Das Huarochirí-Manuskript (in moderner Quechua-Schreibweise: Waruchiri) ist ein in Quechua verfasster Text vom Ende des 16. Jahrhunderts, in dem Mythen, religiöse Vorstellungen und Traditionen der Indigenen der Region Huarochirí wiedergegeben werden.

Kapitel 7 und 8 des Huarochirí-Manuskripts, Anfang 17. Jahrhundert
Beginn des Manuskripts: „Hätten die Vorfahren des Menschen, der Indio genannt wird, in alten Zeiten die Schrift gekannt, so würde nicht alles, was sie erlebt haben, heute wie im Entschwinden begriffen sein.“ (laut Trimborn/Kelm 1967)

Hauptrollen in den Mythen spielen Berggottheiten (Wak'as), darunter die Gegenspieler Paryaqaqa und Wallallu Qarwinchu, die auch Schutzgottheiten der regionalen Ethnien (Waruchiri, Wanka) darstellen.

Da dieser Text mit seiner detaillierten Beschreibung des traditionellen Glaubens der indigenen Bevölkerung einzigartig ist, stellt er ein wichtiges Denkmal der frühkolonialen Quechua-Literatur dar.

Der Name des ursprünglichen indigenen Autors ist unbekannt. Das Dokument ist im Zuge der Ausrottungskampagne des heidnischen Glaubens des spanischen Geistlichen Francisco de Ávila, entstanden. Eine paläografische Untersuchung widerspricht aber seiner Urheberschaft.[1] Das Manuskript lag jahrhundertelang unbeachtet in der königlichen Bibliothek der spanischen Hauptstadt Madrid.

Der deutsche Ethnologe Hermann Trimborn entdeckte das Dokument in Madrid wieder, übersetzte es ins Deutsche und veröffentlichte es 1939 in einer zweisprachigen Ausgabe. Nachdem der Großteil der Auflage durch den Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, erschien 1967 eine erweiterte und überarbeitete Ausgabe. Der peruanische Schriftsteller und Anthropologe José María Arguedas übersetzte den Text 1966 erstmals ins Spanische und veröffentlichte ihn ebenfalls zweisprachig (Quechua und Spanisch).

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Literatur / Ausgaben

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  • Hermann Trimborn: Dämonen und Zauber im Inkareich. Quellen und Forschungen zur Geschichte der Geographie und Völkerkunde, Band 4, Leipzig 1939.
  • Hermann Trimborn, Antje Kelm: Götter und Kulte in Huarochirí. Quellenwerke zur alten Geschichte Amerikas, aufgezeichnet in den Sprachen der Eingeborenen, Band 8. Verlag Mann, 1967.
  • José María Arguedas: Dioses y Hombres de Huarochirí. 1966. Quechua-Text mit spanischer Übersetzung.
  • Karen Spalding: Huarochirí - An Andean Society Under Inca and Spanish Rule. 1984.
  • Gérald Taylor: Rites et Traditions de Huarochirí. 1995.
  • Frank Salomon, George L. Urioste: Huarochirí Manuscript: A Testament of Ancient and Colonial Andean Religion. [Quechua-Original und englische Übersetzung von Frank Salomon und George L. Urioste] 1991.
  • Sabine Dedenbach-Salazar Sáenz: Die Stimmen von Huarochirí. Indianische Quechua-Überlieferungen aus der Kolonialzeit zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Eine Analyse ihres Diskurses. Bonner Amerikanistische Studien, Band 39, Aachen, 2007.
  • Sabine Dedenbach-Salazar Sáenz: Indianische Quechua-Überlieferungen aus der Kolonialzeit zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Habilitation, Universität Bonn, 2003. urn:nbn:de:hbz:5-02538

Einzelnachweise

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  1. Laura Monica Leon Llerena: Historia, lenguaje y narración en el Manuscrito de Huarochirí. In: Dialogo Andino. Nr. 30, 2007, ISSN 0716-2278, S. 33–42 (northwestern.edu [abgerufen am 30. Oktober 2021]).