Hohenselchow ist eine Ortschaft in der Gemeinde Hohenselchow-Groß Pinnow im brandenburgischen Landkreis Uckermark. Sie erstreckt sich auf einem flachwelligen Grundmoränengebiet, etwa 7 km westlich der Stadt Gartz (Oder) und der Westoder.

Hohenselchow
Koordinaten: 53° 12′ N, 14° 17′ OKoordinaten: 53° 12′ 15″ N, 14° 16′ 47″ O
Höhe: 52 m ü. NHN
Einwohner: 545 (31. Dez. 2006)[1]
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Postleitzahl: 16306
Vorwahl: 033331
Hohenselchow (Brandenburg)
Hohenselchow (Brandenburg)

Lage von Hohenselchow in Brandenburg

St.-Johannes-Kirche zu Hohenselchow

Geschichte

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In der heimatkundlichen Literatur wird die Erwähnung eines Dorfes Celakow in einer Urkunde des pommerschen Herzogs Barnim I. aus dem Jahre 1240 auf Hohenselchow bezogen. Laut dem Bearbeiter des Pommerschen Urkundenbuches war mit Celakow jedoch das Dorf Züllchow nördlich von Stettin gemeint.[2]

Die erste überlieferte Erwähnung des Dorfes stammt somit aus dem Jahre 1259, als ein Pleban Roleco in Selcho als Urkundenzeuge auftrat. Von Seleschow oder Selychow (1309) wandelte sich der Ortsname bis Ende des 16. Jahrhunderts auf Hohen-Sellischow und später Hohen-Selchow ab.

Die Dorfkirche verfügt über nach wie vor intakte Glocken aus den Jahren 1671 und 1734. Im Dreißigjährigen Krieg wurden sowohl die Kirche als auch das gesamte Dorf in Mitleidenschaft gezogen. Zunächst war das verlassene Dorf weitgehend wüst geworden, bis 1680 der Hauptmann Boislacv mit einem Wiederaufbau begann. Im Jahr 1847 begann durch einen Lehrer der Schulunterricht in Hohenselchow, nachdem wenige Jahre zuvor bereits ein Schulhaus mit zwei Schulzimmern und zwei Wohnungen entstanden war.

Hohenselchow war Gutsort,[3] gehörte lange der aus der Region Stralsund stammenden Patrizierfamilie Hagemeister. Johann Hagemeister (1576–1638) war herzoglich pommerscher Hofrat und Gerichtsdirektor, Geheimer und Kammerrat, Erbherr auf Hohenselchow und Keesow. Er war verheiratet mit Margarethe Schwallenberg.[4] Ihre älteste Tochter heiratete Elisabeth Regina ehelichte Johann Nicodemus Ahus, geadelt als Johan von Lillieström. Ihre andere Tochter Margaretha Sophia ehelichte Johann Georg Albinus, ebenfalls nobilitiert als von Weißenfels. Das Erbe auf Hohenselchow trat Johann Christoph von Hagemeister an, wie die genealogische Forschung schreibt: „Von Bogislaw XIV. mit dem Gute Hohenselchow bei Gartz a. d. Oder belehnt, wurde die Familie stillschweigend in den Adel aufgenommen.“ Der Sohn des Vorgenannten, Carl Christoph von Hagemeister (1654–1722), dann dessen Bruder Sebastian Heinrich, vermählt mit Juliane Tugendreich von Wulffen-Cunow, sind die nächsten Gutsherren. Hinzugekommen ist der Besitz Heinrichshof. Regierungsat Hans Andreas von Hagemeister[5] auf Hohenselchow ehelicht Barbara Sophie von Massow, Tochter des Kriegsministers Kaspar Otto von Massow. Ihr Sohn Johann Otto Heinrich von Hagemeister stirbt zwanzigjährig als Student in Halle a. S. So geht der Besitz an die Familie von Massow. Deren erster Vertreter vor Ort war der Neffe,[6] der spätere Landesdirektor Carl von Massow. Massow gründete eine Hohenselchower Familienstiftung. Da eine Schwester durch Scheidung in finanzielle Schwierigkeiten geriet, wurde 1843 schließlich die Bindung der Stiftung aufgehoben und das Gut zum Verkauf schon vorher freigegeben.[7]

Um 1900 war der Kaiserliche Gesandte und erbliches Mitglied des Preußischen Herrenhauses Wilhelm Heinrich Graf von Redern (1842–1909) Grundbesitzer auf Hohenselchow, mit Hauptwohnsitz auf Schloss Görlsdorf in der Uckermark. Er hatte seine 1151 ha verpachtet an A. Doeleke.[8] Der Graf war verheiratet mit Marie Gräfin Lichnowsky, Palastdame (kath.) der Deutschen Kaiserin.

