Iowait

sehr seltenes Mineral, wasserhaltiges Magnesium-Eisen-Chlor-Hydroxid

Iowait ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Mg6Fe3+2(OH)16Cl2·4H2O[3], ist also ein wasserhaltiges Magnesium-Eisen-Chlor-Hydroxid.

Iowait
Gruppe aus beidseitig miteinander verbundenen, tafeligen Iowaitkristallen aus der Palabora Mine, Loolekop, Provinz Limpopo, Südafrika (Größe: 1,4 cm × 0,9 cm × 0,2 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1967-002[1]

IMA-Symbol

Iow[2]

Chemische Formel Mg6Fe3+2(OH)16Cl2·4H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/F.05
IV/F.05-020

4.FL.05
06.04.05.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-skalenoedrisch; 3m
Raumgruppe (Nr.) R3m[3] (Nr. 166)
Gitterparameter a = 3,12 Å; c = 24,11 Å[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1,5 bis 2,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,09; berechnet: 2,04[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {0001}[4]
Bruch; Tenazität wachsartig, durch Kontakt mit Luft nach einiger Zeit brüchig
Farbe bläulichgrün bis hellgrün mit rostrotem Stich, gelblich bis farblos
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Glanz Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,543 bis 1,561
nε = 1,533 bis 1,543[5]
Doppelbrechung δ = 0,010 bis 0,018[5]
Optischer Charakter einachsig negativ
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale vermittelt bei Hautkontakt fettiges oder seifiges Gefühl

Iowait entwickelt tafelige Kristalle bis etwa 2,5 Zentimeter Größe,[4] die meist zu glimmerartigen Schichten verbunden sind, kommt aber auch in Form massiger Mineral-Aggregate vor. Die Oberflächen der üblicherweise undurchsichtigen und nur an den Kanten durchscheinenden Kristalle weisen einen fettähnlichen Glanz auf. Frische Mineralproben in zersetzten Serpentiniten sind zunächst von bläulichgrüner Farbe, die aber mit der Zeit durch weitere Verwitterung und Umwandlung nach Pyroaurit ins Hellgrüne mit einem Stich ins Rostrote übergehen. Selten finden sich auch gelbliche oder farblose Iowaite.

Mit einer Mohshärte von 1,5 bis 2,5 gehört Iowait zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie die Referenzminerale Talk (Mohshärte: 1) und Gips (Mohshärte: 2) bereits mit dem Fingernagel ritzen lassen. Bei Hautkontakt vermittelt das weiche Mineral daher auch ein fettiges oder seifiges Gefühl.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Iowait in Gesteinsproben, die einem Serpentinit-Bohrkern aus präkambrischer Zeit in etwa 1000–1500 Fuß Tiefe (ca. 304,8–457,2 m) entnommen wurden. Die unbenannte Probebohrung wurde im Sioux County des US-Bundesstaates Iowa durchgeführt. Beschrieben wurde es 1967 durch Donald W. Kohls und John Landon Rodda, die das Mineral nach dem Bundesstaat benannten, in dem dessen Typlokalität liegt.[6]

Typmaterial des Minerals wird im National Museum of Natural History in Washington, D.C., USA (Katalog-Nr. 121706) aufbewahrt.[4]

Klassifikation

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Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Iowait zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Hydroxide und oxidischen Hydrate (wasserhaltige Oxide mit Schichtstruktur)“, wo er zusammen mit Chlormagaluminit, Fougèrit, Meixnerit, Muskoxit und Woodallit die unbenannte Gruppe IV/F.05 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Iowait dagegen in die Abteilung der „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von zusätzlichem Kristallwasser (H2O) und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Hydroxide mit H2O ± (OH); Lagen kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es zusammen mit Akdalait, Fougèrit, Jamborit, Meixnerit, Muskoxit und Woodallit die „Meixneritgruppe“ mit der System-Nr. 4.FL.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Iowait in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide“ ein. Hier ist er nur zusammen mit Woodallit in der unbenannten Gruppe 06.04.05 innerhalb der Unterabteilung „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit verschiedenen Kationen“ zu finden.

