Alter Markt (Potsdam)

Platz in Potsdam
(Weitergeleitet von Humboldt Quartier)

Der Alte Markt ist ein zentraler Platz in der Potsdamer Altstadt und bildet den historischen Stadtkern. Einzigartig ist seine Funktion als Markt-, Schloss-, Kirch- und Rathausplatz. Er wird begrenzt vom Staudenhof im Norden, vom Alten Rathaus und vom Palast Barberini im Osten, vom Stadtschloss im Süden und vom ehemaligen FH-Gelände im Westen. Auf dem Platz stehen die Nikolaikirche und der Obelisk.[1]

Blick nach Südosten auf den Alten Markt (2018). V. l. n. r.: Nikolaikirche mit Baustelle der Rekonstruktion des Tympanon-Reliefs, Altes Rathaus, Marmorobelisk, Knobelsdorffhaus, Museum Barberini, Stadtschloss.
Blick nach Norden auf den Alten Markt (2018). V. l. n. r.: Stadtschloss, im Hintergrund Baufelder der Blöcke III und IV, Friedrich-Ebert-Straße, SLB, Obelisk, Nikolaikirche, Staudenhof, Altes Rathaus, Knobelsdorffhaus.
Stadtplan von Heinrich Berghaus, 1840

Der Alte Markt ist – bis auf die Nikolaikirche mit dem Zentralbau Karl Friedrich Schinkels – im Wesentlichen eine Raumschöpfung Friedrichs des Großen und seiner Architekten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach internationalen Vorbildern, hauptsächlich aus Italien und Frankreich.[2][3] Im Gegensatz zum Neuen Markt wurden die Bauwerke des Alten Marktes in der Nacht von Potsdam 1945 schwer beschädigt oder vollständig zerstört. Der Nordosten wurde von 1955 bis 1981 restauriert, der südliche Teil ab 2013 rekonstruiert oder dem historischen Vorbild nachempfunden. Nach Abriss der Fachhochschule werden im Nordwesten bis 2025 die Blöcke III und IV unter Berücksichtigung prägnanter historisierender Leitbauten entstehen.

Geschichte

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Das Stadtschloss wurde ursprünglich ab 1666 auf Befehl des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm erbaut. An derselben Stelle stand vorher bereits eine Burganlage, die den Havelübergang an der Langen Brücke schützte. Der Alte Markt wurde unter Friedrich dem Großen in der Mitte des 18. Jahrhunderts als römische Piazza umgestaltet und alle Bauten, auch das Stadtschloss, überformt bzw. mit neuer Fassade versehen. Als Vorbilder dienten berühmte Bauwerke der Zeit vorzugsweise aus Italien, aber auch aus Frankreich und den Niederlanden, die Friedrichs Baumeister auf die Potsdamer Größenverhältnisse zuschnitten.

Auf dem Alten Markt fand schon zu Zeiten Friedrichs dienstags und samstags der Wochenmarkt der Residenzstadt Potsdam statt. Den Markt prägten neben der Kirche und dem Obelisk das Rathaus, die Marktflügel des Stadtschlosses und der Palast Barberini. Über den Markt führte seit 1880 die Potsdamer Pferdebahn, seit 1904 die Straßenbahn Potsdam. In einer Wohnung auf der Ostseite des Stadtschlosses wohnte Alexander von Humboldt und verfasste dort wesentliche Teile seiner Schrift Kosmos, ihm zu Ehren trägt die frühere Straße Am Schloß seinen Namen. Mitte des 19. Jahrhunderts ließ König Friedrich Wilhelm IV. den Palast Barberini kommunalisieren und machte die Festsäle der Öffentlichkeit zugänglich. Die übrigen Räume wurden Potsdamer Vereinen zur Verfügung gestellt. Nach dem Ende der Monarchie tagte die Stadtverordnetenversammlung im ehemaligen Schlosstheater an der Nordseite des Stadtschlosses. Weitere Räume wurde von der Stadtverwaltung genutzt, das Stadtschloss wurde Museum.

