József Debreczeni
József Debreczeni ist das Pseudonym von József Bruner (geboren 13. Oktober 1905 in Budapest; gestorben 26. April 1978 in Belgrad). Er war ein ungarischer Schriftsteller, Journalist und Holocaustüberlebender im Außenlager Dörnhau des KZ Groß-Rosen, der nach seiner Emigration in Jugoslawien arbeitete. International bekannt wurde er durch die Wiederentdeckung und Übersetzung seines autobiografischen KZ-Berichts (Deutsche Ausgabe: Kaltes Krematorium) in den 2020ern.
Leben
BearbeitenSeine Familie floh 1919 vor dem Weißen Terror, der nach der Niederwerfung der Ungarischen Räterepublik entstand und sich auch gegen jüdische Einwohner richtete, aus Budapest nach Sombor im Königreich Jugoslawien. Dort absolvierte er die weiterführende Schule und wählte für erste literarische Schritte das Pseudonym József Debreczeni im Gedenken an den Herkunftsort Debreczen der Bruners.[1] Bis zum Erlass der antijüdischen ungarischen Rassegesetze im Jahr 1938 arbeitete er für zwei große Zeitungen in Ungarn (Napló 1925–32 und Ünnep ab 1933–38). 1938 zog er in die Region Batschka, die nach dem Balkanfeldzug 1941 von Ungarn annektiert wurde. Als Jude musste er ab 1941 dann Zwangsarbeit in einem ungarischen Arbeitsbataillon leisten. Im April 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert und kam von dort für das Projekt Riese der Organisation Todt in die Außenlager Falkenberg, Schloss Fürstenstein und Dörnhau des KZ Groß-Rosen. In Dörnhau wurde er, an Flecktyphus erkrankt, von der Roten Armee befreit und versorgt. 1950 veröffentlichte er seinen Bericht über die KZ-Haft in dem Buch ‘‘Hideg Krematórium. Auschwitz regény‘‘ einem damals wenig beachteten Werk.[2][3]
Nach der Befreiung zog er nach Belgrad und arbeitete für die Tageszeitung Magyar Szó, führende Belgrader Zeitungen sowie den Radiosender Novi Sad. Er wurde ein erfolgreicher Dramatiker und Dichter und starb 1978 in Belgrad. Er wurde mit dem Hid-Preis für ungarische Literatur ausgezeichnet. In den 2020ern wurde sein KZ-Bericht wiederentdeckt und in zahlreiche Sprachen übersetzt.[4][5]
Werke
Bearbeiten- Miss Universum (1929) (satirischer Roman)
- Illetlen utca (Drama, 1933, dt.: Die Straße der Unsittlichkeit)
- Az első félidő (Jugendroman, 1939, dt.: Die erste Hälfte)
- Tündöklő tájon (Gedichte, 1949, dt.: In einer glitzernden Landschaft)
- Hideg krematórium (Holocaustbiografie, Belgrad, 1950, Kaltes Krematorium – Bericht aus dem Land namens Auschwitz. Übersetzt von Timea Tankó, S. Fischer, 2024, ISBN 978--3-10-397544-4.)
- Vacsoracsillag (Gedichte, 1952, dt.: Abendstern)
- Hihetetlen nyár (Roman 1955, dt.: Unglaublicher Sommer)
- Belgrádi éjfél (Gedichte, 1958, dt.: Mitternacht in Belgrad)
- Emberhús (Kurzgeschichten 1958, dt.: Menschenfleisch)
- Csodabolt (Prosa, 1959, dt.: Wunderladen)
- Szamár a hegyen (Satire, 1962, dt. Esel auf dem Berg)
- Dal legyen a jel (Gedichte, 1966, dt.: Das Lied sei das Signal)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Biografische Notiz. In: Kaltes Krematorium, S. Fischer, 2024, ISBN 978-3-10-397544-4, S. 264.
- ↑ Biografische Notiz. In: Kaltes Krematorium. S. 264 f.
- ↑ Guido Kalberer: «Die Deutschen sind das Volk der Musiker, der Denker – und der Sadisten», schrieb József Debreczeni. Die Brutalität in den Lagern der Nazis dokumentierte er bis ins hinterletzte Grauen. Neue Zürcher Zeitung, 3. Dezember 2024, aufgerufen am 2. Januar 2025.
- ↑ Alexander Cammann: Der entscheidende Augenblick verflog unerkannt zwischen den anderen. Zeit, 25. November 2024, aufgerufen am 3. Januar 2025.
- ↑ Cold Crematorium makes NYT list of 2024's top 10 best books. Hungarian Literature online, 4. Dezember 2024, aufgerufen am 3. Januar 2025.
Personendaten | |
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NAME | Debreczeni, József |
ALTERNATIVNAMEN | Bruner, József (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | ungarisch-jugoslawischer Journalist und Autor |
GEBURTSDATUM | 13. Oktober 1905 |
GEBURTSORT | Budapest |
STERBEDATUM | 26. April 1978 |
STERBEORT | Belgrad |