Kristallstruktur

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Iowait kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166 mit den Gitterparametern a = 3,12 Å und c = 24,11 Å° bei 3/8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

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Großaufnahme von blättrigen Iowaitkristallen aus der Palabora Mine, Südafrika (Sichtfeld 15 mm)

Iowait bildet sich sekundär als Verwitterungsprodukt aus Serpentin und verwittert selbst nach einiger Zeit an der Luft zu Pyroaurit. Als Begleitminerale können neben den genannten unter anderem Antigorit, verschiedene Apatite, Brucit, Calcit, Chondrodit, Chrysotil, Coelestin, Dolomit, Fluoborit, Hydrotalkit, Klinochlor, Magnesit, Magnetit, Phlogopit und Pyrit auftreten.

Iowait zählt aufgrund seiner bisher nur wenig mehr als 10 bekannten Fundorte (Stand 2014)[7] zu den sehr seltenen Mineralbildungen. Seine Typlokalität, die unbenannte Probebohrung im Sioux County von Iowa, ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in den Vereinigten Staaten.

Des Weiteren wurde das Mineral in der Jeffrey Mine bei Asbestos (Gemeinde Les Sources, Québec) in Kanada; bei Zawiercie (Woiwodschaft Schlesien) in Polen; bei Schelesnogorsk-Ilimski (Oblast Irkutsk), Daldyn (Sacha, Jakutien), Norilsk (Region Krasnojarsk) und Ust-Koksa (Altai) in Russland; bei Olmaliq (Almalyk) in der usbekischen Provinz Taschkent; in der Palabora Mine bei Loolekop in der südafrikanischen Provinz Limpopo sowie an wenigen Fundpunkten in der Umgebung der Centipede-Lake-Way-Uranlagerstätte und am Mount Keith in Westaustralien gefunden.[8]

Auch in Gesteinsproben vom Pazifischen Ozean, genauer vom Marianen Forearc-Becken aus dem Bohrloch „DSDP 778“ konnte Iowait nachgewiesen werden.[9]

Siehe auch

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Literatur

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  • D. W. Kohls, J. L. Rodda: Iowaite, a new hydrous magnesium hydroxide-ferric oxychloride from the Precambrian of Iowa. In: American Mineralogist. Band 52, 1967, S. 1261–1271 (englisch, rruff.info [PDF; 630 kB; abgerufen am 25. Oktober 2024]).
  • R. S. W. Braithwaite, Pete J. Dunn, R. G. Pritchard, W. H. Paar: Iowaite, a re-investigation. In: Mineralogical Magazine. Band 58, 1994, S. 79–85 (englisch, rruff.info [PDF; 467 kB]).
  • S. J. Mills, A. G. Christy, J.-M. R. Génin, T. Kameda, F. Colombo: Nomenclature of the hydrotalcite supergroup: natural layered double hydroxides. In: Mineralogical Magazine. Band 76, 2012, S. 1289–1336, doi:10.1180/minmag.2012.076.5.10 (englisch).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 551 (Erstausgabe: 1891).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 424.
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Commons: Iowaite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2024, abgerufen am 25. Oktober 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 25. Oktober 2024]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 245 (englisch).
  4. a b c d Iowaite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 57 kB; abgerufen am 25. Oktober 2024]).
  5. a b Iowaite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 25. Oktober 2024 (englisch).
  6. D. W. Kohls, J. L. Rodda: Iowaite, a new hydrous magnesium hydroxide-ferric oxychloride from the Precambrian of Iowa. In: American Mineralogist. Band 52, 1967, S. 1261–1271 (englisch, rruff.info [PDF; 630 kB; abgerufen am 25. Oktober 2024]).
  7. Localities for Iowaite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 25. Oktober 2024 (englisch).
  8. Fundortliste für Iowait beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 25. Oktober 2024.
  9. DSDP 778, Mariana forearc, Pacific Ocean. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 25. Oktober 2024 (englisch).