Hundersingen (Herbertingen)
Hundersingen ist eine Ortschaft der Gemeinde Herbertingen im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg (Deutschland).[2]
Hundersingen Gemeinde Herbertingen
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Koordinaten: | 48° 5′ N, 9° 24′ O |
Höhe: | 590 m |
Einwohner: | 909 (Sep. 2022)[1] |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 88518 |
Vorwahl: | 07586 |
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenDas Dorf Hundersingen liegt am steilen Molassehang links der Donau und auf der anschließenden Hochfläche, an deren Kante weithin sichtbar die römisch-katholische Pfarrkirche St. Martin steht. Das Neubaugebiet erstreckt sich auf der Talsohle bis zum Fluss.[2]
Ausdehnung des Gebiets
BearbeitenDie Gesamtfläche der Gemarkung Hundersingen beträgt 968 Hektar (Stand: 1. Juni 2014).[3]
Geschichte
BearbeitenDer Name Hundersingen geht auf den Begriff „Huntare“ zurück. Die Heuneburg bei Hundersingen war zwischen 600 und 400 v. Chr. in der Blütezeit der Kelten repräsentativer Fürstensitz und weit ausstrahlendes Machtzentrum.[4]
Bei Hundersingen wurde im Jahre 1511 Graf Andreas von Sonnenberg von Felix von Werdenberg († 1530) auf freiem Feld aus Rache für eine Schmähung erschlagen.[5] Heute befindet sich am Ort des Geschehens eine Gedenkstätte.[6]
Das Dorf wurde am 1. Januar 1975 nach Herbertingen eingemeindet.[7]
Einwohner
BearbeitenIn Hundersingen leben 913 Einwohner (Stand: 1. Juni 2014).[3]
Politik
BearbeitenOrtsvorsteher
BearbeitenDerzeitiger Ortsvorsteher ist Markus Widmann (2022).
Wappen
BearbeitenDie ehemals selbständige Gemeinde Hundersingen führte ein eigenes Wappen. Blasonierung: In Blau ein (heraldisch) linkshin aufspringender silberner Hund mit rotem Halsband.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenMuseen
BearbeitenDas Heuneburgmuseum in der früheren Zehntscheuer des Klosters Heiligkreuztal beherbergt Grabungsfunde aus der Heuneburg und den keltischen Fürstengräbern. Der Heuneburg-Rundwanderweg, ein archäologischer Lehrpfad, führt über eine Strecke von insgesamt acht Kilometer vom Heuneburgmuseum im Ort Hundersingen zu den wichtigsten Fundstellen des frühkeltischen Siedlungszentrums an der oberen Donau und nach etwa 2,5 bis 3 Stunden wieder an den Ausgangspunkt zurück. Vom Museum führt der Heuneburg-Rundwanderweg zum Lehenbühl, einem Großgrabhügel aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, und folgt der Randhöhe über der Donau. An dieser Strecke liegen die Reste der mittelalterlichen Baumburg (Buwenburg), die im Kern auf einen eisenzeitlichen Großgrabhügel zurückgehen mag. Von dort führt der Weg weiter am Talhof zum etwa drei Kilometer nordöstlich des Ortes gelegenen Freilichtmuseum Keltischer Fürstensitz Heuneburg. Der Lehrpfad führt nun in Richtung Norden, zu einer Gruppe von vier Großgrabhügeln im Gießübel/Talhau, und in den Wald. Über den Soppenweiher gelangt man zur Wiedhauhütte, dann zum Hohmichele, einem der größten noch erhaltenen Grabhügel Mitteleuropas, und schließlich zu einer keltischen Viereckschanze. Von dort geht es erst ostwärts durch den Wald, später südwärts über einen Feldweg nach Hundersingen. Die archäologischen Denkmäler sind mit ausführlichen Erläuterungstafeln versehen.[8]
Keltisches Gräberfeld Bettelbühl-Nekropole
Bearbeiten2005 wurde rund zwei Kilometer südlich der Heuneburg ein Kindergrab mit zahlreichen Schmuckbeigaben gefunden, das etwa 590 vor Chr. entstanden ist. Im Rahmen einer Rettungsgrabung fanden die Archäologen des baden-württembergischen Landesamts für Denkmalpflege 2010 ein Frauengrab.[9] Zur besseren Bearbeitung und Auswerten der Funde in der 3,6 m mal 4,5 m großen Grabkammer aus Eichenholz wurde diese mit dem umgebenden Erdreich als 80 Tonnen schwerer Block in eine ehemalige Industriehalle in Ludwigsburg gebracht.[10] Vom September 2012 bis zum Februar 2013 wurden ausgewählte Funde aus Hundersingen in der Großen Landesausstellung Die Welt der Kelten im Landesmuseum Württemberg gezeigt.
Bauwerke
Bearbeiten- Pfarrkirche St. Martin, erbaut 1905–1906 von Joseph Cades im Stil der Neuromanik, mit gut erhaltener, vollständiger Ausstattung des Historismus, u. a. der Altar von Theodor Schnell d. J. und die Ausmalung von Johann Georg Loosen. Von außen erscheint die Kirche als Backsteinbau. Es handelt sich um eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit einem Querschiff und einem Fünfachtelchor, an dessen Südostflanke ein fünfgeschossiger Glockenturm steht. An der Südwestflanke ist eine zweigeschossige Sakristei angefügt. Die Wände sind durch Rundbogenfenster, Blendarkaden, Gesimse und gotisierende Strebepfeiler und Schwibbögen gegliedert. An der Westfassade befinden sich eine Fensterrose und drei Rundbogenportale. Im Inneren ist der Bau von gotischen Arkadenbögen und Rippengewölben geprägt.
Bildung
BearbeitenIn Hundersingen gibt es einen Kindergarten.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Josef Karlmann Brechenmacher (1877–1960), deutscher Etymologe, war um 1900 Lehrer in Hundersingen.
Literatur
Bearbeiten- Hundersingen mit Thalhof. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Riedlingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 4). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1827, S. 193–197 (Volltext [Wikisource]).
- Otto Beck: Katholische Pfarrkirche Sankt Martin Hundersingen. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2017, ISBN 978-3-7954-5559-0.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Zahlen & Fakten | Gemeinde Herbertingen. Abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ a b Vgl. Herbertingen b) Hundersingen. In: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 859–862, hier S. 860f.
- ↑ a b Daten und Fakten ( des vom 5. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Internetseite der Gemeinde Herbertingen; abgerufen am 4. Juli 2015
- ↑ Edwin Ernst Weber: Der „Dreiländerkreis“ Sigmaringen im geschichtlichen Überblick
- ↑ Tote
- ↑ Edwin Ernst Weber: Bräuche und Traditionen im Landkreis Sigmaringen. Hrsg. vom Landkreis Sigmaringen, Stabsbereich Kultur und Archiv, 2007
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 550 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Von der Heuneburg nach Beuron. S. 60–64. In: Wanderbar …die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch 2004.
- ↑ Das schwäbische Troja. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. März 2012, S. 8.
- ↑ Hans Holzhaider: Keltenmetropole im Donautal. In: Süddeutsche Zeitung, 6. Dezember 2013. S. 16.