Hotel Central (Bitterfeld)
Das Hotel Central in Bitterfeld ist ein Hotel in der Stadt Bitterfeld-Wolfen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt.
Geschichte
BearbeitenIm Jahr 1868 wurde westlich der Altstadt an einer der neuen, zum Bahnhof führenden Straßen, der damaligen Kaiserstraße und heutigen Walther-Rathenau-Straße, Dörings Konzerthaus errichtet, das trotz des Namens vorrangig ein Gartenrestaurant war.[1][2] Es wurde aber auch mit dem Ziel errichtet, dort größere Theaterstücke aufführen zu können.[3] Daher wurde es zum Teil auch Dörings Lokal und Dörings Concert- und Ballhaus genannt. Eine Erweiterung erfolgte im Jahr 1901.[4] Zudem erhielt der Inhaber in diesem Jahr die Schankkonzession.[2]
Im Jahr 1929 wurde das Konzerthaus um den Hotelbau erweitert, was das heutige Aussehen maßgeblich prägte, da dieser südlich entstandene Bau bis heute erhalten ist.[1] Das Hotel Döring, wie es nun hieß, bestand damals neben dem heutigen Bau auch aus einem Anbau an der Nordostecke, der im Erdgeschoss große rundbogige Fenster besaß, im ersten Obergeschoss ebenfalls größere Fenster, die aber nur abgerundeten Ecken hatten, und im Dachgeschoss Fenster in Dachgauben. Dieser besaß sechs Achsen und einen Turm mit eigenem Eingang, dem weitere Fensterachsen nach Norden hin und ein Gebäudeflügel im Norden folgten. Dieser besaß weitere fünf Fensterachsen mit großen rundbogigen Fenstern.[5][6][7] Eine Handskizze aus dem Jahr 1869 zeigt, dass dieser fünfachsige Bau im Norden der ursprüngliche Konzertsaal war. Daneben gab es damals nur einen Gebäudeflügel an der Binnengartenstraße, so dass alle anderen Gebäudeteile erst danach entstanden sein können.[8]
Neben dem Kaiserhof war auch das Hotel Döring bei Vereinen beliebt. So traf sich hier nicht nur zeitweise der Bitterfelder Luftfahrtverein gelegentlich, sondern 1932 wurde hier vom 5. bis zum 10. Oktober der 42. Bundeskongress des Saale-Schachbundes abgehalten.[9][10]
Im Jahr 1949 erfolgte die Umbenennung in Hotel Central. Zwanzig Jahre später kam es am 19. Februar 1969 zu einem Großbrand, der den Tanzsaal sowie Teile der Gaststätte und des Spiegelsaales so sehr zerstörte, dass sie nicht wieder aufgebaut wurden. In den 1960er Jahren wurde es zusätzlich zum HO-Hotel.[2] Daher sind von den Gebäudeteilen im Norden und Nordwesten nur noch die drei Achsen am Eckturm erhalten, bei denen zudem die Form der Fenster des Erdgeschosses verändert wurde. Dort befindet sich seit vielen Jahren ein Restaurant, das auch den Eckturm mit benutzt und vom Hotel betrieben wird. 1991 erwarb eine Gastronom-Familie aus Quellendorf das Hotel und betrieb es unter dem bestehenden Namen weiter. Seitdem wurde es mindestens einmal saniert.[11]
Baubeschreibung
BearbeitenDurch die lange Baugeschichte, in der Bauteile hinzukamen und andere verschwanden, ist das Hotel heute keinem Baustil eindeutig zuzuordnen, obwohl der Großteil aus den 1920er Jahren stammt. Die Fenster sind mehrheitlich an den Ecken abgerundet, so dass sie flachbogig wirken und eine Mischform aus Korbbogen und Segmentbogen darstellen. Die Südfassade zum Robert-Schumann-Platz ist viergeteilt: der Turm links, daneben zwei Fensterachsen mit einem gemeinsamen Schaufenster und einer gemeinsamen Dachgaube, zentral ein Risalit mit drei Achsen, bei denen die linke den Eingang zum Hotel beherbergt, und rechts drei weitere Achsen, die aber weder im Dachgeschoss noch im Erdgeschoss umgesetzt wurden. Die vertikale Gliederung erfolgt daher weitgehend durch aufgeputzte Wandvorlagen, die einer Rustizierung ähneln. Die Ostseite weist schlichtere Fenster auf, die auf die Abrundungen verzichten.
