Iguvinische Tafeln
Die Iguvinischen Tafeln (lat. Tabulae Iguvinae), veraltet auch die Eugubinischen Tafeln, sind eine Serie von sieben Tafeln aus Bronze, die in Iguvium, dem heutigen Gubbio, in Italien im Jahr 1444 entdeckt wurden. Die ältesten stammen vermutlich aus dem 3. Jahrhundert v. Chr.; sie sind im ursprünglichen umbrischen Alphabet geschrieben, während die jüngsten aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. sind und im lateinischen Alphabet verfasst wurden. Die Tafeln sind im Palazzo dei Consoli in Gubbio ausgestellt.
Die Tafeln beinhalten religiöse Inschriften, die die Riten der atiedianischen Brüder wiedergeben, einer Gruppe von 12 Priestern des Jupiter mit wichtigen politischen Funktionen in Iguvium. Sie sind in umbrischer Sprache geschrieben, einer der mit der lateinischen Sprache verwandten italischen Sprache. Sie werfen Licht auf die Grammatik dieser Sprache und auf die religiösen Praktiken im vorrömischen Mittelitalien. Sie scheinen in einer akzentuierten Metrik geschrieben zu sein, die der zur ältesten lateinischen Poesie gehörenden saturnischen Metrik ähnlich ist.
Als ein Beispiel ihrer Sprache ein Teil der ersten Tafel:
- Dei Grabouie
- orer ose persei ocre fisie pir
- orto est
- toteme Iouine arsmor dersecor
- subator sent
- pusei neip heritu.
- Dei Grabouie
- persei tuer perscler uaseto est
- pesetomest peretomest
- frosetomest daetomest
- tuer perscler uirseto auirseto
- uas est. . .
„Jupiter Grabovius, wenn auf dem Berg Fisius ein Feuer ausgebrochen ist oder wenn in der Nation von Iguvium die geschuldeten Vorbereitungen unterlassen wurden, lass es sein als wenn sie getan worden wären.“
„Jupiter Grabovius, wenn in deinem Opfer irgendein Makel war, irgendein Mangel, irgendeine rituelle Übertretung, irgendeine Täuschung, irgendein Irrtum, wenn in deinem Opfer ein Makel ist, gesehen oder ungesehen,...“
Als weiteres Beispiel der vollständige Text der 6. Tafel:
- teio subocau suboco
- dei graboui
- ocriper fisiu totaper iiouina
- erer nomneper erar nomneper
- fos sei pacer sei
- ocre fisei tote iiouine
- erer nomne erar nomne
- arsie tio subocau suboco
- dei grabouie
- arsier frite tio subocau suboco
- dei grabouie
- di grabouie
- tio esu bue peracrei pihaclu
- ocreper fisiu totaper iiouina
- irer nomneper erar nomneper
- dei grabouie
- orer ose persei ocre fisie pir orto est
- toteme iouine arsmor dersecor subator sent
- pusei neip heritu
- dei crabouie
- persei tuer perscler uaseto est
- pesetomest peretomest
- frosetomest daetomest
- tuer perscler uirseto auirseto uas est
- di grabouie
- persei mersei esu bue peracrei
- pihaclu pihafei
- di grabouie
- pihatu ocre fisiu pihatu tota iouina
- di grabouie
- pihatu ocrer fisier totar iouinar nome
- nerf arsmo
- veiro pequo
- castruo frif
- pihatu
- futu fos pacer pase tua
- ocre fisi tote iiouine
- erer nomne erar nomne
- di grabouie
- saluo seritu ocre fisi
- salua seritu tota iiouina
- di grabouie
- saluo seritu ocrer fisier totar
- iiouinar nome
- nerf arsmo
- veiro pequo
- castruo fri
- salua seritu
- futu fos pacer pase tua
- ocre fisi tote iouine
- erer nomne erar nomne
- di grabouie
- tio esu bue peracri pihaclu
- ocreper fisiu totaper iouina
- erer nomneper erar nomneper
- di grabouie
- tio subocau
Literatur
Bearbeiten- Karl Richard Lepsius: De tabulis Eugubinis, Dissertation, Berlin 1833. Online (lat.) Besprechung (dt.)
- Carl Darling Buck: Elementarbuch der oskisch-umbrischen Dialekte, Heidelberg 1905
- Robert von Planta: Oskisch-Umbrische Grammatik (2 Bände), Berlin 1973 (Neudruck der Ausgabe 1892)
- Helmut Rix (Hrsg.): Oskisch – Umbrisch: Texte und Grammatik. Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft und der Società Italiana di Glottologia vom 25. bis 28. September 1991 in Freiburg. Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1994.