Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung
Das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung (kurz IWZ) war der SS-Einrichtung Ahnenerbe im Dritten Reich untergeordnet. Das Ahnenerbe beinhaltete unter anderem Technische Wissenschaften, worin an Kampfgasen und aber auch an der nationalsozialtischen Rassentheorie (pseudo)wissenschaftlich geforscht wurde.
Entstehung des IWZ
BearbeitenAus dem Ahnenerbe entsprang 1942 das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung (IWZ). Im April 1942 wurde das Ahnenerbe Himmlers persönlichen Generalstab zugeordnet.
Heinrich Himmler wurde auf August Hirt und seiner Intravitalmikroskopie aufmerksam und forderte das Ahnenerbe auf das Gebiet der Wehrwissenschaft zu erweitern. Himmler meinte, dass die Intravitalmikroskopie der Wehrmacht dienen könnte, indem diese Art des Mikroskopierens zeigen könnte, wie Insekten Krankheitserreger in den Menschen einführen. Aus solchen Forschungen könnten Präventionsmassnahmen gegen die Infizierung von Krankheiten durch Insekten abgeleitet werden.[1]
Wolfram Sievers versuchte August Hirt über längere Zeit zu überzeugen, im Entomologischen Institut mitzuarbeiten, was Hirt allerdings immer wieder zurückwies. Gründe dafür waren, dass August Hirt seine Stelle als Professor der Reichsuniversität und als Direktor des Anatomischen Instituts nicht verlassen wollte, da diese einerseits seinen Gehalt ausmachten und, er seine Stelle als Professor sehr ernst nahm und den Studenten ein bestmöglicher Unterricht bereiten wollte.[2] Am 16. Juni 1942 trafen sich Hirt und Sievers, und besprachen miteinander die Mitarbeit Hirts mit dem Entomologischen Institut, welches er nochmals ablehnte, und die Lost Forschungen von August Hirt. Das zentrale Thema der Besprechung ging aber schlussendlich um die nähere Zusammenarbeit zwischen August Hirt und dem Ahnenerbe, im Diensttagebuch von Sievers vermerkt dieser auch, dass gegebenenfalls ein Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung gegründet werden könne. Es ist unklar, welcher der beiden das IWZ vorgeschlagen hat.[3]
Sievers schrieb einen Geheimvermerk, welcher die Gründung des IWZ forderte. Die Forschungen von Sigmund Rascher wurden darin auch erwähnt. Dieser Geheimvermerk sandte Sievers an Rudolf Brandt und fügte für Himmler einen vorformulierten Gründungsbefehl des IWZ bei. Am 7. Juli 1942 gab Himmler sein Einverständnis zur Gründung des IWZ.[3]
Abteilungen des IWZ
BearbeitenDas IWZ hatte drei Abteilungen. Die Abteilung M (Eduard May), die Abteilung R (Sigmund Rascher) und die Abteilung H (August Hirt).[4] Wolfram Sievers übte faktisch die Aufgaben des Direktors des Instituts der wehrwissenschaftlichen Zweckforschung aus, jedoch wurde ihm die Position nie offiziell zugeschrieben.[3]
Verbindung mit der Reichsuniversität Straßburg und dem KZ Natzweiler-Struthof
BearbeitenAugust Hirt versuchte seine Abteilung in die Medizinische Fakultät der Reichsuniversität zu bringen, was Karl Schmidt, der Rektor der Universität, jedoch mit der Begründung abwies, dass die Reichsuniversität bereits über ein Forschungsinstitut verfüge. Da August Hirt Direktor des Anatomischen Instituts der Reichsuniversität Strassburg war, kam es trotzdem zu Überschneidungen von der IWZ und der Universität. August Hirt führte im Auftrag des Ahnenerbes gemeinsam mit Otto Bickenbach und Eugen Haagen, Menschenversuche im KZ Natzweiler-Struthof durch. Bickenbach und Haagen waren beide ebenfalls an der Reichsuniversität angestellt.[4]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Julien Reitzenstein: Das SS-Ahnenerbe und die „Straßburger Schädelsammlung“ – Fritz Bauers letzter Fall. Zeitgeschichtliche Forschungen, Nr. 52. Duncker & Humblot, Berlin 2018, ISBN 978-3-428-15313-8, S. 66.
- ↑ Julien Reitzenstein: Das SS-Ahnenerbe und die „Straßburger Schädelsammlung“ – Fritz Bauers letzter Fall. Zeitgeschichtliche Forschungen, Nr. 52. Duncker & Humblot, Berlin 2018, ISBN 978-3-428-15313-8, S. 81.
- ↑ a b c Julien Reitzenstein: Das SS-Ahnenerbe und die „Straßburger Schädelsammlung“ – Fritz Bauers letzter Fall. Zeitgeschichtliche Forschungen, Nr. 52. Duncker & Humblot, Berlin 2018, ISBN 978-3-428-15313-8, S. 76 ff.
- ↑ a b Robert Steegmann: Das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof und seine Außenkommandos an Rhein und Neckar 1941–1945. Metropol Verlag & La Nuée Bleue, 2010, ISBN 978-3-940938-58-9, S. 417 ff.