Hohenselchow bildete bis 1939 eine Gemeinde im Kreis Randow in der preußischen Provinz Pommern, im Jahre 1871 zählte es 993 Einwohner, im Jahre 1933 konkret 903 Einwohner und im Jahre 1939 nur noch 825 Einwohner. Bei der Auflösung des Kreises Randow im Jahre 1939 kam Hohenselchow zum Kreis Greifenhagen.[9] Im letztmals amtlich publizierten Landwirtschaftlichen Adressbuch für Pommern besitzt Elisabeth Gräfin von Redern das Rittergut, mit einer Größe von 747 ha, davon 495 ha Ackerflächen. Im Mittelpunkt des Betriebes stand die Rindviehwirtschaft mit 290 Tieren in den Ställen. Das Gut war verpachtet an Marie-Luise Doeleke, Verwalter Werner Doeleke. Im Ort gibt es sieben größere Bauernhöfe, zuzüglich den Höfen im Ausbau, an der Spitze Großbauer M. Kremzow.[10] Grafin Redern (1890–1953) lebte zumeist in Berlin und nach der Enteignung zuletzt mit ihren Schwestern in Köln.[11]

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Hohenselchow in der SBZ und später in der DDR. Dem Zweiten Weltkrieg fielen 60 % von Hohenselchow zum Opfer; es kam beinahe zum Einsturz des Kirchturms. Dieser wurde schließlich 1949 mithilfe von Traktoren niedergelegt. Mitte der 1990er Jahre konnte dann ein neuer Holzturm errichtet werden, der jetzt wieder, weithin sichtbar, die Silhouette des Dorfes prägt.

Die ersten LPGs des Typs III entstanden 1951. Über die Jahreswende 1960/61 bereicherten eine neue Schule und ein Kindergarten das Bildungsangebot. Das alte Schulhaus von 1841 wurde abgerissen und stattdessen eine neue Turnhalle gebaut.

Am 26. Oktober 2003 schlossen sich Hohenselchow und Groß Pinnow zur neuen Gemeinde Hohenselchow-Groß Pinnow zusammen.[12]

Literatur

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Commons: Hohenselchow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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  1. Gemeinde- und Ortsteilverzeichnis. In: geobasis-bb.de. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. August 2017; abgerufen am 18. Juli 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geobasis-bb.de
  2. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 377, zu Fußnote 14.
  3. Rolf Straubel: Grundbesitz und Militärdienst. Kurzbiographien pommerscher Offiziere (1715 bis 1806). In: Veröffentlichungen der historischen Kommission für Pommern. Band 56.1 (Hrsg.): Forschungen zur pommerschen Geschichte. 1. Auflage. Teil 1. Böhlau, Köln 2021, ISBN 978-3-412-52214-8, S. 875 (google.de [abgerufen am 14. Januar 2022]).
  4. Genealogisches Handbuch Bürgerlicher Familien. In: Bernhard Körner, Ad. M. Hildebrandt (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch. Band 10, Hagemeister II. W. C. Bruer, Berlin 14. November 1902, S. 186–187 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. Januar 2022]).
  5. Ad. M. Hildebrandt: Der deutsche Herold. Zeitschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. 1883. Hrsg.: Verein Herold Berlin. Hagemeister Hohenselchow. Carl Heymanns Verlag. Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin Februar 1883, S. 18 (google.de [abgerufen am 14. Januar 2022]).
  6. Paul Hermann Adolph von Massow, Ewald Ludwig Valentin von Massow: Nachrichten über das Geschlecht derer von Massow. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1878, S. 86–87 (google.de [abgerufen am 14. Januar 2022]).
  7. Wilhelm von Massow: Die Massows. Geschichte einer pommerschen Adelsfamilie. In: Die Söhne des Autors (Hrsg.): Familien-Chronik. Buchdruckerei des Waisenhauses, Halle (Saale) 1931, S. 207–208 (d-nb.info [abgerufen am 16. Januar 2022]).
  8. Niekammer`s Güter-Adressbücher. I. Pommersches Güter-Adressbuch. 1905. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. Handbuch der Königlichen Behörden der Provinz. In: GAB. 2. Auflage. Kreis Randow. Paul Niekammer, Stettin 1905, S. 54–55 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 14. Januar 2022]).
  9. Michael Rademacher: Landkreis Randow. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Reihe Paul Niekammer Erben. 9. Auflage. Kreis Randow. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 89 (google.de [abgerufen am 14. Januar 2022]).
  11. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Otto Reichert, Wilhelm v. Blaschek, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser / A (Uradel / bis 1400 nobilitiert) 1958. In: Ausschuss für adelsrechtlichte Fragen der deutschen Adelsverbande in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): Genealogisches Handbuch des Adels GHdA, Vorgänger des heutigen GGH. Band III, Nr. 18. C. A. Starke, 1958, ISSN 0435-2408, S. 347–348 (d-nb.info [abgerufen am 14. Januar 2022]).
  12. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003