Holtzendorff-Garage
Die Holtzendorff-Garage im Berliner Ortsteil Halensee war eine von den bekannten Berliner Architekten Walter und Johannes Krüger 1928–1929 erbaute Großgarage mit öffentlicher Tankstelle an der Ecke Heilbronner Straße und Holtzendorffstraße (heutiger Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf). Erhalten blieb davon nur die Tankstelle, der Rückbau der denkmalgeschützten Garagenreihen erfolgte 2012 mit Zustimmung der Bezirksverwaltung und der Denkmalbehörde Charlottenburg-Wilmersdorf.[1]
Geschichte
BearbeitenDie in den Formen des Neuen Bauens gestaltete Holtzendorff-Garage befand sich auf einem von der Deutschen Reichsbahn gepachteten Grundstück direkt am Bahndamm der Wetzlarer Bahn. Bauherr war die Deutsche Mineralöl-Vertriebs-Gesellschaft mbH (Minex). Baubeginn war der 15. Oktober 1928, am 30. Mai 1929 wurde die Garagenanlage eröffnet. Mit der Bauausführung war die Wilmersdorfer Bauunternehmung Wittling & Güldner beauftragt.
Wie bei allen Großgaragen der Zwischenkriegszeit allgemein üblich wurden hier Automobile eingestellt, repariert und mit Kraftstoffen versorgt.[2] Ursprünglich verfügte die Holtzendorff-Garage über 47 Einzelgaragen, die für etwa zwei Reichsmark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 8 Euro) am Tag gemietet werden konnten. Am Westende der Garagenanlage befand sich die Reparaturwerkstatt. Die Ein- und Ausfahrt zum Garagenhof erfolgte durch die an der Straßenecke gelegene öffentliche Tankstelle. Eine zweite, den Brandschutzvorschriften geschuldete Ausfahrt befand sich an der Heilbronner Straße.
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Grundriss 1929 (vor dem Anbau der zweiten Werkstatt neben der Tankstelle)
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Garagenhof und Tankstelle, 2008
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Ausfahrt vom Garagenhof zur Heilbronner Straße, 2008
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Ausfahrt an der Heilbronner Straße, 2008
Die von Hugo Schlemmer und Hans Schirmacher gegründete Minex betrieb die Großgarage bis Ende 2002. Zu diesem Zeitpunkt waren die Garagen und die Tankstelle noch in großen Teilen erhalten. Nach 2002 wurde die Immobilie von der Deutschen Bahn AG verkauft. Die Nutzung als Garagenanlage wurde auch vom neuen Eigentümer zunächst weitergeführt.
Ab 2010 begann an der im Dezember 2009 unter Denkmalschutz[3] gestellten Großgarage dann der schleichende Verfall – die Garagen wurden entmietet, die kleine Reparaturwerkstatt aufgegeben und das Areal dem Vandalismus preisgegeben. 2012 wurden mit Zustimmung der Bezirksverwaltung und der Denkmalbehörde alle stählernen Garagentore von 1929 entfernt und ein Großteil der denkmalgeschützten Garagenanlage abgerissen.[4] Die zunächst noch verbliebenen Garagen am Bahndamm wurden mit den Bauarbeiten für den geplanten Wohnungsneubau bis November 2017 beseitigt.
Mit dem Substanzverlust seit 2012 (Garagenanlage und Werkstatt) verlor das Baudenkmal einen Großteil seines historischen Zeugniswerts als ein Vertreter der Bauaufgabe Großgarage. Erhalten blieb nur die markante Architektur der Tankstelle an der Straßenecke als Zeugnis der Automobilgeschichte und des stark wachsenden Individualverkehrs der 1920er Jahre in Berlin.[5]
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Holtzendorff-Garage, September 2008
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Holtzendorff-Garage, April 2012
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Holtzendorff-Garage, November 2017
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Holtzendorff-Garage, November 2017
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Garagentor, September 2010
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Holtzendorff-Garage, März 2012
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Holtzendorff-Garage, August 2011
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Holtzendorff-Garage, April 2012
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Holtzendorff-Garage, November 2017
Siehe auch
BearbeitenAndere zumindest teilweise erhaltene Großgaragen aus der Zwischenkriegszeit in Deutschland sind z. B.
- die Ostend-Garage in Hanau,
- die Zentralgarage in Worms,
- die Großgarage Süd in Halle (Saale),
- die Zentral-Garage in Saarbrücken und
- die Kant-Garagen in Berlin-Charlottenburg.
Literatur
Bearbeiten- o. V.: Walter und Johannes Krüger, Berlin. In: Bauwelt, Jahrgang 1929, Heft 52, S. 1301–1310 (= Beilagen-S. 1–10).
- Dietrich Worbs: Die Holtzendorff-Garage. In: Elke Blauert (Hrsg.): Walter Krüger, Johannes Krüger. Architekten. Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin, Berlin 2004, ISBN 3-88609-491-X, S. 41–45.
- Thomas Katzke: Die Großstadtgarage. Einfluss der Automobilisierung auf die Berliner Architektur der Zwanziger Jahre. unveröffentlichte Studienarbeit, Institut für Geschichtswissenschaften (Ergänzungsstudiengang Geschichte der Berlin-Brandenburgischen Kulturlandschaft), Humboldt-Universität zu Berlin 2005, S. 42.
Weblinks
Bearbeiten- Thomas Schmid: Hört auf, die Industriedenkmäler von früher zu verkitschen! In: Die Welt vom 21. November 2017.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Nadia Rouhani: Der A.T.U.-Milliardär und die Holtzendorff-Garagen. Nadia Rouhani, Bezirksverordnete. Charlottenburg-Wilmersdorf. Grün. Fraktionslos., 4. Oktober 2015, abgerufen am 18. November 2015 (Darstellung der Geschichte des Denkmalverlustes).
- ↑ René Hartmann: Architektur für Automobile. Hochgaragen und Parkhäuser in Deutschland. Eine Auto[mobil]-Vision im 20. Jahrhundert. Dissertation, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Technische Universität Berlin 2015.
- ↑ LDL Berlin: Holtzendorff-Garage
- ↑ Nadia Rouhani: Der A.T.U.-Milliardär und die Holtzendorff-Garagen. Nadia Rouhani, Bezirksverordnete. Charlottenburg-Wilmersdorf. Grün. Fraktionslos., 4. Oktober 2015, abgerufen am 18. November 2015 (Darstellung der Geschichte des Denkmalverlustes).
- ↑ Cay Dobberke: Wohnen im Bürohochhaus mit Panoramablick. Berlin-Halensee. In: Der Tagesspiegel. 23. Juni 2015, abgerufen am 2. November 2015.
Koordinaten: 52° 30′ 8,2″ N, 13° 17′ 45,3″ O