IRGW-Gemeindezentrum Ulm

jüdisches Gemeindezentrum in Ulm

Das IRGW-Gemeindezentrum am Weinhof ist der offizielle Name des Gemeindezentrums der orthodoxen jüdischen Gemeinde Ulm. Bauherr und Eigentümer des Gemeindezentrums am Weinhof ist die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) mit Sitz in Stuttgart.

Neue Synagoge auf dem Weinhof in Ulm (Foto 2013)

Lage und Beschreibung

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Das Gemeindezentrum liegt im Herzen der Altstadt von Ulm in prominenter Lage direkt neben dem Schwörhaus am Ulmer Weinhof und umfasst eine Synagoge, eine Mikwe, einen Gemeindesaal, eine Bibliothek, einen Kindergarten und ein Jugendzentrum. Die feierliche Einweihung des Gebäudes erfolgte am 2. Dezember 2012 (nach dem jüdischen Kalender 18. Kislew 5773) in Anwesenheit des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck, des israelischen Botschafters in Deutschland Yakov Hadas-Handelsman, des türkischen Generalkonsuls Mustafa Türker Ari, der deutschen Bundesbildungsministerin Annette Schavan und des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg Winfried Kretschmann.

Der Bau wurde nach Entwürfen der Architektin und Stadtplanerin Susanne Gross aus Köln errichtet. Nur wenige Meter entfernt befand sich die in den Novemberpogromen 1938 zerstörte alte Ulmer Synagoge. Vor dem Ulmer Neubau wurde lediglich die Stuttgarter Synagoge nach dem Zweiten Weltkrieg in Württemberg neu gebaut.[1]

 
Neue Synagoge: „Jerusalemfenster“

„Die Synagoge und das jüdische Gemeindezentrum sind in einem einzigen Baukörper zusammengefasst. Der kompakte Quader steht frei auf dem Platz. Die Position ergibt sich aus der Geschichte: in der Pogromnacht 1938 wurde die ehemalige Synagoge, die in die Straßenrandbebauung des Weinhofes eingefasst war, zerstört. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Lücke mit einem Gebäude profaner Nutzung bebaut. So verlor die Synagoge ihren angestammten Platz im Zentrum der Stadt Ulm. Das Bauwerk der jetzigen Synagoge hat ein neues Grundstück eröffnet. Als wäre die Synagoge von ihrer ehemaligen Position aus einen Schritt nach vorne getreten, hat sie sich ihren Standort zurückerobert. Ohne baulichen Saum steht sie als Solitär auf dem Weinhof.“

Susanne Gross[2]

An der Südostecke des Neubaus befindet sich das sogenannte „Jerusalemfenster“ mit einem Muster aus Davidsternen. Für die Synagoge stiftete die aus Ulm stammende und vor dem Nationalsozialismus nach Palästina geflohene Familie Strauss den Thoraschrein. Herr Widerker Junior spendete zusammen mit seiner Frau die Tora-Rolle.

Rabbiner in Ulm ist Shneur Trebnik.

Brandanschlag vom 5. Juni 2021

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In den Morgenstunden des 5. Juni 2021 kam es zu einem Brandanschlag auf das Gemeindezentrum.[3] Laut Mitteilung der Polizei leerte ein Unbekannter eine Flüssigkeit aus einer Flasche auf den Boden und zündete die Flüssigkeit an. Ein Zeuge verständigte sofort Feuerwehr und Polizei, der zunächst unbekannt bleibende Täter konnte fliehen. Als Sachschaden entstand eine verrußte Fassade.[4] Im September 2023 erhob die Staatsanwaltschaft Ulm Anklage gegen einen 47-jährigen Ulmer mit türkischem Pass wegen versuchter schwerer Brandstiftung und gemeinschädlicher Sachbeschädigung.[5][6] Im Januar 2024 verurteilte das Landgericht Ulm den Angeklagten entsprechend dem Anklagevorwurf und dem Antrag der Staatsanwaltschaft folgend zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten.[7] Die Verurteilung ist durch Verwerfung der Revision mit Beschluss des Bundesgerichtshofs vom 27. Mai 2024 rechtskräftig.[8]

Literatur

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  • Rede von Barbara Traub M.A. anlässlich der Einweihung des IRGW-Gemeindezentrums Ulm am 2. Dezember 2012 – 18.Kislew 5773. In: Gemeindezeitung Ausgabe Januar/Februar 2013. (Hg. Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs), Tevet/Schwat/Adar 5773, Nr. 01/02, Januar/Februar 2013, S. 19–22.
  • Ulrich Knufinke: Die neue Ulmer Synagoge: auf den ersten Blick schroff, auf den zweiten ziemlich aufregend. In: Mitteilungen Heft 57. / November 2012, hrsg. vom Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm e. V., S. 5–6 [nicht ausgewertet]
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Commons: Neue Synagoge (Ulm) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Rede von Barbara Traub M.A. anlässlich der Einweihung des IRGW-Gemeindezentrums Ulm am 2. Dezember 2012 – 18.Kislew 5773. In: Gemeindezeitung. Ausgabe Januar/Februar 2013 (hrsg. von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs), Tevet/Schwat/Adar 5773, Nr. 01/02, Januar/Februar 2013, S. 20.
  2. Ulmer Synagoge fertig. Bundespräsident Joachim Gauck hielt am 2. Dezember 2012 die Eröffnungsrede. In: dbz.de. Deutsche BauZeitschrift, 2. Dezember 2012, abgerufen am 18. April 2020.
  3. Polizei bittet nach Brandanschlag auf die Synagoge um Hinweise aus der Bevölkerung. In: swp.de. 6. Mai 2021, abgerufen am 6. Mai 2021.
  4. Tätersuche nach Brandanschlag auf Ulmer Synagoge, SWR, 5. Juni 2021.
  5. Staatsanwaltschaft erhebt Anklage nach Brandanschlag bei der Stuttgarter Zeitung, abgerufen am 7. Juni 2024.
  6. Brandanschlag auf Ulmer Synagoge: Angeklagter entschuldigt sich bei Rabbiner auf swr.de, abgerufen am 7. Juni 2024.
  7. Zwei Jahre und neun Monate Gefängnis wegen Brandanschlags auf Ulmer Synagoge auf swr.de, abgerufen am 7. Juni 2024.
  8. Verurteilung wegen versuchter schwerer Brandstiftung und gemeinschädlicher Sachbeschädigung an Ulmer Synagoge rechtskräftig, Pressemitteilung des Bundesgerichtshofs Nr. 125/2024 vom 5. Juni 2024, abgerufen am 7. Juni 2024

Koordinaten: 48° 23′ 48,1″ N, 9° 59′ 26,3″ O