Hundeshagens Handschrift
Hundeshagens Handschrift[1] (auch Hundeshagenscher Kodex) ist eine Bilderhandschrift des Nibelungenliedes. Sie ist benannt nach einem Vorbesitzer, Bernhard Hundeshagen (1784–1858). Sie ist verfasst in ostschwäbischem[2] Dialekt.
Herkunft
BearbeitenDie Handschrift auf Papier stammt aus der Zeit um 1440. Das Buchformat ist Kleinfolio. Sie enthält 37 Miniaturen und ist die einzige historisch illustrierte Bilderhandschrift des Nibelungenliedes. Sie wurde in Mainz aufgefunden und kam über mehrere Vorbesitzer zu dem Baumeister Christian von der Emden (1796–1869), der sie sorgsam hütete und nur jeweils gegen hohe Bezahlung auf einem „Altar im Kerzenschein“ den Interessenten vorführte. Bernhard Hundeshagen war bei Christian van Emden angestellt und erwarb die Handschrift. Er restaurierte sie in jahrelanger Arbeit. Einen geplanten Faksimiledruck konnte er jedoch nicht vollenden. Am 21. November 1867 kam sie in die Königliche Bibliothek in Berlin,[3] heute Staatsbibliothek zu Berlin, sie trägt die Signatur mgf 855.
Faksimile
Bearbeiten- Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. Ms. germ. fol. 855 der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Berlin (I: Faksimile, II: Kommentarband mit Beiträgen von Beate Braun-Niehr, Joachim Heinzle, Klaus Klein, Jürgen Vorderstemann), Gütersloh/München 2012
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Robert Koenig: Deutsche Literaturgeschichte in 2 Bänden. Velhagen & Klasing, Bielefeld/Leipzig 1893/1920.
- Gustav Könnecke: Die Handschriften des Nibelungenliedes und der Klage. Sonder-Abdruck aus der 2. Auflage von Könnecke’s Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationalitteratur, vermehrt durch vollständige Wiedergabe der Bruchstücke E und F. Marburg 1901, (S. 38f., 45. online)
- Theodor Abeling: Das Nibelungenlied und seine Literatur (= Teutonia. 7). Leipzig 1907, (S. 181–183. online)
- Hans Wegener: Beschreibendes Verzeichnis der Miniaturen und des Initialschmuckes in den deutschen Handschriften bis 1500 (= Beschreibende Verzeichnisse der Miniaturen-Handschriften der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin. 5). Leipzig 1928, S. 43–46.
- Der Nibelungen Not. In der Simrockschen Übersetzung nach dem Versbestande der Hundeshagenschen Handschrift. Bearbeitet und mit ihren Bildern herausgegeben von Hermann Degering. Volksverband der Bücherfreunde, Berlin 1924.
- Hans Hornung unter Mitarbeit von Günther Schweikle (Hrsg.): Das Nibelungenlied in spätmittelalterlichen Illustrationen. Die 37 Bildseiten des Hundeshagenschen Kodex Ms. Germ. Fol. 855 der ehemaligen Staatsbibliothek Berlin, derzeit Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Faksimileausgabe. Bozen 1968.
- Otfrid Ehrismann (Hrsg.): Das Nibelungenlied. Abbildungen, Transkriptionen und Materialien zur gesamten handschriftlichen Überlieferung der I. und der XXX. Aventiure. (= Litterae. 23), Göppingen 1973, Abb. XLVII-LI.
- Tilo Brandis in Zusammenarbeit mit Gerard Achten u. a. (Hrsg.): Zimelien. Abendländische Handschriften des Mittelalters aus den Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin. Ausstellung 13. Dezember 1975 – 1. Februar 1976. Wiesbaden 1975, S. 143f. (Nr. 97), 169.
- Peter Jörg Becker: Handschriften und Frühdrucke mittelhochdeutscher Epen. Eneide, Tristrant, Tristan, Erec, Iwein, Parzival, Willehalm, Jüngerer Titurel, Nibelungenlied und ihre Reproduktion und Rezeption im späteren Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Wiesbaden 1977, S. 151–153.
- Joachim Bumke: Die vier Fassungen der 'Nibelungenklage. Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte und Textkritik der höfischen Epik im 13. Jahrhundert. (= Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte. 8 [242]), Berlin/New York 1996, S. 181–186.
- Lothar Voetz: Die Nibelungenlied-Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts im Überblick. Mit einem Anhang zur Bebilderung des 'Hundeshagenschen Codex' (b). In: Die Nibelungen. Sage – Epos – Mythos, hg. von Joachim Heinzle, Klaus Klein und Ute Obhof, Wiesbaden 2003, S. 283–305 und Abb. 31–35, hier besonders S. 299–303 und Abb. 32–33.
- Ulrike Ritter (Hrsg.): Der Nibelungen Not. Die Klage, Transkription und Übersetzung des Kodex Hundeshagen Ms. germ. fol. 855 (Nibelungenhandschrift b). Band 1: Der Nibelunge Not (Mhdt.), Band 2: Neuhochdeutsche Übersetzung von Karl Simrock, Bd. 3: Diu Klage / Die Klage, Transkription und neuhochdeutsche Übersetzung von Ulrike Ritter. 2. unveränderte Auflage. Mering 2009.
- Beate Braun-Niehr: Die Federzeichnungen. In: Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. Ms. germ. fol. 855 der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Kommentarband zum Faksimile. Gütersloh/München 2012, S. 101–122.
- Beate Braun-Niehr: Die Handschrift. In: Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. Ms. germ. fol. 855 der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Kommentarband zum Faksimile. Gütersloh/München 2012, S. 79–88.
- Walter Kofler (Hrsg.): Nibelungenlied. Redaktion D, Stuttgart 2012, S. 10 (zur Hs.), 23–479 (Ausgabe des 'Nibelungenliedes' nach dieser Hs.).
- Jürgen Vorderstemann: Die Herkunft. In: Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. Ms. germ. fol. 855 der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Kommentarband zum Faksimile. Gütersloh/München 2012, S. 89–100.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Robert Koenig, Deutsche Literaturgeschichte in 2 Bänden, Band 1, S. 62
- ↑ online Steckbrief im Handschriftencensus
- ↑ Robert Koenig, Deutsche Literaturgeschichte in 2 Bänden, Band 1, S. 62