Nachdem nur einige Gebäude des historischen Ensembles die Bombardierungen des Zweiten Weltkrieges überstanden hatten, wurde der Platz umgestaltet. Nach 1945 wurden die Nikolaikirche und das Alte Rathaus wiederaufgebaut, der Marmorobelisk mit russischem Marmor 1979 restauriert. Der Schaft des Obelisken zeigte ursprünglich Medaillons der vier Hohenzollernherrscher, die das Bild Potsdams nachhaltig prägten: Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm sowie die Könige Friedrich I., Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. Bei der Restaurierung wurden sie durch Porträts vier bedeutender Architekten Potsdams ersetzt: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Carl von Gontard, Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius, um den Bezug zu den Hohenzollern aufzuheben.[4] Das wiederaufbaufähige Potsdamer Stadtschloss wurde 1960 nach einem Politbürobeschluss der SED gesprengt und die Überreste abgetragen. Auch die teils schwer beschädigten Gebäude an der Südseite des Platzes wurden vollständig abgetragen und der Platz zu einem sozialistischen Stadtzentrum umgestaltet.[5] Der Alte Markt war damit an seiner Südseite offen und verlor den Charakter eines geschlossenen Platzes. Westlich wurde zwischen 1971 und 1977 ein modernes, zweckdienliches Lehrgebäude für das „Institut für Lehrerbildung“ für die zentrale Lehrerbildung erbaut, das 1977 von Margot Honecker eingeweiht wurde. Aus finanziellen Schwierigkeiten und zu hohen gestalterischen Anforderungen im Wettbewerbsverfahren, wurde das auf dem Gelände des ehemaligen Schlosses geplante Karl-Liebknecht-Forum am Ernst-Thälmann-Stadion verwirklicht. An der gleichen Stelle wurde kurz vor dem Mauerfall ein Theaterneubau begonnen. Dessen Rohbau wurde nach einigen Jahren jedoch wieder abgerissen, nachdem die Stadtverordnetenversammlung bereits 1990 beschlossen hatte, die Entwicklung des Stadtbildes wieder an die historische Gestalt anzupassen. Nachdem am Ufer des Tiefen Sees eine neue Spielstätte für das Hans-Otto-Theater eröffnet worden war, konnte 2007 das hierfür errichtete provisorische Theaterhaus, wegen seiner Wellblechfassade auch Blechbüchse genannt, wieder abgebaut und die schrittweise Rekonstruktion des Platzes begonnen werden.

Bauwerke

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Auf dem Gelände der früheren Fachhochschule entstehen in den 2020er-Jahren fünf originalgetreue und vier vereinfachte Nachbauten der früheren Bebauung des westlich angrenzenden Karrees. Bei den originalgetreuen Nachbauten handelt es sich um den Plögerschen Gasthof an der Schloßstraße, das Klingnersche Haus an der Schloßstraße/Alter Markt, den Palazzo Giulio Capra am Alten Markt sowie den Palazzo Porto Barbarano und das Südwestliche Acht-Ecken-Haus an der Schwertfegerstraße. Für den vereinfachten Nachbau vorgesehen sind das Eckhaus am Alten Markt/Schwertfegerstraße, das Südöstliche Acht-Ecken-Haus an der Schwertfegerstraße, das Nordöstliche Acht-Ecken-Haus an der Friedrich-Ebert-Straße sowie das Hotel „Zum Einsiedler“ an der Schloßstraße. Dazwischen entstehen etwa 40 angepasste Neubauten mit einer Mischung aus Wohnen, Gastronomie, Gewerbe und Kultur. Ein Drittel aller Wohnungen sind sozial gefördert, bei den restlichen zwei Dritteln liegt die Miethöhe zehn Prozent unter dem lokalen Mietspiegel.

