, 17. Februar 1955
  22. Iring Fetscher: Von Marx zur Sowjetideologie. Darstellung, Kritik und Dokumentation des sowjetischen, jugoslawischen und chinesischen Marxismus. Diesterweg, Frankfurt am Main/Berlin/München 1972, S. 39 ff.
  23. Claus Dieter Kernig (Hrsg.): Sowjetsystem und Demokratische Gesellschaft Bd. 5: Personenkult und Sozialpsychologie, s. v. Profitrate. Herder, Freiburg 1972, S. 338; Nicholas Gregory Mankiw: Makroökonomik. Gabler, Wiesbaden 1993, S. 138; Thomas Petersen, Malte Faber: Karl Marx und die Philosophie der Wirtschaft. Bestandsaufnahme – Überprüfung – Neubewertung. Karl Alber Verlag, Freiburg 2016, S. 118.
  24. Arnd Hoffmann: Voraussagen. In: Stefan Jordan (Hrsg.): Lexikon Geschichtswissenschaft. Hundert Grundbegriffe. Reclam, Stuttgart 2002, S. 315.
  25. Marx: Einleitung [zur Kritik der politischen Ökonomie]. S. 2. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2759 (vgl. MEW Bd. 13, S. 615)
  26. „Verdient die Bildungsgeschichte der produktiven Organe des Gesellschaftsmenschen, der materiellen Basis jeder besondren Gesellschaftsorganisation, nicht gleiche Aufmerksamkeit? Und wäre sie nicht leichter zu liefern, da, wie Vico sagt, die Menschengeschichte sich dadurch von der Naturgeschichte unterscheidet, daß wir die eine gemacht und die andre nicht gemacht haben? Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen. Selbst alle Religionsgeschichte, die von dieser materiellen Basis abstrahiert, ist – unkritisch.“ [Marx: Das Kapital, S. 1362. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 4671 (vgl. MEW Bd. 23, S. 0)]
  27. Joachim Israel: The Principle of Methodological Individualism and Marxian Epistemology. Acta Sociologica, 14, S. 147 ff.
  28. Herbert Marcuse: Vernunft und Revolution. Schriften 4. suhrkamp Frankfurt am Main 1989, zuerst 1941, S. 63
  29. etwa wie in der auf George C. Homans zurückgehenden Austauschtheorie, Peter M. Blau: Exchange and Power in Social Life. New York London Sydney 2. Aufl. 1967
  30. Soziale Gesetze als technische Gesetzmäßigkeit (technologischer Determinismus) hinzustellen, wie in der bürgerlichen Ökonomie üblich, ist eine Ideologie des Sachzwangs: „Die Produktion soll vielmehr – siehe z. B. Mill – im Unterschied von der Distribution etc. als eingefaßt in von der Geschichte unabhängigen ewigen Naturgesetzen dargestellt werden, bei welcher Gelegenheit dann ganz unter der Hand bürgerliche Verhältnisse als unumstößliche Naturgesetze der Gesellschaft in abstracto untergeschoben werden. Dies ist der mehr oder minder bewußte Zweck des ganzen Verfahrens.“ (Marx: Einleitung [zur Kritik der politischen Ökonomie], S. 9. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2766 (vgl. MEW Bd. 13, S. 618–619))
  31. „Es gibt aber Verhältnisse, welche sowohl die Handlungen der Privatleute als der einzelnen Behörden bestimmen und so unabhängig von ihnen sind als die Methode des Atemholens. Stellt man sich von vornherein auf diesen sachlichen Standpunkt, so wird man weder den guten oder den bösen Willen weder auf der einen noch auf der anderen Seite voraussetzen, sondern Verhältnisse wirken sehen, wo auf den ersten Blick nur Personen zu wirken scheinen.“ (MEW 1:188).
