Hotel Prinz Heinrich
Das Hotel Prinz Heinrich war in der wilhelminischen Epoche und in den ersten Jahren der Weimarer Republik ein kleineres Hotel in der Dorotheenstraße 28 unweit der großen luxuriösen Herbergen Continental-Hotel und Central-Hotel sowie des damaligen Central-Bahnhofs Friedrichstraße. Das renovierte Gebäude des früheren Hotels ist Bestandteil des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung in Berlin.
Markthalle IV
BearbeitenDas Haus Dorotheenstraße 28 (spätere Nr. 22, noch spätere Nr. 82) gehörte 1884 der Preußischen Hypotheken-Versicherungs AG, 1885 dem Berliner Magistrat, der auf einem großen Gelände zwischen dem nördlich verlaufenden Reichstagufer und der südlich davon gelegenen Dorotheenstraße die Markthalle IV erbauen ließ. Von der Dorotheenstraße aus bestand ein Zugang zur Markthalle IV durch einen großen Torbogen im Erdgeschoss des Hauses Dorotheenstraße 29. Die Markthalle füllte den gesamten Hinterhofbereich dieses Hauses und der benachbarten Häuser bis hinüber zu den Häusern am Reichstagufer aus.
Hotel Prinz Heinrich
Bearbeiten1887 ließ der Eisenbahn-Bauunternehmer Damm auf dem Grundstück Dorotheenstraße 28, direkt neben dem Eingang zu der Markthalle IV einen Neubau errichten, wobei möglicherweise ältere Seitengebäude miteinbezogen wurden. Der Stil des verputzten Mauerwerkbaus ist dem Neobarock und der Neorenaissance zuzuordnen.[1] Obwohl der Standort neben der insbesondere morgens recht lauten Markthalle nicht ganz unproblematisch war, nahm in dem neuen Gebäude 1888 das Hotel Prinz Heinrich seinen Betrieb auf. Der Name des Hotels verweist auf Heinrich von Preußen, den berühmten Bruder König Friedrichs II. Erster Inhaber des Hotels war Adolf Pohl.
In seiner Eröffnungswerbung pries sich das Hotel Prinz Heinrich selbst als „Hotel I. Ranges“ und hob seine „hochelegante Einrichtung“ hervor. Als weitere Pluspunkte strich die Eigenwerbung die günstigen Zimmerpreise, die im Hause befindlichen Bäder (zur damaligen Zeit noch nicht selbstverständlich), den Telefonanschluss sowie das angeschlossene Restaurant heraus, in dem die Gäste „zu jeder Tageszeit“ à la carte speisen konnten. Außerdem wurde die Nähe zum damaligen Central-Bahnhof Friedrichstraße und zur Berliner Prachtstraße Unter den Linden besonders erwähnt.[2]
Das Hotel Prinz Heinrich profitierte von den zahlreichen Besuchern der deutschen Reichshauptstadt, die ein Quartier im zentralen Bahnhofsviertel benötigten und bot gegenüber den großen Luxushotels eine preisgünstigere Alternative. Im Bahnhofsviertel konkurrierten zahlreiche Hotels um die Gunst der Reisenden, darunter in der Dorotheenstraße (um 1920) die Hotels Prinz Wilhelm (Nr. 14), Europäischer Hof (Nr. 17), Sach (Nr. 65), Prinz Friedrich Carl (Nr. 66–67), Stadt Berlin (Nr. 70), Genfer Hof (Nr. 74), Prinzenhof (Nr. 75).[3]
Das Berliner Postscheckamt
Bearbeiten1913 wurde die Markthalle IV geschlossen und das Gelände für den Bau des Berliner Postscheckamtes genutzt.
1922 waren die Krosta’schen Erben Eigentümer des Hauses Dorotheenstraße 22 (alt: Nr. 28). In dem Gebäude wohnte der Hotelbesitzer J. Stützer. 1924 wurde der Betrieb des Hotels Prinz Heinrich eingestellt und das Gebäude des Hotels von seinen Eigentümern an die Reichspost verkauft, die das Haus für die Erweiterung des benachbarten Postscheckamtes nutzte. Zwischen beiden Gebäuden wurde eine innere Verbindung hergestellt. Das Gebäude des ehemaligen Hotels Prinz Heinrich überstand in dieser Form relativ unbeschädigt die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges.
Nutzung des Standorts
BearbeitenNach dem Auszug des Postscheckamtes im Jahr 1993 begannen Renovierungsarbeiten an diesem Amts- und dem Hotelgebäude. Der sanierte Baukomplex ist in das 1997 in Betrieb genommene Presse- und Informationsamt der Bundesregierung integriert. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.[4]
Literatur
Bearbeiten- Berlin. Griebens Reiseführer Band 25. Kleine Ausgabe. Auszug aus der 60. Auflage der großen Ausgabe. Albert Goldschmidt Verlag, Berlin 1920/21.
- Karl Baedeker: Berlin und Umgebungen. Handbuch für Reisende. 7. Auflage. Verlag Karl Baedeker, Leipzig 1891.
- Bodo-Michael Baumunk: Grand-Hotel. In: Die Reise nach Berlin. Hrsg. i. A. des Berliner Senats für die gleichnamige Ausstellung, Berlin 1987. S. 192ff.
- Wolfgang Bernhagen, Heinz Schlottke: Vom Gasthof zum Luxushotel. Ein Streifzug durch die Berliner Hotelgeschichte – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. von der Generaldirektion der Interhotel DDR, o. O. o. J. [1988].
- Renate Düttmann: Berliner Gasthöfe des 18. und 19. Jahrhunderts. In: Die Reise nach Berlin. Hrsg. i. A. des Berliner Senats für die gleichnamige Ausstellung, Berlin 1987. S. 181–191.
- Hasso Noorden: Deutsche Großstadthotels. In: Velhagen & Klasings Monatshefte, Jg. 24, Heft 1, S. 42–55.
- Hans-Christian Täubrich: Zu Gast im alten Berlin. Erinnerungen an die Alt-Berliner Gastlichkeit mit Hotelpalästen, Vergnügungslokalen, Ausflugsgaststätten und Destillen. Verlag Hugendubel, 1990, ISBN 3-88034-482-5.
- Volker Wagner: Die Dorotheenstadt im 19. Jahrhundert: vom vorstädtischen Wohnviertel barocker Prägung zu einem Teil der Berliner modernen City. Verlag De Gruyter, Berlin / New York 1998. ISBN 3-11-015709-8. Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Band 94.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Hotel Prinz Heinrich. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- ↑ Der Baedeker von 1891 führt das Hotel in der Gruppe der nördlich der Straße Unter den Linden gelegenen Hotels auf, ohne die Anzahl der verfügbaren Zimmer zu nennen; vgl. Karl Baedeker: Berlin und Umgebungen. Handbuch für Reisende. Verlag Karl Baedeker, 7. Aufl. Leipzig 1891, S. 15.
- ↑ Berlin. Griebens Reiseführer, Band 25. Kleine Ausgabe. Berlin 1920/21, S. 8 f.
- ↑ Baudenkmal Dorotheenstraße 84 (ehem. 82), Hotel Prinz Heinrich, 1887
Koordinaten: 52° 31′ 6″ N, 13° 23′ 1″ O