Humberstonit
Humberstonit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate“ (und Verwandte, siehe Klassifikation). Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung K3Na7Mg2[NO3|(SO4)3]2·6H2O[3], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kalium-Natrium-Magnesium-Nitrat-Sulfat.
Humberstonit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1967-015[1] |
IMA-Symbol |
Hbe[2] |
Chemische Formel | K3Na7Mg2[NO3|(SO4)3]2·6H2O[3] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate) |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VI/D.16 VI/D.16-040 7.DG.10 32.02.02.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol | trigonal-rhomboedrisch; 3[4] |
Raumgruppe (Nr.) | R3[3] (Nr. 148) |
Gitterparameter | a = 10,90 Å; c = 24,40 Å[3] |
Formeleinheiten | Z = 3[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,252; berechnet: 2,252[5] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {0001}[5] |
Bruch; Tenazität | unregelmäßig |
Farbe | farblos bis weiß |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,474 nε = 1,436[6] |
Doppelbrechung | δ = 0,038[6] |
Optischer Charakter | einachsig negativ |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | wasserlöslich |
Humberstonit findet sich meist in Form massiger Mineral-Aggregate, bildet aber auch hexagonale, tafelige Kristalle bis etwa 0,3 Millimetern Größe aus. In reiner Form ist Humberstonit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Besondere Eigenschaften
BearbeitenHumberstonit ist wasserlöslich.
Etymologie und Geschichte
BearbeitenErstmals entdeckt wurde Humberstonit auf dem Bergbaugelände „Oficina Alemania“ nahe Santa Catalina (Antofagasta) in der chilenischen Región de Antofagasta und beschrieben 1967 durch George E. Ericksen, Joseph J. Fahey, Mary E. Mrose, die das Mineral zu Ehren des Chemikers James Thomas Humberstone (1850–1939) benannten. Dessen wissenschaftlichen Beiträge ermöglichten einen kostengünstigere Abbau der Nitrate aus den chilenischen Lagerstätten.
Klassifikation
BearbeitenIn der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Humberstonit zur Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Carlosruizit, Fuenzalidait, George-Ericksenit, Darapskit, Klinoungemachit und Ungemachit die unbenannte Gruppe VI/D.16 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Humberstonit in die erweiterte Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“, dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) mit zusätzlichen Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist jedoch weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und den in der Verbindung vorherrschenden Anion-Komplexen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen bis mittelgroßen Kationen; mit NO3, CO3, B(OH)4, SiO4 oder IO3“ zu finden ist, wo es zusammen mit Klinoungemachit und Ungemachit die unbenannte Gruppe 7.DG.10 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Humberstonit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Zusammengesetzten Sulfate“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 32.02.02 innerhalb der Unterabteilung der „Zusammengesetzten Sulfate (wasserhaltig) mit einfacher doppelanionischer Formel“ zu finden.
Bildung und Fundorte
BearbeitenHumberstonit bildet sich durch wiederholte, natürliche Auswaschung von Nitraterzen mit Umfällung in Erzlinsen oberhalb der örtlichen Regolithvorkommen. Als Begleitminerale treten unter anderem Blödit, Nitronatrit und Kieserit auf.
Außer an seiner Typlokalität Oficina Alemania trat das Mineral in Chile bisher nur noch in der Grube „Pedro de Valdivia“ bei Pedro de Valdivia in der Provinz Tocopilla (Región de Antofagasta). Daneben fand es sich unter anderem noch an den Salzseen von Qakilik (Ruoqiang) und im Flusstal des Tarim im Mongolischen Autonomen Bezirk Bayingolin in China.[6]
Kristallstruktur
BearbeitenHumberstonit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3 (Raumgruppen-Nr. 148) mit den Gitterparametern a = 10,90 Å und c = 24,40 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- George E. Ericksen, Joseph J. Fahey, Mary E. Mrose: Humberstonite, Na7K3Mg2(SO4)6(NO3)2·6H2O: A new saline mineral from the Atacama Desert, Chile, in: Geological Society of America, Abstracts Annual Meetings 1967, S. 59–59 (PDF 65,8 kB)
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 671.
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 617 (Erstausgabe: 1891).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 410.
- ↑ Webmineral - Humberstonite
- ↑ a b Humberstonite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,9 kB)
- ↑ a b c Mindat - Humberstonite