Isjum (ukrainisch Ізюм, russisch Изюм – Betonung auf der Endsilbe: Isjúm) ist eine Stadt in der Oblast Charkiw mit 25.000 Einwohnern (2024) in der Ostukraine.[1]

Isjum
Ізюм
Wappen von Isjum
Isjum (Ukraine)
Isjum (Ukraine)
Isjum
Basisdaten
Oblast: Oblast Charkiw
Rajon: Rajon Isjum
Höhe: 67 m
Fläche: 41,0 km²
Einwohner: 44.979 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 1.097 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 64300
Vorwahl: +380 4736
Geographische Lage: 49° 13′ N, 37° 15′ OKoordinaten: 49° 12′ 46″ N, 37° 15′ 25″ O
KATOTTH: UA63040090010029555
KOATUU: 6310400000
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 15 Dörfer
Verwaltung
Adresse: площа Центральна 1
64300 м. Ізюм
Website: https://city-izyum.gov.ua/
Statistische Informationen
Isjum (Oblast Charkiw)
Isjum (Oblast Charkiw)
Isjum
i1
Landschaft am Siwerskyj Donez bei Isjum

Geographie

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Die Stadt liegt in der historischen Region der Sloboda-Ukraine am Ufer des Siwerskyj Donez. Sie ist Zentrum des gleichnamigen Rajons 125 km südöstlich von Charkiw an der Fernstraße M 03, einer Teilstrecke der Europastraße 40.

Ortsname

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Der Ortsname bedeutet im Russischen (Изюм) Rosine. In der Tat weist das Stadtwappen drei Weinreben auf, auch ist belegt, dass dort im 17. Jahrhundert Wein angebaut wurde. Der deutsche Slawist Max Vasmer wies in seinem auch in Russland als Standardwerk geltenden Russischen Geographischen Namenbuch allerdings die Version zurück, dass der Name der Stadt auf dieses vermutlich aus dem Krimtatarischen stammende Wort zurückgehe und ursprünglich für Niederung (Tatarisch: üzän) oder Flusslauf gestanden haben könnte.[2] Höchstwahrscheinlich sei er vom Flussnamen Isjumez abgeleitet.[3]

Geschichte

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Die älteste erhaltene Urkunde stammt aus dem Jahr 1571. Entwickelt hat die Stadt sich an der Isjumfurt, einer Furt am Fluss Isjumez, über die die strategisch wichtige Verbindung zwischen Moskau und der Krim führte. Im 17. und 18. Jahrhundert war die Stadt ein Standort des kosakischen Regiments (befestigte „Isjum-Linie“ gegen die Krimtataren) und im 19. Jahrhundert war die Stadt Isjum das Verwaltungszentrum des gleichnamigen Ujesd im Gouvernement Charkow.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt nach der Schlacht bei Charkow vom 23. Juni 1942 bis zum 5. Februar 1943 von Truppen der Wehrmacht besetzt. Sie war Schauplatz schwerer Kämpfe an der Ostfront.[4]

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine Ende Februar 2022 wurde die Stadt für Wochen Schauplatz heftiger Kämpfe. Der Vize-Bürgermeister sprach von einer absichtlichen Zerstörung der Stadt. Ende März 2022 wurde Isjum von russischen Streitkräften erobert.[5] Zeit- und Augenzeugen berichteten von Menschenjagden der russischen Seite auf Kämpfer und Zivilisten sowie von Plünderungen und Entführungen. Manche Bewohner ließen sich von der Gewaltherrschaft beeindrucken und kooperierten mit den Besatzern.[6][7] Isjum wurde von der russischen Armee als Stützpunkt genutzt, um weitere Angriffe in südlicher Richtung zu ermöglichen. Am 10. September 2022 mussten sich die russischen Streitkräfte im Zuge der ukrainischen Gegenoffensive in der Region Charkiw aus der Stadt zurückziehen, um einer Einkesselung zu entgehen; Isjum kam wieder unter ukrainische Kontrolle.[8] Spätestens mit dem Rückzug nahmen die Besatzer Fahrzeuge, wie Traktoren, Bulldozer und Müllwagen mit.[6] Mitte September 2022 gab der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj bekannt, dass in Isjum Massengräber entdeckt worden seien. Ukrainischen Medienberichten zufolge wurden mindestens 440 Leichen gezählt; offenkundig seien dort auch Menschen verscharrt worden, die gefoltert wurden und die die russischen Besatzer erschossen hätten. Untersuchungen sollten ergeben, ob es sich um Kriegsverbrechen handelt.[9] Laut dem ukrainischen Vermisstenbeauftragten Oleh Kolenko handelte es sich tatsächlich um viele Einzelgräber. In einem größeren von diesen liegen bis zu 25 getötete ukrainische Soldaten.[10] Am 26. September wurde bekannt, dass zwei weitere Massengräber mit hunderten Leichen entdeckt worden seien.[11]

Wirtschaft und Verkehr

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Es gibt in Isjum Maschinenbauunternehmen, optische Industrie und Möbelproduktion. Die Stadt ist ein Verkehrsknotenpunkt; sie liegt an der zweigleisigen Bahnstrecke Charkiw–Horliwka.

