International Tennis Integrity Agency

internationale Tennisorganisation

Die International Tennis Integrity Agency (ITIA, deutsch Internationale Agentur für Rechtschaffenheit im Tennis) ist eine Organisation, die für die Wahrung der Integrität des professionellen Tennis weltweit verantwortlich ist. Es handelt sich um eine Nachfolgeorganisation der Tennis Integrity Unit (2008–2020). Neben Präventions-, Aufklärungs- und Drogentestaktivitäten sammelt sie Informationen und untersucht Wettbewerbsmanipulationen, insbesondere Spielmanipulationen im Tennis. Sie hat die Möglichkeit, Bußgelder und Sanktionen zu verhängen und Spielern, Schiedsrichtern und anderen Tennisfunktionären die Teilnahme, selbst die Anwesenheit an Turnieren zu verbieten. Die ITIA ist eine gemeinsame Initiative der International Tennis Federation (ITF), der Association of Tennis Professionals (ATP), der Women’s Tennis Association (WTA) und der vier Grand-Slam-Turniere.[1]

International Tennis Integrity Agency
(ITIA)
Gründung 1. Januar 2021 in London, Vereinigtes Königreich
Sitz Bank Lane, Roehampton, London
Vorläufer Tennis Integrity Unit (2008–2020)
Zweck Aufklärung und Bestrafung von Korruption, Wettmanipulationen und Dopings im professionellen Tennis
Vorsitz Karen Moorhouse
Website https://www.itia.tennis

Die ITIA ist rechtlich unabhängig von den Dachorganisationen und trifft ihre eigenen Entscheidungen über Ermittlungen und Strafverfolgungen.

Die IATA hat folgende leitende Direktoren:

  • Karen Moorhouse, Chief Executive
  • Nick Iliffe, Leiter der Nachforschung
  • Nicole Sapstead, Senior Director, Anti-Doping
  • Ben Rutherford, Recht

Die ITIA beschäftigt rund 35 Mitarbeiter in den Bereichen Geheimdienst, Ermittlungen, Anti-Doping, Bildung und Ausbildung, Rechts-/Fallmanagement, Kommunikation und Verwaltung.

Zusammenarbeit

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Die IATA arbeitet mit nachfolgenden Organisationen zusammen:

  • Tennis Europe Junior School
  • ITF Academy
  • Professional Tennis Registry (PTR)
  • Global Professional Tennis Coach Association (GPTCA)

Antikorruptionsprogramm

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Eine der Hauptaufgaben der ITIA ist die Durchführung des Antikorruptionsprogramms (Tennis Anti-Corruption Program, TACP) im Namen der Tennis-Dachgesellschaften. Das TACP definiert die verschiedenen Korruptionsdelikte im Profitennis, darunter solche im Zusammenhang mit Wetten, Spielmanipulationen und Wettbewerbsmanipulation. Die ITIA untersucht mögliche Verstöße gegen das TACP. Wenn ausreichende Beweise vorliegen, leitet es den Fall zur ersten Anhörung an einen unabhängigen Beauftragten für Antikorruption weiter. Berufungen gegen erstinstanzliche Entscheidungen werden beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne, Schweiz, verhandelt. Die Höchststrafen sind eine lebenslange Sperre zuzüglich einer Geldstrafe von 250.000 $.

Anti-Doping-Programm

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Eine weitere Hauptaufgabe der ITIA ist die Betreuung des Tennis-Anti-Doping-Programms (TADP) im Auftrag der Dachgesellschaften. Professionelle Tennisspieler werden auf Substanzen getestet, die von der Welt-Anti-Doping-Agentur („WADA“) verboten sind. Wenn festgestellt wird, dass ein Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen vorliegt, werden im Rahmen des Programms Sanktionen in Übereinstimmung mit dem Anti-Doping-Kodex verhängt. Anti-Doping-Regeln gelten für all diejenigen, die an ITF-, WTA-, ATP-, Grand-Slam-, Olympischen-, Paralympischen-, Davis-Cup-, Billie-Jean-King-Cup-, Hopman-Cup- und United-Cup-Veranstaltungen teilnehmen.

