Inge Osswald
Inge Osswald (* 1938 in Stuttgart) ist eine deutsche Grafikerin, Fotografin und Hochschullehrerin. Sie ist vor allem für ihre abstrakten Farbfotografien bekannt.[1]
Leben und Werk
BearbeitenNach einer Fotografinnenlehre in ihrer Heimatstadt Stuttgart ging Inge Osswald 1957 nach Saarbrücken und studierte dort Fotografie bei Otto Steinert an der Schule für Kunst und Handwerk. Schon im folgenden Jahr wird sie Steinerts Assistentin.1960 studierte sie freie und angewandte Grafik an der Folkwangschule in Essen.[1] Bis 1969 ist sie außerdem als Werkmeisterin an der Folkwangschule tätig und betreut die handwerkliche Ausbildung der Studierenden. In den 1970er-Jahren führte Osswald ein eigenes Studio für Fotografie und Grafik und spezialisierte sich unter anderem auf Werbung für die Pharmaindustrie. Nach ersten Lehraufträgen in Wuppertal und Dortmund wurde sie 1979 als Professorin für Fotografie an die Universität-Gesamthochschule Essen berufen. Dort lehrte sie bis 2002 und unterrichtete unter anderem den Grundkurs Fotografie. In den 1970er-Jahren folgen Berufungen in die Gesellschaft deutscher Lichtbildner (GDL), die Deutsche Gesellschaft für Fotografie, sowie in den Bund Freischaffender Fotodesigner. Von 1989 bis 1992 war sie Vizepräsidentin der Fotografischen Akademie GDL.[1]
Inge Osswald macht das Licht selbst in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen zum Gegenstand ihrer oft großformatigen Bilder.[1] Durch gezielte Manipulation der eingesetzten Lichtquellen erwecken einige ihrer Werke den Eindruck, es ließe sich ein konkreter Gegenstand im Bild festmachen. Doch dieser Eindruck täuscht bewusst.[2] Osswald ist nicht an der Abbildung von Objekten interessiert, sondern lässt das Bild selbst zum Objekt werden.[3] Zugleich betont sie den synästhetischen Aspekt des Gestaltungsvorgangs, der jedem Werk zugrunde liegt. Das Licht im Bild wird durch Form, Farbe und Klang geprägt und in mehreren Vorgängen Schicht um Schicht auf den Bildgrund aufgetragen.[4] Ihre Bilder bewegen sich so an der Grenze von subjektiver Fotografie und der objektiven Erforschung farbfotografischer Verfahren.
Inge Osswalds farbige Lichtstudien lassen sich dem Feld der analytischen Fotografie zurechnen, welches auch einen wichtigen Platz in ihrer Lehre hatte. Ziel dieser Gattung ist, die grundlegenden Komponenten der Fotografie – das Licht und die lichtempfindliche Schicht – zu untersuchen. Osswald geht dabei über das Experimentieren mit Fotopapier und Chemie hinaus und baut ihre Bilder, zum Teil von konkreten Formen ausgehend, schichtweise zu abstrakten Farbkompositionen auf. Sie lotet Analogien zwischen Gestaltung und Musik aus und fragt, ob Licht und Farbe einen eigenen Klang haben.[5]
Sammlungen
BearbeitenSeit 1993 befinden sich vier Werke in der Sammlung des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.[6] Inge Osswalds Werke sind außerdem in den Sammlungen des Museum Folkwang (Essen), der Sammlung Helmut Gernsheims (Castagnola, CH) und weiteren öffentlichen sowie privaten Sammlungen vertreten.
Ausstellungen
BearbeitenAb den frühen 1960er Jahren, unmittelbar nach ihrem Studium an der Folkwangschule, wurden Osswalds Bilder in Gruppenausstellungen in Westdeutschland gezeigt. In den darauffolgenden Jahrzehnten ist sie im Kontext ihrer Mitgliedschaften in der Gesellschaft deutscher Lichtbildner in weiteren Ausstellungen vertreten. Ab den 1990er Jahren folgten Einzelausstellungen und Gruppenausstellungen im internationalen Raum.
