Intensivtagebuch

Dokumentation für bewusstseinsgestörte Patienten in intensivmedizinischer Versorgung

Ein Intensivtagebuch ist eine Dokumentation für bewusstseinsgestörte Menschen in intensivmedizinischer Versorgung, die von ihren Behandlern und auch Angehörigen verfasst wird.[1] In dieser werden tägliche Entwicklungen und Vorkommnisse ebenso festgehalten wie die zur Krankenhausaufnahme führenden Umstände. Das Tagebuch wird dem Patienten bei Entlassung von Intensivstation (ITS) ausgehändigt und kann von ihm gelesen werden.[1] Mit dem Tagebuch soll dem Patienten ermöglicht werden, die belastende Erfahrung einer intensivmedizinischen Behandlung besser zu verarbeiten und negative psychische Langzeitfolgen zu reduzieren.[1]

Das Konzept stammt aus Skandinavien und ist auf dortigen Intensivstationen weit verbreitet.[2] In Deutschland wurden Intensivtagebücher erstmals 2008 eingesetzt, flächendeckende Anwendung finden sie nicht.[3]

In Studien wird eine positive Auswirkung der Tagebücher auf posttraumatischen Stress angeführt.[4] Dies konnte bei beatmeten Patienten in einer randomisierten kontrollierten Studie in Hinblick auf die Entwicklung von Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) nicht bestätigt werden.[5] Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2014 zeigte keine ausreichenden Belege für einen positiven Einfluss auf die psychischen Langzeitfolgen bei Betroffenen und Angehörigen.[6] Eine weitere Metaanalyse konnte ebenfalls keinen Einfluss von Intensivtagebüchern auf die Entwicklung von Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung nachweisen, gibt aber eine Reduktion von Angstsymptomen und Depressionen in Folge eines ITS-Aufenthaltes an.[7]

Siehe auch

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Literatur

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  • E. Åkerman: Intensive Care Unit diaries: A critical appraisal. In: Intensive & critical care nursing. Band 47, 08 2018, S. 5–6, doi:10.1016/j.iccn.2018.04.010, PMID 29880421.
  • P. Nydahl, D. Knueck, I. Egerod: Extent and application of ICU diaries in Germany in 2014. In: Nursing in critical care. Band 20, Nummer 3, Mai 2015, S. 155–162, doi:10.1111/nicc.12143, PMID 25399912.
  • M. Jäger: Intensivtagebuch – Hilfe für den Weg zurück. In: S. Nessizius, C. Rottensteiner, P. Nydahl: Frührehabilitation in der Intensivmedizin. Urban & Fischer, 2017, ISBN 978-3437454219, S. 79–81.

Einzelnachweise

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  1. a b c G. Marx, E. Muhl, K. Zachrowski, St. Zeuzem (Hrsg.): Die Intensivmedizin. 12. Auflage, Springer, 2015, ISBN 978-3-642-54952-6, S. 27.
  2. M. Jäger: Intensivtagebuch – Hilfe für den Weg zurück. In: S. Nessizius, C. Rottensteiner, P. Nydahl: Frührehabilitation in der Intensivmedizin. Urban & Fischer, 2017, ISBN 978-3437454219, S. 80.
  3. P. Nydahl, D. Knueck, I. Egerod: Extent and application of ICU diaries in Germany in 2014. In: Nursing in critical care. Band 20, Nummer 3, Mai 2015, S. 155–162, doi:10.1111/nicc.12143, PMID 25399912.
  4. Vgl. M. Garrouste-Orgeas et al.: Impact of an intensive care unit diary on psychological distress in patients and relatives. In: Critical Care Medicine. Band 40, Nummer 7, Juli 2012, S. 2033–2040, doi:10.1097/CCM.0b013e31824e1b43, PMID 22584757.
  5. M. Garrouste-Orgeas et al.: Effect of an ICU Diary on Posttraumatic Stress Disorder Symptoms Among Patients Receiving Mechanical Ventilation: A Randomized Clinical Trial. In: Journal of the American Medical Association. Band 322, Nummer 3, Juli 2019, S. 229–239, doi:10.1001/jama.2019.9058, PMID 31310299, PMC 6635906 (freier Volltext).
  6. A. J. Ullman, L. M. Aitken, J. Rattray, J. Kenardy, R. Le Brocque, S. MacGillivray, A. M. Hull: Diaries for recovery from critical illness. In: The Cochrane database of systematic reviews. Nummer 12, Dezember 2014, doi:10.1002/14651858.CD010468.pub2, PMID 25488158, PMC 6353055 (freier Volltext) (Review).
  7. P. Nydahl et al.: Intensivtagebücher senken Risiko für psychische Folgestörungen. In: Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin. Band 114, 2019, S. 68–76, doi:10.1007/s00063-018-0456-4, PMID 29995235.