Integrity Protection Program

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Die ITIA betreut ferner das Tennis Integrity Protection Program (TIPP). TIPP ist ein interaktives Online-E-Learning-Programm, das die Teilnehmer über den Sport informieren und so die Integrität des Sports schützen soll. TIPP ist für alle Spieler und Funktionäre obligatorisch und muss alle zwei Jahre absolviert werden. Die ITIA empfiehlt außerdem, dass alle im Tennis tätigen Personen wie Trainer, Turnierpersonal und Agenten das Programm absolvieren.

Sanktionen

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Im Jahr 2023 wurden folgende Tennisspieler wegen Dopings mit Sperren sanktioniert:[2]

Name Sperre
Belgien  Mike Denayer 1 Monat
Ecuador  Juan-Carlos Osorio Hernández 3 Jahre
Brasilien  Gilbert Klier Júnior 12 Monate
Chile  Bastian Malla 2 Monate
Chile  Felipe Hernández 3 Jahre
Polen  Kamil Majchrzak 13 Monate
Slowenien  Andrej Martin 14 Monate
Sudafrika  Mariska Venter 12 Monate
Vereinigte Staaten  Sydney Dorcil 4 Jahre
Rumänien  Simona Halep* 9 Monate
Brasilien  Victor Bini 13 Monate
Vereinigte Staaten  Jenson Brooksby** 13 Monate
Italien  Stefano Battaglino 4 Jahre

* reduziert von 4 Jahren
** reduziert von 18 Monaten

Korruption

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Die IATA begann mit der Untersuchung des bisher komplexesten Korruptionsfalles im Tennis vor mehr als fünf Jahren (damals noch als Tennis Integrity Unit) und fand 2023 seinen Abschluss. Er betraf die Beteiligung einer Gruppe der organisierten Kriminalität aus Belgien und umfasst Matches und Spieler in mehreren europäischen Ländern. Die Fälle wurden den Strafverfolgungsbehörden übergeben. Ferner wurden Sanktionen verhängt. Das Netzwerk soll weltweit über 180 professionelle Tennisspieler dazu gebracht haben, bei Spielmanipulationen mitzumachen. Darunter deutsche, französische, amerikanische, ägyptische, bulgarische, slowakische, aber auch mindestens sieben belgische Spieler. Die Rede ist von mindestens 376 so abgekarteten Spielen und Spielphasen zwischen 2014 und 2018, auf die Mitglieder beziehungsweise Strohmänner der Bande Wetten abschlossen. Über acht Millionen Euro sollen sie so ergaunert haben. Im Fokus standen niedrig eingestufte Profi-Spieler, die bei eher unbekannten Turnieren antreten. Diese Spieler verdienen nicht viel und seien deshalb anfälliger für Bestechungsversuche.[3]

Im Jahr 2023 wurden folgende Personen, Spieler, Schiedsrichter oder Funktionäre, wegen Korruption mit Sperren sanktioniert:[2]

Name Sperre
Dominica  Fabian Carrero lebenslänglich
Marokko  Younes Rachidi lebenslänglich
Frankreich  Shérazad Reix* 2 Jahre
Algerien  Mohamed Hassan lebenslänglich
Algerien  Houria Boukholda 2 Jahre
Frankreich  Baptiste Crepatte 3 Jahre
Bolivien  Heriberto Morales Churata 6 Jahre
Rumänien  Petru-Alexandru Luncanu 5 Jahre
Slowenien  Nastja Kolar lebenslänglich
Vereinigte Staaten  Alexandra Riley lebenslänglich
Australien  Mark Philippoussis 10.000 $+4 Monate
Bolivien  Percy Flores 12 Jahre
Bosnien und Herzegowina  Robert Biletic 6 Monate
Frankreich  Clément Reix 12 Monate
Frankreich  Alexis Musialek lebenslänglich
Kasachstan  Timur Chabibulin lebenslänglich
Usbekistan  Sanjar Fayziyev 3 Jahre, 6 Monate
Israel  Igor Smilansky 2 Jahre
Belgien  Arthur De Greef 3 Jahre, 9 Monate
Belgien  Romain Barbosa 3 Monate, 9 Monate
Name Sperre
Belgien  Alec Witmeur 2 Jahre, 7 Monate
Belgien  Arnaud Graisse 4 Jahre, 10 Monate
Belgien  Julien Dubail 3 Jahre, 9 Monate
Belgien  Maxime Authom 3 Jahre, 9 Monate
Belgien  Omar Salman 3 Jahre, 7 Monate
Mexiko  Alberto Rojas Maldonado lebenslänglich
Guatemala  Christopher Díaz Figueroa lebenslänglich
Mexiko  José Antonio Rodríguez 12 Jahre
Mexiko  Antonio Ruiz Rosales 10 Jahre
Mexiko  Orlando Alcántara Rangel 2 Jahre
Slowenien  Marco Ducman 10 Jahre, 7 Monate
Litauen  Edvinas Grigaitis 3 Jahre
Georgien  Givi Khudoiani 14 Jahre
Armenien  Arsen Mowsisjan 5 Jahre
Osterreich  Manuel Sperger 7 Jahre, 6 Monate
Bulgarien  Stefan Milanow 16 Jahre
Frankreich  Leny Mitjana 10 Jahre
Deutschland  Burak Baskes 2 Monate
Polen  Arkadiusz Grzelak 2 Monate
Portugal  Afonso Nabais 5 Monate
Rumänien  Radu Florin Macovei 1 Monat

