Hortense-Félicité de Mailly-Nesle

französische Hofdame

Hortense-Félicité de Mailly-Nesle (* 11. Februar 1715 in Paris, Pfarre Saint-Sulpice; † 28. Dezember 1799[2]), genannt Mademoiselle de Châlon und durch ihre Ehe Marquise de Flavacourt, war eine französische Aristokratin aus dem Haus Mailly, einer der ältesten französischen Adelsfamilien.

«Silence» – Porträt der Marquise de Flavacourt, Schule von Jean-Marc Nattier, 1740, Musée Cognacq-Jay, Paris[1]

Hortense-Félicité de Mailly-Nesle ist die Tochter von Louis III. de Mailly, Marquis de Nesle und Armande Félice de La Porte Mazarin; sie ist eine Enkelin von Hortensia Mancini, die wiederum eine Nichte von Kardinal Mazarin war.

Per Ehevertrag vom 20. Januar 1739 heiratete Hortense-Félicité de Mailly-Nesle am Tag darauf François-Marie de Fouilleuse, Marquis de Flavacourt (* 8. Januar 1708 in Paris, Pfarrei Saint Sulpice; † 2. August 1763 ebenda[3]), 1744 Maréchal de camp, Sohn von Michel de Fouilleuse, Marquis de Flavacourt, und Marie Marguerite Rouxel de Grancey.[4]

Im September 1742 wurde sie anstelle ihrer Schwester zur Palastdame ernannt. Nachdem sie seit 1763 verwitwet war, trat sie Ende 1766 zurück, wie aus einem Brief von Marie Leszczynska hervorgeht.[5] Nach dem Tod von Ludwig XV. im Jahr 1774 zog sie sich auch aus dem Schloss Versailles zurück.

1792 organisierte der Louis-Joseph Augustin de Mailly, Comte de Mailly-Rubempré, im Tuilerienpalast eine Lesung aus den Memoiren von Louis François Armand de Vignerot du Plessis (1696–1788), in denen ausgiebig über die Nesle-Schwestern gesprochen wurde. Als einzige Überlebende der fünf Schwestern wurde sie eingeladen, den Vorsitz der Versammlung zu führen. Später wurde sie in das zum Gefängnis umfunktionierte Couvent des Oiseaux eingesperrt, vor das Revolutionstribunal gestellt, aber nicht verurteilt und 1794 wieder freigelassen.

Ehe und Familie

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Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor:

  • Auguste Frédéric de Fouilleuse, Comte de Flavacourt (* 8. Dezember 1739; † 2. März 1762 in Paris, Pfarre Saint Sulpice), Mestre de camp; er kämpfte in vier Schlachten, darunter in der Schlacht bei Minden, in der er eine Verwundung erlitt, die zu seinem Tod führte.[3][6]
  • Adélaïde Godefroy Julie de Fouilleuse (* 15. Dezember 1742 in Paris, Pfarre Saint-Sulpice; † 31. Dezember 1759 in Paris, Pfarre Saint Roch, bei der Geburt ihrer einzigen Tochter). Verheiratet in Paris, Pfarre Saint Sulpice, am 11. Februar 1755 mit Louis-Dominique d’Estampes, Marquis d’Estampes, Marquis de Mauny, Sohn von Louis Roger d’Estampes, Baron de Mauny (der ihn vor seinem Tod am 15. September 1754 unter den Schutz seiner Schwägerin Marie-Thérèse de La Ferté-Imbault gestellt hatte), und Marguerite Lydie de Becdelièvre de Cany.[7]

Sie ist die Schwester von vier aufeinanderfolgenden Mätressen von Ludwig XV:

und die einzige der Nesle-Schwestern, die sich weigerte, mit Ludwig XV. das Bett zu teilen.

Literarischer Nachruhm

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  • Die Brüder Goncourt schrieben La Duchesse de Châteauroux et ses sœurs
  • Der Schriftsteller Émile Henriot stützte sein Portrait des femmes auf die imaginären Memoiren eines Polygraphen (Correspondance du maréchal de Richelieu, 1792), um zahlreiche fiktive Dialoge und Szenen über sie zu erfinden.

Literatur

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Commons: Hortense-Félicité de Mailly-Nesle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Étienne Pattou, Maison de Mailly, S. 18 (online, abgerufen am 14. November 2023)

Anmerkungen

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  1. „Die Herzogin von Mazarin gab 1740 bei Jean-Marc Nattier die Porträts der beiden letzten Töchter des Marquis von Nesle, ihrer Kusinen, in Auftrag. Es ist jedoch nicht bekannt, für welchen Standort sie sie bestimmt hatte. Nattier stellte Hortense-Félicité, Marquise de Flavacourt, in ‚Silence‘ und Anne-Marie, Marquise de La Tournelle, in ‚Point du jour‘ dar. Diese beiden allegorischen Porträts waren in Versailles ein großer Erfolg und begründeten Nattiers offizielle Karriere. Das Originalgemälde von 1740, das die Marquise de Flavacourt in ‚Silence‘ darstellt, die mit einer Mondsichel gekrönt ist und den Köcher und die Pfeile der schlafenden Liebe beschlagnahmt, ist leider verloren gegangen, doch es gibt mehrere Repliken und Kopien (vgl. Burollet, Thérèse, 2004, S. 232–234). Das Gemälde im Musée Cognacq-Jay hat ein ovales Format und ist eine Kopie der Büste des Porträts von 1740, die nach dem Originalwerk oder einer seiner Repliken angefertigt wurde.“ (parismusees, abgerufen am 16. November 2023)
  2. Pattou falsch: 30. Dezember 1769, das Sterbedatum ihrer Schwester Diane-Adélaïde
  3. a b Comte de Chastellux, Notes prises aux archives de l’état-civil de Paris, Paris, Librairie historique de J.-B. Dumoulin, 1875, Spalte 282
  4. M. Barré, Flavacourt: Notice historique et archéologique, in: Mémoires de la Société académique d’archéologie, sciences et arts du département de l’Oise, Beauvais, Imprimerie départementale de l’Oise, Band 10, 1877, S. 765–832, ISSN 1280-5343, (gallica.bnf.fr)
  5. Victor des Diguères, Lettres inédites de la reine Marie Leckzinska et de la duchesse de Luynes au président Hénault, Paris, Champion, 1886, S. 456–457
  6. Marquis de Granges de Surgères, Répertoire historique et biographique de la Gazette de France, 2. Band, Paris, Librairie Henri Leclerc, 1903, Spalte 464
  7. Ledru, S. 448