Die Hydatidentorsion ist eine Stieldrehung, Verdrehung einer Morgagni-Hydatide um die eigene Längsachse mit Abschnürung der Blutgefäße und Ischämie bis zur Nekrose und dem klinischen Bild eines Akuten Skrotums. Die Bezeichnung wird als Sammelbegriff für verschiedene rudimentäre Anhangsgebilde an Hoden und Nebenhoden verwendet, meist handelt es sich um die Appendix testis Morgagni am oberen Hodenpol.[1][2][3][4]

Hydatidentorsion in der Sonographie: Echoreiche Läsion mit umgebender Vaskularität in der Furche zwischen Hoden und Nebenhoden.
Klassifikation nach ICD-10
N44.1 Hydatidentorsion
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Verbreitung und Ursache

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Die Hydatidentorsion ist eine der häufigsten Ursachen eines Akuten Skrotums und die häufigste bei Kindern.[5] Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter vorkommen, besonders bei Kleinkindern,[6] bevorzugt zwischen dem 7. und dem 12.[7] bzw. dem 4. bis 10. Lebensjahr.[8]

Von den möglichen Anhangsgebilden (Appendix testis, Appendix epididymidis, Paradidymis oder eines Vas aberrans) verdrehen sich am häufigsten die Morgagni-Hydatiden am oberen Hodenpol, insbesondere, wenn der Gefäßstiel lang ist.[9]

Klinische Erscheinungen

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Klinische Kriterien sind:[1][2][9]

  • plötzlich einsetzende Schmerzen in einem Hodenfach unterschiedlichen Ausmaßes von geringer bis zum Vollbild wie bei einer Hodentorsion
  • anfangs kann am oberen Hodenpol ein schmerzempfindlicher Knoten getastet werden bei schmerzfreiem Hoden selbst
  • die torquierte Hydatide kann äußerlich bläulich schimmernd sichtbar sein (Blue-dot-sign)
  • im Verlauf entwickelt sich Rötung, Schwellung und eine Hydrocele testis
  • keine Übelkeit und kein Erbrechen (wie bei einer Hodentorsion)
  • keine Dysurie oder Pyurie (wie bei einer Epididymitis)[5]

Diagnose

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Sonografisch kann die Hydatide nachgewiesen werden.[9][10]

Differentialdiagnostik

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Hauptsächlich abzugrenzen ist die Hodentorsion als Notfall. Dazu ist die Farbkodierte Doppler-Sonografie mit Messung des Resistance index (RI) Methode der Wahl.[5][9] An der methodischen Zuverlässigkeit des Ausschlusses existieren Zweifel.[11]

Weitere Differentialdiagnosen sind:[5]

Behandlung

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Bei sicherer Diagnosestellung ist keine Operation notwendig.[8] Konservative Maßnahmen wie Bettruhe, Kühlung, Antiphlogistika sind meist ausreichend.[2]

Gehen die Beschwerden nicht innerhalb von 1–2 Tagen zurück, erfolgt bei Kindern und Jugendlichen die Abtragung der Hydatide.[9]

Bleiben auch nur geringe Unsicherheiten beim Ausschluss der Hodentorsion oder sind die Beschwerden ausgeprägt, erfolgt die operative Abtragung.[6][9][1][12]

Einzelnachweise

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  1. a b c Marcel Bettex (Hrsg.), Max Grob (Begr.), D. Berger (Bearb.), N. Genton, M. Stockmann: Kinderchirurgie. Diagnostik, Indikation, Therapie, Prognose. 2., neubearbeitete Auflage, S. 8.2010, Thieme, Stuttgart / New York 1982, ISBN 3-13-338102-4
  2. a b c P. Günther, I. Rübben: Akutes Skrotum im Kindes- und Jugendalter. In: Deutsches Aerzteblatt Online. 2012, doi:10.3238/arztebl.2012.0449.
  3. D. Manski: Urologielehrbuch
  4. Eintrag zu Hydatidentorsion im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck
  5. a b c d Torsion und deren Therapie auf Medscape
  6. a b Joachim Wilhelm Thüroff, H. Schulte-Wissermann (Herausgeber): Kinderurologie in Klinik und Praxis., 2. Auflage 2000, S. 638, Thieme, ISBN 3-13-674802-6
  7. R. Fisher, J. Walker: The acute paediatric scrotum. In: British journal of hospital medicine. Band 51, Nummer 6, 1994 Mar 16-Apr 5, S. 290–292, PMID 8032565 (Review).
  8. a b L. Spitz, A. G. Coran (Editors) Rob & Smith's Operative Surgery. Pediatric Surgery, 5. Auflage 1995, S. 735, Chapman & Hall, ISBN 0-412-59110-3
  9. a b c d e f AWMF - Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Urologie: "Akutes Skrotum im Kinder und Jugendalter"
  10. M. E. Sellars, P. S. Sidhu: Ultrasound appearances of the testicular appendages: pictorial review. In: European radiology. Band 13, Nummer 1, Januar 2003, S. 127–135, doi:10.1007/s00330-002-1387-1, PMID 12541120.
  11. G. Zöller, A. Kugler, R. H. Ringert: “Falsch-positive” Hodenperfusion bei Hodentorsion in der Power-Doppler-Sonographie. In: Der Urologe. Ausg. A. Band 39, Nummer 3, Mai 2000, S. 251–253, doi:10.1007/s001200050351, PMID 10872251.
  12. B. M. Altinkilic, H. D. Nöske, J. Miller, W. Weidner: [Clinical aspects of hydatid torsion. Diagnosis and therapy in 104 consecutive patients]. In: Der Urologe. Ausg. A. Band 38, Nummer 4, Juli 1999, S. 353–357, doi:10.1007/s001200050297, PMID 10444794.