Hohenzollerischer Geschichtsverein

1867 konstituierte sich der Verein für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern[1] in der Absicht, „Material für eine Geschichte Hohenzollerns in umfassendem Sinn zu sammeln und zu publizieren, darneben aber auch anderes historisch merkwürdiges Material, welches sich in Hohenzollern findet, bekannt zu machen.“ So lauten die Ziele der Vereinsstatuten, die bei der Gründungsversammlung am 15. April 1867 in Sigmaringen verabschiedet wurden. Seit 1890 war der Verein Mitglied im Gesamtverein der Deutschen Geschichts- und Altertumsvereine[2]. 1933 erfolgte die Umbenennung in Verein für Geschichte, Kultur und Landeskunde Hohenzollerns, durch die eine Erweiterung der Vereinsziele signalisiert werden sollte, die der neue starke Mann im Verein, der Konstanzer Arzt Ernst Senn[3], zum Aufbau einer eigenständigen Hohenzollerischen Landesforschung verfolgte[4]. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein am 30. Juli 1948 in Sigmaringen neu gegründet. Seit 1965 führt er den Namen Hohenzollerischer Geschichtsverein. Der Verein hat heute (2015) etwa 600 Mitglieder. Neben den von ihm verantworteten Publikationen veranstaltet er Vorträge, Führungen und Exkursionen. Das im Staatsarchiv Sigmaringen unterhaltene Vereinsarchiv[5] dokumentiert die Vereinsgeschichte und sammelt landeskundliche Unterlagen, vor allem aus Nachlässen von Mitgliedern. Die Vereinsbibliothek in der 1930 auf Initiative von Ernst Senn gegründeten Hohenzollerischen Heimatbücherei in Hechingen ist seit 2016 an den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund angeschlossen.

Vereinsvorsitzende

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  • 1867–1871 Karl von Mayenfisch, auch Charles de Mayenfisch-Rappenstein (1803–1877), Hofkavalier, Kunstliebhaber und Altertümersammler
  • 1871–1886 Friedrich August Lehner (1824–1895), Archäologe, Fürstlich Hohenzollerischer Hofrat, Bibliothekar und Museumsdirektor in Sigmaringen
  • 1886–1911 Karl Theodor Zingeler (1845–1923)
  • 1911–1917 Franz Hester, Gymnasialdirektor in Sigmaringen
  • 1917–1932 Gustav Hebeisen (1875–1940), Leiter des Fürstl. Archivs, Direktor der Hohenzollerischen Sammlung
  • 1933–1945 Cyriacus Grünewald (1879–1945), Studienrat in Sigmaringen
  • 1948–1951 Nikolaus Maier (1891–1977), Pfarrer in Gammertingen
  • 1951–1964 Franz Joseph Prinz von Hohenzollern (1891–1964)
  • 1964–1972 Eugen Stemmler (1909–1996), Leiter des Staatsarchives Sigmaringen
  • 1972–1977 Walter Bernhardt (* 1936), Archivar im Staatsarchiv Sigmaringen
  • 1977–1981 Gregor Richter (1927–2002), Leiter Staatsarchiv Sigmaringen
  • 1981–1993 Wilfried Schöntag (* 1942), Leiter des Staatsarchives Sigmaringen
  • 1993–2009 Otto H. Becker (* 1942), Archivar im Staatsarchiv Sigmaringen
  • seit 2009 Volker Trugenberger (* 1954), Leiter des Staatsarchives Sigmaringen

Zeitschriften

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  • Mitt[h]eilungen des Vereins für Geschichte und Altert[h]umskunde in Hohenzollern (MittVGAHohenzollern), ersch. Bd. 1 (1867/68) – Bd. 63 (1932)
  • Hohenzollerische Jahreshefte des Vereins für Geschichte, Kultur und Landeskunde Hohenzollerns (HohenzollJh) Bd. 1 (1934) – Bd. 24 (1964)
  • Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte (ZHG), erscheint seit Bd. 1 (1965) (online)
  • Zollerheimat. Blätter zur Förderung der Hohenzollerischen Heimat- und Volkskunde Bd. 1 (1931) - Bd. 10 (1941) (ab 1933 herausgegeben "mit Unterstützung des Vereins für Geschichte, Kultur und Landeskunde Hohenzollerns")
  • Hohenzollerische Heimat, erscheint vierteljährlich seit Bd. 1 (1951) (online)

Literatur

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  • Gustav Hebeisen: Zum 50jährigen Bestehen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 50 (1916/17), S. 1–18
  • Fritz Kallenberg: 100 Jahre Hohenzollerischer Geschichtsverein. In: Hohenzollerische Heimat 18 (1968), S. 4–7, 21–25
  • Fritz Kallenberg: Landesgeschichte in Hohenzollern. Der Hohenzollerische Geschichtsverein im Spannungsfeld zwischen Lokalpatriotismus und Geschichtswissenschaft. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 15 (1979), S. 9–90 (online)
  • Alfred G. Frei: Die Geschichte des Hohenzollerischen Geschichtsvereins 1867–1918. Konstanz 1980
  • Fritz Kallenberg: 125 Jahre Hohenzollerischer Geschichtsverein. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 28 (1992), S. 9–22 (online).
  • Otto H. Becker: Zur Wiedergründung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins vor 50 Jahren. In: Hohenzollerische Heimat 48 (1998), S. 18 und 20 (online).
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Einzelnachweise

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  1. Gründungsstatuten in Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 1 (1867/68) (Digital)
  2. Ende 1933 trat der Verein aus dem Gesamtverein aus, nachdem dessen neuer Vorstand Willy Hoppe im September 1933 ein Bekenntnis zum Nationalsozialismus und die Einführung des Führerprinzips in den Mitgliedsvereinen verlangt hatte. Anfang der 1950er Jahre wurde die Mitgliedschaft dann erneuert.
  3. Der neue Vorstand um den Studienrat Cyriacus Grünewald sollte sich auf Verwaltungsaufgaben beschränken, während Senn als "Obmann" des nach seinen Vorstellungen gebildeten "Ständigen Wissenschaftlichen Ausschusses" die operative Vereinsarbeit übernahm. Professionelle Historiker waren in dem Ausschuss nicht vertreten: Neben dem Mediziner Senn waren der Hechinger Bankbeamte Willy Baur und der Pfarrer Nikolaus Maier die weiteren Mitglieder.
  4. Vgl. Senn, Ernst: Der Aufbau der Hohenzollerischen Landesforschung 1933–1938. Erstrebtes und Erreichtes, in: HohenzollJh 5 (1938), S. 1–83. Von 1933 bis 1941 fungierte die "Zollerheimat" als "Klein- und Nachrichtenorgan" des Geschichtsvereins; mit der Gründung der "Hohenzollerischen Heimat" im Jahr 1951 schuf man sich neben der Hauptzeitschrift ein eigenes zweites Organ als "Heimatblatt". (vgl. Kallenberg 1992, S. 14).
  5. (Bestand)