Ilex vomitoria

Art der Gattung Stechpalmen (Ilex)

Ilex vomitoria ist eine Pflanzenart aus der Gattung Stechpalmen (Ilex) innerhalb der Familie der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae). Sie ist in Nordamerika verbreitet.[1] Von der IUCN wird Ilex vomitoria als „least concern“ = „nicht gefährdet“ eingestuft.[2]

Ilex vomitoria

Laub und Früchte

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Euasteriden II
Ordnung: Stechpalmenartige (Aquifoliales)
Familie: Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae)
Gattung: Stechpalmen (Ilex)
Art: Ilex vomitoria
Wissenschaftlicher Name
Ilex vomitoria
Aiton

Beschreibung

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Illustration aus Southern wild flowers and trees, S. 316, Tafel C
 
Weibliche Blüte

Vegetative Merkmale

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Ilex vomitoria ist ein immergrüner Strauch oder kleiner Baum, der Wuchshöhen von 5 bis 9 Metern erreicht, sie bleibt aber meist kleiner. Die Rinde der Zweige ist glatt und hellgrau.

Die kurz gestielten Laubblätter sind wechselständig angeordnet. Die ledrige, kahle Blattspreite ist bei einer Länge von bis 5 Zentimeter sowie einer Breite von bis 2,5 Zentimeter eiförmig bis elliptisch mit gerundetem, stumpfem oberen Ende und einem grob gekerbtem bis gesägtem Rand. Die Blattoberseite ist dunkelgrün glänzend und die -unterseite etwas heller.

Generative Merkmale

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Ilex vomitoria ist zweihäusig diözisch. Es werden achselständige Zymen gebildet, die weiblichen sind armblütig. Die kleinen, funktionell eingeschlechtlichen und gestielten, vierzähligen Blüten mit doppelter Blütenhülle messen 5 bis 5,5 Millimeter Durchmesser. Der becherförmige Kelch ist klein mit minimalen Zipfeln. Die Blütenkrone ist weiß mit vier länglichen, abgerundeten Petalen. Es sind 4 kurze Staubblätter vorhanden. Der mehrkammerige Fruchtknoten ist oberständig mit sitzender, breiter Narbe. Die weiblichen Blüten besitzen Staminodien mit Antheroden, die männlichen einen Pistillode.

Die Früchte sind kleine, rundliche, glänzend rote (gelegentlich gelbe), mehrsamige, beerenartige Steinfrüchte mit 4 bis 6 Millimeter Durchmesser, am beständigen Kelch, mit Narbenresten an der Spitze und vier Kernen.

Ökologie

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Ein Rotkehl-Hüttensänger auf Ilex vomitoria mit seinen bei Reife leuchtend roten Beeren.

Die Steinfrüchte werden von Vögeln gefressen und dadurch erfolgt die Ausbreitung.

Die Früchte sind eine wichtige Nahrungsquelle für einige Vogelarten, darunter Floridaente, Dunkelente, Carolinataube, Kragenhuhn, Virginiawachtel, Truthuhn, Goldspecht, Saftlecker, Zedernseidenschwanz, Rotkehl-Hüttensänger, Wanderdrossel, Katzendrossel, Spottdrossel und Weißkehlammer. Zu den Säugetieren, die die Früchte fressen, gehören Neunbinden-Gürteltier, Amerikanischer Schwarzbär, Graufuchs, Waschbär und Skunks. Laub und Zweige werden von Weißwedelhirschen gefressen.[3]

Ähnliche Arten

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Ilex vomitoria kann von der ähnlichen Ilex cassine durch die kleineren Blätter und die abgerundete, nicht spitz zulaufende Blattspitze unterschieden werden.[3][4][5][6][7]

Inhaltsstoffe

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Es handelt sich um die einzige bekannte in Nordamerika beheimatete Pflanzenart, die Coffein enthält.

