Ines Schwerdtner
Ines Maria Schwerdtner (* 26. August 1989 in Werdau[1]) ist eine deutsche Publizistin und Politikerin (Die Linke). Seit Oktober 2024 ist sie gemeinsam mit Jan van Aken Bundesvorsitzende der Linkspartei.
Leben
BearbeitenInes Schwerdtner wuchs ab ihrem vierten Lebensjahr in Hamburg auf.[2] Sie studierte Politikwissenschaft und Anglistik an der FU Berlin. Während ihres Studiums war sie bei der Jungen GEW Berlin aktiv.[3]
Vor ihrer Leitungstätigkeit beim Jacobin war Schwerdtner ab 2014 als Gesamtkoordinatorin bei der Zeitschrift Das Argument.[4] Zur selben Zeit zog sie für ihr Masterstudium in Politischer Theorie nach Frankfurt am Main.[5] Ferner war sie Moderatorin des politischen Podcasts halbzehn.fm.[6] Sie veröffentlicht politische Analysen und Kommentare unter anderem auch in Der Freitag[7] und in Analyse & kritik.[8] 2019 schrieb sie zusammen mit Marco Bülow einen Gastkommentar bei Business Insider.[9] Von 2020 bis zum Sommer 2023 war sie Chefredakteurin der deutschsprachigen Ausgabe des sozialistischen Magazins Jacobin, die sie mitgründete.[10] Sie war außerdem presserechtliche Verantwortliche für Jacobin. Seit 2023 ist sie alleinige Redakteurin des Hyperpolitik Podcast.[11]
Schwerdtner engagierte sich bis 2022 in der Initiative Deutsche Wohnen & Co. enteignen.[12] Sie war eine der Initiatorinnen der Kampagne „Genug ist Genug“, die 2022 als Reaktion auf steigende Preise nach dem russischen Überfall auf die Ukraine und ihrer Meinung nach unzureichende Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung ärmerer Teile der Bevölkerung gegründet wurde.[13][14] Im Jahr 2022 wirkte sie in der gemeinnützigen Bundesstiftung COMÚN in Österreich als Themenbeirätin mit.[15] Sie arbeitet als Referentin im Vorstandsbereich der Rosa-Luxemburg-Stiftung.[16]
Politische Tätigkeit
BearbeitenAm 25. August 2023 trat sie auf Anregung von Gesine Lötzsch[17] der Partei Die Linke bei und kandidierte auf deren Liste zur Europawahl 2024.[18][19] Auf Listenplatz 5 gelang ihr der Einzug in das Europäische Parlament nicht, weil die Partei nur drei Sitze erzielen konnte. Im August 2024 verkündete Schwerdtner ihre Kandidatur für den Bundesparteivorsitz der Linken.[20] Am 19. Oktober 2024 wurde sie schließlich gemeinsam mit Jan van Aken zur Parteivorsitzenden gewählt. Sie soll nun zusammen mit van Aken der Linken aus der Krise helfen.[21] Schwerdtner kündigte eine Doppelstrategie für die Bundestagswahl 2025 an. Die Partei wolle sich gleichermaßen um die 5-Prozent-Hürde, als auch um die Direktmandate kümmern. Die Aktion Silberlocke sei dabei von besonderer Bedeutung.[22] Sie stellt sich dabei selber als Direktkandidatin im Wahlkreis Lichtenberg auf und folgt damit Gesine Lötzsch nach.[23] Sie wurde bei der Vollmitgliederversammlung des Kreisverbandes Lichtenberg mit 95,6 Prozent der Stimmen zur Direktkandidatin gewählt.[24] Zudem kandidiert sie auf der Landesliste auf Listenplatz 2, hinter Gregor Gysi und vor der Vizelandesvorsitzender der Linken Berlin Katalin Gennburg.[25]
Positionen
BearbeitenOstdeutschland und sonstige Ostpolitik
BearbeitenInes Schwerdtner setzt sich für einen stärkeren Osten ein. So sollen die Renten und Löhne an Westdeutschland angeglichen und neue Industrie angesiedelt werden. Dabei betont sie, dabei der AfD nicht den Raum überlassen zu dürfen.[26]
