Importance Sampling

Begriff aus dem Bereich der stochastischen Prozesse

Importance Sampling (im Deutschen manchmal auch Stichprobenentnahme nach Wichtigkeit, oder Stichprobenziehung nach Wichtigkeit[1] genannt) ist ein Begriff aus der Statistik, der die Technik zur Erzeugung von Stichproben anhand einer Wahrscheinlichkeitsverteilung beschreibt. Importance Sampling ist eine von mehreren Möglichkeiten zur Varianzreduktion, also zur Steigerung der Effizienz von Monte-Carlo-Simulationen.

Motivation

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Monte-Carlo-Simulationen werden oft benutzt, um den Erwartungswert

 

einer reellen Zufallsvariablen   zu berechnen, wobei die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Zufallsvariablen   und die Funktion   bekannt sind. Die Zufallsvariable   nimmt Werte in der Ergebnismenge   an. Für eine Realisierung   der Zufallsvariablen   ist   eine Realisierung der Zufallsvariablen  .

Im diskreten Fall ist   eine abzählbare Menge und die Wahrscheinlichkeitsverteilung von   ist durch die Wahrscheinlichkeitsfunktion   mit   gegeben. Im stetigen Fall ist   typischerweise ein  -dimensionales Intervall und die Wahrscheinlichkeitsverteilung von   ist durch eine Wahrscheinlichkeitsdichte   mit der Eigenschaft   gegeben. Für eine Realisierung   der Zufallsvariablen   ist   eine Realisierung der Zufallsvariablen  . Da die Ergebnismenge   im Allgemeinen hochdimensional sein kann, kann die Berechnung des Erwartungswertes sehr schwierig oder zeitaufwendig sein, so dass dann eine Approximation durch Monte-Carlo-Simulation sinnvoll ist.

Bei Anwendungen im Bereich der Physik ist z. B. die Ergebnismenge   der Phasenraum der Teilchen im System, die Zufallsvariablen   und   sind interessierende Größen und   ist proportional zum Boltzmann-Faktor.

Statt den Erwartungswert analytisch zu berechnen oder numerisch zu approximieren, berechnet man im einfachsten Fall den Monte-Carlo-Schätzwert

 

für den Erwartungswert  , wobei die Zufallszahlen   Realisierungen von stochastisch unabhängigen und identisch verteilten Zufallsvariablen   mit der Verteilung von   sind. In statistischer Terminologie ist   eine einfache Zufallsstichprobe mit Stichprobenumfang  . Der Schätzwert   ist eine Realisierung des zugehörigen Schätzers

 ,

der eine Zufallsvariable ist, die nach dem starken Gesetz der großen Zahlen mit Wahrscheinlichkeit Eins gegen den zu schätzenden Erwartungswert konvergiert. Da die Berechnung durch Monte-Carlo-Simulation eine statistische Schätzung ist, gibt es einen Schätzfehler der z. B. durch die Varianz des Schätzer beschrieben werden kann. Beim Importance Sampling wird die zuvor beschriebene einfache Monte-Carlo-Schätzmethode mit dem Ziel modifiziert, die Varianz des Schätzer zu reduzieren bzw. die Genauigkeit bei gegebenem Stichprobenumfang zu erhöhen.

Grundidee des Importance-Sampling

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Der Standardansatz zur Approximation des Erwartungswertes   einer Zufallsvariablen   durch Monte-Carlo-Simulation besteht darin, Zufallszahlen   als Realisierungen stochastisch unabhängiger und identisch verteilter Zufallsvariablen   mit der Wahrscheinlichkeitsverteilung von   zu erzeugen und dann den gesuchten Erwartungswert   durch den Monte-Carlo-Schätzwert

 

zu approximieren.

Beim Importance-Sampling werden stattdessen Zufallszahlen aus einer modifizierten Wahrscheinlichkeitsverteilung mit dem Ziel verwendet, durch eine Varianzreduktion zu rechentechnisch effizienteren Berechnung zu kommen.

Für eine diskrete Zufallsvariable  , die Werte   mit den Wahrscheinlichkeiten   annimmt, ist die Grundlage des Importance-Sampling eine Umdeutung des Erwartungswertes

 

Dabei ist   eine diskrete Zufallsvariable, die Werte   mit den positiven Wahrscheinlichkeiten   annimmt. Die Erzeugung von   Zufallen   aus der Verteilung von   führt dann zum Monte-Carlo-Schätzwert

 

der als Importance-Sampling-Schätzwert

 

für   interpretiert wird. Der Umweg über die Erzeugung aus Zufallszahlen mit einer anderen Verteilung kann lohnend sein, da durch eine geeignete Wahl der Verteilung von   ein Importance-Sampling-Schätzer eine erhebliche kleinere Varianz als der gewöhnliche Monte-Carlo-Schätzer haben kann.