Das Hotel steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis mit der Nummer 094 17638 erfasst.[12] Am ehesten ist das Bauwerk in der heutigen Gestalt der Moderne zuzuordnen und innerhalb dieser am ehesten zur Heimatschutzarchitektur. Es bietet heute elf Einzelzimmer und 14 Doppelzimmer sowie einen Tagungsraum.[13] Östlich des Hotels befand sich eine Fontäne in einem runden Wasserbecken, die später durch einen Springbrunnen mit vier Brunnenschalen und einer Stele im rechteckigen Becken ersetzt wurde, welcher ebenfalls nicht erhalten ist. Auch südlich des Hotels befanden sich zeitweise Wasserspiele.
Literatur
Bearbeiten- Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Landkreis Bitterfeld, Band 13, erarbeitet von Sabine Oszmer, Michael Imhof Verlag, Petersberg, ISBN 3-937251-53-7, Seite 61.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 13, Seite 61.
- ↑ a b c Archivale des Monats. Sig. HSTAB 1738: Hotel Döring. Schankkonzession für „Konzerthaus Döring“. In: bitterfeld-wolfen.de. Stadt Bitterfeld-Wolfen, April 2013, abgerufen am 30. August 2022.
- ↑ Frauke Gränitz, Haik Thomas Porada, Günther Schönfelder: Bitterfeld und das untere Muldetal. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Bitterfeld, Wolfen, Jeßnitz, Raguhn, Gräfenhainchen und Brehna (= Landschaften in Deutschland – Werte der deutschen Heimat; Band 66). 2., verb. Auflage. Hrsg. von Günther Schönfelder im Auftrag des Leibniz-Instituts für Länderkunde Leipzig und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2008, ISBN 978-3-412-03803-8, S. 78–79.
- ↑ Emil Obst: Bitterfeld und Umgegend nebst Industrie, Handel und Gewerbe in Wort und Bild. Chemnitz 1909 (Reprint Halle 1991).
- ↑ Lars Zängler: Luftfahrt. In: ansichtskarten-bitterfeld.de. Zänglers AnsichtskartenAlbum, 5. Oktober 2015, abgerufen am 30. August 2022 (Fotomontage von 1915 – zugehörige Beschreibung siehe https://www.ansichtskarten-bitterfeld.de/wisl_s-cms/_redaktionell/4/Sammlertagebuch/490/Tagebuch_Teil_45___2015___KW_41___05_10___11_10_2015.html – es ist das Gebäude rechts neben der Schule).
- ↑ Lars Zängler: Hotels-Restaurants Bitterfeld. In: ansichtskarten-bitterfeld.de. Zänglers AnsichtskartenAlbum, abgerufen am 30. August 2022 (Ansicht von 1934 mit dem sechsachsigen Saalanbau).
- ↑ Lars Zängler: Mehrbildkarten. In: ansichtskarten-bitterfeld.de. Zänglers AnsichtskartenAlbum, abgerufen am 30. August 2022 (Ansicht von 1940 mit dem sechsachsigen Saalanbau, dem Turm und weiteren Fensterachsen sowie dem Springbrunnen).
- ↑ Reckling: Handzeichnung Bitterfeld, 1869. In: st.museum-digital.de. museum-digital, abgerufen am 30. August 2022.
- ↑ Jürgen Seifert: Chronik 1939. In: ballon-bitterfeld.de. Bitterfelder Verein für Luftfahrt e.V., abgerufen am 30. August 2022.
- ↑ Die Bundeskongresse nach dem I. Weltkrieg. In: schachmuseum-loeberitz.de. Schachmuseum Löberitz, abgerufen am 30. August 2022.
- ↑ Tim Fuhse: An 24-jährige Tochter: Warum Familie Krause das Hotel Central übergibt. In: mz.de. Mitteldeutsche Zeitung, 29. September 2020, abgerufen am 30. August 2022.
- ↑ Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670).
- ↑ Hotel "Central"***. In: bitterfeld-wolfen.de. Stadt Bitterfeld-Wolfen, abgerufen am 30. August 2022.
Koordinaten: 51° 37′ 23,4″ N, 12° 19′ 41,5″ O