* reduziert von vier Jahren

Aktuelle Sanktionen werden quartalsmäßig veröffentlicht. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 sind rund 150 Tennisspieler, Schiedsrichter und Funktionäre betroffen, davon etwa 120 wegen Korruption (48 erhielten eine lebenslange Sperre, 23 eine Sperre von mindestens zehn Jahren) und etwa 30 wegen Doping.[4]

Am 20. August 2024 teilte die ITIA mit, dass Jannik Sinner am 10. März beim Masters-Turnier in Indian Wells desselben Jahres und bei einer Trainingskontrolle acht Tage später positiv auf das verbotene Steroid Clostebol getestet worden war. Sinner gab an, vom 5. bis 13. März täglich von einem Mitglied seines Betreuerteams massiert und sporttherapeutisch behandelt worden zu sein. Die Person habe sich in diesem Zeitraum wegen einer Wunde mit einem rezeptfrei in Italien erhältlichen Spray mit dem betreffenden Steroid selbst behandelt. Dadurch sei es zu einer „unwissentlichen transdermalen Kontamination“ gekommen. Ein Gericht sah kein Verschulden und keine Fahrlässigkeit bei dem Spieler. Trotz des Freispruchs wurden Sinner gemäß den Antidopingregeln das Preisgeld (325.000 $) und die Weltranglistenpunkte (400) von Indian Wells aberkannt, wo er das Halbfinale erreicht hatte.

Ein am 28. November 2024 veröffentlichte Fall betraf Iga Świątek. Świątek wurde positiv auf die verbotene Substanz Trimetazidin (TMZ) getestet. Die ITIA-Untersuchung ergab, dass die Quelle ein in Polen hergestelltes und verkauftes, nicht verschreibungspflichtiges Medikament (Melatonin) war, das die Spielerin gegen Jetlag und Schlafprobleme eingenommen hatte. Die Untersuchung führte zu der Feststellung, dass kein wesentliches Verschulden, Vorsatz oder Fahrlässigkeit vorlag und deshalb nur eine einmonatigen Sperre zu verhängen war. Die Spielerin wurde ab dem 12. September 2024 vorläufig gesperrt, bevor sie erfolgreich Berufung einlegte, aber dennoch drei Turniere verpasste. Die Spielerin verlor außerdem das Preisgeld der Cincinnati Open, einem Turnier der Kategorie WTA 1000, das direkt im Anschluss an den Test folgte und in dem Świątek das Halbfinale erreichte, wofür das Preisgeld 145.557 € betrug. Świątek akzeptierte die Sanktion.[5]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. ITIA. Abgerufen am 29. November 2024.
  2. a b Jahresbericht IATA 2023, IATA. Abgerufen am 29. November 2024.
  3. Spielmanipulation im Tennis: Prozess in Oudenaarde gegen international agierende Bande, BRF,17.03.2023. Abgerufen am 30. November 2024.
  4. Sanktionen, ITIA. Abgerufen am 30. November 2024.
  5. Polish tennis player Iga Świątek accepts one-month suspension under Tennis Anti-Doping Programme, IATA, 28. November 2024. Abgerufen am 30. November 2024.