Beispiel

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Die Grundidee des Importance-Sampling sei an einem einfachen Beispiel mit   veranschaulicht. Die Zufallsvariable   mit der Wahrscheinlichkeitsfunktion

 

hat den Erwartungswert   und die Varianz   Die Wahrscheinlichkeitsfunktion   sei als bekannt vorausgesetzt. Der Erwartungswert sei als unbekannt angenommen und soll durch Simulation bestimmt werden. Der gewöhnliche Monte-Carlo-Schätzer

 

basierend auf   Zufallszahlen aus der Verteilung von   hat dann den Erwartungswert Null und die Varianz

 

Für das Importance-Sampling wird der Erwartungswert   als

 

geschrieben und die positiven   werden so gewählt, dass sie sich zu Eins addieren und damit als Wahrscheinlichkeiten   für eine Zufallsvariable   interpretiert werden können. Der Importance-Sampling-Schätzer

 

der als Funktion der Zufallsvariablen   selbst eine Zufallsvariable ist, hat in diesem Beispiel den Erwartungswert Null und die Varianz

 

Die Varianz des Schätzers   hängt also von den gewählten Wahrscheinlichkeiten   ab und kann bei geeigneter Wahl erheblich kleiner als die Varianz des gewöhnlichen Monte-Carlo-Schätzers sein. Z. B. ergibt sich für die Wahl   für   die Varianz

 

Durch den Importance-Sampling-Schätzer mit der Verteilung von   lässt sich also der Erwartungswert   mit kleinerer Varianz als durch den gewöhnlichen Monte-Carlo-Schätzer bestimmen. Damit erhält man bei gleicher Anzahl   von erzeugten Zufallszahlen eine größere Genauigkeit.

Simple Sampling

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Im einfachsten Fall (einfache Stichprobenentnahme, englisch simple sampling) werden aus dem Ergebnisraum gleichverteilt zufällig Zustände   für die Stichprobe   ausgewählt. Dann ergibt sich für den geschätzten Mittelwert:

 

wobei die Summation über die zufälligen Realisierungen  in der Stichprobe läuft.   ist die ursprüngliche Wahrscheinlichkeit(sdichte) für die – durch Simple Sampling erzeugte – Realisierung  .   ist eine Funktionsauswertung

Definition Importance Sampling

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Die Methode des Simple Sampling ist meistens nicht sehr effizient, da oft nur wenige relevante Zustände in die Mittelwertbildung eingehen. Um dieses Problem zu umgehen und so die Standardabweichung des gemessenen Mittelwertes bei gleichem Stichprobenumfang zu reduzieren, versucht man Zustände mit einem größeren Gewicht häufiger in die Mittelwertbildung eingehen zu lassen als Zustände mit einem geringeren Gewicht: Der obigen Schätzer des Simple Sampling kann durch Erweitern mit   auch wie folgt ausgedrückt werden:

 

Werden Realisierungen   mit der Wahrscheinlichkeit   erzeugt (Stichprobenentnahme nach Wichtigkeit englisch importance sampling,  ), wird also eine andere Stichprobe S' erzeugt, so berechnet sich der geschätzte Mittelwert in der Folge einfach mithilfe von

  für  

Die Wahrscheinlichkeitsdichte   wird auch als "biased distribution", "proposal distribution" oder "sample distribution" bezeichnet. Da die Stichprobe aus der Verteilung   gezogen wurde, müssen die Erwartungswerte durch entsprechendes Reweighting mit   errechnet werden (siehe Formel) und nicht einfach als arithmetischen Mittel. Dieses Reweighting wird beispielsweise beim "Temperature Reweighting" von Monte-Carlo Simulationen molekularer Systeme genutzt, bei denen Aussagen über angrenzende Temperaturen gemacht werden sollen.[2]

Um eine Stichprobenentnahme nach Wichtigkeit in der Praxis zu erreichen, geht man von einer Startkonfiguration aus und erzeugt mithilfe des Metropolisalgorithmus eine Markow-Kette aus Systemzuständen.

Schlussfolgerungen

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Ziehen von Stichproben ohne, dass die Normierungskonstante einer Verteilung berechnet werden kann

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Werden die Realisierungen   mit einer Wahrscheinlichkeit   proportional zu   vorgeschlagen (das ist gerade die Metropoliswahl), so ergibt sich (wie beim Gesetz der großen Zahlen)

 

Gerade, dass hier nur die Proportionalität   erforderlich ist, ist ein Vorteil der Methode, da die Zustandssumme nicht ausgewertet werden muss.

Simple Sampling

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Simple sampling erhält man für den Fall, dass die Vorschlagsdichte konstant ist:  .

Wang-Landau Sampling

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Das multikanonische Ensemble kann mit dem Wang-Landau-Algorithmus simuliert werden, indem die Wahl   getroffen wird (wobei   die Zustandsdichte der Energie ist, welche dem Zustand   zugeordnet ist).

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. International Statistical Institute: Glossary of statistical terms.
  2. Bachmann, M. (2014). Thermodynamics and Statistical Mechanics of Macromolecular Systems. Vereinigtes Königreich: Cambridge University Press. Seiten 104, 105 Google books