Schwerdtners Hauptarbeitsfeld liegt im Osten Deutschlands. Sie will daher Menschen vor allem im Osten helfen und sich gegen Armut, Krieg und Naturzerstörung einsetzen.[27]
Finanzen und Wirtschaft
BearbeitenIhre Schwerpunkte liegen bei der Wirtschafts- und Industriepolitik und sie möchte mehr mit der Basis arbeiten als mit Lobbyisten.[28]
Sozialpolitik
BearbeitenSchwerdtner sprach bei einer Rede darüber, dass unter einer möglichen Kanzlerschaft von Friedrich Merz starke Einschränkungen beim Sozialstaat zu befürchten seien.[22] Ihre Partei sei weiterhin gegen die Militarisierung und würde den „Sozialstaat mit Haut und Haaren verteidigen“.[29]
Parteipolitik
BearbeitenAls Parteivorsitzende beschränkt sie sich wie Jan van Aken auf den Durchschnittslohn, der Rest wird in einen Sozialfonds gezahlt.[26] Das Modell orientiert sich an der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ), die das normalerweise bei Amtsträgern durchführt. Schwerdtner sprach sich dafür aus, dass alle Abgeordneten der Linkspartei einen Teil ihrer Gehälter abgeben sollten.[30] Sie ist außerdem für eine offenere und demokratische öffentliche politische Diskussion und ein Ende der Flügelkämpfe und Selbstbeschäftigung in der Linken.[26]
Sie sagt, man könne sich an der KPÖ in einigen Hinsichten orientieren, vor allem bei der Jugendarbeit und der programmatischen Klarheit der Partei.[31]
Sie sagte in ihrer Bewerbungsrede zum Parteivorstand der Linkspartei: „Wir sind das Gegenteil von Angst, wir sind die Hoffnung.“ Sie beschreibt sich ferner als Sozialistin.[32]
Persönliches
Bearbeiten2015 wurde sie Mutter eines Sohnes.[5]
Schriften
Bearbeiten- Lukas Scholle, Ines Schwerdtner (Hrsg.): Genug! Warum wir einen politischen Kurswechsel brauchen. Brumaire, Berlin 2023, ISBN 978-3-948608-27-9.
- Kollektiv MF3000: Ändern wir die Welt, sie braucht es! Eine marxistisch-feministische Ansage. Querverlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-89656-328-6.[33]
- Beiträge von Ines Schwerdtner bei LUXEMBURG — Gesellschaftsanalyse und linke Praxis
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Ines Schwerdtner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Ines Schwerdtner.
- Hyperpolitik, Podcast von Ines Schwerdtner.
- »Wir brauchen die Arbeiter auf unserer Seite«, Interview mit Ines Schwerdtner, veröffentlicht am 17. November 2024 auf jacobin.de.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ines Schwerdtner: inesschwerdtner.eu. 2023, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Linke: Jan van Aken und Ines Schwerdtner wollen Parteiführung übernehmen. In: Der Spiegel. 20. August 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 20. August 2024]).
- ↑ Peter Nowak: Gewerkschafter kritisieren DGB. 6. Oktober 2014, abgerufen am 20. April 2024.
- ↑ Ines Schwertner: Mehr als nur angehängt Diskussion Eine Neue Klassenpolitik braucht eine marxistisch-feministische Analyse der sich verändernden Lohnarbeit. In: analyse & kritik (AK), 20. März 2018, dort Autorennotiz.
- ↑ a b Über mich. 24. Mai 2023, abgerufen am 23. Oktober 2024.
- ↑ Information auf planet-wissen.de
- ↑ Zum Beispiel: Nur Mut! Linkspartei Die Linken müssen sich von ihren Milieubefindlichkeiten lösen und knallhart für die Ausgegrenzten eintreten, meint Jacobin-Chefredakteurin Ines Schwerdtner, Der Freitag, 44/2021.
- ↑ Zum Beispiel: Ein letzter Anlauf für die SPD, AK, 10. Dezember 2019.
