Es gibt ein solches Volk

politische Partei in Bulgarien (gegründet 2020)
(Weitergeleitet von Ima Takăv Narod)

Es gibt ein solches Volk[1] (bulgarisch Има такъв народ Ima takaw narod, kurz ITN) ist eine populistische und gesellschaftspolitisch konservative Partei in Bulgarien.[2]

Es gibt ein solches Volk
Има такъв народ
Ima takaw narod
Partei­vorsitzender Slawi Trifonow
Stellvertretender Vorsitzender Toschko Jordanow
Iwajlo Waltschew
Gründung 22. Juni 2020
Gründungsort Sofia, Bulgarien
Hauptsitz Sofia, Bulgarien
Ausrichtung Populismus
Konservatismus
Anti-Korruption
Anti-Elitarismus
Direkte Demokratie
Farbe(n) _ Hellblau
_ Dunkelblau
Sitze Nationalversammlung
16 / 240 (6,7 %)
(Juni 2024)
Sitze EU-Parlament
1 / 17 (5,9 %)
(2024)
EP-Fraktion Europäische Konservative und Reformer
Website pp-itn.bg

Geschichte

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Die Partei wurde 2020 gegründet und wurde bei den Parlamentswahlen im April 2021 überraschend zweitstärkste und bei den Parlamentswahlen im Juli 2021 stärkste Kraft.[3] Der Sänger und Fernsehmoderator Slawi Trifonow ist ihr Gründer und Vorsitzender. Die ITN tritt nur digital bzw. online auf und gibt keine Pressekonferenzen und Interviews an bulgarische Medien mit Ausnahme des Bulgarischen Nationalen Hörfunks. Trifonow begründet dies mit der unfreien Medienlandschaft im Land.[4]

Im Jahr 2015 initiierte Slawi Trifonow mit seinem Fernsehteam einen Initiativausschuss für die Organisation eines Referendums[5] zur Reform des politischen Systems Bulgariens und wurde dessen Vorsitzender.[6] Dem Komitee gehören außer ihm auch noch die Drehbuchautoren der Show Toshko Chadschitodorow, Iwajlo Waltschew, Filip Stanew, Iwo Siromahow, Alexandar Waltschew, Dragomir Petrow und Iwan Kulekow an.

Obwohl das Referendum mit 50,81 Prozent knapp an der 51-Prozent-Hürde scheiterte, sah Trifonow es als Erfolg an und erhöhte den öffentlichen Druck auf die Regierung Borissow III, die geforderten Reformen umzusetzen. Als sich Bojko Borissow weigerte, die Reformen umzusetzen, entschied sich Trifonow zur Gründung einer Partei. Die Partei wurde zunächst im Oktober 2019 unter den Namen Es gibt keinen solchen Staat (aus dem Bulgarischen Няма такава държава) gegründet, ihre Registrierung unter diesem Namen wurde ihr in Blick auf das Nichteinhalten des Parteigesetzes (im Bezug auf Namen und Logo) jedoch verweigert.[7][8][9] Nach Ausschöpfen der gerichtlichen Möglichkeiten wurde 2020 der Name in Es gibt ein solches Volk geändert und ein neues Logo präsentiert. Damit erfolgte am 22. Juni 2020 die Registrierung der Partei nach dem Parteigesetz.[10]

Kurz vor der Parlamentswahl 2021 bot Trifonow musikalische und finanzielle Unterstützung Vasil Garvanliev an, Sänger und Vertreter Nordmazedoniens beim Eurovision Song Contest 2021, der in seinem Heimatland für seine bulgarische Wurzeln und bulgarische Staatsbürgerschaft öffentlich angefeindet wurde.[11][12] Dafür wurden Trifonow und die Partei Es gibt ein solches Volk von nordmazedonischen Medien klarer anti-mazedonischer Positionen bezichtigt.[13]

Bei den am 4. April 2021 durchgeführten Parlamentswahlen sicherte sich ITN 17,66 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Partei zog laut Analysen vor allem Protestwähler auf dem Land, junge Bulgaren sowie die Mehrheit der Auslandsbulgaren an. Sie gewann die meisten Stimmen im Distrikt Russe.[1]

Bei den Parlamentswahlen 2022 zog die Partei nicht mehr ins Parlament ein, da sie die Vierprozenthürde nicht überwinden konnte.[14] Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen 2023 und Parlamentswahlen im Juni 2024 zog die Partei wiederum ins Parlament ein.