Einzelausstellungen
Bearbeiten- Inge Osswald. Lichtbilder, Weinstadt, 1993
- Inge Osswald. Images de limière, Goethe-Institut Toulouse, Frankreich, 1996
Gruppenausstellungen (Auswahl)
Bearbeiten- Otto Steinert und Schüler, Göppinger Galerie, Frankfurt/Main und Deutsche Gesellschaft für Photographie, Köln, 1962
- Otto Steinert und Schüler, Museum Folkwang, Essen, 1965
- Gesellschaft Deutscher Lichtbildner, Haus Industrieform, Essen, 1975
- Fotografie 1919–1979 – Made in Germany. Die GDL Fotografen, Frankfurt am Main, 1979
- Otto Steinert und Schüler. Fotografie und Ausbildung 1948 bis 1978, Museum Folkwang, Essen, 1991
- Mai de la Photo, Reims, Frankreich, 1991
- Lichtbilder, Fotogalerie Lajos Keresztes, Nürnberg, 1991
- 2. Internationale Foto-Triennale, Esslingen, 1992
- Sueños de Humboldt, Venezuela, Studienprojekt mit Fotografie-Studierenden der Universität GHS Essen in Venezuela ,,Auf den Spuren Alexander von Humboldts‘‘, Goethe-Institut Caracas / Centro de Estudios Latinoamericanos „Rómulo Gallegos“, November 1996 bis Februar 1997
- Wiki Women – Wissen gemeinsam ergänzen II, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 12.10.2023–28.04.2024[7]
Weblinks
Bearbeiten- Werke von Inge Osswald in der Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg
Literatur
Bearbeiten- Walter Boje, Fotografie 1919–1979 Made in Germany. Die GDL Fotografie, Umschau Verlag, Frankfurt am Main, 1975, ISBN 978-3-524-68007-1
- Paolo Costantini, Helmut Gernsheim, in: Contemporeana. International Art Magazine Italien, New York, September 1989, S. 76–80
- Martin Marix Evans, Amanda Hopkinson, Andreĭ Baskakov, Contemporary Photographers, St. James Press, New York, 1995, ISBN 978-1-55862-190-9
- Folkwang Museum (Hrsg.), Otto Steinert und Schüler. Fotografie und Ausbildung 1948 bis 1978, Essen 1991
- Folkwangschule für Gestaltung (Hrsg.), Otto Steinert und Schüler, Essen, 1965
- Bernd Lohse, Gesellschaft Deutscher Lichtbildner 1975, Bacht Verlag, Essen, 1975
- o.A., Mai de la Photo, Verlag La Ville, Reims 1991
- Claudia Gabriele Philipp, Metamorphoto, Marburg, 1993, ISBN 3-89445-147-5
- Manfred Schmalriede (Hrsg.), 2. Internationale Foto-Triennale Esslingen, Rahmenprogramm, Edition Hatje Cantz, Stuttgart, 1992, ISBN 3-89322-490-4
- Ruprecht Skasa-Weiß, Inge Osswalds Licht-Bilder, in: Claudia Gabriele Philipp, Metamorphoto, Jonas Verlag, Marburg, 1993, ISBN 3-89445-147-5
- Erich vom Endt, Inge Osswald, Fotografie: Studierende zeigen Beispiele aus der Zusammenarbeit im integrierten Diplomstudiengang Kommunikationsdesign der Universität, Gesamthochschule, Essen, 1983
- Erich vom Endt, Inge Osswald, Fotografie Uni Essen: Erich vom Endt und Inge Osswald zeigen Beispiele aus der Zusammenarbeit mit Studenten und Mitarbeitern des integrierten Diplomstudiengangs Kommunikations-Design und des auslaufendenden Fachhochschulsstudiengangs der Universität Essen, Gesamthochschule, Fachbereich 4 ( Folkwang), Essen, 1981
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d Ruprecht Skasa-Weiß: Inge Osswalds Licht-Bilder. In: Claudia Gabriele Philipp (Hrsg.): Metamorphoto. Jonas Verlag, Marburg 1993, ISBN 3-89445-147-5.
- ↑ Paolo Costantini, Helmut Gernsheim: Contemporeana. International Art Magazine. Italien, New York September 1989, S. , S. 76–80.
- ↑ Martin Marix Evans, Amanda Hopkinson, Andreĭ Baskakov: Contemporary Photographers. St. James Press, New York 1995, ISBN 978-1-55862-190-9.
- ↑ Ruprecht Skasa-Weiß: Inge Osswalds Licht-Bilder. In: Claudia Gabriele Philipp (Hrsg.): Metamorphoto. Jonas Verlag, Marburg 1993.
- ↑ Claudia Gabriele Philipp: Metamorphoto. Marburg 1993.
- ↑ Sammlung Online | Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Abgerufen am 9. Dezember 2023.
- ↑ Wiki Women #2 | MK&G. 21. November 2023, abgerufen am 9. Dezember 2023.
Personendaten | |
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NAME | Osswald, Inge |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Grafikerin, Fotografin und Hochschullehrerin |
GEBURTSDATUM | 1938 |
GEBURTSORT | Stuttgart |