Hoashi Banri

japanischer Konfuzianer, Arzt und Naturkundler

Hoashi Banri (japanisch 帆足 萬里, * 11. Februar 1778[Anm. 2] in der Burgstadt Hiji, Provinz Bungo (豊後国日出);[Anm. 3]30. Juli 1852[Anm. 4] daselbst) war ein japanischer Konfuzianer, Arzt und Naturkundler. Zusammen mit Miura Baien (1723–1789) und Hirose Tansō (1782–1856) zählt er zu den „Drei Weisen von Bungo“ (Bungo sankenjin, 豊後三賢人).

Büste Hoashi Banris vor der Ruine der Hiji-Burg
Vorwort von Hoashi Banri aus dem Jahre 1828 für einen Bericht seines Schülers Murakami Gensui über die Sektion einer Leiche[Anm. 1]

Hoashi wurde als Sohn eines Burgvogts der Domäne Hiji geboren. 1791, also mit 14 Jahren, wurde er zunächst Schüler des Konfuzianers Waki Ranshitshu (脇 蘭室, 1764–1814). Vier Jahre später ging er nach Ōsaka zur renommierten „Händler-Akademie“ Kaitokudō (懐徳堂) des Konfuzianers Nakai Chikuzan (中井 竹山) und danach nach Kyōto zum Konfuzianer, Dichter und Maler Minagawa Kien (皆川 淇園). Etwa im Alter von 30 Jahren wurde er als Lehrer der Schule des Hiji-Clans eingestellt. 1832 stieg er zum Burgvogt (karō) auf. In diesem Amt brachte er gegen erheblichen Widerstand innerhalb von drei Jahren die zerrütteten Finanzen der Domäne in Ordnung.

Danach gründete er die private Akademie Seienseisha (西崦精舎),in der er Hunderte von Schülern aus allen Teilen Kyūshūs nicht nur im klassischen Schrifttum, sondern auch in praktischer Ökonomie und einer westlich orientierten Naturkunde ausbildete. 1847 reiste er aus noch nicht geklärten Gründen mit seinen Schülern nach Kyōto, wo er bis zum folgenden Jahr blieb.

Dank einer sorgfältigen „Lebenspflege“ (yōjō) erreichte Hoashi trotz seiner schwächlichen Konstitution ein hohes Lebensalter von 74 Jahren.

Der Schwerpunkt von Hoashis Studien lag im Bereich von Wirtschaft, Verwaltung und Geschichte, doch befasste er sich unter dem Einfluss von Miura Baien auch intensiv mit Naturkunde (kyūrigaku, 窮理学). Im Alter von etwa 40 Jahren fiel ihm das von Fujibayashi Fuzan (藤林 普山) publizierte niederländisch-japanische Wörterbuch Yakken (訳鍵) in die Hände. Überwiegend im Selbststudium eignete er sich eine beachtliche Lesefähigkeit niederländischer Texte an und betrieb fortan Studien zur westlichen Medizin, Astronomie und Physik. Sein Buch Kyūri-tsū, das Fragen der Physik und Chemie behandelt, gilt als bahnbrechendes Werk der frühmodernen japanischen Naturwissenschaften. In seinen auf Chinesisch verfassten Texten orientiert er sich am Stil des Schrifttums vor der Qin- und Han-Zeit.

  • Tōsenpuron (東潜夫論), ca. 1844
  • Igaku keimō (医学啓蒙), 1850
  • Kyūri-tsū (窮理通), 1856

Diese und viele andere Schriften sind in einer Werkausgabe zugänglich:

  • Hoashi Banri Zenshū (帆足萬里全集). Pelican-sha, 1988

Literatur

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  • Yoshida Tadashi: Hoashi Banri – kan-ran-setchū wo toku juka. In: Michel/Torii/Kawashima: Kyūshū no rangaku. Shibunkaku, 2009, 128–132 (吉田 忠 「帆足万里 — 漢蘭折衷を説く儒家」。ヴォルフガング・ミヒェル、鳥井 裕美子、川嶌 眞人 共編『九州の蘭学 — 越境と交流』思文閣出版)
  • S. Noma (Hrsg.): Hoashi Banri. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993, ISBN 4-06-205938-X, S. 548.
  • Hoashi Tonaji: Hoashi Banri. Yoshikawa kōbunkan, 1990 (帆足 図南次『帆足万里』吉川弘文館)
  • Hoashi Tonaji: Hoashi Banri to igaku. Kōyō shobō, 1983 (帆足図南次『帆足万里と医学』甲陽書房)
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Anmerkungen

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  1. Dies war die zweite derartige Sektion auf Kyūshū. Sie wurde von mehr als 50 Ärzten der Region beobachtet.
  2. nach japanischer Zeitrechnung 15. Tag des 1. Monats im 7. Jahr der Devise An’ei
  3. Heute Hiji, Präfektur Ōita
  4. nach japanischer Zeitrechnung 14. Tag des 6. Monats im 5. Jahr der Devise Ka’ei