Ivan Đikić

kroatischer Molekularbiologe

Ivan Đikić (* 28. Mai 1966 in Zagreb) ist ein kroatischer Molekularbiologe und Direktor des Instituts für Biochemie II an der Goethe-Universität Frankfurt am Main[1].

Ivan Đikić, 2022

Nach dem Abschluss seines medizinischen Studiums an der Universität von Zagreb (1991, MD) verschrieb er sich der molekularbiologischen Forschung. Im Labor von Joseph Schlessinger am Medical Center der New York University fertigte er seine naturwissenschaftliche Promotion (Abschluss: PhD)[2] an. 1997 kehrte er zurück nach Europa, wo er am Ludwig Institute for Cancer Research in Uppsala (Schweden) seine erste eigenständige Forschungsgruppe aufbaute, bevor er 2002 den Ruf auf eine Professur für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Goethe-Universität Frankfurt annahm. Seit 2009 ist er Direktor des Instituts für Biochemie II an der Goethe-Universität Frankfurt, parallel war er 2009 bis 2013 Gründungsdirektor des Buchmann Instituts für Molekulare Lebenswissenschaften (BMLS). Seit 2002 baute er als affiliierter Professor an der Universität Split ein Labor auf. 2014 war er Vallee Foundation Visiting Professor an der Harvard University. Am 13. Februar 2017 erklärte er seinen Rückzug vom wissenschaftlichen Wirken in Kroatien. Er protestierte damit dagegen, dass der Bildungs- und Wissenschaftsminister Kroatiens Pavo Barišić nach der Aufdeckung eines Plagiats bei einer wissenschaftlichen Arbeit im Amt verbleiben konnte und dabei vom Premierminister Andrej Plenković gedeckt wurde.[3]

Ivan Dikics[4] frühe Arbeiten im Labor von Joseph Schlessinger an der New York University trugen dazu bei, die Signalweiterleitung durch Tyrosinkinasen im Detail zu verstehen. Er erkannte, dass über eine Modulation der Signalstärke die zelluläre Antwort auf ein Signal von außen entscheidend verändert wird. Er entdeckte, dass das kleine Protein Ubiquitin eine essenzielle Rolle bei der intrazellulären Signalbearbeitung spielt. Ubiquitin war damals bekannt als ein in allen Zelltypen vorhandenes Protein, welches kovalent mit anderen Proteinen verknüpft wird und diese dadurch zur Entsorgung im zellulären Schredder, dem Proteasom, markiert. Für die Entdeckung der Rolle von Ubiquitin am Proteinabbau wurde 2004 Aaron Ciechanover, Avram Hershko und Irwin Rose der Nobelpreis für Chemie verliehen. Ivan Dikic war maßgeblich daran beteiligt, weitere Funktionen und Mechanismen dieses zentralen post-translationalen Modifikationssystems aufzuklären. Seine Gruppe identifizierte mehrere Ubiquitin-Bindungsstellen (Ubiquitin Binding Domains) an Proteinen und er entdeckte gemeinsam mit Koraljka Husnjak einen bis dato unbekannten Ubiquitin-Rezeptor am Proteasom (RPn13)[5][6][7] bislang war lediglich der Rezeptor RPn10 bekannt. Er befasst sich mit der Rolle von Ubiquitin bei Rezeptor-vermittelter Endozytose, im Immunsystem, bei der DNA-Reparatur und dem Proteinabbau in Proteasomen. Die Forschung hat unter anderem Anwendungen bei der Aufklärung molekularer Mechanismen der Krebsentstehung und liefert Angriffspunkte für die Medikamentenentwicklung.