  32. Der „methodologische Individualismus“ wird eingeführt von Joseph Schumpeter: Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie. Berlin 2. Aufl. 1970 (zuerst: 1908). VI. Kap. zur Abgrenzung der „reinen Ökonomie“ von egoistisch motiviertem Handeln sowie politischem Liberalismus
  33. Marx: Einleitung [zur Kritik der politischen Ökonomie]. S. 3. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2760 (vgl. MEW Bd. 13, S. 616) Diese Einsicht kehrt wieder bei David Riesman: Die einsame Masse. rde 72/73
  34. Kurt Lenk: Marx in der Wissenssoziologie. Studien zur Rezeption der Marxschen Ideologiekritik. Neuwied Berlin 1972, S. 141
  35. „Wenn also von Produktion die Rede ist, ist immer die Rede von Produktion auf einer bestimmten gesellschaftlichen Entwicklungsstufe – von der Produktion gesellschaftlicher Individuen.“ (Marx: Einleitung [zur Kritik der politischen Ökonomie]. S. 5. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2762 (vgl. MEW Bd. 13, S. 616))
  36. Laird Addis: The Individual and the Marxist Philosophy of History. in: May Brodbeck: Readings in the Philosophy of the Social Sciences. New York London 1968, S. 333.
  37. Laird Addis: The Individual and the Marxist Philosophy of History. in: May Brodbeck: Readings in the Philosophy of the Social Sciences. New York London 1968, S. 328.
  38. Dieses grobe Missverständnis unterläuft offenbar Helmut F. Spinner: Pluralismus als Erkenntnismodell. Frankfurt 1974, S. 15.
  39. Erich Hahn: Historischer Materialismus und marxistische Soziologie. Studien zu methodologischen und erkenntnistheoretischen Grundlagen der soziologischen Forschung. Berlin 1968
  40. Immanuel Kant: Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis. Kant, Werke, Bd. XI, suhrkamp stw 192, S. 127 ff.
  41. I/5 M/E: Werke · Artikel · Entwürfe. Deutsche Ideologie. Manuskripte und Drucke. 2017. XII, 1894 S. 52, ISBN 978-3-11-048577-6, Marx-Engels-Gesamtausgabe. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. November 2019; abgerufen am 19. November 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mega.bbaw.de
  42. Möglicherweise hat Popper den Ausdruck aus dem Anti-Dühring: „Freiheit der Wissenschaft heißt, daß man über alles schreibt, was man nicht gelernt hat, und dies für die einzige streng wissenschaftliche Methode ausgibt. Herr Dühring aber ist einer der bezeichnendsten Typen dieser vorlauten Pseudowissenschaft, die sich heutzutage in Deutschland überall in den Vordergrund drängt und alles übertönt mit ihrem dröhnenden – höhern Blech.“ [Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, S. 5. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 7636 (vgl. MEW Bd. 20, S. 6)]
  43. Karl R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. 2: Falsche Propheten – Hegel, Marx und die Folgen, Tübingen 7. Aufl. 1992 (zuerst: 1944)
  44. “This is all that is needed: as soon as we have competing theories, there is plenty of scope for critical, or rational, discussion: we explore the consequences of the theories, and we try, especially, to discover their weak points – that is, consequences which we think may be mistaken. This kind of critical or rational discussion may sometimes lead to a clear defeat of one of the theories; more often it only helps to bring out the weaknesses of both, and thus challenges us to produce some further theory.” (Karl R. Popper: Objective Knowledge. An Evolutionary Approach. Oxford 1973, zuerst: 1972, S. 35)
  45. Hartmut Kaelble, Jürgen Schriewer (Hrsg.): Diskurse und Entwicklungspfade. Der Gesellschaftsvergleich in den Geschichts- und Sozialwissenschaften. Frankfurt New York 1999
  46. Karl Popper: Was ist Dialektik? (PDF; 325 kB), S. 24
  47. Max Weber: R. Stammlers 'Überwindung' der materialistischen Geschichtsauffassung. in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. Tübingen 7. Aufl. 1988. UTB 1492. Zum Sinn von „materialistisch“ verweist Weber auf: Max Adler: Kausalität und Teleologie im Streite um die Wissenschaft. Marx-Studien, Bd. I.
  48. Joseph A. Schumpeter: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Tübingen 6. Aufl. 1987 (zuerst: 1942)
  49. Joan Robinson: On Re-Reading Marx. (Cambridge, Students Bookshops LTD., 1953).
  50. Gabriele Metzler: Der Staat der Historiker. Berlin 2018, S. 164 f.
  51. Hans Albert: Traktat über rationale Praxis. Tübingen 1979
  52. Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse. Mit einem neuen Nachwort, Frankfurt 3. Aufl. 1975