Wahlergebnisse

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Parlamentswahl[15]
Wahljahr Stimmen Stimmenanteil Sitze
Apr. 2021 565.014 17,66 %
51/240
Juli 2021 657.824 24,08 %
65/240
Nov. 2021 249.726 09,52 %
25/240
2022 96.065 03,83 %
0/240
2023 103.641 04,11 %
11/240
Juni 2024 128.007 05,79 %
16/240
Oktober 2024 165.160 06,8 %
18/240
Europawahl
Wahljahr Stimmen Stimmenanteil Sitze
2024 121.572 06,04 %
1/17
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Einzelnachweise

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  1. a b Vgl.:
    Georgi Gotew: Wahl in Bulgarien: Wunsch nach Wandel und drohende Blockade. Euractiv, 6. April 2021, abgerufen am 6. April 2021.
    „Gallup International“: Der Nachwahlkampf wird interessanter als der Wahlkampf. BNR, 4. April 2021, abgerufen am 6. April 2021.
    Yvonne Samsarova, Camelia Ivanova: Bulgarien vor der Wahl: Zwei junge Bulgaren erzählen über die Frustration im Land. ARD Studio Wien, 2. April 2021, abgerufen am 6. April 2021.
    Clemens Verenkotte: Bulgarien blockiert. In: tagesschau.de / ARD-Studio Wien. 5. April 2021, abgerufen am 6. April 2021.
  2. Слави Трифонов: Направеното от ГЕРБ трябва да бъде изчегъртано. In: bnr.bg. BNR, abgerufen am 8. Mai 2021 (bulgarisch).
  3. Wahlsieger Borissow vor schwieriger Regierungsbildung, abgerufen am 5. April 2021.
  4. Slawi Trifonow lässt offen, ob er Premier wird, falls ITN die vorgezogenen Wahlen gewinnt. Interview mit Slawi Trifonow. In: Bulgarischer Nationaler Hörfunk. 8. Mai 2021, abgerufen am 18. Mai 2021: „Die Tatsache, dass er sich weigert, Interviews zu geben, erklärte er mit den unfreien Medien, die unser Land in puncto Meinungsfreiheit auf den 112. Platz gebracht hätten.“
  5. Vgl. Artikel in der englischsprachigen Wikipedia
  6. Martin Dimitrow: Три въпроса от референдума на "Шоуто на Слави" отпадат. capital.bg, 28. Juli 2016, abgerufen am 7. August 2020 (bulgarisch).
  7. Emilija Miltschewa: Партията на Слави Трифонов: защо беше тази тайнственост? Deutsche Welle, 7. Oktober 2019, abgerufen am 24. Juni 2020 (bulgarisch).
  8. Слави Трифонов с партия "Има такъв народ", след като съдът отказа да регистрира "Няма такава държава". Radio Free Europe, 7. August 2020, abgerufen am 7. August 2020 (bulgarisch).
  9. Krassen Nikolow, Simona Kostadinowa: Съдът отказа да регистрира партията на Слави Трифонов. mediapool.bg, 6. Dezember 2019, abgerufen am 7. August 2020 (bulgarisch).
  10. Позволиха регистрация на партията на Слави Трифонов. Nova Television, 22. Juni 2020, abgerufen am 7. August 2020 (bulgarisch).
  11. Sinisa Jakov: News North Macedonia Eurovision Contestant Accused of Spreading Bulgarian Propaganda. Balkan Insight, 17. März 2021, abgerufen am 18. März 2021 (englisch): „This is the first time that the Eurosong contest has been caught up in such ethnically heated disputes. In the past the public warmed to the diverse ethnic backgrounds of former contestants, such as the late Tose Proseki, a singer of Vlach decent who represented the country in 2004, and Adrian Gaxha, an ethnic Albanian who competed in 2008. The late “queen of Roma music”, Esma Rexhepova, represented the country in 2013, and another singer of Vlach decent, Kaliopi Bukle, sang in 2016.“
  12. Slavi Trifonov with an offer to Garvanliev: We will provide you with a dignified life in Bulgaria. Online Präsenz der Zeitung Slobodan Pecat, 19. März 2021, abgerufen am 6. April 2021 (englisch): „but I mean specifically to Vasil Garvanliev, so I suggest the following: Vasile, dear friend, you are a good singer, and my colleagues and I have experience in producing good singers. Come to us and I and my team will provide you with a job and a dignified life. The solution is yours. We Bulgarians should support each other“
  13. The post-election path in Bulgaria is bad news for Macedonia. Sloboden pecat, 5. April 2021, abgerufen am 6. April 2021: „Slavi Trifunov's party, has expressed anti-Macedonian positions.“
  14. Mathias Fiedler: Im Dauerwahlmodus. Abgerufen am 14. November 2022.
  15. CIK - Ergebnisse der Parlamentswahlen. Abgerufen am 14. April 2021 (bulgarisch).