Interessengemeinschaft Regelwerke Technik

Die Interessengemeinschaft Regelwerke Technik (IGR) e. V. ist ein 2007 gegründeter Industrieverband in Deutschland.[1] Zu den Mitgliedsunternehmen gehören unter anderem Großunternehmen wie BASF, BP, Bayer, Celanese, Clariant und Sanofi sowie Dienstleister wie TÜV SÜD Chemie Service und Infraserv.[2][3] Die IGR dient dem Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedsunternehmen und erarbeitet Handlungsanweisungen und Leitfäden zur Anwendung und Umsetzung gesetzlicher Regelwerke.[4] Dies geschieht durch vier Kompetenzzentren, über intern publizierte Arbeitshilfen sowie auf einer alle zwei Jahre stattfindenden Tagung.[5] Die IGR ist in Gremien, Organisationen und Verbänden vertreten wie z. B. DIN, DKE, NAMUR, VCI, VDI, VDMA oder dem Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS).

Interessengemeinschaft Regelwerke Technik (IGR)
(IGR Technik)
Logo
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 20. Juni 2007
Sitz Frankfurt am Main
Zweck Beobachten und Umsetzen gesetzlicher Anforderungen (Regelwerke) in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, Normung, Standardisierung und Compliance
Vorsitz Werner Sievers
Mitglieder 33 (28. Sep. 2021)
Website www.igrtechnik.com

Geschichte

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Der Verein entstand aus der Umstrukturierung und Neuausrichtung der Hoechst AG. Die daraus hervorgegangenen Unternehmen wollten nach eigenen Angaben das Wissen aus 130 Jahren Anlagenbetrieb erhalten.[6] Im Jahr 1997 schlossen sich die ersten davon zunächst als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zusammen. Am 20. Juni 2007 gründeten schließlich 15 Betreiberfirmen und Dienstleister die Interessengemeinschaft Regelwerke Technik (IGR) e. V. im Industriepark Höchst in Frankfurt am Main. Derzeit (Stand: September 2021) zählt der Verein 33 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt rund 30.000 Mitarbeitenden.[7] Davon arbeiten 350 Fachleute ehrenamtlich in der IGR mit.

Nach Auffassung der IGR führen dynamische Unternehmensentwicklungen, Outsourcing, sich wandelnde regulative Anforderungen und ein steigender Kostendruck zu Partikularansätzen und Insellösungen. Hinzu komme eine steigende Arbeitsbelastung bei Ressourcen- und Kapazitätsknappheit.[8]

Die IGR möchte dieser Entwicklung nachhaltig entgegenwirken und dafür Expertenwissen über Gewerke-, Unternehmens- und Betriebsgrenzen hinweg vernetzen. Das soll den Mitgliedern die Umsetzung (Technical Compliance) von regulatorischen Anforderungen (Gesetze, Verordnungen, technische Regelwerke) erleichtern und dabei die Zeit- und Kosteneffizienz verbessern. Ein weiteres Ziel ist, den sicherheitstechnischen und praxisorientierten Anforderungen der Mitgliedsunternehmen größeres Gewicht gegenüber Lieferanten, Herstellern und Behörden zu verleihen.[8]

Organisation

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Die IGR gliedert sich in vier sogenannte Kompetenzcenter: Mechanik & Verfahrenstechnik, Werkstofftechnik, Elektro-, Mess- und Regeltechnik sowie Prozesssicherheit. Dort arbeiten die Fachleute der Mitgliedsunternehmen in thematischen Projekt- und Arbeitskreisen. Alle Arbeitsergebnisse werden den Mitgliedsunternehmen zur Verfügung gestellt.[9] Die Geschäftsstelle der IGR leitet Martin Rauser. Vorstandsvorsitzender ist Dr. Werner Sievers.

Arbeitsinhalte

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Die Arbeitsinhalte umfassen u. a. Europäische Musterrohrklassen, die Chemieverordnung REACH, Regelwerke wie die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft), den Brand- und Explosionsschutz sowie Typprüfungen von Feldgeräten, neutrale Lieferantenbewertungen oder den Korrosionsschutz. Dazu zählt vor allem die Anpassung und Optimierung von Instandhaltungs- und Prüfkonzepten an die Betriebssicherheitsverordnung[10] sowie an Europäische Richtlinien zur Produktsicherheit – wie das Produktsicherheitsgesetz. Die Betrachtung geschieht über den Lebenszyklus einer gesamten Anlage oder einer einzelnen Komponente – von der Planung und Entwicklung über die Herstellung und Prüfung bis hin zum Betrieb und dem Wartungsmanagement.[10] Beispiele für Arbeitsergebnisse sind u. a. Textmuster für Bestellungen und Spezifikationen oder ein Leitfaden zur Herstellung Flanschverbindungen in verfahrenstechnischen Anlagen. Diesen hat die IGR in Zusammenarbeit mit dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) erarbeitet. Er soll bei der Montage und Demontage von metallischen Rohrleitungen helfen.[11]

