Ingenieurperspektive

spezielle Parallelperspektive (Axonometrie)

Die Ingenieurperspektive (auch Ingenieur-Axonometrie, Ingenieurprojektion, Ingenieurriss, Dimetrie, dimetrische Projektion, technische Zeichnung in Axonometrie, englisch: dimetric axonometry, dimetric projection) ist eine spezielle Parallelperspektive (Axonometrie). Die Verzerrungen der Linien parallel zu den Achsen sind mit vx = 0,5 und vy = vz = 1 (Dimetrie) festgelegt und die Winkel zwischen den drei Raumachsen betragen α = γ = 132° und β = 97° (bzw. 7° und 42° zur Waagerechten).[1] Die Ingenieurperspektive ist durch die Norm ISO 5456-3:1996(E)[2] festgelegt.

Koordinatenachsen und Winkel bei der Ingenieurperspektive.
Würfel in Ingenieurperspektive.

Beschreibung

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Satteldachhaus in Ingenieurperspektive.
 
Geodreieck mit Markierungen für Ingenieurperspektive.
 
Möbel in Ingenieurperspektive.

Grundlage der Ingenieurperspektive ist, dass sich die Verkürzungsverhältnisse der Strecken parallel zu den Achsen x, y, und z wie ½ : 1 : 1 verhalten. Sucht man die entsprechenden Achsenwinkel, stellt sich heraus, dass bei senkrechter z-Achse die x-Achse um 42° und die y-Achse um 7° von der Horizontalen abweicht.[3][4]

Vor- und Nachteile

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Vorteile sind:

  • Durch die einfachen Verzerrungsverhältnisse ist die Konstruktion relativ leicht zu erstellen.
  • Die notwendigen Winkel von 7° und 42° sind auf vielen Geodreiecken markiert.
  • Der Umriss einer Kugel ist in guter Näherung ein Kreis (bei der Kavalier- und Militärperspektive ist er eine Ellipse).[5]
  • Das Bild ist fast eine senkrechte Parallelprojektion mit dem Skalierungsfaktor 1,06. Deshalb ist die Bildwirkung anschaulich und Maßverhältnisse sind leicht ablesbar.

Nachteile sind:

  • Die Formen des Grundrisses und der Seitenrisse sind verzerrt dargestellt.
  • Die Darstellung wirkt weniger realistisch, da kein Fluchtpunkt (wie bei der Fluchtpunktperspektive) vorhanden ist.

Mathematischer Hintergrund

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Eine Ingenieur-Axonometrie entspricht einer senkrechten Parallelprojektion auf eine Ebene mit dem Normalenvektor (= negativer Projektionsrichtung)   mit anschließender Skalierung um den Faktor  . Der Grundriss des Normalenvektors schließt mit der x-Achse einen Winkel von   ein. Der Winkel gegenüber der x-y-Ebene beträgt  . Die exakten Winkel zwischen den Bildern der Koordinatenachsen sind:

  •  

Für die (dimetrische) senkrechte Parallelprojektion mit   (ohne Skalierung!) gilt:

  •  .

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Graf, Martin Barner: Darstellende Geometrie. Quelle & Meyer, Heidelberg 1961, ISBN 3-494-00488-9.
  2. Technical drawings – Projection methods – Part 3: Axonometric representations 5.2 Dimetric axonometry. In: International standard ISO 5456-3:1996(E), S. 3 und 4. 15. Juni 1996, abgerufen am 29. September 2024 (englisch).
  3. Georg Glaeser: Geometrie und ihre Anwendungen in Kunst, Natur und Technik. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag / Elsevier GmbH, München 2007, ISBN 978-3-8274-1797-8, S. 365.
  4. Anmerkung: Wegen der räumlichen Verschiebung gegenüber dem rechtwinkligen Achsengerüst 90º / 90º / 90º sind die Winkel nicht einfach 108º / 54º / 108º, sondern komplizierter zu berechnen.
  5. Erich Hartmann: Darstellende Geometrie für Bauingenieure. S. 8. Technische Universität Darmstadt, 2015, abgerufen am 8. August 2024 (deutsch).