Das ehemalige Gebäude der Fachhochschule (zum Haus siehe Institut für Lehrerbildung Potsdam) war im Oktober 2017 von Asbest befreit und bis Mitte 2018 abgebrochen worden.[11] Eine Besonderheit war das Klingnersche Haus an der Ecke zum Alten Markt 17, das von Johann Boumann nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtet und 1945 zerstört wurde. Zusammen mit dem Knobelsdorffhaus bildete der Bau ein gegenüberliegendes Gebäudeensemble, das die Dreiecksgiebel der südlichen Marktflügel des Potsdamer Stadtschlosses wiederaufnahm.[12][13] Bei den Palazzi handelt es sich um Abwandlungen italienischer Originale von Andrea Palladio.

Gegen diese Pläne sammelten verschiedene Initiativen in Potsdam Unterschriften und strebten ein Bürgerbegehren gegen die Umgestaltung und zum Erhalt des Baus des ehemaligen Instituts für Lehrerbildung an. Trotz ausreichender Unterschriftenzahl von mehr als 10 Prozent der Stimmberechtigten wurde das Bürgerbegehren von der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt, was das Verwaltungsgericht nach Klage durch die Initiatoren im März 2017 für zulässig befand.[14]

Bauvorhaben nordwestlich des Alten Markts (Block III und Block IV des Leitbautenkonzepts):[15]

  • Wohn- und Geschäftsquartiere (seit 2019 im Bau)[16]
  • Steubenplatz mit Steuben-Denkmal[17] (in Planung)

Näheres Umfeld des Alten Markts:

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Commons: Alter Markt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Friedrich Nikolai, Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam und aller daselbst befindlichen Merkwürdigkeiten, Berlin 1779, S. 869, „Auf dem Platze selbst stehen die Nikolaikirche und der Obelisk“.
  2. Friedrich Mielke: Potsdamer Baukunst – das klassische Potsdam. München 1981.
  3. Hans Kania: Potsdamer Baukunst: Eine Darstellung Ihrer Geschichtlichen Entwicklung. Potsdam 1923.
  4. Helmut Caspar: Fürsten, Helden, große Geister, Denkmalgeschichten aus der Mark Brandenburg. Berlin Edition 2004, S. 77–78.
  5. Christina Emmerich-Focke: Stadtplanung in Potsdam 1945–1990. Potsdam 1999.
  6. PNN – Obelisk am Alten Markt fertig saniert; 24. November 2014 (Memento des Originals vom 27. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pnn.de.
  7. Hans-Joachim Giersberg: Friedrich als Bauherr. Siedler-Verlag, Berlin 2001.
  8. Friedrich Nikolai: Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam und aller daselbst befindlichen Merkwürdigkeiten. Berlin 1779, S. 863.
  9. Die Autorin der jüngsten Gontard-Monographie, Astrid Fick, bekennt, dass beim Noackschen Haus ein „Vorbild nicht bekannt“ sei. In: Astrid Fick: Potsdam – Berlin – Bayreuth, Carl Philipp v. Gontard und seine bürgerlichen Wohnhäuser, Immediatbauten und Stadtpalais. Imhof Verlag, Petersberg 2000, S. 87.
  10. Herbert Pée: Die Palastbauten des Andrea Palladio. Konrad Triltsch Verlag, Würzburg 1941, S. 30 (zum Chiericati).
  11. Peer Straube: FH-Abriss : Fachhochschule in Potsdam ist weg. In: Potsdamer Neueste Nachrichten. 16. August 2018 (pnn.de [abgerufen am 17. August 2018]).
  12. Museum Digital
  13. Potsdamer Mitte
  14. Planungen für Potsdams Mitte nehmen an Fahrt auf. (Memento des Originals vom 4. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.maz-online.de MAZ Online, 2. März 2017
  15. potsdamermitte.de: Integriertes Leitbautenkonzept.
  16. Peer Straube: Wiederaufbau: In Potsdams Mitte rücken bald die Bagger an. In: pnn.de. 25. August 2019, abgerufen am 9. März 2024.
  17. Warten auf Steuben (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pnn.de.

Koordinaten: 52° 23′ 45″ N, 13° 3′ 40″ O