Im Umfeld von Innovation und Digitalisierung sieht die IGR ihre Industrie 4.0-Demonstrations- und Versuchsanlage im Industriepark Frankfurt-Höchst. Sie besteht aus zwei Edelstahlbehältern und der zugehörigen automatisierten Mess- und Regeltechnik, um Industrie 4.0-Komponenten im Praxisbetrieb zu testen. Mit den Ergebnissen arbeiten die beteiligten Gerätehersteller und Anlagenbetreiber sowie externe Forschungsinstitute und Softwareunternehmen.[12][13]

Leistungen

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Eine IGR-Mitgliedschaft ist Unternehmen vorbehalten, Einzelpersonen können keine Mitglieder werden. Die Beitragshöhe orientiert sich an der Zahl der Mitarbeitenden des Unternehmens. Mitgliedsunternehmen bietet die IGR „erprobte Konzepte“ zur Umsetzung von Gesetzen, Normen und Regelwerken.[14] Sie gibt dafür Arbeitshilfen heraus: „Standards Aktuell“ (das IGR-Informationsmagazin zu technischen Regelwerken), Prüfberichte, Warnhinweise, und Handlungsanweisungen wie die sogenannten Guidelines Technik (Werknormen der IGR). Der eingetragene Verein bündelt Mitgliederinteressen und organisiert deren Vertretung in externen Gremien. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Fachkontakte zu Spezialthemen herzustellen, sowie alle zwei Jahre an einem größeren Event, dem „IGR Erfahrungsaustausch Technik“ teilzunehmen. Mitgliedsunternehmen haben Zugang zu den Laboren für Werkstofftechnik, Geräteprüfung oder Prozesssicherheit. Viermal jährlich erscheint die Informationsschrift "IGR Aktuell" zum Stand von Projekten und Entwicklungen innerhalb der Interessengemeinschaft Regelwerke Technik.

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Einzelnachweise

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  1. Eva Linder: 10 Jahre Interessengemeinschaft Regelwerke Technik IGR. Abgerufen am 28. Juli 2021 (deutsch).
  2. Know-how über Betriebsgrenzen hinweg vernetzen: Marktplatz des Wissens und der Erfahrung für die Chemie- und Pharmaindustrie. In: CHEManager. Band 2021, Nr. 6. Wiley-VCH GmbH, Juni 2021, S. 18 (chemanager-online.com).
  3. Bestens vernetzt – Aktuelle Mitglieder | IGR Technik e. V. Abgerufen am 28. September 2021.
  4. Alexander Stark: Wie managt man technisches Wissen in der Prozessindustrie? In: PROCESS. Vogel Communications Group GmbH & Co. KG, 16. Oktober 2019, abgerufen am 21. Juli 2021.
  5. IGR-Erfahrungsaustausch in Mörfelden-Walldorf gestartet. Abgerufen am 28. Juli 2021.
  6. Martin Rauser: Marktplatz der Erfahrungen für die Branche. In: VCI Verband der chemischen Industrie e. V. (Hrsg.): chemie report. Band 2017, Nr. 12, Dezember 2017, S. 14 (vci.de [PDF]).
  7. Martin Rauser: Die Wissensplattform der chemischen und pharmazeutischen Industrie. In: Markus Garn, Dr. Roland Mohr, Prof. Hannes Utikal (Hrsg.): Die Zukunft der Industrie in Deutschland: Innovationstreiber für Wirtschaft und Gesellschaft. FAZ-Institut, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-89981-786-7, S. 194.
  8. a b Dominik Stephan: Der Ingenieur als Robinson: Abschied von der einsamen Insel(-lösung). In: PROCESS online. Vogel Communications Group GmbH & Co. KG, 31. Juli 2017, abgerufen am 21. Juli 2021.
  9. Auf breiter Basis – Organisation der IGR | IGR Technik e. V. Abgerufen am 28. September 2021.
  10. a b Dominik Stephan: Alle Daten sind schon da: Warum es mit der Industrie 4.0 manchmal (trotzdem) länger dauert. In: PROCESS online. Vogel Communications Group GmbH & Co. KG, 2. Oktober 2017, abgerufen am 23. Juli 2021.
  11. VCI u. a.: Leitfaden zur Montage von Flanschverbindungen in verfahrenstechnischen Anlagen. März 2016 (vci.de [PDF]).
  12. Eva Linder: IGR diskutiert Lösungsansätze für Prozessindustrie 4.0. In: Verfahrenstechnik. Vereinigte Fachverlage GmbH, 23. März 2018, abgerufen am 28. September 2021 (deutsch).
  13. Ingo Geisler: Testanlage von Bilfinger für Industrie-4.0-Anwendungen. In: KEM Konstruktion. Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH, 15. November 2017, abgerufen am 20. Juli 2021 (deutsch).
  14. Gemeinsam profitieren – IGR-Mitglied werden | IGR Technik e. V. Abgerufen am 28. September 2021.