Trivialnamen und Etymologie

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Trivialnamen sind: englisch yaupon [ˈjɔːpɒn], yaupon holly, cassena, cassina, cassine, cassio-berry bush, evergreen cassena, evergreen holly, Indian black drink, Christmas berry.[3] Der englischsprachige Trivialname yaupon wurde aus dem Namen der Catawba und Waccamaw Sioux yopún abgeleitet, dem Diminutiv des Wortes yop („Baum“). Ein weiterer Trivialname, cassina, ist ein Lehnwort aus der Sprache der Timucua[8] (obwohl sich der üblicherweise auf Ilex cassine bezieht). Der wissenschaftliche Artname Ilex vomitoria entstammt dem Irrglauben der Europäer, die Pflanzenteile verursachen bei verschiedenen Zeremonien der Ureinwohner ein Erbrechen.

 
Natürliches Verbreitungsgebiet
 
Abbildung aus Handbook of the trees of the northern states and Canada east of the Rocky mountains, 1907, S. 331

Vorkommen

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Ilex vomitoria ist auf dem nordamerikanischen Festland von den nördlichen-zentralen über die südlichen-zentralen bis zu den südöstlichen USA verbreitet und in an wenigen kleineren Gebieten in Mexiko (disjunkte Populationen) vor.[1] Es gibt Fundortangaben für die US-Bundesstaaten Oklahoma,[6] Texas, südöstliches Alabama, südwestliches Arkansas, Georgia, Mississippi, North Carolina, South Carolina, südöstliches Virginia, Louisiana sowie Florida und die mexikanischen Bundesstaaten Chiapas sowie Veracruz de Ignacio de la Llave.[1]

Als Neophyt kommt Ilex vomitoria auf den Bahamas vor.[1]

Ilex vomitoria gedeiht hauptsächlich in Küstengebieten mit gut durchlüfteten sandigen Böden und kann an den oberen Rändern brackiger und salziger Sümpfe, sandiger baumbestandener Hügel, küstennaher Sand-Dünen, innerhalb der Dünen gelegener Senken, Sandhügel, meeresnaher Wälder, aufgeforsteter Feuchtgebiete, stark entwässerter Wälder und sogenannter Kiefern-Flatwoods vorkommen.[3]

Kultivierung und Nutzung

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Menschlicher Verzehr

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Die amerikanischen Ureinwohner nutzten Blätter und Stängel, um einen Aufguss (allgemein asi oder Black Drink genannt) herzustellen, der Männern vorbehalten war und der rituellen Reinigung und Eintracht diente. Der Ritus beinhaltete auch ein Erbrechen, was von Europäern fälschlicherweise so gedeutet wurde, dass Ilex vomitoria dies verursacht habe. Die aktiven Zutaten des Aufgusses sind – wie bei den verwandten Ilex paraguariensis (Mate-Strauch) und Ilex guayusaCoffein und Theobromin,[9][10] und das Erbrechen wurde entweder trainiert oder resultierte aus den großen Mengen der genossenen Getränke und dem damit verbundenen Fasten.[3][11] Andere meinen, die Europäer nahmen irrtümlicherweise an, der Black Drink wäre der aus Ilex vomitoria gewonnene Tee, wogegen er ein völlig anderes Getränk aus verschiedenen Wurzeln und Kräutern war und Brechreiz auslösende Eigenschaften hatte.[12]

Der Trocknungsprozess der Blätter für den Verzehr wurde von einigen zeitgenössischen US-Amerikanern „wiederentdeckt“; „Yaupon-Tee“ wird kommerziell vertrieben.[13][14][15]

Zierformen

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Sorten von Ilex vomitoria werden im Südosten der USA häufig im Landschaftsbau verwendet. Am häufigsten werden Ausleseformen als immergrüne Ziersträucher verwendet, die langsam sowie dicht wachsen und sich für Schnitthecken eignen. Eine Auswahl an Sorten sind:[16]