Sehenswürdigkeiten und Kulturgut

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In der Stadt befinden sich einige denkmalgeschützte Bauwerke, darunter die 1684 errichtete Christi-Verklärungs-Kathedrale (Preobraschenski sobor), eine Kreuzkuppelkirche mit fünf Türmchen. Sie ist ein Zeugnis des ukrainischen Barocks und ein Werk jener Bauhütte, aus deren Kreis 1689 in Charkiw die Maria-Schutz-Kathedrale (Pokrowski sobor) entstand. Eine Arkadur im Sockelbereich und Blendnischen zwischen den länglichen Fenstern zieren die Außenfassade des Bauwerks. Die Kirche gehört zu den bedeutendsten Kreuzkuppelbauwerken des ukrainischen Barock.[12]

Verwaltungsgliederung

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Im Juni 2019 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Isjum (Ізюмська міська громада Isjumska miska hromada). Zu dieser zählten auch die Dörfer Kamjanka, Sucha Kamjanka, Synytscheno und Tychozke,[13] bis dahin bildete die Stadt die gleichnamige Stadtratsgemeinde Isjum (Ізюмська міська рада Isjumska miska rada) im Zentrum des Rajons Isjum. Im Juni 2020 kamen noch weitere 11 in der untenstehenden Tabelle aufgelistete Dörfer zum Gemeindegebiet.[14]

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Isjum Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch
Babenkowe Бабенкове Бабенково (Babenkowo)
Bryhadyriwka Бригадирівка Бригадировка (Brigadirowka)
Fedoriwka Федорівка Фёдоровка (Fjodorowka)
Hlynske Глинське Глинское (Glinskoje)
Iskra Іскра Искра
Iwaniwka Іванівка Ивановка (Iwanowka)
Kamjanka Кам'янка Каменка (Kamenka)
Kramariwka Крамарівка Крамаровка (Kramarowka)
Lewkiwka Левківка Левковка (Lewkowka)
Pymoniwka Пимонівка Пимоновка (Pimonowka)
Rudnewe Рудневе Руднево (Rudnewo)
Sabawne Забавне Забавное (Sabawnoje)
Sucha Kamjanka Суха Кам'янка Сухая Каменка (Suchaja Kamenka)
Synytscheno Синичено Синичино (Sinitschino)
Tychozke Тихоцьке Тихоцкое (Tichozkoje)

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1897 1923 1926 1939 1959 1970 1979 1989 2001 2010 2018
Einwohner 13.108 9.414 9.490 34.859 37.595 51.603 60.516 64.334 56.114 52.821 48.368

Quelle: Cities & towns of Ukraine[15]

Söhne und Töchter der Stadt

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Commons: Isjum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. \"У нас в усіх просто закінчилося життя\". Як Ізюм оживає після російської окупації. Abgerufen am 16. September 2024.
  2. Толковые словари Даля, Ожегова, Ефремовой онлайн на русском языке. In: Glosum.ru. Abgerufen am 12. September 2022 (russisch).
  3. Fasmer, M.: Ėtimologičeskij slovar' russkogo jazyka. Progress-Verlag, Moskau 1986, Band 2, S. 124.
  4. Stadtgeschichte auf der Webpräsenz der Stadt (Memento vom 28. August 2016 im Internet Archive) (ukrainisch)
  5. Latest US intelligence assessment, 26. März 2022
  6. a b Birgit Virnich und Andrii Shvets: Isjum: Die Russen vertrieben - aber nicht das Misstrauen. In: tagesschau.de. Abgerufen am 29. November 2023.
  7. No safe way out of Izyum: ‘I can’t imagine how it will end’, The Guardian, 4. April 2022
  8. Russischer Rückzug auf breiter Front faz.net, 10. September 2022.
  9. Präsident Selenskyj bestätigt Fund von Massengrab in Isjum spiegel.de 16. September 2022.
  10. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/selenskyj-ukraine-massengrab-103.html
  11. Offenbar zwei weitere Massengräber in Isjum gefunden. In: Spiegel Online. 26. September 2022, abgerufen am 26. September 2022.
  12. Grigori Nikonowitsch Logwin (Hryhorij Nykonovyč Lohvyn): Ukraine und Moldawien. Ein Bildhandbuch. (= Kunstdenkmäler in der Sowjetunion), Edition Leipzig, Leipzig 1984, S. 404.
  13. Відповідно до Закону України "Про добровільне об'єднання територіальних громад" у Харківській області на територіях Ізюмського району та Ізюмської міськради Кам'янська сільська рада Ізюмського району рішенням від 05 червня 2019 року
  14. Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 725-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Харківської області"
  15. Cities & towns of Ukraine, Demographie ukrainischer Städte auf pop-stat.mashke.org (ukrainisch, englisch)
  16. Denys Kulakov, transfermarkt.com
  17. Denis Kulakov, soccerway.com