- ↑ Marco Bülow & Ines Schwerdtner: Mythos Soziale Marktwirtschaft: Warum Deutschland eine völlig neue Wirtschaftsordnung braucht. In: Business Insider Deutschland. 7. Juli 2019, abgerufen am 6. September 2022.
- ↑ Impressen der Jacobin-Printausgaben 1 bis 13.
- ↑ Jacobin-online-Impressum , abgerufen am 25. Juli 2023.
- ↑ Berliner Linke wollen beim Thema Enteignungen Druck machen. In: sueddeutsche.de. 5. März 2022, abgerufen am 13. Juni 2022.
- ↑ Maximilian Beer: „Genug ist Genug“: Linke Kampagne ruft zu Protesten gegen Bundesregierung auf. In: Berliner Zeitung. 2. September 2022, abgerufen am 6. September 2022.
- ↑ GENUG IST GENUG! Abgerufen am 26. September 2022.
- ↑ Gemeinwohlstiftung COMÚN vergibt erstmals Stipendien an Journalist*innen. Abgerufen am 19. Oktober 2024.
- ↑ Ines Schwerdtner. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
- ↑ Bewerbungsrede zum Ko-Parteivorsitz, Bundesparteitag Die Linke in Halle, 19. Oktober 2024
- ↑ Ines Schwerdtner: inesschwerdtner.eu. 25. August 2023, abgerufen am 25. August 2023.
- ↑ Pauline Jäckels: Ines Schwerdtner: »Wir brauchen eine sozialistische Partei«. Die ehemalige »Jacobin« Chefredakteurin über ihre EU-Kandidatur und warum sie sich doch für linke Parteipolitik entschlossen hat, Interview in nd-aktuell, 25. August 2023.
- ↑ Linke: Jan van Aken und Ines Schwerdtner wollen Parteiführung übernehmen. In: Spiegel Online. 20. August 2024, abgerufen am 20. August 2024.
- ↑ Katharina Schuler: Die Linke: Sie sollen Die Linke über die Fünf-Prozent-Hürde hieven. In: Die Zeit. 18. Oktober 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 23. Oktober 2024]).
- ↑ a b Linke wollen Minderheitsregierung beim Wort nehmen. 16. November 2024, abgerufen am 16. November 2024.
- ↑ »Wir brauchen die Arbeiter auf unserer Seite«. 17. November 2024, abgerufen am 18. November 2024.
- ↑ Linke-Chefin Schwerdtner Direktkandidatin in aussichtsreichem Berliner Wahlkreis. 23. November 2024, abgerufen am 23. November 2024.
- ↑ „Silberlocke“ auf Platz 1 in Berlin: Berliner Linkspartei wählt Gysi zum Spitzenkandidaten. In: Die Tageszeitung: taz. 20. Dezember 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. Dezember 2024]).
- ↑ a b c Dafür stehe ich. 24. Mai 2023, abgerufen am 23. Oktober 2024.
- ↑ Ines Schwerdtner: DIE LINKE. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
- ↑ mdr.de: Europawahl-Kandidatin der Linken: ehemalige Journalistin Ines Schwerdtner im Porträt | MDR.DE. Abgerufen am 24. Oktober 2024.
- ↑ dpa: Parteitag der Linken: Linke wollen Minderheitsregierung beim Wort nehmen. In: Die Zeit. 16. November 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 16. November 2024]).
- ↑ Paul Dziedzic, Nelli Tügel: Geld - Von der KPÖ lernen heißt umverteilen lernen: Abgehobene Gehälter, abgehobene Politik. In: Der Freitag. ISSN 0945-2095 (freitag.de [abgerufen am 23. Oktober 2024]).
- ↑ Von Salzburg lernen - Rosa-Luxemburg-Stiftung. 19. März 2024, abgerufen am 23. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ tagesschau.de: Ines Schwerdtner und Jan van Aken als Linken-Vorsitzende gewählt. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
- ↑ Kollektiv MF3000: Wer wir sind.
Personendaten | |
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NAME | Schwerdtner, Ines |
ALTERNATIVNAMEN | Schwerdtner, Ines Maria (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Publizistin |
GEBURTSDATUM | 26. August 1989 |
GEBURTSORT | Werdau |