  • ‚Folsom Weeping‘ – Hängeform[16]
  • ‚Grey's Littleleaf‘ = ‚Grey's Weeping‘ – Hängeform[16]
  • ‚Nana‘ = ‚Compacta‘ – weibliche Zwergform, die nicht höher als 1 Meter wird[16]
  • ‚Pride of Houston‘ – weibliche Form, dem Typus ähnlich, aber mit Änderungen in Form, Fruchtansatz und Laub[16]
  • ‚Schilling's Dwarf‘ = ‚Stokes Dwarf‘ – männliche Zwergform, die nicht höher als 0,6 Meter und nicht breiter als 1,2 Meter wird[16]
  • ‚Will Fleming‘ – männliche Form mit säulenartiger Wuchsform[16]

Auch für Bonsais findet die Art gerne Verwendung.

Siehe auch

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  • Kuding-Tee – ein chinesischer Tee aus Ilex kaushue (Syn.: Ilex kudingcha) und Ligustrum robustum

Literatur

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  • Charles Sprague Sargent: The Silva of North America. Volume I, Houghton, Mifflin, 1891, S. 103, 105, 111 f, Tab. XLVIII, online bei Cincinnati Digital Library.
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Commons: Ilex vomitoria – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d Ilex vomitoria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 14. August 2019.
  2. Ilex vomitoria in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN. Eingestellt von: L. Stritch, 2018. Abgerufen am 14. August 2019.
  3. a b c d e Yaupon - Ilex vomitoria Aiton. (PDF) In: USDA Plant Guide - Natural Resources Conservation Service. (englisch).
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/www.dep.state.fl.usFlorida's Hollies vom Florida Department of Environmental Protection (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2019. Suche in Webarchiven)
  5. C. O. Martin, S. P. Mott: U.S. Army Corps of Engineers Wildlife Resources Management Manual (= Technical Report. EL-97-16). U.S. Army Engineer Waterways Experiment Station, Vicksburg, MS 1997, Section 7.5.10 Yaupon (Ilex vomitoria) – (Online [PDF]).
  6. a b Ilex vomitoria. Oklahoma Biological Survey, archiviert vom Original am 16. Oktober 2008; abgerufen am 6. Oktober 2007 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.biosurvey.ou.edu
  7. Ilex vomitoria. In: Bioimages. Vanderbilt University, abgerufen am 27. Juni 2019 (englisch).
  8. Charles L. Cutler: O Brave New Words!: Native American Loanwords in Current English. University of Oklahoma Press, 2000, ISBN 978-0-8061-3246-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. J. N. Wilford: Ancient Energy Boost, Brewed From Toasted Leaves and Bark. In: New York Times. 8. August 2012 (Online).
  10. P. L. Crown, T. E. Emerson, J. Gu, W. J. Hurst, T. R. Pauketat, T. Ward: Ritual Black Drink consumption at Cahokia. In: Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. Band 109, Nr. 35, August 2012, S. 13944–9, doi:10.1073/pnas.1208404109, PMID 22869743.
  11. C. M. Hudson: The Southeastern Indians. University of Tennessee Press, 1976, ISBN 0-87049-248-9.
  12. E. Gibbons: Stalking the Blue-eyed Scallop. David McKay, 1964, ISBN 0-911469-05-2.
  13. Like Yerba Maté? Try Yaupon. In: Atlas Obscura. Abgerufen am 25. Mai 2018 (englisch).
  14. Texas Highways: Texas’ Only Caffeinated Plant Makes a Buzzworthy Tea - Texas Highways. Abgerufen am 25. Mai 2018 (britisches Englisch).
  15. Here's The Buzz On America's Forgotten Native 'Tea' Plant. In: NPR.org. Abgerufen am 23. Juli 2017 (englisch).
  16. a b c d e f g Harrison Leigh Flint: Landscape Plants for Eastern North America. 2. Auflage. John Wiley and Sons, 1997, ISBN 978-0-471-59919-7, S. 282–283 (Ilex vomitoria auf S. 282–283 in der Google-Buchsuche).