Hveravellir
Hveravellir (isl. hver „heiße Quelle“; vellir „Felder“) bezeichnet sowohl einen Zentralvulkan unter dem Gletscher Langjökull im Westen von Island als auch das dazugehörige Geothermalgebiet.
Das Vulkansystem Hveravellir
BearbeitenEs handelt sich hier um eines der beiden eindeutig bekannten und mit dem Gletscherschild Langjökull verknüpften Vulkansysteme.
Es befindet sich am Nordwestende der aktiven Vulkanzone Islands, die sich von der Reykjanes-Halbinsel nach Nordosten erstreckt. Die Vulkanzone macht hier einen Knick nach Osten Richtung Kerlingarfjöll und Hofsjökull.
Der Zentralvulkan befindet sich in der nordöstlichen Hälfte des langgestreckten Gletscherschildes des Langjökull. Unter dem Eis entdeckte man eine Caldera.
Das dazugehörige vulkanische Spaltensystem im Nordosten des Langjökull reicht in Richtung Südwesten weit unter den großen Gletscherschild und in die Þjófadalir hinein. Auch kleinere Krater im Westen des Gletschers, z. B. die, aus denen die Laven des Hallmundarhraun strömten, werden ihm noch zugerechnet.
Lavafeld Kjalhraun
BearbeitenDer Schildvulkan im Lavafeld Kjalhraun produzierte ca. 11 km³ an Laven bei seinen letzten Ausbrüchen vor ca. 7.800 Jahren. Auch einige andere kleinere Schildvulkane, die zum selben System gehören, produzierten nacheiszeitliche Lavaströme, die den Langjökull im Norden, Westen und Osten umgeben.
Lavafeld Hallmundarhraun
BearbeitenAuch das im Westen des Langjökull befindliche Lavafeld Hallmundarhraun strömte im 9. Jahrhundert aus einer Kraterreihe auf der Westseite des Langjökull, die demselben System zugerechnet wird. Sie befindet sich auf der Hochebene Arnarvatnsheiði.[1]
Das dazugehörige Hochtemperaturgebiet Hveravellir
BearbeitenEs ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Hochtemperaturgebiet im Reykjahverfi im Bezirk Þingeyrarsysla in Nordisland.
Lage
BearbeitenZum Hochtemperaturgebiet sind es etwa 90 km auf der Überlandpiste Kjölur vom Wasserfall Gullfoss nach Hveravellir. Nach Norden zu beträgt die Entfernung nach Blönduós ca. 110 km. Gleichzeitig befindet sich Hveravellir etwa in der Mitte zwischen Reykjavík und Akureyri in ca. 200 km Entfernung von beiden Orten.
Hveravellir befindet sich im Kjölur-Hochland im Isländischen Hochland. Es liegt auf etwa 640 m Höhe zwischen den Gletschern Langjökull und Hofsjökull und etwa in der Mitte des Kjalvegur (F35).
Die auf vielen Websites und in Karten gemachte Angabe, dass in Hveravellir eine Tankstelle vorhanden sei, ist veraltet. Die Tankstelle existiert seit vielen Jahren nicht mehr, daher ist für eine Fahrt nach Hveravellir oder darüber hinaus ein ausreichender Kraftstoffvorrat unerlässlich (Stand September 2015).
Beschreibung
BearbeitenMan findet in Hveravellir viele typische Merkmale von Hochtemperaturgebieten. So gibt es hier Heißwasserquellen, etwa die von Sinterterrassen umgebene Bláhver (dt. „Blaue Quelle“), Fumarolen und die fauchende Solfatare Öskurhöll (dt. „Brüllender Hügel“). Bei Bræðrahver und Eyvinderhver handelt es sich um kleine Springquellen.[2]
Für Island ziemlich ungewöhnlich sind die Sinterterrassen, die der Vulkanismus gebildet hat.[2]
Das Geothermalgebiet steht seit 1960 unter Naturschutz.
Sport und Erholung
BearbeitenBeim Hochtemperaturgebiet befindet sich seit 1938 eine Hütte des Wandervereins Ferðafélag Íslands, ein neueres Haus befindet sich dort seit 1980.[2]
Daneben bietet das Gebiet ein Thermalbad mit einer natürlichen Felsenwanne von ca. 25 Quadratmetern und einer Einlauftemperatur von über 80 Grad, das auf deutlich unter 40 Grad heruntergemischt wird, sowie mehrere Wanderwege.
Geschichte
BearbeitenIm 18. Jahrhundert lebte laut Überlieferung Fjalla-Eyvindur, ein geächteter und wegen Diebstahls verurteilter Isländer, mit seiner Frau bei Hveravellir. Eine höhlenartige Hütte, Eyvindar-Kofi, ist noch zu besichtigen. Es heißt, er habe sein Essen in der Quelle Eyvindarhver zubereitet. Außerdem sind die Reste eines Schafpferchs Eyvindar-Rétt nach ihm benannt.
Seit 1965 befindet sich eine Wetterstation des Meteorologischen Amtes in Hveravellir.[3]
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ nach: Hveravellir im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch) Zugriff: 10. April 2010.
- ↑ a b c Íslandshandbókin. 2. bindi. Örn & Örlygur, Reykjavík 1989, OCLC 165274883, S. 880.
- ↑ Íslandshandbókin. 2. bindi. S. 881.
Literatur
Bearbeiten- Jens Willhardt, Christine Sadler: Island. 3. aktualisierte und überarbeitete Auflage. Michael Müller, Erlangen 2003, ISBN 3-89953-115-9, S. 623f.
- Rainer Strzolka, Susanne Engelmann-Strzolka: Hveravellir. Verlag für Ethnologie, Hannover 2011, ISBN 978-3-86421-975-7.
Weblinks
Bearbeiten- Hveravellir im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
Koordinaten: 64° 51′ 55,1″ N, 19° 33′ 24″ W