Humanes Enterovirus 71
Das Humane Enterovirus 71 (auch Enterovirus 71, EV71, EV-71 oder HEV-A71) ist ein Virus-Subtyp der Spezies Enterovirus A in der Gattung Enterovirus, Familie Picornaviridae, das den Menschen infizieren kann. Die Infektion verläuft meist asymptomatisch, kann aber auch die Hand-Fuß-Mund-Krankheit auslösen. Selten sind schwere neurologische Komplikationen, wobei die Hirnstamm-Enzephalitis mit einem neurogenen Lungenödem einhergehen kann und eine hohe Letalität besonders bei Kindern unter zwei Jahren aufweist und selten ohne schwere verbleibende neurologische Störungen ausheilt, und die akute, der Kinderlähmung ähnliche schlaffe Lähmung, die auch meist mit bleibenden Lähmungen einhergeht.
Humanes Enterovirus 71 | ||||||||||||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||||||||||||
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Taxonomische Merkmale | ||||||||||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||||||||||
Enterovirus A71 | ||||||||||||||||||||||
Kurzbezeichnung | ||||||||||||||||||||||
HEV71 | ||||||||||||||||||||||
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Entdeckung
BearbeitenEV71 wurde erstmals 1969 als Erreger einer aseptischen Meningitis und Enzephalitis in Kalifornien entdeckt. Später wurden erste Epidemien mit schweren neurologischen Erkrankungen 1975 in Bulgarien und 1978 in Ungarn beschrieben. Die erste große Epidemie wurde dann 1997 aus Malaysia berichtet, bei der 41 Kinder starben. Im Folgejahr kam es zu einer Erkrankung bei 1,5 Millionen Taiwanern, mit 78 Toten. Seither werden regelmäßig große Epidemien aus Südostasien und dem Pazifikraum gemeldet, so aus Singapur, Brunei, Japan, Vietnam, Hongkong, Südkorea, Thailand, Kambodscha, den Philippinen und jährlich aus China, aber auch aus Frankreich. Es wird geschätzt, dass im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts weltweit sechs Millionen Menschen an einer EV71-Infektion erkrankten und über 2000 daran starben.
Merkmale
BearbeitenDas Humane Enterovirus 71 ist ein unbehülltes Einzel(+)-Strang-RNA-Virus = ss(+)RNA. Dieses Virus ist weltweit verbreitet und der Mensch ist als sein einziger Reservoirwirt nachgewiesen. Es tritt in gemäßigten Klimazonen jahreszeitlich vor allem im Spätsommer und Herbst auf.
Das HV71 wird nach der Nukleotidsequenz des variablen Strukturproteins VP1 in vier genetische Linien aufgeteilt (A, B, C und D), mit weiteren Unteraufteilungen. Dabei treten immer wieder neue Linien auf, die oft bis fünf Jahre zirkulieren, bevor sie größere Epidemien auslösen.
Übertragung
BearbeitenEine Übertragung des Erregers erfolgt direkt von Mensch zu Mensch durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tröpfchen, dem Sekret aus Bläschen oder fäkal-oral, wobei die Erreger über die Mundschleimhaut oder den Dünndarm eindringen und über die regionalen Lymphknoten nach drei Tagen in die Blutbahn gelangen (Virämie). Weiterhin ist auch eine Übertragung über mit Speichel oder Stuhl kontaminierte Oberflächen möglich.[3]
Impfung
BearbeitenAufgrund der zunehmenden Ausbreitung mit möglichen tödlichen Komplikationen, der fehlenden antiviralen Therapie und unzureichenden Prävention besteht ein großer Bedarf an einem Impfstoff. Die ersten drei Studien zu drei verschiedenen monovalenten Impfstoffen aus China erschienen 2014 und zeigten eine Immunität von über 98,8 % bei Kindern nach der zweiten Impfung bei geringen Komplikationen, allerdings ausgerichtet auf die in China dominierenden genetischen Linien des EV71.
Literatur
Bearbeiten- Gholamreza Darai et al. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Springer, Berlin / Heidelberg / New York und weitere 2003, ISBN 3-540-61995-X.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d ICTV: ICTV Taxonomy history: Enterovirus C, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
- ↑ ICTV Master Species List 2018b.v2. MSL #34, März 2019
- ↑ Robert koch-Institut: Zum Ausbruch von Hand-, Fuß- und Mundkrankheit in Südostasien durch Enterovirus 71. Online-Vorabveröffentlichung aus dem Epidemiologischen Bulletin 20/2008 vom 16. Mai 2008
- Peter C. McMinn: Enterovirus vaccines for an emerging cause of brain-stem encephalitis. New England Journal of Medicine 2014, Band 370, Ausgabe 9 vom 27. Februar 2014, Seiten 792–794.