Mit Kollegen klärte er 2011 auf, welche molekularen Mechanismen der zellulären Antwort auf Salmonellen-Infektionen zugrunde liegen. Hierbei wird unter anderem die selektive Autophagozytose angestoßen, ein Signalweg, bei dem Ubiquitin eine zentrale Rolle spielt. Der Gruppe von Ivan Dikic gelang es, einen Autophagozytose-Rezeptor zu identifizieren, der die Beseitigung von Ubiquitin-markierten Salmonellen reguliert.[8][9] Nach dem Eindringen in Zellen der Darmwand werden Salmonellen mit Ubiquitin versehen und damit für die Entfernung gekennzeichnet. Infolgedessen werden die Salmonellen von speziellen Membranvesikeln, sogenannten Autophagosomen, umschlossen, vermittelt durch den Autophagozytose-Rezeptor Optineurin. Die Autophagosomen fusionieren mit Lysosomen und ihr Inhalt wird durch lysosomale Enzyme abgebaut. Dikic und Kollegen fanden, dass eine Phosphorylierung von Optineurin durch die Proteinkinase TBK 1 der entscheidende Schritt zur Aktivierung des Rezeptors für die Beseitigung von Salmonellen ist. Um die molekularen Vorgänge nach einer bakteriellen Infektion umfassender zu verstehen, bestimmten die Gruppen von Ivan Dikic und Christian Behrends mittels quantitativer Massenspektrometrie die Ubiquitinierungsvorgänge, die das Eindringen der Salmonellen in der Wirtszelle hervorruft. Die Erkenntnisse können angesichts der immer häufiger vorkommenden Resistenzen bei der Entwicklung neuer Antibiotika gegen Salmonellen und beim Verständnis anderer Autophagozytose-Prozesse in der Zelle helfen. Unter Leitung von Dikic entstand 2015 einen Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Autophagie (SFB 1177).[10]

Auszeichnungen und Mitgliedschaften (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. ibcii - Institute of Biochemistry II. In: www.biochem2.de. Abgerufen am 14. Oktober 2016.
  2. Institute of Biochemistry II. In: www.biochem2.com. Abgerufen am 14. Oktober 2016.
  3. "ZBOGOM" Ivan Đikić zbog Andreja Plenkovića napušta Hrvatsku. Auf: index.hr, 13. Februar 2017
  4. DFG, Forschungsschwerpunkte Ivan Dikic, zum Leibniz-Preis 2013.
  5. Würdigung Leibniz-Preis
  6. K. Husnjak, S. Elsasser, N. Zhang, X. Chen, L. Randles, Y. Shi, K. Hofmann, K. J. Walters, D. Finley, I. Dikic: Proteasome subunit Rpn13 is a novel ubiquitin receptor. In: Nature. Band 453, Nummer 7194, Mai 2008, S. 481–488, doi:10.1038/nature06926. PMID 18497817, PMC 2839886 (freier Volltext).
  7. Professor Ivan Dikic solved "Nobel mystery". 2008, zum Nature Artikel
  8. P. Wild, H. Farhan, D. G. McEwan, S. Wagner, V. V. Rogov, N. R. Brady, B. Richter, J. Korac, O. Waidmann, C. Choudhary, V. Dötsch, D. Bumann, I. Dikic: Phosphorylation of the autophagy receptor optineurin restricts Salmonella growth. In: Science. Band 333, Nummer 6039, Juli 2011, S. 228–233, doi:10.1126/science.1205405. PMID 21617041, PMC 3714538 (freier Volltext).
  9. Intestinal cell defense mechanism against bacteria, EurekaAlert, 2011
  10. Anne Hardy: SFB zur selektiven Autophagie bewilligt. Universität Frankfurt, 25. November 2015.
  11. Ernst-Jung-Preis für Medizin, Preisträger 2013 (Memento vom 10. März 2013 im Internet Archive) bei der Jung-Stiftung (jung-stiftung.de); abgerufen am 9. Januar 2013.
  12. Ivan Dikic will receive the William C. Rose Award 2013 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de); abgerufen am 3. November 2012.
  13. Hochrangiger Forschungspreis für Frankfurter Biochemiker. auf: welt.de, 6. Dezember 2012.
  14. Mitgliedseintrag von Prof. Dr. Ivan Dikic (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 4. Juli 2016.
  15. Informationsdienst Wissenschaft: Ivan Dikic erhält AACR-Preis für herausragende Leistungen in der Krebsforschung.